Title: St
1- Störung des Sozialverhaltens und Angststörung im
Kindes- und Jugendalter Ätiologie, Diagnostik
und Intervention - Andrea M. Beetz
- Dipl.-Psych., Dr. phil.
2Literatur
- Gasteiger-Klicpera, Julius und Klicpera (Hrsg.)
(2008). Sonderpädagogik der sozialen und
emotionalen Entwicklung. Band 3. Hogrefe Verlag. - Julius, Schlosser und Goetze (2000).
Kontrollierte Einzelfallstudien. Hogrefe Verlag. - Suess und Pfeifer (1999). Frühe Hilfen.
Psychosozial-Verlag. - Thurmair und Naggl (2007). Praxis der
Frühförderung. Reinhardt Verlag.
3Literatur
- Essau, C. (2003). Angst bei Kindern und
Jugendlichen. Reinhardt,UTB. - Hillenbrand, C. (2008). Einführung in die
Pädagogik bei Verhaltensstörungen - Papousek, Schieche, Wurmser (2004).
Regulationsstörungen der frühen Kindheit. Hans
Huber Verlag. - Heisig, K. (2010). Das Ende der Geduld.
Konsequent gegen jugendliche Gewalttäter. Herder.
4Struktur
- Tag 1 und Tag 2
- Angststörungen Übersicht
- Selektiver Mutismus (Maik Herrmann)
- Ätiologie der Angststörung (Entwicklungspsychopath
ologie) - Bindung und Caregiving
- Diagnostik der Angststörung
- Prävention und Interventionsprogramme
- Attributionstheorien
5Struktur
- Tag 3
- Verhaltensstörung Übersicht
- Ätiologie der Verhaltensstörung
- Diagnostik der Verhaltensstörung
- Prävention und Interventionsprogramme
- Jugendkriminalität
6Störungen in der Kindheit
- Kissgen (2008)
- Verhaltensauffälligkeiten und emotionale
Störungen - sind persistent
- ungünstige Prognose
- hohe Kosten
- Intervention
- Meist gerichtet auf Verhalten des Kindes
- Grund Belastung der Eltern und Erzieher/Lehrer
7Angst
- Erscheinungsbild
- Symptome s. sozial unsichere Kinder
- Unterscheidung habituelles Persönlichkeitsmerkmal
Ängstlichkeit vs. aktueller Angstzustand (trait
vs. state anxiety) - Angst eher diffus, wenig spezifisch
- Furcht eindeutig bestimmbare Gefahr mit der
Möglichkeit der Flucht/Vermeidung - Entwicklungstypische Ängste Fremdeln,
Trennungsangst, Dunkelangst, Moster,
Gespenster,Verletzungen, Gewitter später
schulbezogene Ängste, Leistungsangst
gesundheitsbezogene Ängste - Meist mehrere Ängste gleichzeitig
8Angst
- Unterscheidung normale vs. pathologische Angst
- Angst ohne wahrnehmbare Bedrohung
- Der Situation, Dauer, Intensität unangepaßt
- Kann nicht von Person unter Kontrolle gebracht
werden - Beeinträchtig Befindlichkeit massiv
- Nachteiliges Flucht und Vermeidungsverhalten
- Chronischer Verlauf
- Behinderung bei den Entwicklungsaufgaben,
Probleme in Familie, Peergroup, Schule
9Angst
- ICD-10
- Emotionale Störung des Kindesalter (phobische
Störung, soziale Ängstlichkeit) - Phobische Störungen
- Sonstige Angststörungen (Panik, generalisierte
Angststörung etc.) - Zwangsstörung (Zwangsgedanken und -handlungen)
- Reaktionen auf schwere Belastungen und
Anpassungsstörungen (akute Belastungsreaktion,
posttraumatische Belastungsstörung)
10Angst
- Prävalenz
- 10-15 (Petermann 1999)
- Für 8-Jährige bei 9,5 für 14-24 Jährige bei
18,6 - Verlauf und Prognose
- Früher Beginn (vor 13. Lebensjahr) oft
chronischer Verlauf - Je höher der Schweregrad, desto stabiler
- Geschlechtsspezifisch
- Mädchen haben 2-4mal so häufig eine Angststörung
(v.a. ab 15. Lebensjahr)
11Angst - Symptome
- Fight Flight Reaction
- Aktivation des sympathischen Nervensystems
- des gesamten Stoffwechsels, Muskelanspannung,
- Ausschüttung von Adrenalin, Noradrenalin und
Kortisol - Suche nach der Gefahrenquelle, Aufmerksamkeit,
Anspannung, - Vermeidung (Flucht) oder Kampf (Aggression)
- Vermeidung auch Ablenkung, Distanzierung,
Beschäftigung mit Dingen, Starren, Dissoziation
auch weinen, schreien (Essau)
12Angst - Furcht Phobie - Panik
- Angst
- Gefühlszustand negative Emotion und körperliche
Anspannung - Zukunftsorientiert Befürchtung, etwas nicht
bewältigen zu können - Normale Angst natürliches Alarmzeichen, macht
Körper bereit einer Bedrohung gegenüberzutreten
oder zu entfliehen - Diffuser und weniger spezifisch als Furcht und
Phobie
13Angst - Furcht Phobie - Panik
- Furcht
- Unmittelbare Alarmreaktion auf gegenwärtige
Gefahr - Gegenwartsbezogen, Fluchttendenzen,
Sympathikusaktivierung - Kurzlebig
14Angst - Furcht Phobie - Panik
- Phobie
- Intensiver Wunsch die furchtauslösende Situation
zu vermeiden - Ist den Erfordernissen der Situation nicht
angemessen (kleine Spinnen, etc.) - Nicht willentlich kontrollierbar
- Fehlangepaßt
15Angst - Furcht - Phobie - Panik
- Panik
- plötzliche,
- überwältigende,
- intensive Furcht
- mit körperlichen Symptomen
16Kinder-Zwänge
- Zwangsähnliches Verhalten in der Kindheit häufig
- V.a. im Alter von 2-4
- Teil der normalen Entwicklung
- Dinge richtig machen
- wiederholungsorientiertes Verhalten
- Rituale
17Kulturelle Unterschiede
- Internalisierende/Externalisierende Störungen
kulturabhängig - Z. B. (Weisz et al. 1987) in Thailand mehr
internalisierende Störungen, mit körperlicher
Symptomatik - In USA mehr externalisierende Probleme
- In Thailand mehr Wert auf Respekt und
Zurückhaltung
18Anormale Angst
- Angst ist anormal wenn
- Dauer und Intensität nicht angemessen
- Harmlose oder nicht bedrohliche Situation
- Chronisch
- Keine Erklärung, Möglichkeit der Reduktion oder
Bewältigung - Lebensqualität beeinträchtigt
19Agoraphobie
- Deutliche und anhaltende furcht vor oder
Vermeidung von mindestens 2 der folgenden
Situationen - Menschenmengen
- Öffentliche Plätze
- Alleine Reisen
- Reisen mit weiter Entfernung von zuhause
20Agoraphobie
- Wenigstens einmal müssen in der Situation zwei
Angstsymptome vorhanden gewesen sein - Vegetative Symptome (Schweißausbruch, Tremor,
Herzklopfen) - Thorax-Abdomen-beschwerden Atembeschwerden,
Beklemmung, Übelkeit - Psychische Symptome Schwindel, Unsicherheit,
Schwäche, Derealisation, Depresonalisation,
Trennungsangst
21Spezifische Phobie
- Entweder deutliche Furcht vor einem bestimmten
Objekt oder einer bestimmten Situation (nicht
soziale oder Agoraphobie) - ODER deutliche Vermeidung solcher Objekte und
Situationen (s.o.) - Häufige Objekte Tiere, Vögel, Insekten, Höhe,
Donner, Fliegen, kleine geschlossene Räume, Blut
und Verletzungen, Injektionen, Arzt oder
Krankenhausbesuche - Angstsymptome in den gefürchteten Situationen
(aber darauf beschränkt) - Deutliche emotionale Belastung durch Symptome
oder Vermeidung
22Spezifische Phobie
- Typen
- Tiertyp (Spinnen, Hunde, etc.)
