Title: Funktion von Schule heute
1Funktion von Schule heute
- Zwischen Förderung und Selektion
2Stundenplan
- Allgemeines
- Was ist Schule?
- Wie ist Schule in der BRD aufgebaut?
- Staatliche Sicht auf Schule
- 3 Ziele von Schule
- Qualifikation
- Selektion
- Integration Schule als Sozialisationsinstanz
- Interaktion und Kommunikation
- Symbolischer Interaktionismus
- Interaktionistische Schulforschung
- Feministische Schulforschung
- Entwicklung des Selbstbewusstseins
- Fazit
3Was ist Schule?
- Schule ist institutionalisierte Erziehung und
Erziehung durch Unterricht (Ramsegger, 1991) - Schulsystem in Deutschland ist föderalistisch
aufgebaut - Schwierigkeit über die Schule in der
Bundesrepublik zu sprechen - Schwierigkeit für Schüler, die innerhalb
Deutschlands die Schule wechseln - Konferenz der Kultusminister (KMK) koordiniert
Schulsystem
4Wie ist Schule in der BRD aufgebaut?
- Schematisches Schaublid des gegliederten
Schulwesens in der BRD - http//www.ludgerusschule.de/eurorap/deutschland/i
mages/schule.gif
5Wie ist das Schulsystem in der BRD aufgebaut?
- Trotz Föderalismus einige charakteristische
Merkmale - Jahrgangsklassenprinzip
- Unterricht einer Gruppe von Schülern durch
(i.d.R.) einen Fachlehrer, der speziell dafür
ausgebildet ist - Regelmäßige Leistungsbewertung durch
Ziffernzeugnisse ab der 3. Grundschulklasse - Ausrichtung der Unterrichtsfächer an den
akademischen Bezugsdisziplinen - Unterricht im 45-Min.-Takt
- Hausaufgaben, außerunterrichtliche Zeit
- Verbindlich vorgeschriebene Lehrpläne
- Kommunikationsform, die verbal-abstrahierend und
stark lehrerzentriert ist
6Wie ist das Schulsystem in der BRD aufgebaut?
- Schulpflicht (nicht Bildungspflicht) vom 6. bis
zum 18. Lebensjahr - Kann mit staatlichem Zwang durchgesetzt werden
- Rund 12,4 Mio Schüler
- Rund 608.000 Lehrer
- Lehrer-Schüler-Realation ca. 120,4
- ? Rolle der Schule als größte Sozalisationsinstanz
7Staatliche Sicht auf Schule
- Schulgesetze in den Landesverfassungen
- 1 Recht auf Bildung, Erziehung und
individuelle Förderung - (1) Jeder junge Mensch hat ohne Rücksicht auf
seine wirtschaftliche Lage und Herkunft und sein
Geschlecht ein Recht auf schulische Bildung,
Erziehung und individuelle Förderung. Dieses
Recht wird nach Maßgabe dieses Gesetzes
gewährleistet. - (2) Die Fähigkeiten und Neigungen des jungen
Menschen sowie der Wille der Eltern bestimmen
seinen Bildungsweg. Der Zugang zur schulischen
Bildung steht jeder Schülerin und jedem Schüler
nach Lernbereitschaft und Leistungsfähigkeit
offen. - ? allgemeine Voraussetzungen
8Staatliche Sicht auf Schule
- Funktion von Schule / Ziele der Erziehung in der
Schule - (4) Die Schule vermittelt die zur Erfüllung ihres
Bildungs- und Erziehungsauftrags erforderlichen
Kenntnisse, Fähigkeiten, Fertigkeiten und
Werthaltungen und berücksichtigt dabei die
individuellen Voraussetzungen der Schülerinnen
und Schüler. Sie fördert die Entfaltung der
Person, die Selbstständigkeit ihrer
Entscheidungen und Handlungen und das
Verantwortungsbewusstsein für das Gemeinwohl, die
Natur und die Umwelt. Schülerinnen und Schüler
werden befähigt, verantwortlich am sozialen,
