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Vortrag Carsten

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Einleitung in das Neue Testament II Evangelien und Apostelgeschichte Das lukanische Doppelwerk I Zur Zusammengeh rigkeit von LkEv und Apg Das LkEv hat unter den ... – PowerPoint PPT presentation

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Title: Vortrag Carsten


1
Einleitung in das Neue Testament II Evangelien
und Apostelgeschichte
Das lukanische Doppelwerk I Zur
Zusammengehörigkeit von LkEv und Apg
  • Das LkEv hat unter den Evangelien insofern eine
    Sonderstellung, als es das erste Buch eines
    zweiteiligen Werkes ist Die Apg stammt
    zweifelsfrei vom selben Autor. gt
  • Dass der Verfasser sein Werk von vornherein in
    zwei Teilen konzipiert hat, kann man durch zwei
    Beobachtungen begründen
  • Lk hat bei der Abfassung des Evangeliums sein
    zweites Werk bereits im Auge. Im Prozess gegen
    Jesus lässt er das Tempelwort Mk 14,58 aus, weil
    er es in der Stephanus-Tradition verwendet. Das
    Streitgespräch über rein und unrein (Mk 7,1-23)
    übergeht er mit Rücksicht auf die Erzählung in
    Apg 10, wo Petrus in einer himmlischen Vision
    erfährt, dass es keine unreinen Speisen gebe
    (angewandt auf die Frage der Heidenmission).
  • Das Vorwort des LkEv hat wahrscheinlich bereits
    die Apg mit im Blick. Die Diener des Wortes
    beziehen sich auf die urkirchlichen Verkündiger,
    von deren Wirken die Apg erzählt. Mit den
    Ereignissen, die sich unter uns erfüllt haben,
    ist auch auf die Zeit der Kirche angespielt, die
    für Lk ebenfalls Erfüllungszeit ist. Er nimmt
    hier nicht speziell auf das Wirken Jesu Bezug. gt

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Einleitung in das Neue Testament II Evangelien
und Apostelgeschichte
Das lukanische Doppelwerk II Aufbau des LkEv
  • Vorwort (1,1-4)
  • Vorgeschichte Kindheitsgeschichte und
    Vorbereitung des Wirkens Jesu (1,5-4,13)
  • 1,5-2,52 Empfängnis und Geburt Johannes des
    Täufers und Jesu
  • 3,1-4,13 Vorbereitung des Wirkens Jesu
    Auftreten des Täufers, Taufe Jesu, Stammbaum,
    Versuchung Jesu
  • 1. Hauptteil Das Wirken Jesu in Galiläa
    (4,14-9,50)
  • 4,14-5,16 Beginn des Wirkens Jesu
  • 5,17-6,11 Galiläische Streitgespräche
  • 6,12-9,50 Weitere Verkündigung Jesu in Wort und
    Tat
  • 2. Hauptteil Jesus auf dem Weg nach Jerusalem
    (9,51-19,27)
  • 9,51-13,21 Erster Abschnitt
  • 13,22-17,10 Zweiter Abschnitt (Jerusalem in
    13,22)
  • 17,11-19,27 Dritter Abschnitt (Jerusalem in
    17,11)
  • 3. Hauptteil Jesu Wirken, Leiden und Tod sowie
    Auferweckungsverkündigung, Erscheinungen und
    Himmelfahrt in Jerusalem (19,28-24,53)
  • 19,28-21,38 Das Wirken Jesu in Jerusalem
  • 22,1-23,56 Jesu Passion
  • 24,1-53 Auferweckungsverkündigung,
    Erscheinungen und Himmelfahrt

