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Inhalt der Vorlesung

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Title: Inhalt der Vorlesung


1
  • Inhalt der Vorlesung
  • Geschichte des Strafrechts
  • das allerdings früher anders war als das heutige
    Strafrecht
  • nicht nur im Inhalt der Strafrechtsnormen (z. B.
    andere Strafen Todes-, Leibes-, Ehrenstrafen,
    andere Verbrechenstatbestände Unzucht mit
    Tieren, Hexerei, andere Verfahrensordnung
    Folter)
  • sondern auch in seiner Qualität
  • z. B. verbunden mit Religion (Fundamentalismus)
  • z. B. verbunden mit Volksbräuchen (und
    Aberglauben Blut des Hingerichteten)
  • z. B. verbunden mit Leiblichkeit
    (Unmittelbarkeit) und daher Bildhaftigkeit
  • Daher Geschichte als Herausbildung des heutigen
    Strafrechts
  • Wozu daher Rechtsgeschichte?
  • Staunen und Sensation - Bildung besseres
    Verstehen der Gegenwart

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  • Germanisches Recht
  • Zu Rn 2-3
  • Problem der Ideologisierung Germane
    eigentlich Begriff der Sprachwissenschaft,
    historisch nur einzelne Stämme (vor allem Goten,
    Landobarden, Franken, Sachsen, Alemannen
    Sueben)
  • Germania ab 295 Bezeichnung für die
    linksrheinischen Provinzen (in denen auch Römer
    lebten) Einbindung der germanischen Stämme als
    foederati in das römische Heer, auch
    germanische Heerführer mit rechtlichen
    Kompetenzen nach römischem Recht dann
    Landzuteilung und daraus Ausbildung von
    Teilkönigreichen
  • Brüder Grimm Frau Holle Holda
  • ZRG Germ.Abt. / Kanon. Abt. / Rom. Abt. aber
    Problem der Christianisierung der Germanen, zudem
    Einfluss römischen Denkens später Problem der
    Rezeption des römischen Rechts
  • Vergleich mit Naturvölkern (akephalen Stämmen)
    Rechtsethnologie

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  • Beispiel Gregor von Tours (538/9-594) Zehn
    Bücher Geschichten (Geschichte der Franken)
    VII 47, IX 19 Fehde des Sichar 585 (Rn 15)
  • Zu Rn 7
  • Vgl. Publius Cornelius Tacitus (58-nach 116)
    Germania (um 100) (SKRIPTUM)
  • Theorien zur Entstehung der Todesstrafe
    (SKRIPTUM)
  • (1) Sakraltheorie (Amira)
  • bei Neidingswerken ritualisierte Opferung des
    Täters an beleidigte Gottheit allerdings nur in
    Lex Frisionum (802/03, also christlich) nicht
    bei Missionen auch sonst abzulehnen kein
    hoher Götterglaube, sondern eher dämonische
    Gestalten (sowohl die Wanen der Landbevölkerung
    Tyr, Nerthus, Njord, Freiyja als auch die
    Asen der Kriegerbünde Odinn/Wodan, Dorr/Donar,
    Loki/Lohe, Baldr/Balder, Frigg/Frija kein
    Rechtsgott)
  • (2) Magietheorie (Rehfeldt)
  • Wiedergutmachungs-, Reinigungszauber für
    Diebstahl rituelles Hängerecht bei Missbrauch des
    sakralen Stehlrechts der Initianden
  • (3) Theorie der lebenden Toten (Hasenfratz)
  • Ausstoßung aus Lebenswelt und Zuordnung zur Welt
    der Toten

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  • Missetäter als Wolf (Schild Kroeschell-FS 1997,
    999) (Rn.7)
  • Friedlosigkeit gerit caput lupinum (trägt das
    Wolfshaupt) Vorstellung des Werwolfs
    (Mannwolfs)
  • Sippenjustiz
  • über Sippenangehörige und Unfreie durch
    Ältestenrat oder durch pater familias bis hin
    zur Tötung und Ausstoßung auch Aufnahmerecht bei
    Kindern