gesellschaftlichen, wirtschaftlichen,
beruflichen, kulturellen und politischen Leben
teilzunehmen und ihr eigenes Leben zu gestalten. - ? Vorbereitung der Kinder und Jugendlichen auf
die Welt der Erwachsenen
9Staatliche Sicht auf Schule
- Konkret
- (5) Die Schülerinnen und Schüler sollen
insbesondere lernen - selbstständig und eigenverantwortlich zu handeln,
- für sich und gemeinsam mit anderen zu lernen und
Leistungen zu erbringen, - die eigene Meinung zu vertreten und die Meinung
anderer zu achten, - in religiösen und weltanschaulichen Fragen
persönliche Entscheidungen zu treffen und
Verständnis und Toleranz gegenüber den
Entscheidungen anderer zu entwickeln, - die grundlegenden Normen des Grundgesetzes und
der Landesverfassung zu verstehen und für die
Demokratie einzutreten, - die eigene Wahrnehmungs-, Empfindungs- und
Ausdrucksfähigkeit sowie musisch-künstlerische
Fähigkeiten zu entfalten, - Freude an der Bewegung und am gemeinsamen Sport
zu entwickeln, sich gesund zu ernähren und gesund
zu leben, - mit Medien verantwortungsbewusst und sicher
umzugehen.
10Staatliche Sicht auf Schule
- Funktion von Schule / Ziele der Erziehung in der
Schule - (2) Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor der Würde des
Menschen und Bereitschaft zum sozialen Handeln zu
wecken, ist vornehmstes Ziel der Erziehung. Die
Jugend soll erzogen werden im Geist der
Menschlichkeit, der Demokratie und der Freiheit,
zur Duldsamkeit und zur Achtung vor der
Überzeugung des anderen, zur Verantwortung für
Tiere und die Erhaltung der natürlichen
Lebensgrundlagen, in Liebe zu Volk und Heimat,
zur Völkergemeinschaft und zur Friedensgesinnung.
- ? allgemeine Werte unserer heutigen Gesellschaft
in Deutschland (und der westlichen Welt) - ? Erziehung zu Mitgliedern der bestehenden
Gesellschaft
11Staatliche Sicht auf Schule - Folgerung
- Struktur-funktionale Schultheorie
- Welchen Beitrag kann Schule für die Reproduktion
der Gesamtgesellschaft leisten? - Aus pädagogischer Sicht, hat das Schulsystem
eine Vielfalt von Funktionen, je nach
Bildungsauftrag der einzelnen Einrichtung. Jedoch
stimmen alle ernstzunehmenden Erziehungssoziologen
darin überein, dass das Schulsystem
gesellschaftlich gesehen, die Funktion hat,
soziale Strukturen und die damit verbundenen
ökonomischen, politischen und kulturellen
Herrschaftssysteme zu reproduzieren (Rolff 1980,
S.21)
12Staatliche Sicht auf Schule - Folgerung
- Das Erziehungssystem ist wahrscheinlich in allen
stabilen Gesellschaftssystemen eines der
bevorzugten Instrumente gewesen, die bestehenden
Klassen- und Schichtstrukturen und
Herrschaftsverhältnisse zu konservieren, zu
reproduzieren und zu legitimieren (Hurrelmann
1974, S.34f.)
13Drei Ziele von Schule
- Nach Helmut Fend (bedeutender Vertreter des
struktur-funktionalen Ansatzes) - Qualifizierungs- (bzw. Qualifikations-) funktion
- Selektions- und Allokationsfunktion
- Integrationsfunktion (Sozialisation)
14Drei Ziele von Schule
- Welche der drei Funktionen im Vordergrund steht,
hängt ab von historisch-gesellschaftlichen
Entwicklungen und Anforderungen - Bsp. Kaiser Wilhelm II. und NS-Machthaber nach
1933 rücken Integration und Selektion in d.