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Einleitung in das Neue Testament II Evangelien
und Apostelgeschichte
Das lukanische Doppelwerk III Verfasser und
Adressaten
  • Nach der altkirchlichen Tradition stammen LkEv
    und Apg von Lukas, der Gefolgsmann des Paulus
    (Irenäus) vgl. Phlm 24 Kol 4,14 (Lukas, der
    Arzt) 2Tim 4,11.
  • Diese Tradition lässt sich aus dem Werk nicht
    bestätigen. Ein spezifisch ärztliches Interesse
    oder eine ärztliche Fachsprache ist nicht zu
    belegen.
  • Gegen die Verfasserschaft durch einen
    Paulusbegleiter spricht
  • In der Apg wird Paulus nur in 14,4.14 der Titel
    Apostel zugesprochen. Ansonsten ist der Begriff
    reserviert für die Zwölf. Dies würde überraschen
    bei einem Paulusbegleiter, der den Kampf des
    Paulus um seinen Apostolat erlebt hat.
  • Die Darstellung des paulinischen Wirkens in der
    Apg entspricht nicht dem Bild, das wir aus den
    Paulusbriefen erhalten. Es gibt auch unvereinbare
    Widersprüche zwischen Paulusbriefen und der Apg
    (vgl. Gal 1f Apg 9-15).
  • Warum kam die altkirchliche Tradition gerade auf
    Lukas als Verfasser?
  • Das Ende der Apg erweckt den Eindruck, noch vor
    dem Tod des Paulus geschrieben zu sein.
  • Der 2Tim ist als Testament des Paulus kurz vor
    seinem Tod gestaltet. Nach 2Tim 4,11 ist allein
    Lukas noch bei mir.
  • Der Name Lukas erscheint nicht in den
    Wir-Passagen der Apg zur Bezeichnung von
    Personen, die Paulus begleiten.

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Einleitung in das Neue Testament II Evangelien
und Apostelgeschichte
  • Das Werk verrät eine hellenistische Perspektive
    (s. z.B. Vorwort keine genaue Kenntnis der
    Geographie Palästinas Judäa für ganz
    Palästina).
  • Lukas hatte zwar einerseits Kontakt zu
    judenchristlichen Traditionen (LXX-Sprache Rolle
    von Jerusalem judenchristlich geprägte
    Sondertraditionen). Andererseits gibt es starke
    Einwände gegen ein spezifisch judenchristliches
    Milieu, v.a. die Formulierungen Apg 10,9-15
    15,10 und die fehlerhafte Wiedergabe jüdischer
    Reinigungsriten Lk 2,22. gt
  • Lukas und seine Adressaten sind also
    Heidenchristen. Es gibt keine aktuelle
    Auseinandersetzung mehr um spezifisch
    judenchristliche Belange. Die Kirche aus Juden
    und Heiden ist selbstverständlich, und die Frage,
    wie die Judenchristen damit zurechtkommen,
    schlägt in der Darstellung nicht durch.

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Einleitung in das Neue Testament II Evangelien
und Apostelgeschichte
Das lukanische Doppelwerk IV Zeit und Ort der
Abfassung
  • Die Redaktion der Endzeitrede durch Lk bestätigt
    die Einschätzung, die sich durch die Quellenlage
    ergibt Das LkEv ist nach 70 entstanden (v.a.
    21,10-24/Mk 13,14-20 s.a. 19,43f). gt
  • Die Obergrenze ist schwieriger zu bestimmen. Da
    Lukas keine Kenntnis des MtEv verrät, dieses sich
    also noch nicht verbreitet hat, kann man für das
    LkEv mit einer ähnlichen Abfassungszeit rechnen
    (um 90). Die Apg ist etwas später entstanden wie
    viel später, ist aber kaum genauer zu ermitteln.
  • Zum Abfassungsort werden viele verschiedene
    Vorschläge gemacht (Caesarea, Dekapolis,
    Antiochien, Ephesus, Rom u.a.m.). Dies zeigt die
    Ungenauigkeit der möglichen Anhaltspunkte. Am
    meisten spricht, wenn man die Zuordnung zum
    hellenistischen Christentum präzisieren will,
    wohl für Ephesus.

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Einleitung in das Neue Testament II Evangelien
und Apostelgeschichte
Das lukanische Doppelwerk V Literarischer
Charakter des LkEv
  • Übernahme und Erweiterung des Mk-Fadens
  • Lk hat den Mk-Aufriss übernommen, ihn aber auch
    entscheidend umgestaltet durch die Einfügung des
    Reiseberichts (9,51-19,27).
  • So ergibt sich eine klarere Dreiteilung des
    Werkes als im Fall des MkEv. Vorgeschaltet werden
    die Kindheitsgeschichten angefügt die
    Erscheinungen das nicht aus Mk stammende
    Material wird in zwei Einschaltungen eingebracht
    (6,20-8,3 9,51-18,14).
  • Der Evangelist als Schriftsteller und Historiker
  • Mit dem Vorwort erhebt Lk literarischen Anspruch
    und führt sein Werk nach Art hellenistischer
    Historiker ein. Dennoch war Lk mehr Theologe als
    Historiker im Sinne seiner Zeit. Er ordnet das
    Material nach seinem theologischen Konzept (s.
    v.a. Lk 4,14-30 Apg 10f).
  • Trotzdem kann man zeigen, dass sich Lukas auch an
    Vorbildern aus der zeitgenössischen
    Geschichtsschreibung orientierte