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  • 2. Fränkische Zeit
  • Eigentlich problematische Einteilung, weil seit
    496 (Chlodwig) christianisiert und daher Beginn
    einer Entwicklung, die bis in das hohe
    Mittelalter reicht deshalb hier auch
    Einbeziehung späterer Zeit
  • 1. Allgemeines
  • König
  • Kephalisierung personaler Staat
    (Königsfrieden)
  • Heerkönigtum auch unter römisch-rechtlichem
    Einfluss (als römische Heerführer und
    Statthalter)
  • Interesse an Einheit und Frieden innerhalb der
    Gemeinschaft daher Kampf gegen Fehden
  • Königsheil als Sippenheil, dann heiliger Ahn
  • Auf- und Ausbau einer Disziplinargewalt über die
    Gefolgschaft, auch über das gesamte Volk
    (Untertaneneid), auch über Kleriker orientiert
    am römischen Recht

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  • 2. Formen des Strafrechts
  • (1) Fehde
  • Aber Versuch der Könige, sie einzuschränken
    durch Eröffnung eines Verfahrens vor dem
    Königsgericht allmähliche Erzwingung des
    Erscheinens vor Gericht (bannitio,
    Aus-dem-Frieden-Stellen, Strafandrohung wegen
    Verrats s.u.) König als Vermittler,
    Schiedsrichter und Richter vgl. Rn.25
  • (2) Kompositionensystem (Rn.8-10)
  • Vorgesehen in den Leges Barbarorum
    (Volksrechte, obwohl auf Initiative des Königs
    von Klerikern geschrieben) nur für Freie (die u.
    U. für Schädigung durch ihre Unfreien haften)
    compositio Buße, Sühne Wiedergutmachung
    (Vergeltung) (missverständlich Abkauf der
    Rache) Erfolgshaftung, aber bereits Typisierung
    von Fahrlässigkeitstaten daher auch Orientierung
    am Opfer(schaden) Summen so hoch, dass
    Kollektivhaftung u.U. Selbstverknechtung auch
    Hilfe durch Kirche

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  • (3) Unfreienrecht (Rn.12)
  • (4) Peinliches Strafrecht (Rn.13-18)
  • These von Erfindung des Strafrechts in den
    Gottesfrieden (Achter)
  • Aber schon bei Merowingern gegeben auch gegen
    Freie und Romanen Einfluss des römischen Rechts
    (Militärgewalt) und des Christentums (lex
    talionis Rn.18) auf die Rechtsstellung des
    Königs ulcio (Rache) gegen Hochverräter
    (Untreue) inhaltlich durch Christianisierung
    zunehmend Abstellen auf Missachtung christlicher
    Werte (Inzest, Bigamie, Verwandtentötung,
    überhaupt Tötung, Zauberei und Aberglaube) auch
    Übernahme römischer Rechtsvorstellungen reiche
    eigene Gesetzgebung durch Kapitularien Versuch
    eines Gottesstaates auf Erden nach
    missverstandenen Augustinus zur Idee der
    Gottesfrieden s.u.
  • Auch Ansätze einer Friedenssicherung (Polizei)
    Abschreckungsmaßnahmen (Errichtung von Galgen),
    Rügeverfahren (nach kirchlichem Sendgericht)

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  • 3. Veränderungen durch das Christentum
  • 496 Taufe des Frankenkönigs Chlodwig (dadurch
    Vormachtsstellung gegenüber den anderen Stämmen,
    die Arianer blieben)
  • Christlicher Gott auf Recht und Ordnung bezogen
    Schöpfung als Rechtsordnung, Christus als Richter
  • König als Stellvertreter Gottes auf Erden,
    deshalb notwendige Konkurrenz zu Papst

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StrG
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  • später (vor allem in der Reformation) Theorie
    der christlichen Obrigkeit nicht mehr
    Stellvertretung, sondern Beauftragte Gottes (von
    Gottes Gnaden) Auftrag zur Bewahrung der
    anvertrauten Untertanen vor dem
    (alttestamentlich-) göttlichen Zorn wegen der
    Sündhaftigkeit (bereits unter den römischen
    Kaisern Ketzergesetzgebung)
  • Aber auch weltlicher Richter parallel zu Christus
    am Jüngsten Gericht gedacht