- Naturgewalten (Sturm, Wasser)
- Blut-Injektionen-Verletzung
- Situativer Typ (Fahrstuhl, Tunnel, Brücken)
- Andere Typen
23Soziale Phobie
- Situationen die gefürchtet werden
- Prüfung in der Schule
- Vor anderen sprechen
- Mit anderen Menschen sprechen (Angst, nichts zu
sagen zu haben, oder Unsinn zu reden) - In Gegenwart anderer essen oder trinken,
schreiben, reden - An einer Party, Veranstaltung teilzunehmen
24Soziale Phobie
- Folgende Angstsymptome treten auf
- Erröten oder Zittern
- Angst zu erbrechen
- Miktions-oder Defäkationsdrang oder Angst davor
25Zwangsstörung
- Zwangsgedanken oder Zwangshandlungen
- Zwangsgedanken (Kinderreime, Lieder, Sätze hören,
sexuelle Vorstellungen - Zwangshandlungen (Waschen, Kontrollieren, Zählen,
- Die Handlungen lindern zeitweise die Angst,
jedoch verfestigen sie diese auch
26Generalisierte Angststörung
- Sich ständig Sorgen machen über
- z. B. was man anzieht, dass die Welt untergeht,
Krieg, umgebracht zu werden, einen Unfall zu
haben etc. - Unkontrollierbarkeit der Besorgnis
- Körperliche Symptome
- Anspannung, Kopfschmerzen, Übelkeit, Reizbarkeit,
Müdigkeit, Einschlafschwierigkeiten, unruhiger
Schlaf
27Posttraumatische Belastungsstörung
- Wiederkehrende und eindringliche belastende
Erinnerungen an das Ereignis in Form von Bildern,
Gedanken oder Wahrnehmungen - Wiederkehrende belastende Träume vom Ereignis
- Handeln oder Fühlen, als ob das Ereignis
wiederkehren würde, wiedererleben, Illusionen - Intensive psychische Belastung
- Körperliche Reaktionen bei Erinnerungen an das
Ereignis
28Posttraumatische Belastungsstörung
- Anhaltende Reizvermeidung und mind. 3 Symptome
- Gedanken, Gefühle, Gespräche
- Aktivitäten, Orte, Menschen
- Unfähigkeit, sich an wichtigen Aspekt des Traumas
zu erinnern - Vermindertes Interesse an wichtigen Aktivitäten
- Gefühl der Losgelöstheit oder Entfremdung
- Eingeschränkter Affekt
- Gefühl einer eingeschränkten Zukunft
- Insgesamt seitdem erhöhtes Arousal
29Posttraumatische Belastungsstörung
- Arousal
- Ein-oder Durchschlafstörung
- Reizbarkeit oder Wutausbrüche
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Hypervigilanz
- Erhöhte Schreckhaftigkeit
30Akute Belastungsstörung
- Während oder innerhalb eines Monats nach dem
extrem traumatischen Stressor. - Mindestens drei der Symptome
- Emotionale Taubheit
- Derealisierung
- Verringerte Wahrnehmung der Umgebung
- Depersonalisation
- Dissoziative Amnesie
- Das Ereignis wird wiedererlebt, man vermeidet
Reize die Erinnerungen auslösen.
31Andere Phobien und Ängste
- Schulvermeidungsverhalten
- Weigerung, den Unterricht zu besuchen, dann aber
doch gehen - Zur Schule gehen, aber während des Unterrichts
wieder heimkommen - Gar nicht zur Schule gehen
- Gründe
- Vermeidung von Reizen die negativen Affekt
auslösen - Ausweichen unangenehmer sozialer oder
Prüfungssituationen - Aufmerksamkeit (zuhause)
- Positive Verstärkung (lieber mit Freunden, als in
Schule)
32Andere Phobien und Ängste
- Prüfungsangst
- Intensive körperliche, kognitive und behaviorale
Symptome von Angst, vor und während einer
Prüfungssituation, wodurch die Leistung
beeinträchtigt wird - Schlechtere Schulleistungen
- Manchmal Fächerspezifisch
- Selbstkonzept wenig Selbstachtung, mehr Sorgen
33Andere Phobien und Ängste
- Selektiver Mutismus
- Sprechen mit Personen zuhause (oder enge Freunde)
normal, aber nicht mit Personen außerhalb der
Familie - Ängstlich
- Sprechen nur in Umgebung in der sie sich
wohlfühlen - Beginn oft im Alter 3-5
- Länger als 4 Wochen (z. B. wenn in Kindergarten
oder Schule)
34Andere Phobien und Ängste
- Phobien kulturspezifisch
- s. S. 82/83
35Sozial unsichere Kinder
- Erscheinungsbild
- schüchtern, gehemmt, kontaktscheu
- fallen nicht gleich als problematisch auf
- Vor allem im Kontext mit anderen und
Anforderungen - Durchsetzen eigener berechtigter Ansprüche
- Kontaktaufnahme mit Gleichaltrigen, Verabredungen
- Äußern eigener Meinung
- Eher still, erzählen kaum etwas, sprechen leise
und undeutlich, wenig Emotionsausdruck, wirken
apathisch oder weinerlich, kaum Blickkontakt,
zappeln, bewegen sich kaum frei im Raum
36Sozial unsichere Kinder
- Häufigkeit
- 15 irgendeine Art von Angststörung
- 3-4 mit Funktionseinschränkung
- 5-6 sozialer Rückzug
- 5 körperliche Beschwerden
- 12,5 der Jungen, 8,6 der Mädchen
ängstlich/depressiv - Anscheinend eine Zunahme der Störung im
Jugendalter - 50 komorbid mit depressiven Symptomen (28-75)
- Bereits im Vorschulalter diagnostizierbar
Stabilität (Veränderung zu anderer Angststörung
möglich - Beeinträchtigung im Sozialkontakt evtl.
Panikstörung, Agoraphobie
37Sozial unsichere Kinder
- Ursachen
- Biologische Faktoren Irritierbarkeit im
Säuglingsalter (limbisch-hypothalamisches System
erniedrigte Erregungsschwelle) - Psychische Faktoren verzerrte soziale
Wahrnehmung, bedrohliche Interpretation, weniger
sozial kompetent, Erwartung von Ablehnung
erhöhte Selbstaufmerksamkeit, intensive Sorgen,
negative Selbstbewertung, kein Selbstvertrauen - Soziale Faktoren Trennungs- und
Verlusterfahrungen (Scheidung, Tod, Umzug),
übermäßiges Verwöhnen Angstniveau der Mutter.
Vermeidungsverhalten wird verstärkt
inkonsistentes Erziehungsverhalten
38Depression
- Erscheinungsbild
- Über längeren Zeitraum depressive Symptome (mind.