Mittelpunkt - Bsp. Schulkritiker der 60er kritisieren
Selektion, betonen Qualifikation und Integration
15Qualifikation
- Vermittlung von Wissen und Kompetenzen
(Lernstoff) - Falsches Verständnis der Lehrer,
- Qualifikation sei
- Haupt- oder sogar
- einzige Aufgabe
16Selektion
- Über Bewertung und Benotung vorgenommen
- Erste dramatische Entscheidung nach der
Grundschule - Unterschiedliche Abschlüsse, bieten
unterschiedliche Möglichkeiten für berufliche
oder akademische Ausbildungen - ? Allokation
17Integration
- Vermittlung von Normen, Werten und
Interpretationsmustern, die zur Sicherung
wünschenswerter Herrschaftsverhältnisse dienen
(Fend 1974, S.64f.) - Schule nimmt eine wesendliche Sozialisationsfunkti
on wahr - Widerstände von Schülern
- Am schwersten beschreibbare aber wichtigste und
schwerwiegendste Funktion von Schule
18Interaktion und Kommunikation in der Schule
- Schulpädagogik
- analysiert Schule als soziales Erfahrungsfeld
sowohl - für SchülerInnen und LehrerInnen
- durch Untersuchung und Bewertung von
- Interaktions- u. Kommunikationsprozessen im
Unterricht u. - deren Auswirkung auf Persönlichkeits-u.
Identitätsentwicklung - basierend auf einer
- geeigneten Theorie zur Analyse innerschulischer
Prozesse u. - ihrer systematischen Untersuchung des Umgangs v.
Personen mit eigenen - und fremden Bedürfnissen, Interessen u.
Erwartungen u. - deren Wahrnehmung, Interpretation u.
Veränderungsversuche
19Symbolischer Interaktionismus
- ? Symbolischer Interaktionismus Z1
- theoretische Interpretationen
- empirische Beobachtung und Befragung v. Schülern
u. Lehrern - Aufklärung alltäglicher Prozesse u. subtiler
Sichtweisen u. Interaktionen
20Symbolischer Interaktionismus
- Forscher arbeiten mit
- qualitativen Forschungsmethoden
- teilnehmender Beobachtung
- umfassender (thick) Beschreibung
- ausführlichen Gesprächen u. Interviews mit
ausgewählten Gruppen - ausgehend davon, dass
- Verhalten in Institutionen nicht starr und
unveränderbar vorgegeben - durch Personen je nach Interpretation der
Situation verändert wird - Vorgaben u. Zwänge bedeutsam, jedoch nicht
ungebrochen u. mechanisch durchsetzbar
21Symbolischer Interaktionismus
- ? Interaktion und Kommunikation in der Schule
nicht nur durch die Institution, sondern auch
durch in ihr handelnde Personen geprägt - Unterricht vollzieht sich in ständiger
Interaktion u. Kommunikation zwischen Lehrern und
Schülern - dabei keine Heraushaltungsmöglichkeit der
Identität aus den innerschulisch ablaufenden
Prozessen - Interaktion u. Kommunikation aber auch durch
Institution Schule geprägt
22Symbolischer Interaktionismus
- ?Aufklärung der zum Ausdruck gebrachten
Verbindungen und Widersprüche durch
Interaktionistische Theorien (Z2) - ? Begriff des Heimlichen Lehrplans (Zinnecker
1975) (Z3) - bezeichnet nicht beabsichtigte Folgen u.
Funktionen der Institution Schule - vollziehen sich hinter d. Rücken der Beteiligten
- wirken sich unbemerkt von ihnen aus
(Valtin 1993)
23Symbolischer Interaktionismus
- Fragen der schultheoretischen Überlegungen des
Symbolischen Interaktionismus - wie SchülerInnen die Schule als Institution
erleben - inwieweit die Schule Mädchen und Jungen
unterschiedlich behandelt - Erleben der Institution Schule durch SchülerInnen
v.a. - durch Leistungsbewertung
- in der LehrerInnen SchülerInnen Beziehung
- demgegenüber Lerninhalte deutlich nachrangig!