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  • 4. Verfahren
  • (1) Fehde als Verfahren
  • (2) Verfahren vor der Volksversammlung (thing,
    ding) (Rn.19, 21)
  • Klage (Vorwurf) durch geschädigte Partei, deshalb
    grundsätzlich mögliche Reinigung des Beklagten
    durch Eid (mit Eideshelfer) keine
    Wahrheitsermittlung, sondern soziale
    Konfliktlösung zweizüngiges Urteil
    (Beweisanordnung) anfangs mannitio (Ladung),
    später bannitio (Vorladung) mit möglicher
    Konsequenz einer Ächtung und Bannung Leitung
    thungin, Urteil vom Umstand gefunden
    Malstatt
  • (3) Verfahren vor dem Königsgericht (Rn.20)
  • Meist gegen Vasallen, daher wegen Verrats
    orientiert am römischen Prozessrecht wegen crimen
    (laesae) maiestatis, deshalb zulässig auch
    Untersuchung, Folter und willkürliche Strafen
    (ulcio) auch bei Rechtsverweigerung Richten
    nach Gnade justitia und aequitas kein
    Klageprozess auch Rechtsmittelgericht

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  • (4) Verfahren vor dem vom König eingesetzten
    Gericht (Rn.20)
  • Bei Hochgerichtssachen (causae maiores) Richter
    (iudex) Graf als Vertreter des Königs Urteil
    gefunden von Schöffen (scabini), aber möglich
    Urteilsschelte grundsätzlich Klageprozess
    Prozessgefahr, daher Vertretung durch
    Fürsprecher
  • Bei Niedergerichtssachen (causae minores) Richter
    Schultheiß, Zententar, Vogt ebenfalls Schöffen
    als Urteilsfinder
  • Rituelle Hegung, heiliger Ort (oft unter Bäumen
    Gerichtslinde, Eiche), Richtersymbole
  • Öffentlichkeit

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  • Vorlesung 4.6. entfällt
  • Dafür
  • Vorlesung Dienstag 9.6.
  • Vorlesung Dienstag 16.6.
  • Ab 18.6. normal

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  • Allmählich Veränderung der Rechtsstellung der
    Parteien in manchen Fällen Zulassung einer
    Überführung des Beklagten durch Klägereid (mit
    Eideshelfer) auch Kampfklage
  • Auch Ansätze zu einem Rügeverfahren
    (Rügeschöffen nach Vorbild Sendgericht)
  • (5) Handhaftverfahren (Rn.22) (SKRIPTUM)
  • (6) Verfahren mit der bzw. gegen die tote Hand

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  • 5. Beweisverfahren
  • Nicht Untersuchungsgrundsatz (Suche nach
    materieller Wahrheit), sondern nach sozialem
    Ausgleich und Befriedung
  • (1) Eid mit Eideshelfer
  • Ursprünglich bedingte Selbstverfluchung auf
    Waffe, nun Anrufung Gottes oder eines Heiligen
    strenge Formalien (Prozessgefahr)
  • Eideshelfer keine Tatzeugen, sondern
    Leumundszeugen im Handhaftverfahren
    Schreimannen als Zeugen der Handhaft für
    Fremde Schwurgenossenschaften (Gilden)
  • setzt Eidesfähigkeit voraus (Alter, geistige
    Gesundheit, Freiheit, Rechtlichkeit), daher nicht
    Kinder, Wahnwitzige, Unfreie, Rechtlose
    (landschädliche Leute), oft auch Frauen Schelten
    des Eides begründet Zweikampf
  • Bei Eidesunfähigkeit u.U. Vertretung durch
    Vormund sonst Zweikampf oder Gottesurteil (s.u.)
  • Immer Problem der Glaubwürdigkeit Verführung zu
    Todsünde

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  • (2) Zweikampf
  • Ursprünglich Ersatz der Fehde durch
    Stellvertreter vor Gericht dann vom Gericht
    vorgesehene Entscheidung des Streits schließlich
    vom Gericht als Beweismittel vorgesehen
  • Voraussetzung Kampffähigkeit (u.U. auch
    Rechtlose, aber nicht landschädliche Leute),
    Stellvertretung möglich (vor allem Frauen, Kinder
    und Alte)
  • Ursprünglich der Stärkere hat Recht nun Gott
    gibt die Kraft zum Sieg dem Unschuldigen, auch
    wenn der Schwächere vgl. AT (David Goliath)
    Wagner Lohengrin
  • Vorgesehen, wenn kein Eid möglich oder
    Eidesbeweis misslingt (bei Unfreien ersetzbar
    durch Gottesurteil)
  • Kampfklage (Kampfesgruss) verlegt
    Reinigungseid ausgerichtet an Handhaft z.B.
    Kampf mit toter Hand, gegen toten Mann
  • Auch hier strenge Regeln
  • Ersetzt durch Kerzenprobe, Kreuzprobe (später als
    Kreuzverunehrung verboten)