2 Wochen) - Major Depression vs. dysthyme Störung (weniger
starke Ausprägung) - double depression dysthyme Störung plus Phasen
einer Major Depression - Symptome
- Depressive oder reizbare Stimmung
- Verlust von Interesse oder Freude
- Reduzierung der körperlichen Aktivität
- Körperliche Symptome Müdigkeit, mehr oder
weniger Schlaf, Gewichtsveränderung - Verlangsamtes Denken, Gefühle der Wertlosigkeit,
Konzentrationsprobleme
39Depression
- Komorbidität
- Bei 40 auch Angststörungen
- Bei 25 expansive Verhaltensstörungen
- ADHS/HKS, Essstörungen
40Depression
- Häufigkeit
- - 4,4 bei Kindern im Alter von 8-18 Jahren
- Im Kleinkind und Vorschulalter ca 1
- Lebenszeitprävalenz bei 14-18 Jährigen 15-20
- Dysthyme Störung 0-2 im Schulalter, 1-8 der
Jugendlichen - Verlauf
- Man wächst nicht einfach heraus, chronischer
Verlauf, hohe Rückfallrate, große
Beeinträchtigung - Risiko für suizidale Handlungen
41Essstörungen
- Erscheinungsbild
- Essen und Beziehung hängen eng zusammen
- Veränderung des modernen Familienlebens
- Aussehen, Gewicht Körperideal des Modells
- Fast nur in industriellen Wohlstandsgesellschaften
(Habermas 2001) - Suche nach Identität
42Essstörungen
- Prävalenz
- Hohe Dunkelziffer
- Frauen Männer 71 bis 101
- Frauen 1 Anorexie, 2-4 Bulimie
- v.a. 13-25 Jahre
- Kaum Zugehörigkeit zur unteren sozialen Schicht
- berufliche Risikogruppen (Models)
- Häufig eine Leistungsthematik Selbstkontrolle
als Leistung - Wahrnehmung des Körpers gestört
- Oft fehlende Krankheitseinsicht
43Essstörungen
- Verlauf
- Anorexie
- 40 fast vollständige Genesung
- 30 partiell
- Chronifizierung bei 15-20
- Exitus 10-15
- Bulimie
- 40-50 vollständige Genesung
- 20-30 partiell
- 20 Chronifizierung
- 0,5 Exitus
- Overeating, binge eating, Adipositas
44(No Transcript)
45Modelle der Angststörung
- Klassische Konditionierung
- Bsp. Kleiner Albert
- Generalisierung und Diskriminierung
- Kritik
- Betroffene berichten oft kein traumatisches
Ereignis am Beginn der Phobie - Oft durch Beobachtungslernen
46Modelle der Angststörung
- Zwei-Faktoren-Theorie der Vermeidung
- (Mowrer 1969)
- Klassische Konditionierung
- Vermeidung verstärkt (negativer Verstärker)
- Kritik (Solomon et al 1953)
- Geht auch ohne Furcht, nur reines
Vermeidungsverhalten - Kein gutes Modell
47Modelle der Angststörung
- Lernen durch Beobachtung
- Stellvertretende Erfahrungen,
- Selbstwirksamkeitserwartung niedrig
- Kinder teilen häufig die Ängste ihrer Eltern
48Modelle der Angststörung
- Rachmans Modell (1977)
- 3 verschiedene Wege wie Phobien erworben werden
- Direkte klassische Konditionierung
- Modell- Lernen
- Informationsvermittlung/Wissensvermittlung
49Modelle der Angststörung
- Krankheits-Vermeidungs-Modell (Matchett/Davey
1991) -
- Ekelreaktion, Ekel-Sensitivität
- adaptiver Nutzen ist die Prävention von
Krankheitsübertragungen - Tiere (Ratten, Schnecken, Spinnen), Schmutz
(Krankheitserreger)
50Modelle der Angststörung
- Kognitive Modelle
- Beck and Emery (1985)
- Gefahren werden überbewertet
- Panikattacken (Clark 1988)
- Fehlinterpretation von Körperwahrnehmungen bei
normaler Angstreaktion - - Periode erhöhter Angst (durch Streit etc.) bei
Beginn - - Die Angst vor Attacken führt zur Hypervigilanz
und Prüfung des Körpers auf Symptome
51Modelle der Angststörung
- Kognitive Modelle
- S. 172-174
52Modelle der Angststörung
- Psychoanalytische Theorie
- Innerpsychische Konflikte führen zur Angst
- Abwehrmechanismen
- Verschiebung oder andere Abwehrmechanismen
funktionieren nicht dann Angst - Konflikte z. B. Junge begehrt seine Mutter, Angst
vor Vater Verschiebung der Angst auf Pferd
Pferdephobie
53Modelle der Angststörung
- Bindungsmodell s.u.
- Temperamentsmodell
- Physiologische Prädisposition
- Verhaltenshemmung (ererbt)
- Hohe Erregung (Sympathikus), extreme Reaktionen
auf Stress - Persönlichkeitsmerkmal
54(No Transcript)
55Entwicklungspsychopathologie
- Erklärungsmodelle für Entwicklungsprobleme bzw.
Einflußfaktoren der Entwicklung - Protektive Faktoren und Risikofaktoren
identifiziert in Einzelfallstudien und
quantitativen Studien - Wirkung der Faktoren in verschiedenen
Lebensphasen bedeutsam (z. B. Empathieentwicklung
im Vorschulalter) - Faktoren aus den Bereichen
- intraindividuelle, familiär, soziales Umfeld
56Entwicklungspsychopathologie
- Ziel Phänomene der Kontinuität und des Wandels
von Störungen im Lebenslauf erklären - Hohe Kontinuität z. B. tiefgreifende
Entwicklungsstörung - Autismus, externalisierende Verhaltensstörung,
aggressives Verhalten bei Jungen - Diskontinuität weniger gut untersucht z. B.
- Kindliche Depression und Störung des
Sozialverhaltens, die sich nicht mehr im
Erwachsenenalter finden - Frage nach protektiven Faktoren (Lehrerbeziehung,
Partnerschaft Fürsorge für ein Geschwisterchen)
57Entwicklungspsychopathologie
- Prognose
- Frühe Störung sagt mit einer gewissen
Wahrscheinlichkeit spätere Störungen voraus - z. B. Versagen bei alterstypischen
Anpassungsleistungen höchste Vorhersagekraft
(Leistungsfähigkeit Leistungsfähigkeit)
58Entwicklungspsychopathologie
- Probabilistische Betrachtungsweise
- Entstehung und Entwicklung (Ätiologie)
psychosozialer Probleme durch Zusammenspiel
verschiedener personaler und sozialer Faktoren - Störung ist nicht unausweichliches Ergebnis
- die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung einer
Störung ist durch genetische, neurobiologische,
psychologische und soziale Faktoren bedingt -
59Entwicklungspsychopathologie
- Risikofaktor
- Eine Variable, die, die statistische
Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer
Störung erhöht - z. B. Lebensereignis, Persönlichkeitsmerkmal,
Verhaltensstil, soziale Umwelt - kumulative Effekte erst die Häufung von Risiken
erhöht die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten
einer Störung - Identische Risikofaktoren können zu
unterschiedlichen Störungen führen
(Multifinalität) - Verschiedenen Risikofaktoren können zur gleichen
Störung führen (Äquifinalität)
60Entwicklungspsychopathologie
- Protektiver Faktor/Schutzfaktor
- Eine Variable, die die statistische
Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer
Störung senkt bzw. die Effekte von Risikofaktoren
kompensiert
61Entwicklungspsychopathologie
- Identifikation von protektiven Faktoren über eine
Studie auf der Insel Kauai (Werner Smith 1989,
1992, 2001). - Längsschnittstudie über mehrere Jahrzehnte
- 30 der Kinder gehörten einer Hochrisikogruppe an
- 30 von diesen zeigten jedoch keine Auffälligkeit
- Psychische Resilienz (Widerstandsfähigkeit) durch
personale/soziale Schutzfaktoren
62Entwicklungspsychopathologie
- Studie Kauai Schutzfaktoren
- Problemlöse- und Kommunikationsfähigkeit
- Selbstwirksamkeitserwartungen
- Planungskompetenzen
- Das Vorhandensein stabiler Bindungspersonen!