24Interaktionistische Schulforschung
- Interessensgebiete der Interaktionistischen
Schulforschung - welche SchülerInnen die Schule als besonders
angenehm/unangenehm - empfinden
- inwieweit die Schule dem Anspruch, alle Schüler
zu fördern u. - dort abzuholen, wo sie stehen gerecht wird
- Untersuchung der Auswirkungen des in d.Schule
herrschenden Leistungsprinzips - Identität von SchülerInnen gekennzeichnet durch
- alltägliche Interaktionsprozesse
- Leistungsposition innerhalb der Schulklasse bzw.
des Schulsystems (Z4)
25Interaktionistische Schulforschung
- Möglicher Teufelskreis
-
- Schlechte Benotung
- Leistungsdruck
- Angst und Verkrampfung
- Senkung der Leistungsfähigkeit
- Schlechtere Benotung
26Interaktionistische Schulforschung
- Im Gegensatz dazu
- Prinzip des Pygmalion-Effektes
- vorab vergebene Noten
- Erzeugung einer entsprechenden Schulleistung
- Bedeutung einer self-fulfilling prophecy
- Verinnerlichung der Position in d.
Leisungshierarchie - Aufnahme ins Selbstbild
- künftiges Verhalten entsprechend bisheriger Noten
- als sog. Etikettierungs- und Stigmatisierungsproze
sse beschrieben
27Interaktionistische Schulforschung
- Interaktion zw. LehrerInnen u. SchülerInnen
gekennzeichnet durch - Hierarchie und Macht (Z5)
- Langeweile, bedingt durch Frontalunterrichtsform
- Geringe Möglichkeit der SchülerInnen, ihre
Bedürfnisse, Interessen, - Erwartungen zur Geltung zu bringen
- negative Sanktionierung v. Widerspruch oder
Widerstand - Entwicklung subtiler Überlebenstaktiken der
SchülerInnen - Verbündungsversuche v. SchülerInnen gegen
unbeliebte Lehrkräfte (Z6) - Beziehung zu LehrerInnen aus SchülerInnensicht
zweifach ambivalent (Z7)
28Interaktionistische Schulforschung
- Erleben von Schule durch SchülerInnen abhängig
von - Position im Vergleich zu anderen SchülerInnen und
zu LehrerInnen - sozialen Erfahrungen
- Lebenswelt, in der sie sich bewegen
- unterschiedliches Erleben und Interpretation des
in der Institution Schule Zugemuteten,
Abeforderten bzw. Ermöglichten in Abh. von - Schichtzugehörigkeit
- Geschlecht
- ethnischen und religiösen Differenzen
- Beeinträchtigungen und Behinderungen
- Beeinflussung der Identitätsbildungsprozesse über
alltägliche Interaktionsprozesse!
29Feministische Schulforschung
- Vielzahl empirischer Untersuchungen in den
letzten Jahren - Aufdeckung erheblicher geschlechtsspezifischer
Differenzen - Abbildung bestehender Geschlechterverhältnisse in
der Schule - häufige ungleiche Behandlung v. Schülern und
Schülerinnen - Interaktionsstrukturen zwischen Schülern und
SchülerInnen
30Entwicklung des Selbstbewusstseins
- abängig von
- Position in der Leistungshierarchie
- Verarbeitung der Leistungsbewertung
- individuellen und geschlechtsspezifischen
Unterschieden (Z9)
31Fazit
- Heute
- Qualifikation
- Selektion
- Integration
- Allgemeingültig
- Reproduktion und Konservierung vorherrschender
Gesellschaftssysteme
32Ende
- Vielen Dank für eure subtilen Überlebensstrategien
33Wahr oder falsch?
- (8) Der Unterricht soll die Lernfreude der
Schülerinnen und Schüler erhalten und weiter
fördern. Er soll die Schülerinnen und Schüler
anregen und befähigen, Strategien und Methoden
für ein lebenslanges nachhaltiges Lernen zu
entwickeln. Drohendem Leistungsversagen und
anderen Beeinträchtigungen von Schülerinnen und
Schülern begegnet die Schule unter frühzeitiger
Einbeziehung der Eltern mit vorbeugenden
Maßnahmen.