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  • Immer Kritik durch Kleriker Verstoß gegen
    Tötungsverbot (wie Gladiatoren, Turnier)
    Niederlage kein Zeichen für Ungerechtigkeit
    (Märtyrer) Kritik vor allem in den Städten
    (Privilegien) deshalb 1215 IV. Laterankonzil
    (Papst Innozenz III.) Verbot der Mitwirkung von
    Geistlichen allmähliches Ende der Zweikämpfe
    (außer Duell)

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  • Zunehmende Bedeutung des Gestehens der Tat
    (confessio regina probationum)
  • Konsequenz des Schuldprinzips vgl. auch Beicht-
    und Bußdisziplin Zusammenhang mit
    Individualgericht und Fegefeuerstrafen (weil
    durch Reue und Ãœbernahme der irdischen Strafe
    Abbüßung) wichtig auch wegen der Notorietät
    (Öffentlichmachung, Wahrheit muss an den Tag
    treten, klarer als das Sonnenlicht) im
    kanonischen Recht Problem, dass gültig nur bei
    Freiwilligkeit (d.h. nicht gezwungen)
  • Strengbeweis (Beweisregeln) d.h. keine freie
    Beweiswürdigung

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  • Folter (Rn.79-84)
  • Dann durch Privilegien ausgedehnt auf Verfolgung
    der Bürger in den Städten
  • In Deutschland erstmals in Bischofsstädten 1321
    Augsburg, 1322 Straßburg)
  • Strittig, ob selbständig in Deutschland
    entstanden oder durch Rezeption übernommen (vgl.
    R/J 83)
  • Notwendigkeit einer rechtlichen Regelung durch
    die kanonistische und legalistische
    Rechtswissenschaft, vor allem Italiens durch die
    Rezeption auch in Deutschland anerkannt (vor
    allem Bambergensis 1507, Carolina 1532)
  • Dadurch Folter als anerkanntes Rechtsinstitut

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  • Gründe für Einführung der Folter als
    Rechtsinstitut
  • Ausfall der traditionellen Beweismittel, deshalb
    Beweisnot
  • Geständnis bedeutet Notorietät der Tat und
    Manifestation des Täters, deshalb als wahr
    bewiesen
  • Die allgemeinen Regeln des Folterrechts begründen
    vernünftige Rechtsfindung eigentlich
    Indizienbeweis
  • Schmerzen als Wahrheitsgaranten
  • confessio (auch Beichte) löst Verstrickung in
    das Böse (Verstocktheit)
  • Schwächung des Körpers (der Hartnäckigkeit)
    ermöglicht Freisetzung der Seele und ihrer
    Wahrheit hin zu Gott
  • Hilfe Gottes für den Unschuldigen, die Folter zu
    überstehen
  • Hilfe Gottes für die Richter, die Wahrheit zu
    finden
  • Legitimation des neuen Inquisitionsverfahrens
    (Peters)
  • Abstufung des Verdachts (Foucault)

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  • Daher
  • Zweck der Folter in der Theorie nicht
    Geständniserpressung
  • Sondern Ermittlung der Wahrheit der
    Verdachtsgründe
  • - Bestätigung des Verdachts durch Geständnis,
    dann auch formale Voraussetzung eines Beweises
    erfüllt
  • Reinigung (purgatio) von diesem Verdacht und
    Freilassung Reinigungsfolter (ähnlich dem
    Gottesurteil)
  • aber nur als absolutio ab instantia
  • - Kampffolter
  • Und in der Praxis ?
  • Daher Hinweis auf bewährte Tradition ein Grund
    für fortdauernde Anerkennung als Rechtsinstitut
    (trotz aller Kritik)
  • Regeln des Folterrechts
  • Persönliche Ausnahmen