- Diskusssion Ambiguität von Schutzfaktoren
daher Forschung zu kontext- und
konstellationsspezifischen Bewältigungsprozessen
63Entwicklungspsychopathologie
- Passung, Goodness-of-Fit
- Passung zwischen den Anforderungen der Umwelt und
Bewältigungskapazitäten einer Person - Entwicklung einer Störung ja/nein
- Bsp. Migrantenkinder in Ursprungsland/Familie
angepaßt, im neuen Land überfordert - AUCH man sucht sich bestimmte Umweltbedingungen
oder paßt sich die Umwelt an, kontrolliert sie - Passungen werden ausgehandelt dies kann bereits
zu übermäßigem Stress führen Störung
64Entwicklungspsychopathologie
- Diathese-Stress Modell
- Verletzlichkeiten/Vulnerabilitäten in der
bio-psychischen Struktur einer Person (z. B.
negative Sozialisationseffekte) - starke Belastungen
- Zusammenbruch funktionaler Bewältigungsmöglichk
eiten - Störung/dysfunktionale Bewältigung
- Chronifizierung der Störung
65Entwicklungspsychopathologie
- Veränderung durch Erfahrung (s. auch Epigenetik)
- aber begrenzte Verhaltensflexibilität, bei
Störung, daher oft Häufung einer Störung über
Generationen hinweg (ähnliche Genetik und Umwelt) - Genetik Schicksal
- Die Expression von Genen im Sinne von Verhalten
unterliegt vielen Faktoren - - Umwelterfahrungen (Erziehung, Ernährung etc.)
-
66Entwicklungspsychopathologie
- Beispiel für eine Entwicklungspsychopathologische
Betrachtungsweise Störung des Sozialverhaltens
(Dodge 2000) - Verschiedene Entwicklungsstufen
- A) neuronale, endokrine, psychophysiologische
Merkmale, die das Risiko erhöhen - B) soziokultureller Kontext Elternhaus
(aggressionsbereit, niedriger sozioökonomischer
Status) - 2. Durch 1 bedingte spezifische Lebenserfahrungen
in den ersten Lebensjahren weiteres Risiko
durch strenge Disziplinierung, emotionale
Vernachlässigung, Aggression -
67Entwicklungspsychopathologie
- 3. Grundschulzeit Defizite in der
Selbstregulation mehr soziale Zurückweisung,
Schulleistungsprobleme - negative Entwicklungsspirale
- - mehr negative Peerkontakte mehr feindselige
Attribution - - relative Verfügbarkeit aggressiver
Verhaltensweisen - - laxer Erziehungsstil zuhause um Konflikte zu
vermeiden - jeder Faktor erhöht das Risiko sukzessive
-
68Entwicklungspsychopathologie
- Intraindividuelle Risikofaktoren
- Persönlichkeitseigenschaften
- Stile der Informationsverarbeitung
- Emotionsregulationsfähigkeit
- Motivation
- Strukturelle Eigenschaften der Hirnregulation
-
69Entwicklungspsychopathologie
- Intraindividuelle Risikofaktoren
- Neurobiologisch, temperamentsbezogen
- Bedeutung 3 cerebraler Subsysteme steuern
Verhaltenstendenzen, bereits in Säuglingen - - Annäherungssystem
- - Verhaltenshemmungssystem (hoch
Angststörungen niedrig ADHS) - - Kampf/Flucht (fight-flight) System
- Deren Balance/Interaktion ist beeinflußbar, z. B.
durch Traumata - Temperament (schwieriges Temperament bei
Säuglingen schlechter Schlaf-Wach-Rhythmus, ,
Unruhe, Gereiztheit) -
70Entwicklungspsychopathologie
- Intraindividuelle Risikofaktoren
- 2. Emotional, motivational
- Qualität der Emotionsregulation
- Einfluss durch den Tonus des Nervus Vagus
(niedriger Tonus risk) - Emotionalität (Grundstimmung)
- Emotionale Reaktivität (risk factor für
externalisierende/internalisierende Vh-Störung) - Risikofaktor Geringe Impulskontrolle und
vermeidende Emotionsregulationsstrategie - Bindungsstile
-
71Entwicklungspsychopathologie
- Intraindividuelle Risikofaktoren
- 3. Kognitive Risikofaktoren
- Defizite im Problemlösen und Handlungsregulation
- - Wahrnehmung/Interpretation von Situationen
- - Generierung von Handlungsalternativen
- - Entscheidung für eine Alternative
- - Ausführung
- - Bewertung der Handlung
- SSV z. B. negative Wahrnehmung, eingeschränkte
Handlungsalternativen, niedrige
Kontrollüberzeugung, niedriger IQ, ADHS -
72Entwicklungspsychopathologie
- Soziale Risikofaktoren
- Familiensystem
- Immer Einfluss auf das Kind Interaktion
Rückkoppelungsschleifen (Kind beeinflusst auch
das Elternverhalten - Risikofaktoren z. B. Verlust eines
Familienmitglieds, Scheidung, behindertes
Geschwisterkind, finanzielle Probleme, chronische
Krankheit, psychische Störung eines Elternteils,
ständiger Streit, Kriminalität,
Bindungsdesorganisation, familiäre Gewalt,
Missbrauch, - Sekundäre Vulnerabilität im Diathese-Stress-Modell
durch Erfahrungen - Primäre Vulnerabilität genetische Faktoren,
Frühgeburtlichkeit, körperliche Schädigung,
Geburtskomplikationen etc. -
73Entwicklungspsychopathologie
- Soziale Risikofaktoren
- Familiensystem
- Übergang zur Elternschaft bereits kritische Phase
Anpassungsleistung - Weichenstellung für die Entwicklung der Kinder
Prävention/Intervention bereits in der
Schwangerschaft/direkt nach der Geburt - Partnerbeziehung
- - Modellcharakter für den Umgang mit
Konflikten/Streitkultur - - Einfluss auf Erziehungsstil (Dimensionen
Emotionalität und Kontrolle Faktor Inkonsistenz
des Erziehungsverhaltens) -
74Risikofaktoren der Angststörung
- Familiäre Faktoren
- 2 Methoden der Familienforschung
- Familiäre Häufung
- Was unterscheidet Familien mit einem
Angstgestörten von den Familien ohne jemanden mit
einer Angststörung - Top-down-Studien erwachsene Symptomträger
ausgewählt, Forschung an deren Nachkommen - Bottom-up-Studien Kinder/Jugendliche mit
Störung, Untersuchung deren Eltern und Verwandten
75Risikofaktoren der Angststörung
- Familiäre Faktoren
- Untersuchung des Erziehungsverhaltens der Eltern,
weitere Faktoren über - Fragebogen für Eltern
- Fragebogen für die betroffenen Kinder
- Direkte Beobachtung im Laborsetting
76Risikofaktoren der Angststörung
- Familiäre Faktoren
- Angststörungen treten familiär gehäuft auf
- 34 der Kinder mit Angststörungen berichten von
Angststörungen (und auch anderer Störungen,
Depression, Alkohol, Drogen) der Eltern (Essau
2000) - Kinder von Eltern mit Angststörungen haben ein
7-fach höheres Risiko selbst eine Angststörung
(v.a. Trennungsangst) zu entwickeln - Unklar ob genetisch oder Umwelt (!!! Immer eine
Interaktion) - Vulnerabilität, Temperament, Erregungsniveau
77Risikofaktoren der Angststörung
- Familiäre Faktoren
- Eltern von Personen mit Angststörung sind
zurückweisender und kontrollierender
(Bindungsdesorganisation/Vermeidung?!) - Geringere Bindung an die Eltern, Entfremdung
- Ängstlicher Elternteil
- Inkonsistente Erziehung
- Fördern weniger die kindliche Selbständigkeit
- Mehr psychische Auffälligkeiten der Eltern (v.a.