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Einleitung in das Neue Testament II Evangelien
und Apostelgeschichte
  • Vorwort Lk 1,1-4
  • Bezüge der Geschichte Jesu auf die Weltgeschichte
    (Lk 2,1 3,1f)
  • Historisierungen Darstellung, die von
    konkreten Geschehnissen geprägt ist (Mk 1,7f/Lk
    3,15f Lk 7,21 7,18-23/Mt 11,2-6).
  • Lk erweckt den Eindruck eines fortlaufenden
    Geschehens, indem er den bei Mk nur lose
    verbundenen Stoff stärker verknüpft (z.B. Lk
    5,33/Mk 2,18 Lk 8,40/Mk 5,21) und den Stoff
    durch Vor- und Rückverweise verklammert (z.B. Lk
    1,80-3,1 2,51-4,16).
  • Lk nimmt sachliche Korrekturen vor und ist auf
    genaueren Ausdruck bedacht (Herodes Antipas als
    Tetrarch Lk 3,1.19 9,7 See Genezareth Lk
    5,1f 8,22f). Bisweilen kürzt Lk mk Geschichten,
    doch für Mt ist dieser Zug wesentlich
    charakteristischer.
  • Lk verbessert Mk sprachlich und schreibt unter
    den Evangelisten das beste Griechisch. Trotzdem
    kennt er Semitismen (Ausdrucksweise, die sich dem
    Hebräischen oder Aramäischen verdankt). Denn er
    orientiert sich sprachlich an der Septuaginta
    (LXX), der griechischen Übersetzung des
    hebräischen Bibel, und ahmt deren Stil und
    Ausdrucksweise nach.

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Einleitung in das Neue Testament II Evangelien
und Apostelgeschichte
Das lukanische Doppelwerk VI Heilsgeschichte
  • Das Stichwort erfüllen erhält einen besonderen
    Stellenwert.
  • Der Reisebericht steht unter der Überschrift der
    Erfüllung (Lk 9,51).
  • Die Gemeinde ist in die Erfüllung eingeschlossen
    (Lk 1,1 Apg 2,1).
  • Christusereignis und Geistausgießung an Pfingsten
    erscheinen als Erfüllung von Schriftworten (z.B.
    Apg 2,17-21.25-28.30f 3,22f 4,11).
  • Verheißungszeit vor der Erfüllung (Lk 16,16 Apg
    7,2-52 13,17-22).
  • Apg 13,32f bezeugt direkt das Bezugspaar
    Verheißung Erfüllung. gt
  • Die Epochen der Heilsgeschichte
  • Verheißungs- und Erfüllungszeit lassen sich
    deutlich voneinander absetzen (Lk 16,16 Schema
    der Missionsreden in der Apg Erfüllung).
  • Die Erfüllungszeit kann man in zwei Abschnitte
    unterteilen Zeit Jesu Zeit der Kirche (zwei
    Bücher deutlicher Anfang der Kirche
    Jesus-Geschichte als Grundgeschichte).

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9
Einleitung in das Neue Testament II Evangelien
und Apostelgeschichte
  • (3) Lukas stellt die Kontinuität der einen
    Heilsgeschichte dar
  • Zusammenhang zwischen der Verheißungs- und
    Erfüllungszeit
  • Jerusalem Ort der Erscheinungen Ausgang der
    Christusbotschaft.
  • Anlehnung an die Sprache der LXX.
  • Zusammenhang zwischen der Zeit Jesu und der
    Kirche
  • Kriterium bei der Nachwahl des Matthias (Apg
    1,21f).
  • Unterweisung der Apostel über das Reich Gottes
    zwischen Ostern und Himmelfahrt (Apg 1,3) Reich
    Gottes als Inhalt der urkirchlichen Botschaft
    (Apg 19,8 20,25 vgl. auch Apg 8,12 28,23.30).
    gt
  • Zusammenhang innerhalb der Zeit der Kirche
  • enge Anbindung des Paulus an die Urgemeinde (Apg
    9,27).
  • Heidenmission wird durch Petrus legitimiert (Apg
    10,1-11,18).