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  • Regeln des Folterrechts
  • Persönliche Ausnahmen
  • Nur bei mit schwerer Strafe bedrohten Missetaten
  • Beweis des corpus delicti
  • Keine andere Beweisführung möglich d.h. keine
    Aussage zweier Zeugen, kein vorliegendes
    überzeugendes Geständnis
  • Vorliegen von Indizien (Anzeygungen,
    Wahrzeychen)
  • Aktenversendungsverfahren
  • Verbot von Suggestivfragen in der Folter
  • Geständnis als Erzählen der Tatbegehung und der
    Motive
  • Verifikation der gestandenen Umstände
  • Spontane Wiederholung des Geständnisses

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  • Methoden der Folter
  • Carolina nach Stärke des Verdachts, Situation,
    Persönlichkeit, Ermessen eines vernünftigen
    Richters
  • In der Wissenschaft Ausarbeitung
    unterschiedlicher Grade und Formen meist
    folgendes Schema
  • Territio verbalis Erschrecken durch Worte
    Vorzeigen der Geräte, Schmerzensschreie, Drohen
    mit Durchführung, Entkleiden und Haareabrasieren
    (Degradierung)
  • Territio realis Anlegen der Daumenschrauben
  • Tortur (tormenta) ersten Grades Daumen-,
    Beinschrauben
  • Tortur (tormenta) zweiten Grades trockener (d.h.
    ohne Blutvergießen) Zug
  • Tortur (tormenta) dritten Grades Feuerfolter
  • Erfundene Phantasiemethoden

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  • Folter in Hexereiverfahren

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  • Hexereiverfolgung
  • R/J 141-149
  • Verbrechen maleficium, veneficium Zauberei/
    Hexerei
  • Name hagazussa, Unhold, Trude, Töversche
  • Unterschiedliche Dimensionen Vorstellung im
    Glauben Begriff in Theologie Verbrechen in
    Jurisprudenz
  • Zwei Verbrechenstatbestände
  • (1) Schadenszauber also Schädigung von Mensch,
    Tier, Natur wie andere Verbrechen auch (daher
    Ersatz durch Bußleistungen)
  • Aber trotzdem Mittel Zauber und damit verbunden
    mit Theorie der Magie (dämonisches Individuum
    aus Antike Lamien, magische Kraft, magische
    Hilfsmittel und Zeremonie schließlich Mitwirkung
    von Dämonen)

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  • Als (schädigender) Zauber Annäherung an andere
    Zauberei, die aber mangels Schädigung
    ursprünglich nicht verfolgt wurde, allmählich
    aber auch als Zauberei suspekt und strafwürdig
    wurde (vor allem seit Mitwirkung von Dämonen)
    dann auch strafbar Totenbeschwörung, Wahrsagen
  • Strafbar dann selbst weiße (heilende) Magie
  • Einzeltäter, oft Männer
  • Tradition der Carolina (1532)

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  • (2) Umgehen mit dem Teufel abgeleitet aus
    Ketzereibegriff, daher mit Teufelspakt im 14.Jh.
    Ketzerei verbunden mit Schadenszauber (aber
    Schädigung bereits im Teufelspakt enthalten,
    deshalb als Vorbereitungsdelikt ausgestaltet)
  • Bedeutung des Malleus Maleficarum des Heinrich
    Institoris (1487) zwar Teufelspakt, aber
    Schädigung, deshalb weltliche Gerichtsbarkeit
    zuständig
  • ursprünglich Zauberhandlungen und andere
    Aktivitäten als teuflischer Schein / Fiktion
    ausgeschlossen (Canon episcopi 906 Ritt mit
    Diana Bestandteil des Kirchenrechts), dann in
    der Scholastik zunehmend als Realität anerkannt
    deshalb neue Sekte der Hexenleute (für die der
    Canon episcopi nicht gilt) am Basler Konzil
    (1431-1449) Ausarbeitung des elaborierten
    Hexereibegriffs (Teufelspakt Buhlschaft
    Teufelsverehrung am Sabbat Flug durch die Luft
    Tierverwandlung)

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  • wegen Ketzereibezugs Ãœbernahme des
    Verratsgedankens und dadurch Verratsprozess (mit
    Denunziation durch Mittäter, Folter) weil
    Bandendelikt Besagungen begründen
    Verfolgungswellen
  • Erstmals Gesetzestatbestand in Kursächsische
    Konstitutionen (1572), dann Verbreitung auch in
    katholischen Ländern (z.B. Bayern)