Vater) - Mütter ängstlicher Kinder schätzen deren
Bewältigungsfähigkeiten geringer ein
78Risikofaktoren der Angststörung
- Familiäre Faktoren
- Mutter-Kind Interaktion kontrollierender
- Inkonsistentes Tadeln
- Übermäßige Fürsorge (Festhalten) nur bei
Kindern mit gehemmtem Verhalten
Anlage-Umwelt-Interaktion - Mütter üben mehr aversive Kontrolle aus (Kritik,
Strafe)
79Risikofaktoren der Angststörung
- Temperament
- Schwierig zu regulieren, ängstlich (Baby)
- Reizbarkeit (Kleinkindalter)
- Vorsichtigkeit und Introversion (Schulalter)
- Niedrige Reizschwelle, schnelle Aktivation des
Sympathikus - Verhaltenshemmung (Prävalenz 10-15)
80Risikofaktoren der Angststörung
- Kognitive Faktoren
- Aufmerksamkeit selektiv auf bedrohliche Signale
gerichtet - Mehrdeutige Situationen werden als bedrohlich
eingeschätzt - Auffällig selbstbezogen brauchen häufig
Rückversicherung durch andere Menschen - Wahrscheinlichkeit des Auftretens negativer
Ereignisse wird überschätzt eigene Fähigkeiten
werden unterschätzt - (S. Studien S. 191-193)
81Risikofaktoren der Angststörung
- Lebensereignisse und Bewältigungsstrategien
- Mehr kritische Lebensereignisse, z. B.
Auseinandersetzungen mit Eltern, Geschwistern,
Umgang mit Peers, schlechte Noten, Verlust einer
Freundschaft, Misshandlungen, chronische
Erkrankungen - Z. B. auch Scheidung der Eltern, Tod eines
Verwandten, gingen Panikattacken bei Jugendlichen
voraus (!!! Einbruch des Oxytozinsystems????)
weil damit meist die soziale Unterstützung
heruntergefahren wird (weniger Zuwendung)
82Prävalenz der Angststörungen
- Phobien am häufigsten (3-11)
- Zwangsstörung (0.4-2.1)
- Panikstörung (1)
- Generalisierte Angststörung (1)
- Trennungsangst bei Achtjährigen (2.8)
- Posttraumatische Belastungsstörung (1.3-6)
- Kinder mit traumatischen Erfahrungen (40)
83Panikattacken
- Situationen in denen Panikattacken auftreten
(King et al. 1996 S. 129)
84Komorbidität
- Am häufigsten mit Depression die Angststörung
geht meist voraus - Komorbiditätsraten 20-70
- Auch mit anderen Angststörungen
- Und später auch mit Substanzmissbrauch
85Psychosoziale Beeinträchtigung
- Unterschiedliche Ausprägung, im Bereich
- Kind
- Familie
- Peers
- Schule, soziale Aktivitäten etc.
- Wenig enge Kontakte zu Peers
- Mehr schulische Schwierigkeiten
- Mehr familiäre Schwierigkeiten
- Einsam, unbeliebt und vernachlässigt von Peers
- (Bsp. Angst vor ausgestopften Tieren)
86Psychosoziale Beeinträchtigung
- Inanspruchnahme von Gesundheitsdiensten
- Keller et al (1992)
- 76 der Kinder werden nicht behandelt
- 13 Einzelberatung
- 5Familienberatung
- 5 psychologische Testung aber keine Behandlung
87Psychosoziale Beeinträchtigung
- Inanspruchnahme von Gesundheitsdiensten
- Wittchen et al (1998) am häufigsten bei
- Panikstörung 81
- Posttraumatische Belastungsstörung 63
- Generalisierte Angststörung 58
- Essau 2000 weniger als 20 der Betroffenen
bekommen Hilfe - S. 149 (Wege zur Behandlung)
88Psychosoziale Beeinträchtigung
- Fehldiagnosen
- Die Kinder werden häufig fehldiagnostiziert
- Nur körperliche Symptome körperliche Erkrankung,
etliche Untersuchungen - Ohne Behandlung nimmt die Störung meist einen
chronischen Verlauf sie wächst sich nicht
einfach aus (bis 70) - 43 (Leonard et al 1993) haben trotz
pharmakologischer Behandlung nach 2-7 Jahren
immer noch eine Zwangsstörung
89Diagnostik
- Klinische Interviews
- Fragen
- Verhaltensbeobachtung während des Gesprächs
- Unstrukturierte Interviews
- Wenig reliabel
90Diagnostik
- Hochstrukturierte Interviews (Forschung)
- Halbstrukturierte Interviews (mit Bildern)
- Quellen
- Kind
- Aber unbedingt auch Eltern, evtl. Lehrer
91Diagnostik
- Selbstbeurteilungsfragebögen
- Screening
- Z. B. Angstfragebogen für Schüler, CBCL
92CBCL
- Dimensionale Diagnostik
- Child Behavior Checklist deutsche Version
(CBCL) (Achenbach) - meist verwendetes Instrument
- Frage bögen (Alter 4-18 Jahre auch englische
Version für 1 ½ - 5 Jahre) - 1. Teil Erfragen von Kompetenzen
- 2. Teil 120 Einzelsymptome (Verhalten, Emotion,
körperliche Beschwerden) - Antwort auf einer dreistufigen Skala ( nicht
zutreffend, manchmal, häufig) - Elternfragebogen und Lehrerfragebogen (TRF,
Teacher Report Form) - Auch self-report ab 12 Jahre
- 8 Problemskalen die meisten zuordbar zu
externalisierend/internalisierend
93Diagnostik
- Verhaltensbeobachtung
- In der natürlichen Umgebung (Kamera zuhause oder
in der Schule) - Im Labor
- Behavioral Avoidance Task
- In vivo, schrittweises dem gefürchteten Reiz
aussetzen - Ratingskalen zur Verhaltensbeobachtung
- Preschool Observation Scale of Anxiety (30
Verhaltensweisen) - Rollenspieltests
94Diagnostik
- Selbstbeobachtung
- Tägliches Tagebuch
- manchmal mit strukturierten Vordrucken (wo,
wann, was mußte die Person tun, wie hat sie
reagiert) - Rating von Bezugspersonen (TRF Teacher Report
Form, der CBCL, auch von Eltern auszufüllen)
95Frühkindliche Regulationsstörungen
- Bedeutung der Passung von Kind und Umwelt
(Eltern) - Schwieriges, impulsives Kind in toleranter
Familie besser als in zwanghafter Familie - Unstillbares Schreien oder wenig Responsivität
beeinflußt sehr schnell die mütterliche
Reaktionsbereitschaft - Folge/Ursache? Überschätzung des Grades der
Absichtlichkeit (Hinde 1979) im kindlichen
Verhalten durch die Eltern (Teufelskreis, falsche
Wahrnehmung, Überschätzung des Problemverhaltens - Hineininterpretieren von Bedeutung (mein Kind mag
mich nicht) meist Projektionen eigener
elterlicher Repräsentationen (S. 42 Fall)
96Frühkindliche Regulationsstörungen
- 3 Wege wie psychische Störungen in der Kindheit
entstehen - Bereits angeboren Autismus, Störung der
Kommunikation (z. B. Behinderung) - Seelische Verletzung Traumatisierung Kind wird
in besonderer Weise bedroht und verunsichert,
ohne dass Hilfe von Erwachsenen erfolgt - Störung der Eltern-Kind-Interaktion in der
Feinabstimmung, durch kindliche, elterliche und