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Einleitung in das Neue Testament II Evangelien
und Apostelgeschichte
  • (4) Die Naherwartung tritt zurück
  • Die Unkenntnis über Zeiten und Fristen kommt
    ausdrücklich zur Sprache (Apg 1,7).
  • Im Verhör vor dem Hohen Rat sagt Jesus nicht,
    dass der Menschensohn komme (Lk 22,69 diff Mk
    14,62).
  • Die Rede von der Nähe des Endes wird ausdrücklich
    als falsch gekennzeichnet (Lk 21,8 diff Mk 13,6
    19,11). gt
  • (5) Die heilsgeschichtliche Rolle Israels wird
    nicht durch die Ablehnung Jesu bestimmt.
  • Israel bleibt Adressat der Predigt (Apg 2,14ff
    Bild des pln Wirkens).
  • Juden nehmen den Glauben an Christus an, vor
    allem in der Zeit der Jerusalemer Verkündigung
    (Apg 2,41.47 u.ö.), später mit abnehmender
    Tendenz und zunehmend feindlicher Reaktion.
  • Einerseits hängt die Adressierung des Evangeliums
    an die Heiden mit der Ablehnung durch die Juden
    zusammen (z.B. Apg 13,46) andererseits ist sie
    unmittelbar im Willen Gottes begründet (z.B. Apg
    10). Die Spannung wird nicht aufgelöst.

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Einleitung in das Neue Testament II Evangelien
und Apostelgeschichte
Das lukanische Doppelwerk VII Jesusbild
  • Das Jesusbild des dritten Evangelisten hat zwei
    Seiten Er betont die hoheitsvollen Züge (Lk
    7,11-17 Hoheitstitel Herr auch in erzählenden
    Partien), aber auch die menschlichen (z.B. Lk
    4,18 6,20f 7,36-50 14,12-14). Im Lk 7,11-17
    hat er beides miteinander verbunden (V.13 der
    Herr bekam Mitleid).
  • Häufig wird Jesus betend gezeigt (z.B. Lk 5,16
    6,12 9,18 3,21 22,42 22,43f 23,34
    textlich unsicher).
  • Die Passion Jesu zeichnet Lk als das Leiden des
    zu Unrecht Verfolgten die Unschuld Jesu wird
    herausgestellt (s. Pilatus 23,4.14.20.22
    Herodes 23,6-12.15 Hauptmann unter dem Kreuz
    23,47). Der Beitrag der jüdischen Obrigkeit
    wird stärker akzentuiert, um das Christentum vom
    Verdacht politischen Aufrührertums befreien.
  • Im Blick auf die Deutung des Todes Jesu drängt
    Lukas den Sühnegedanken zurück (nur Lk 22,19f
    Apg 20,28). Jesus stirbt als der unschuldige
    Gerechte, in Übereinstimmung mit dem Willen
    Gottes Heil entsteht aus dem ganzen Weg Jesu.
    Anteil an dem von Jesus gewirkten Heil kann man
    gewinnen, wenn man der Botschaft des Evangeliums
    glaubt und den Weg Jesu im eigenen Leben mitgeht
    (A. Weiser).

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Einleitung in das Neue Testament II Evangelien
und Apostelgeschichte
Das lukanische Doppelwerk VIII Die Jünger und
die Kirche
  • Die Jünger Jesu werden an vielen Stellen
    gegenüber dem MkEv geschont (vgl. Petrus Mk
    8,31-33/Lk 9,22 Mk 14,71/Lk 22,60 s.a. 22,31f
    22,61 außerdem Mk 4,13/Lk 8,11 Mk 10,26/Lk
    18,26).
  • Über die Jünger ist auch die Kirche der späteren
    Zeit mit dem Ursprung verbunden, mit der
    Geschichte Jesu und der Ursprungszeit der Kirche.
    Diese Zeit wird der eigenen Gegenwart als Ideal
    vorgestellt.
  • Die Verbindung mit dem Ursprung hat die Dimension
    des Geistes.
  • Jesus verdankt seine Existenz dem Wirken des
    Geistes (1,35) und ist Geistträger (Lk 4,1.14
    s.a. 4,18 Apg 10,38).
  • Die urkirchliche Verkündigung wird vom Geist
    initiiert (Lk 24,49 Apg 1,8 2,1ff) und geleitet
    (Apg 4,8 6,10 10,19f 16,6 u.ö.).
  • Der Geist eröffnet auch den Blick in die Zukunft.
    Die späteren Amtsträger sind eingesetzt vom
    heiligen Geist (Apg 20,28).