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  • Schlierbacher Ketzertafel
  • Taten des und Prozess gegen den Sauschneider
    Daniel Mair 1657

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  • Hexereiverbrechen als crimen mixti fori zunächst
    verbunden mit kirchlicher Ketzerinquisition seit
    Ende des 15.Jh. (s.o. Bedeutung des Malleus
    maleficarum) aber weltliche rechtliche
    Verfolgung Carolina (1532) Schadenszauber,
    Kursächsische Konstitutionen (1572) Umgehen mit
    dem Teufel
  • Strafe Feuertod, im Gnadenweg heimliches Töten
    vor Verbrennung, Enthaupten, Stadtverweisung
  • Hexereiverbrechen als crimen exceptum dadurch
    Verfahrensbesonderheiten (s.u.)
  • Hexereiverbrechen als Frauendelikt 75 weiblich
    (auch Mädchen) Männer oft als Werwölfe verfolgt
  • Kritiker Johann Weyer, Friedrich Spee SJ,
    Balthasar Bekker
  • Verfahrenswellen und Beendigung R/J 147, 148

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  • Folter in Hexereiverfahren
  • Unterschiedlich, je nach gesetzlicher Regelung
  • (1) Regelung der Carolina 1532 Schadenszauber
  • (2) Regelung der Kursächsischen Konstitutionen
    1572 Umgehen mit dem Teufel
  • Konsequenzen für das Folterrecht
  • (1) Schadenszauber weiterhin corpus delicti,
    Indizien
  • (2) Umgehen mit dem Teufel
  • kein corpus delicti wie bei anderen crimina
    occulta atrocissima vergleichbar crimen laesae
    majestatis divinae als Vorfeldkriminalität/
    Feindstrafrecht/ Kampf gegen Terroristen
  • keine Indizien außer Hexenproben, z.B.
    Nadelprobe, Tränenprobe, Wasserprobe (Hexenbad)

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  • Ergebnis
  • - Regelungen des Folterrechts (vor allem der
    Carolina) versagen
  • - Maßgebend nur subjektive Einstellung der
    Verfolger
  • - Grenzenlose Gewalt

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  • Konsequenz
  • - Unwahrheit des Geständnisses als Tatschilderung
  • - Mögliche Wahrheit des Geständnisses als
    Offenbarung des inneren Willens/ des subjektiven
    Glaubens/ des Wahns
  • - Kritik der Folter wegen dieser
    Grenzenlosigkeit Friedrich Spee SJ Cautio
    Criminalis seu Liber de processu contra sagas
    (1631)
  • Aber Folter Unrecht, weil Missbrauch des
    Folterrechts, das an sich in anderen Verfahren
    weiterhin anerkannt blieb
  • - Trotz Kritik der Folter in Hexereiverfahren
    weiterhin ihre Anerkennung als notwendiges Mittel
    in anderen Verfahren
  • - Aber schärfere Voraussetzungen und genauere
    Begrenzung der Durchführung
  • Folterbilder der Constitutio Criminalis
    Theresiana 1768

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  • Verzicht auf Folter möglich, weil
    außerordentliche Bestrafung zunehmend vorgenommen
  • Auch Verdachtsstrafen, Ungehorsamsstrafen
    zulässig
  • Schließlich auch Verhängung der ordentlichen
    Strafe (Todesstrafe) zulässig aufgrund
    Indizienbeweises (freie Beweiswürdigung statt
    Beweisregeln)
  • Mögliche Abschaffung durch grundlegende
    Veränderungen (vor allem Naturrecht und
    Aufklärung, s.u.)