situative Faktoren. Nicht extremes Trauma, sonder
alltägliche Situationen zementieren diese Formen
der Kommunikation
97Frühkindliche Regulationsstörungen
- Auch genetische Vulnerabilitäten
- Prävention kleiner Eingriff (oft nur 4
Sitzungen, intermittierende Beratungsgespräche)
mit großer Wirkung - Durchbrechen der eskalierenden Teufelskreise
(keine Engelskreise s. Aktivierung/Stress des
Caregivings, gemeinsame Interaktion,
Deaktivierung, Oxytocin, Entspannung, happiness
bei Mutter und Kind .) - Früherkennung und frühe Intervention
98Frühkindliche Regulationsstörungen
- Arten der frühkindlichen Regulationsstörung
- Exzessives Schreien (29,4)
- Schlafstörungen (62,8)
- Fütterstörungen (40,4)
- Dysphorische Unruhe (30,1)
- Exzessives Klammern und Trotzen (20)
- 1991 Münchner Sprechstunde für Schreibabies
(Ngt1000 Familien 1994-1997)
99Frühkindliche Regulationsstörungen
- Kinder kamen im Alter von 0-55 Monaten
- Tabelle S. 53 (soziodemographische Daten)
- Zusammenhang zwischen exzessivem Schreien und
späteren Verhaltensauffälligkeiten
(Fütterproblemen Shaver 1974 Schlafstörungen,
erhöhte Ängstlichkeit - Vorgestellt mit 7 Monaten nur 10 hatten vorher
KEINE Symptome - Durchschnittlich verstreichen 9 Monate mit
Symptom bis zum Erstkontakt zur
Schreisprechstunde
100Frühkindliche Regulationsstörungen
- Pränatale Risikofaktoren (S. 64/66) (69)
- Stress in der ersten Hälfte der SS (Cortisol
dringt noch durch Placentaschranke), Angst,
Depressionen (zusammen 46) - Schwere Hyperemesis
- Vorzeitige Wehen mit Tokolyse
- Schwangerschaftsdepression
- Perinatale Risikofaktoren (38,8)
- Sectio
- Mangelgeburt (Gewicht)
- Postnatal (85,4)
- Familiäre und kindliche Atopie (Hautprobleme)
- Neurologische Auffälligkeiten
101Frühkindliche Regulationsstörungen
- Intuitive elterliche Kompetenzen (intuitive
Parenting) (Papousek) - Vertrauen darin wird durch schwieriges Kind
durchbrochen Teufelskreis) - Negatives feedback versträrkt Belastung im
Übergang zur Elternschaft, Gefühl der
Hilflosigkeit, Depression, geringes
Selbstwertgefühl Unfähigkeit - Frühe Orchestrierungsphase (S. 96)
102(No Transcript)
103Prävention
- Ziele
- Risiko für eine negative Entwicklung minimieren
- Verbesserung der Erziehungskompetenz der Eltern,
soziale Unterstützung der Eltern,
Verbindung/Kontakt Eltern Kindergarten Schule - Verbesserung der sozialen/kognitiven Kompetenz
des Kindes - Ausbau kind- und familienbezogener
Resilienzfaktoren - Ausbau der Beziehung zu Gleichaltrigen
104Prävention
- Im Vorschulalter
- Ca 20 aller Kinder zeigen klinisch relevante
Verhaltensauffälligkeiten, Aggressionen,
Trotzverhalten, Ängste oder Depression - Diese Kinder sind stärker gefährdet,
Misshandlungen durch Eltern und Geschwister und
Lernschwierigkeiten zu erfahren - Später mehr gefährdet für ungeschützten
Geschlechtsverkehr, Trunkenheit, Verkehrsunfälle,
Arbeitslosigkeit, Delinquenz - Nur 1 aus 6 betroffene Familien nehmen Hilfe an
- Verhaltensstörung zeigt eine hohe Stabilität
105Prävention
- Caplan (1964)
- Primärprävention
- Strategie um das Auftreten einer psychischen
Störung zu reduzieren - Sekundärprävention
- Reduzierung der Dauer bestimmter Störungen
- Tertiärprävention
- Strategie, um die Beeinträchtigungen durch die
Störung zu minimieren
106Prävention
- Munoz, Mrazek Haggerty (1996)
- Universelle präventive Intervention
- Gesamte Bevölkerungsgruppe (Vorsorgeuntersuchungen
etc.) - Selektive präventive Intervention
- Individuen oder Gruppen die bestimmte
Risikofaktoren oder bereits Symptome haben
(Frühgeborene, allein Erziehende, psychisch
kranke Eltern) - Indizierte präventive Intervention
- Hochrisikogruppen Personen, die Symptome
zeigen, und Risikofaktoren aufweisen, Eskalation
und weitere negative Konsequenzen verhindern
107Präventionsprogramme
- Ziele
- Bedingt durch Ansatzpunkt
- Durchführungsort (gute Erreichbarkeit home
based, school based, community based) - Adressaten (Kind oder Eltern, oder Lehrer)
- Je jünger das Kind, desto eher Ansatz über die
Eltern - Je älter das Kind und je ausgeprägter die
Symptome, eher kindzentriert (Vermittlung von
Wissen und Fertigkeiten) - Multi-Komponenten-Programme (Kind/Eltern)
108Präventionsprogramme
- Ziele
- Meta-Analysen zur Präventivintervention
- Unterschiedliche Wirksamkeit
- Zeitpunkt des Effekts (wann messen) (oft erst
Monate später) - Rekrutierung der Stichprobe (v.a. bei
universeller Prävention, kontinuierliche
Teilnahme, Motivationsprobleme) - Dropout-Problem
- Erfolgsmaße multidmodal (kognitiv, emotional,
behavioral), daher multimethodal (Vh-beobachtung,
Fragebogen, Test, Interview)
109Präventionsprogramme
- Ziele
- Lösel Beelmann (2003) Meta-Analyse
- höchste Effekte bei kognitiv-behavioral
(selektiv und indiziert besser als universelle
Prävention) - Primärprävention (z. B. Kriminalität) (Tremblay
and Japel 2003) - z.T. bereits während Schwangerschaft, z. T. im
Alter von 4 - Prävention inadäquates Elternverhalten
- Effekte weniger Folge-SS, bessere familiäre
Kommunikation, positivere Einstellung der
Eltern, weniger Haftstrafen
110Präventionsprogramme
- Ziele
- Kognitive Fähigkeiten
- Sehr stabil, daher frühe Intervention gekoppelt
mit Vh-Problemen - Delinquenz
- Beginn vor 3. Geburtstag am besten Beginn in
Schwangerschaft plus day-care-Angebote - Bei mehrfachbelasteten Hochrisikokindern
kontinuierliche Betreuung anstatt einer Maßnahme - Auswirkung auf kognitive und soziale
Fähigkeiten, und Erziehungskompetenz der Eltern -
111Frühförderung und Bindung
- Sarimski (2001)
- - prognostisch bedeutsamste Variable
Reponsivität der Mutter - d.h. Initiativen des Kindes aufgreifen und
unterstützen - z. B. bei geistig behinderten Kindern,
Frühgeborenen, cerebrale Bewegungsstörung - Leyendecker (1997) BeziehungWirkung (von
Eltern, aber auch Durchführende der
Frühförderung) - Sensibilität und geeignete Theorie!!!