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Einleitung in das Neue Testament II Evangelien
und Apostelgeschichte
Das lukanische Doppelwerk IX Anlass und Zweck
  • Der Autor selbst gibt in seinem Vorwort Auskunft
    über seine Absicht. Er sei allem sorgfältig
    nachgegangen, damit sich Theophilus überzeugen
    kann von der Zuverlässigkeit der Lehre, in der er
    unterwiesen wurde.
  • Was Theophilus durch LkEv und Apg gesagt wird,
    gilt einem weiteren Kreis es zeigt letztlich das
    Problem der dritten christlichen Generation am
    Ende des 1. Jh. Sie muss eine Antwort finden auf
    das Ausbleiben der Wiederkunft Christi und sie
    steht vor der Frage, wie sie die Kontinuität zum
    Anfang und damit ihre Identität wahren kann. Auf
    diese Herausforderung antwortet Lukas mit seinem
    Doppelwerk.

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Einleitung in das Neue Testament II Evangelien
und Apostelgeschichte
Das lukanische Doppelwerk X Aufbau der Apg
Einleitung Die Vorbereitung des Zeugnisses von
Christus (1,1-26) 1,1-11 Belehrung durch den
Auferstandenen Himmelfahrt 1,12-26 In der
Erwartung des Geistes Nachwahl des Matthias 1.
Hauptteil Das Zeugnis von Christus in Jerusalem
(2,1-8,3) 2,1-47 Pfingstereignis
Pfingstpredigt Gemeindebildung 3,1-6,7 Das
Zeugnis der Apostel in Wort und Tat
Gemeindeleben 6,8-8,3 Das Zeugnis des Stephanus
2. Hauptteil Das Zeugnis von Christus in
Samaria, Judäa, Antiochia und Kleinasien
(8,4-15,35) 8,4-40 Mission in Samaria und Taufe
des Äthiopiers 9,1-31 Bekehrung des Paulus
Flucht aus Damaskus 9,32-43 Petrus in Lydda und
Joppe 10,1-11,18 Petrus und Kornelius Heiden
können in die Gemeinde aufgenommen
werden 11,19-14,28Die Gemeinden von Antiochia
und Jerusalem Mission des Paulus und Barnabas
von Antiochia aus 15,1-35 Das Apostelkonzil
in Jerusalem 3. Hauptteil Das Zeugnis von
Christus bis an die Grenzen der Erde
(15,36-28,31) 15,36-19,20 Die Mission des
Paulus in Kleinasien und Griechenland 19,21-21,17
Paulus auf dem Weg nach Jerusalem 21,18-23,22
Paulus in Jerusalem Verhaftung und
Verhör 23,23-26,32 Paulus in Caesarea Haft und
Verhöre 27,1-28,31 Paulus auf dem Weg nach
Rom Verkündigung in Rom
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Einleitung in das Neue Testament II Evangelien
und Apostelgeschichte
Das lukanische Doppelwerk XI Literarischer
Charakter der Apg
  • Die Quellen der Apg
  • Da das LkEv nachweislich durch Quellenbenutzung
    entstanden ist, kann man ein ähnliches Verfahren
    auch für die Apg erwarten. Das Vorwort in Lk
    1,1-4, auf beide Werke bezogen, bestätigt diese
    Vermutung ebenso wie die Existenz paralleler
    Überlieferungen in einigen Fällen.
  • Adolf von Harnack hat für Apg 1-15 drei
    Quellenstränge unterschieden
  • historisch zuverlässige Quelle zu Ereignissen
    in Jerusalem und Caesarea
  • legendarische Quelle zum Pfingstereignis und
    dem Geschick der Apostel in Jerusalem
  • Quelle mit Traditionen aus der Gemeinde von
    Antiochia.
  • ? Während die Annahme einer antiochenischen
    Quelle bis heute Zustimmung findet, wird die
    Existenz von zusammenhängenden Quellensammlungen
    für die Stoffe von Kap. 1-12 meist abgelehnt.
  • Zu dem Material, das Lk in Apg 13-28 verarbeitet
    hat, werden vor allem vier Fragen diskutiert
  • (1) Wie sind die Wir-Passagen (Apg 16,10-17
    20,5-15 21,1-18 27,1-28,16) quellenkritisch
    zu beurteilen?
  • Geben diese Passagen den Teil der
    Paulusreisen wieder, an denen der Verfasser
    der Apg teilgenommen hat?