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  • Prozess der Carolina (1532)
  • R/J 94-112

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  • Prozess der Carolina (1532)
  • Vorgängerin Bambergensis (1507) Freiherr Johann
    von Schwarzenberg (1465-1528)
  • Entstehungsgeschichte Initiative der Stände und
    des Reichskammergerichts gegen Missstände im
    Verfahren (bezüglich Folter) (Feindstrafrecht,
    auf Bürger ausgedehnt) 1498 Beschloss auf
    Freiburger Reichstag, 1532 Verabschiedung auf
    Regensburger Reichstag
  • Wie Bambergensis Rezeptionsgesetz vor allem
    Indizienlehre der Folter primär
    Verfahrensgesetz nur subsidiäre Geltung
    (salvatorische Klausel)
  • Zum materiellen Recht R/J 100-102

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  • Zum Verfahrensrecht R/J 103-110
  • --- als processus ordinarius (An)Klageprozess,
    aber Haftung des (An)Klägers aber auch hier
    Folter möglich in der Praxis Inquisitionsverfahre
    n, das auch geregelt ist
  • --- Entscheidung bereits auch durch den Richter
    (gemeinsam mit Schöffen)
  • --- Beweisrecht Verurteilung nur zulässig, wenn
    Haupttatsachen (d.h. für Schuld- und Straffrage
    unmittelbar erheblich) durch zwei Zeugenaussagen
    oder durch Geständnis bewiesen (allerdings
    Schluss vom Äußeren auf den Vorsatz praesumtio
    doli ex illicito actu) sonst bei Beweis nur von
    Hilfstatsachen (Indizien, die einen Schluss auf
    die Tatbegehung zulassen) Zulässigkeit der
    Folter Indizienlehre allgemein und für bestimmte
    Delikte (auch Schadenszauberei)
  • --- Ratsuchen (Aktenversendungsverfahren)
  • --- endlicher Rechtstag Problem, wenn Geständnis
    widerrufen wird (R/J 106) strittig, ob nur
    Spektakel oder Theater des Rechts (vgl. R/J
    110)
  • --- Verurteilung aufgrund von Indizien nur zu
    poena extraordinaria (vor allem Verweisung)
    Verdachtsstrafe

131
  • Fortwirken der Carolina R/J 111-112
  • Entwicklung des Verfahrensrechts R/J 129-133
  • --- Inquisitionsprozess in der Praxis wichtig
    mit der Folteranordnung geht Akkusationsprozess
    über
  • --- Foltertheorie
  • --- Entwicklung eines Berufungsrechts
    Nullitätsklage im Jüngsten Reichsabschied 1654
  • --- Summarisches Verfahren in Verrats- und
    Hexereiverfahren crimina excepta summarie et
    de plano, sine strepitu et figura judicii zu
    verfahren (R/J 133)

132
  • Entwicklung in der Theorie R/J 113-117
  • --- Humanismus nur sekundäre Bedeutung, weil
    zunehmende Begrifflichkeit und Säkularisierung
    der Straftheorie
  • --- Tiberius Decianus (1509-1582) Tractatus
    criminalis (1590 posthum) Begriff der Straftat
    delictum est factum hominis dolo vel culpa a
    lege vigente sub poena prohibitum, quod nulla
    iusta causa excusari potest (R/J 113)
  • --- Petrus Theodoricus (1580-1640) Judicium
    criminale (1618) bereits Allgemeiner Teil
    maßgebend areligiöse Präventionsgesichtspunkte
    (Bestrafung zur Besserung, zur Erhaltung der
    allgemeinen Sicherheit, zur beispielshaften
    Abschreckung anderer von entsprechender
    Verderbnis und zur Genugtuung)
  • --- Benedict Carpzov (1595-1666) Leipziger
    Schöppenstuhl Practica nova imperialis Saxonica
    rerum criminalium (1635) Peinlicher
    Sächsischer Inquisitions- und Achtsprozeß
    (1638) empirisch-praktische Richtung
    theokratischer Ansatz (gegen Humanismus) von der
    Aufklärung verteufelt
  • --- Johann Samuel Friedrich von Boehmer
    (1704-1772) Vertreter des Naturrechts erstes
    wissenschaftliche Lehrbuch Elementa
    iurisprudentiae criminalis (1732)