- Feinfühligkeit kindliche Signale 1) wahrnehmen
2) richtig interpretieren 3) angemessen und 4)
prompt reagieren
112Frühförderung und Bindung
- Studie von van den Boom (1994, 1997)
- Risikostichprobe (N100) hoch irritierbare
Kinder aus sozioökonomisch schwachen Familien - Intervention 3 Hausbesuche (7.-9. Lebensmonat)
mit Training der Feinfühligkeit - Interventionsgruppe 72 sicher gebunden
- Kontrollgruppe 32 sicher gebunden
- Bindungssicherheit ist ein protektiver Faktor
(Kissgen und Suess 2005)
113Prävention im Vorschulalter
- Ca. 20 aller Kinder haben klinisch relevante
Auffälligkeiten wie Aggressionen, Trotzverhalten,
Ängste, Depressionen (z. B. Ihle und Esse 2002) - Gefährdet
- Misshandlung durch Eltern zu erfahren
- Lernschwierigkeiten
- Ungeschützten Geschlechtsverkehr
- Alkohol am Steuer
- Verkehrsunfälle
- Arbeitslosigkeit
- Delinquenz
114Prävention im Vorschulalter
- Weniger als 15 der Familien, die Hilfe
bräuchten, suchen Hilfen auf - Universelle Präventionsprogramme
- Kindzentriert
- Präventionsprogramm zur Verhütung von sexuellem
Missbrauch (Eck Lohaus 1993) - Interpersonal Cognitive Problem-Solving (Shure
Spivack 1982) - Good behavior Game (Kellam et al 1998)
- Second Step (Faustlos) (Grossmann et al 1997)
115Prävention im Vorschulalter
- Universelle Präventionsprogramme
- Elternzentriert
- Triple P (Gruppentraining, Sander 1999)
- Multikomponenten-Programm
- Seattle Social Development Project (Hawkins et
al. 1992) - Lehrerzentriert
- Promoting Alternative Thinking Strategies (PATH,
Greenberg Kusche 1998) - Incredible Years Series (IYS) (Webster-Stratton
et al. 2001)
116Fragebogen zum Kind
117Bindung und Caregiving
- Beschrieben in der Bindungstheorie von J. Bowlby
(und M. Ainsworth) - Bindung und Caregiving (Pflegeverhalten) sind
komplementäre Verhaltenssysteme - Biologisch angelegt, mit Hormonen und
Stressregulation eng verknüpft - Wichtige Funktion im gesamte Lebenslauf
- Bindung und Caregiving auch im Erwachsenenalter
118Bindungstheorie
- John Bowlby Bindungstheorie (1960)
- basierend auf Beobachtungen von Mutter-Kind
Dyaden zuhause und Kindern in Heimen - Basierend auf Forschung von Harlow und Zimmerman
(1958) - ursprünglich Mutter-Kind-Bindung
- Seit den 1990ern Erwachsenenbindung (adult
attachment), Partnerbindung - Bindung zwischen Mensch und Tier
- Bindung ist ein wichtiger Aspekt eines gesunden
emotionalen und sozialen Lebens von der Wiege bis
zum Grab.(Bowlby 1969/1982)
119Verhaltenssysteme
- Verhaltenssystem (George and Solomon 2000)
- ist ein biologisches System das die Regeln und
Verhaltensweisen, die mit einem bestimmten Ziel
in Verbindung stehen. - Bindungssystem im Kind
- Pflegeverhaltenssystem beim Elternteil
- Bindung und Caregiving sind komplementäre Systeme
- Sie stehen in Konkurrenz zu anderen
Verhaltenssystemen - - affiliatives System (soziale Beziehungen)
- - sexuelles System
- - Exploration
- - Angst (bei Kind und Mutter)
- - Stressregulation
120Bindungsverhaltenssystem
- Ziel des Bindungsverhaltenssystems
- Schutz durch das Herstellen oder
Aufrechterhalten von Nähe zur Bindungsfigur
(Elternteil, jemand der mehr Ressourcen hat) - (auch der Erhalt von Nahrung, Pflegeverhalten,
und Trost ) - Aktivierung des Systems wenn das Kind in Gefahr
ist oder Stress erlebt - Ziel Schutz des Nachwuchses (reproductive
fitness) - Weiteres Ziel Stressreduktion im Kind soziale
Unterstützung
121Soziale Unterstützung
- 4 Formen sozialer Unterstützung
- Instrumentale Unterstützung
- Unterstützung durch Information
- Vor allem in engen und vertrauensvollen
Beziehungen - Emotionale Unterstützung
- Physischer Kontakt (Ditzen et al. 2007)
122Bindungsverhalten
- Bindungsverhaltensweisen beinhalten
- Alle Aktionen die darauf abzielen, Nähe
herzustellen und aufrecht zu erhalten - Augenkontakt,
- weinen,
- rufen,
- Hände ausstrecken,
- sich auf jemanden zubewegen,
- sich am Elternteil festhalten, Widerstand gegen
Trennung leisten
123Bindungssystem - Aktivierung
- Das Bindungsverhaltenssystem wird aktiviert
durch - Internale Reize
- Krankheit,
- Müdigkeit
- Hunger
- Schmerz
- Angst
- negative Emotionen
- Hormone (Oxytozin)
- Externale Reize
- Situationen die Stress und Angst auslösen (weil
potentiell gefährlich) - - Trennung von Pflegeperson
- physische Gefahr
- Anwesenheit von Fremden
- unbekannte Umgebung
- Sturm mit Blitz und Donner
- Dunkelheit
124Bindungssystem Deaktivierung
- Das Bindungsverhaltenssystem wird deaktiviert
durch - - Nähe zur Bezugsperson (Körperkontakt)
- Adäquates Pflegeverhalten
- Reduktion von Stress,
- Gefühl der Sicherheit
125Pflegeverhalten
- Das Ziel des Pflegeverhaltenssystems ist der
Schutz der Nachkommen - Pflegeverhalten beinhaltet
- Alle Aktionen die darauf abzielen, Nähe des
Kindes herzustellen und aufrechtzuerhalten und
Fürsorge zu zeigen, die Stress beim Kind
reduzieren (Hunger, Schmerz etc) - e.g. Blickkontakt, Zurückholen, Rufen, Hochheben,
hingehen, berühren, - Füttern, umsorgen, beruhigen
126Pflegeverhalten - Aktivierung
- Pflegeverhalten wird aktiviert durch
- Situationen, die Eltern als angstauslösend,
gefährlich, oder stressauslösend für das Kind
wahrnehmen - Internale Reize/Auslöser
- Hormonspiegel(Oxytozin)
- Kulturelle Ansichten über richtiges
Pflegeverhalten (Fütterzeiten, Alleinschlafen
etc) - Müdigkeit, Krankheit des Elternteils (sich
versichern, dass das Kind nah ist, da man weniger
Aufmerksamkeit aufbringen kann)
127Pflegeverhalten - Aktivierung
- Pflegeverhalten wird aktiviert durch
- Externale Reize/Auslöser
- Situationen die Stress und Angst auslösen und
- gefährlich für das Kind sind
- S. die externalen Auslöser beim Kind (attachment)
- Kindliche Merkmale Kindchenschema (auch bei
Tieren, see e.g. Füttern von Tieren im Zoo, oder
fremde Hunde) - Beeinflust durch eigene Bindung der Mutter
- Aktivierung hängt von der Sensitivität (korrekte
Wahrnehmung von Bindungssignalen ab
(Responsivität adäquates Pflegeverhalten)
128Pflegeverhalten - Deaktivierung
- Das Bindungsverhaltenssystem wird deaktiviert
durch - - Nähe des Kindes zur Bindungsperson
(Körperkontakt) - Deaktivierung des kindlichen Bindungsverhaltens
- Erfolgreiche Stressreduktion beim Kind
129Bindungssystem - Emotionen
- Die erfolgreiche Deaktivierung von Bindung und
Pflegeverhalten wird von starken Empfindungen von
Freude und Zufriedenheit begleitet. - Erfolgloses Bindungs- und Pflegeverhalten
(Aktivierung ohne Deaktivierung) ist verbunden
mit Stress, Angst, Verzweiflung und Gefühlen der
Hilflosigkeit, Ärger, Depression
130Interaktion von Verhaltenssystemen
- Bindung und Exploration
- Die Bindungsfigur dient als
- Sicherer Hafen bei Stress
- Sichere Basis für Exploration wenn das
Bindungssystem deaktiviert ist und ein Gefühl der
Sicherheit vorherrscht (s. playground behavior) - Balance zwischen den beiden Systemen bei sicheren
Kindern Fähigkeit zu lernen (intellektuell und
sozial) - - Bindung steht auch in Konkurrenz mit dem
affiliativen System, nach den ersten beiden
Lebensjahren
131Interaktion von Verhaltenssystem
- Pflegeverhalten
- Das Pflegeverhaltenssystem steht in Konkurrenz
mit weiteren Verhaltenssystemen Balance ist
wichtig für gesunde Mutter-Kind Beziehung - Das Sexualverhaltenssystem
- Eigenes Bindungssystem (Eltern, Partner)
- Pflegeverhalten für ein weiteres Kind
- Affiliatives System (Freunde)
- Explorationssystem (Arbeit)
- - Die Wichtigkeit des Pflegesystems verschiebt
sich gemäß der Entwicklung des Kindes (z. B.