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16
Einleitung in das Neue Testament II Evangelien
und Apostelgeschichte
Aber Auch wenn man die Augenzeugenschaft auf
jene Ausschnitte begrenzt, bleibt die
Annahme schwierig, dass die Apg einen Augenzeugen
des Wirkens des Paulus zum Verfasser hat.
Außerdem hätte der Autor seine Augenzeugensch
aft sehr unbetont eingebracht. Übernimmt Lk
die Formulierung einer vorgegebenen Quelle oder
bringt er selbst die Wir-Form ein? ? Das
erste lässt sich zwar nicht ausschließen,
wahrscheinlicher aber ist die redaktionelle
Lösung. Er bringt so Reise-Erfahrung ins Spiel
und hat die Wir-Form wohl in der
Seefahrts-Erzählung vorgefunden, die er in Kap.
27f verarbeitet hat. (2) Hat Lk ein
Itinerar (Verzeichnis mit Reisestationen)
benutzt? Für eine bejahende Antwort sprechen
zwei Beobachtungen Die Gestalt der Kap.
16-21 erklärt sich am besten, wenn Lk in ein
vorgegebenes Gerüst Einzeltraditionen und
redaktionelle Abschnitte eingefügt hat. Da
Lk die Paulusbriefe nicht erkennbar benutzt hat,
ist die Übereinstimmung der Reisestationen
durch Quellenbenutzung zu erklären. ? Dass es
keine antiken Gattungsparallelen zu einem solchen
Itinerar gibt, ist zwar ein bedenkenswerter
Einwand, entkräftet die vorgetragenen Argumente
aber nicht.
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Einleitung in das Neue Testament II Evangelien
und Apostelgeschichte
(3) Hatte Lk für die Erzählung von Inhaftierung
und Prozess gegen Paulus eine zusammenhängende
Quelle? ? Positive Hinweise dafür sind eher
dürftig. Jacob Jervell führt die Beobachtung an,
dass der Bericht zusammenhängend und
ungewöhnlich breit sei. Dies lässt sich auch
der schriftstellerischen Leistung des Lk
zuschreiben. Der Verfasser hatte wohl nur
einzelne Nachrichten zur Verfügung und hat diese
selbst in einen Erzählzusammenhang gebracht.
(4) Gab es für die Reden in der Apg Vorgaben
oder sind sie als Schöpfung des Autors zu
werten? Die zweite Annahme ist eindeutig
besser zu begründen Ausgestaltete Reden
sind nicht überlieferbar. Die Reden
enthalten vor allem lk Theologie und zeigen kein
Profil des jeweiligen Redners. Dass der
Autor selbst die Reden der auftretenden Personen
gestaltet, entspricht den Gattungsgepflogenhei
ten. Die Verteilung der Reden in der Apg
erweist sie in kompositioneller Hinsicht als
Werk des Autors.
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Einleitung in das Neue Testament II Evangelien
und Apostelgeschichte
  • Die Gattung der Apg
  • Der Titel des Werkes (Taten der Apostel) ist
    nicht ursprünglich und entspricht auch nicht dem
    tatsächlichen Inhalt.
  • Unter den formgebenden Elementen ist vor allem
    der dramatische Episodenstil hervorzuheben, der
    einer bestimmten Art der antiken Historiographie
    zugehört der tragisch-pathetischen
    Geschichtsschreibung. Wegen ihres thematisch
    beschränkten Gegenstandes wird die Apg zumeist
    als historische Monographie bezeichnet.
  • Trotz solcher Gattungszuordnung behält die Apg
    auch ihre literarischen Eigenheiten. Konsequenter
    als antike Historiker hat Lukas seine Darstellung
    vom Gegenwartsbezug bestimmen lassen. Außerdem
    zeigt sich in der neueren Forschung ein Trend,
    demzufolge die Gattungsgrenzen in der Antike
    nicht scharf gezogen werden können.