133
  • Natur- als Vernunftrecht
  • R/J 150-161
  • Ablösung des mittelalterlich-religiös-scholastisch
    en Denkens
  • Grundlegend Axiome, die aus der Natur des
    Menschen (als Wesen der Vernunft) abgeleitet
    werden aus ihnen wird durch rationale
    Vernunftschlüsse (more geometrico) geschlossen
  • Verbindung mit der Aufklärung seit 16.Jh.
    Ausgang des Menschen aus seiner selbst
    verschuldeten Unmündigkeit, Mut zum eigenen
    Denken (Kant) Christian Thomasius (1655-1728)
    Fundamenta juris naturae et gentium ex sensu
    communi deducta (1705) Cesare Beccaria
    (1738-1794) Dei delitti e delle pene (1764)
  • Gesellschafts- oder Vereinigungsvertrag,
    verbunden mit Unterwerfungsvertrag dadurch
    rechtliche Beziehungen Obrigkeit Untertan
    Zweck des Staates Glück und Vollkommenheit der
    Bürger
  • Unterschied Thomas Hobbes (1588-1679 Leviathan
    1651) John Locke (1632-1704 The second
    Treatise of Civil Government 1690)

134
  • Theorie der weltlichen Strafe
  • R/J 162-171
  • Legitimation durch Zweckerreichung relative
    Theorien utilitaristisch (Nutzen, auch
    wirtschaftlichen Gewinn bringend Kameralistik)
    zunächst Theorie der negativen Generalprävention
    (Paul Johann Anselm Feuerbach durch
    naturalistisch) Ersatz der Todes- und
    Verstümmelungsstrafen durch Arbeitstrafen
    (Schiffsziehen, Festungs-, Straßenarbeit,
    Galeere, Deportation)
  • Auch sonst gegen Todesstrafen Lehre vom
    Gesellschaftsvertrag (Beccaria) Gefahr der
    Verrohung (auch bezüglich Strafschärfungen)
  • Dagegen absolute Theorien Strafklugheit erst
    nach Strafgerechtigkeit (Kant), Strafe als
    Ehrenrecht des Täters (Hegel)
  • R/J 206-218
  • Freiheitsstrafen als Arbeits- und Zuchtstrafen
    Vorbilder in kirchlichen Korrekturanstalten und
    Klosterhaft 1555 Bridewell 1595 Rasp- und
    Spinnhaus in Amsterdam (Calvinisten)

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  • 1609 Bremen, 1613 Leipzig allerdings nur mehr
    kostensparende Verwahrung und gewinnbringender
    Einsatz

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144
  • Reformen durch Schrift Ãœber den Zustand der
    Gefängnisse in England und Wales (1777, deutsch
    1780) von John Howard angeregt, vor allem in USA
  • 1791 Philadelphia Quäker pennsylvanisches
    System der Einzelhaft bei Tag und Nacht,
    verbunden mit religiöser Betreuung (solitary
    system)
  • 1823 Aubern (Staat New York) silent system
    Trennung bei Nacht, bei Tag gemeinsame Arbeit
    unter streng durchgesetztem Schweigeverbot
  • 1840 Pentonville (England) separate system
    grundsätzlich wie Philadelphia, aber für
    Gottesdienst (eigener Kirchenraum), Unterricht,
    Spaziergang erlaubtes Verlassen der Zelle
    Entwicklung eines progressiven Strafvollzugs mit
    unterschiedlichen Strafklassen

145
(No Transcript)
146
  • In Deutschland 1848 Bruchsal nach
    pennsylvanischem System in der Praxis aber
    Trennung von Recht und Moral auch im
    Strafvollzug nur Erziehung zu Ordnung,
    Reinlichkeit, Fleiß, Arbeit

147
  • Praktische Wirkungen der Aufklärung
  • R/J 172-182, 219-224
  • Kampf gegen Hexenprozesse
  • Kampf gegen Folter
  • Ablehnung theokratischer religiöser Legitimation
  • Trennung von Recht (Legalität) und Moral
    (Moralität)
  • Bestimmtheitsgebot
  • Unschuldsvermutung
  • Strafphilosophien Kant, Hegel
  • Der reformierte Strafprozess
  • R/J 243-253
  • Mitte des 19.Jhs
  • Geheimes schriftliches Untersuchungsverfahren
    ohne Laienbeteiligung, in dem der Richter gegen
    den zur Wahrheit verpflichteten Inquisiten
    ermittelt
  • Öffentlich-mündliches Verfahren, in dem ein
    Staatsanwalt die Anklage vertritt und Berufs- wie
    Laienrichter (Geschworne) nach ihrer freien, aus
    der Verhandlung geschöpften Überzeugung urteilen
    hier Anerkennung als Prozesssubjekt
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