Trennungen über mehrere Stunden sind erträglich)
132Internales Arbeitsmodell (IWM)
- Internale kognitive Repräsentation
- durch diese werden bindungsrelevante Erfahrungen
evaluiert, emotional beurteilt und organisiert - Beinhaltet Erwartungen über sich selbst
(Selbstwert, Kompetenz) und die Pflegeperson
(verläßlich, vertrauenswürdig, adäquat, sensitiv) - Das IWM von Bindung entwickelt sich im ersten
Lebensjahr durch wachsende Erfahrung mit den
Bindungspersonen - IWM von Pflegeverhalten ist verbunden mit den
eigenen Erfahrungen von erhaltener Fürsorge,
eigenem Bindungssystem, und Selbstkonzept (als
gute Pflegeperson)
133Internales Arbeitsmodell (IWM)
- Funktion des IWM (Bowlby 1980)
- ...soziales Verhalten anderer und sich selbst in
echten Beziehungen zu antizipieren und zu
simulieren um dem Individuum antizipatorisches
Verhalten zu ermöglichen -
- Unbewußt in der Kindheit
- Bewußtseinsfähiger im Erwachsenenalter (aber
nicht ganz) - Beobachtbar bei Kindern (Verhalten, Strange
Situation Test, Experimente zur
Wiedervereinigung) - Nur teilweise durch projektive Tests erfaßbar
(Adult Attachment Projective), Interviews,(Adult
attachment interview), oder Fragebögen
134Sichere Bindung
- Primärstrategie zielt auf sichere Bindung ab
- Konditionale Sekundärstrategien entwickeln sich,
wenn das Bindungsverhalten des Kindes nicht
adäquat und konsistent beantwortet wird. Dann
entwickelt sich unsichere Bindung - Die unsichere Bindung dient immer noch einer
organisierten Strategie Schutz und Fürsorge von
einer suboptimalen Pflegeperson und Umwelt zu
bekommen - Sichere Bindung
- Vertrauen in die Verfügbarkeit einer
Bindungsfigur wird beruhigt durch die Nähe einer
Bindungsfigur, zeit Trennungsschmerz, und zeigt
offen Bindungsverhalten bei Stress/Gefahr/
Trennung. - Exploration Offenheit für eigene Gefühle und
die anderer, gute Emotionsregulation
135Unsichere Bindung
- Sekundärstrategien Unsichere Bindung
- Unsicher-vermeidend (auch abwertend bei
Erwachsenen) - Zeigt bei Stress (z. B. Trennung) kein
Bindungsverhalten, hat aber physiologisch hohen
Stress (cortisol, Spangler and Schieche 1998) - versucht sich selbst zu beruhigen oder
abzulenken durch Exploration, Herunterregulieren
von Emotionen, Abwehrstrategie Deaktivierung,
negative Emotionen werden nicht adäquat reguliert - Anpassung an eine Pflegeperson die nicht sensitiv
und repsonsiv ist wenn Bindungsverhalten gezeigt
wird. Keine Offenheit für Gefühle (selbst und
andere), wenig Selbstwert.
136Unsichere Bindung
- Sekundärstrategien Unsichere Bindung
- Unsicher-ambivalent (auch verwickelt bei
Erwachsenen) - Kind ist sehr anhänglich, bleibt immer nah bei
Bindungsfigur, wenig Exploration, BF ist als
unzuverlässig und unvorhersehbar hinsichtlich
Responsivität und Verfügbarkeit abgebildet - Im Schulalter immer noch anhänglich/klettenhaft,
wehrt sich gegen Trennung, dauernde Aktivierung
des Bindungssystems - Ärger gegenüber BF wegen wahrgenommenen Mangels
an Aufmerksamkeit - Negative Emotionen sind nicht adäquat reguliert,
eher ein Mangel an Regulation
137Bindungsdesorganisation
- Sichere, aber auch unsichere Bindung sind
organisierte Strategien die Pflegeperson gibt
immerhin noch Fürsorge, die gut genug ist - Verlust der Organisation Desorganisation (Main
Solomon, 1986) - Zusammenbruch des Bindungsverhaltenssystems
- Das Kind sieht sich als hilflos und verletzlich
in angstauslösenden Situationen an, die
Bindungsfigur gibt keine Sicherheit - Verletzende Erfahrungen können nicht in das IWM
integriert werden, werden in einem extra,
segregiertem System abgebildet (nicht bewußt
zugängig) - Angst im Bindungskontext emotionale
Ausbrüche/Aggression/Einfrieren
-kontrollierendes Verhalten gegenüber
Pflegeperson
138Bindungsdesorganisation
- Bindungsdesorganisation ist wie eine
hoch-unsichere Bindung - Ursachen
- Vernachlässigung oder Zurückweisung durch Eltern
- Missbrauch durch Eltern
- Drohungen das Kind zu verlassen
- Verlust einer Pflegeperson (ohne adäquate
Fürsorge einer anderen Bindungsperson) - Kontinuum von Bindungskategorien
- Vermeidend ...Sicher Ambivalent
- Zusätzlich Bindungsdesorganisation ja/nein
(Schweregrad)
139Bindung und psychische Gesundheit
- Eine unsichere Bindung, v.a. eine
Desorganisation, ist ein Risikofaktor für die
sozio-.emotionale Entwicklung - Bindung in der Normalbevölkerung (see Hartmann
2005) - Sicher 60-70
- Unsicher 30 (mehr vermeidend als ambivalent)
- Desorganisation 10-15
- Wahrscheinlich mehr unsichere heute!!!
- Höhere Prävalenz unsicherer/desorganisierter
Bindung in klinischen Stichproben - Sichere Bindung ist ein protektiver Faktor für
die Entwicklung
140Bindung und psychische Gesundheit
- Höhere Prävalenz unsicherer/desorganisierter
Bindung in klinischer Population - Angststörungen
- Psychosomatische Störungen
- Depression
- Ungefähr 90 der Kinder in Schulen für
Erziehungshilfe haben eine unsichere Bindung,
ungefährt 60-70 eine desorganisierte Bindung -
- Eine sichere Bindung ist ein protektiver Faktor
für die Entwicklung (Werner Smith 1989, 1992,
2001)
141Caregiving flexible Integration
- George und Solomon 2008
- Caregiving das mit sichere Bindung einhergeht
- flexibel, balanciert, integriert
- Wissen über Selbst und das Kind,
- Kooperation zwischen Mutter und Kind
- commitment (Verbindlichkeit)
- joy of parenting (Freude an der Elternschaft)
142Caregiving Unsichere Bindung
- George und Solomon 2008
- Mütter unsicher gebundener Kinder geben immer
noch Schutz und Fürsorge, aber brauchen
Abwehrmechanismen, um zurecht zu kommen
Sekundärstrategie - Caregiving in Verbindung mit unsicher-vermeidender
Bindung - Deaktivierung, um bindungsbedingten Stress aus
dem Bewußtsein zu entfernen - Umgeht die Aktivierung des Caregiving Systems
- Wichtigkeit von Caregiving ist erniedrigt (andere
Verhaltenssystems sind vorrangiger)
143Caregiving unsichere Bindung
- Caregiving in Verbindung mit unsicher-vermeidender
Bindung - distanced protection ( distanziertes
Beschützen) das Kind aus der Distanz
überwachen, die Pflege anderen übertragen - Ablehnung der kindlichen Bindungsbedürfnisse
- Keine Freude am Eltern