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Einleitung in das Neue Testament II Evangelien
und Apostelgeschichte
  • Der Geschichtswert der Apg
  • Die Apg selbst gibt bisweilen durch Widersprüche
    Anlass, an ihrer historischen Zuverlässigkeit zu
    zweifeln.
  • In den Passagen, die mit anderen Quellen
    vergleichbar sind, wird die Darstellung der Apg
    zum Teil bestätigt, zum Teil ergeben sich
    Widersprüche.
  • Gut informiert scheint Lukas über die politischen
    und rechtlichen Zusammenhänge beim Prozess gegen
    Paulus ebenso über die verschiedenen Titel
    städtischer und kaiserlicher Beamter (s.a. die
    Erwähnung Gallios in Apg 18,2).
  • Falsch ordnet Lukas das Auftreten des Theudas ein
    (Apg 5,36f) die italische Kohorte dürfte erst
    zur Zeit des Lukas in Syrien stationiert und für
    Caesarea abrufbar gewesen sein (s. Apg 10,1).
  • Zum Wirken des Paulus ergeben sich Widersprüche
    (s.o. zur Verfasserfrage), aber auch
    Übereinstimmungen (vgl. 2Kor 11,32/Apg 9,24f
    Streitpunkt des Apostelkonzils und grundsätzliche
    Lösung Route der 2. Missionsreise Namen von
    Paulusbegleitern).
  • Eine Reihe von Angaben aus der Paulus-Vita, die
    als historisch angenommen werden können, sind nur
    durch die Apg bezeugt (z.B. Herkunft aus Tarsus
    Saulus-Paulus).
  • ?Weder blindes historisches Zutrauen noch
    grundsätzliche Skepsis.

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Einleitung in das Neue Testament II Evangelien
und Apostelgeschichte
Das Johannesevangelium I Vergleich mit den
synoptischen Evangelien
  • Gemeinsamkeiten
  • Joh betreibt, wie die Synoptiker,
    Christusverkündigung als Erzählen der Geschichte
    Jesu. Näherhin zeigt sich eine Übereinstimmung in
    der Struktur vom Auftreten Johannes des Täufers
    über das Wirken in Galiläa und Judäa/Jerusalem
    bis zur Passion.
  • Inhaltliche Gemeinsamkeiten
  • gemeinsame Worte (z.B. Jes 40,3 in Joh 1,23 Joh
    2,19/Mk 14,58)
  • vergleichbare Erzählungen (Tempelreinigung,
    Heilung des Sohnes eines königlichen Beamten,
    Speisung der Fünftausend, Seewandel Jesu, Salbung
    in Bethanien, Einzug in Jerusalem,
    Passionsgeschichte).
  • ähnliche Erzählmotive (Bekenntnis des Petrus Joh
    6,68 vgl. Mk 8,29 Erscheinung vor Maria von
    Magdala vgl. Mt 28,8-10 u.a.m.).

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Einleitung in das Neue Testament II Evangelien
und Apostelgeschichte
  • Unterschiede
  • Topographische und chronologische Struktur
  • Im JohEv wirkt Jesus in Jerusalem und Galiläa
    (Schwerpunkt eher Jerusalem).
  • Die Dauer des Wirkens Jesu beträgt nach dem JohEv
    mindestens zwei Jahre (drei Pascha-Feste sind
    erwähnt).
  • Der Todestag Jesu ist nach Joh der Rüsttag zum
    Pascha.
  • Nur wenige Wundererzählungen sind vergleichbar
    (Speisung der 5000 Seewandel Heilung des Sohnes
    eines königlichen Beamten).
  • Vier Geschichten haben keine Entsprechung bei den
    Synoptikern (Hochzeit zu Kana 2,1-11 Heilung
    eines Gelähmten am Teich Bethesda 5,1-9 Heilung
    eines Blindgeborenen 9,1-7 Auferweckung des
    Lazarus, 11,1-45).
  • Das JohEv kennt keine Exorzismen und
    Aussätzigenheilungen.
  • Der Redestoff ist bei Joh in Form großer
    Offenbarungsreden und Dialoge gestaltet, nicht
    mehr in relativ knappen aneinandergereihten
    Logien.
  • Der Inhalt der Botschaft Jesu wird im JohEv
    konsequent christologisch gefasst. Jesus
    verkündet nicht das Reich Gottes, sondern sich
    selbst.
  • ?Joh hat wahrscheinlich eines oder mehrere der
    synoptischen Evangelien gekannt, er hat sie aber
    nicht als Quelle benutzt. Eine literarische
    Abhängigkeit im eigentlichen Sinn besteht nicht.

107
22
Einleitung in das Neue Testament II Evangelien
und Apostelgeschichte
Das Johannesevangelium II Aufbau
Prolog Der Logos-Hymnus (1,1-18) 1.
Hauptteil Die Offenbarung des Sohnes vor der
Welt (1,19-12,50) 1,19-51 Das Zeugnis des Täufers
und die ersten Jünger 2,1-3,36 Der Beginn des
Wirkens Jesu in Galiläa und Jerusalem 2,1-22 Hochz
eit von Kana, Tempelreinigung 2,23-3,21 Nikodemus
3,22-36 Noch einmal Zeugnis des Johannes
4,1-6,71 Rückkehr nach Galiläa (ohne Kap.
5) 4,1-42 Jesus in Samaria 4,43-54 In Galiläa
Heilung des Sohnes des Königlichen
6,1-71 Speisung der 5000, Seewandel, Brotrede
Abfall von Jüngern 5,1-7,24 Wirken und Botschaft
in Jerusalem (ohne Kap. 6 7,1-14) 5,1-47
7,15-24 Heilung eines Gelähmten und
Offenbarungsrede 7,1-11,54 Aufenthalt in Galiläa
und Rückkehr nach Jerusalem 7,1-14.25-8,59 Auseina
ndersetzungen beim Laubhüttenfest 9,1-41 Heilung
des Blindgeborenen 10,1-21 Rede vom guten Hirten
10,22-42 Konflikt mit den Juden 11,1-45 Auferwe
ckung des Lazarus 11,46-54 Der Todesbeschluss
gegen Jesus
108
23
Einleitung in das Neue Testament II Evangelien
und Apostelgeschichte
11,55-12,50 Rückzug und Rückkehr nach
Jerusalem 11,55-12,11 Suche nach Jesus in
Jerusalem Salbung in Bethanien 12,12-19 Einzug
in Jerusalem 12,20-36 Die Hellenenrede 12,37-50
Abschließende Kommentare 2. Hauptteil Die
Offenbarung des Sohness vor den Seinen
(13,1-20,31) 13,1-17,26 Das letzte Mahl mit den
Jüngern 13,1-30 Fußwaschung und Ansage des
Verrates 13,31-14,31 Abschiedsrede
I 15,1-16,33 Abschiedsrede II 17,1-26 Das Gebet
Jesu für die Seinen 18,1-20,31 Passion und
Ostern 18,1-19,42 Die Passion Jesu 20,1-29 Die
Erscheinungen des Auferstandenen 20,30f Ursprüngli
cher Buchschluss Nachtrag Erscheinung in
Galiläa Buchschluss (21,1-25)
109
24
Einleitung in das Neue Testament II Evangelien
und Apostelgeschichte
Das Johannesevangelium III Verfasser
  • Die altkirchliche Tradition hält Johannes, den
    Bruder des Jakobus, zugleich der Jünger, den
    Jesus liebte, für den Verfasser des JohEv.
  • Diese Tradition lässt sich am Werk selbst nicht
    erweisen
  • Dass der Lieblingsjünger das Evangelium
    geschrieben hat, wird erst im Nachtragskapitel
    gesagt (21,24), nicht im ursprünglichen Text.
  • Dieser Jünger wird im JohEv nicht identifiziert.
    Die Gleichsetzung mit dem Zebedaiden Johannes
    beruht auf einer harmonisierenden Kombination mit
    Angaben aus den synoptischen Evangelien.
  • Gegen diese Tradition spricht auch der Vergleich
    mit den Synoptikern. Wenn aus diesen die
    Botschaft Jesu zu rekonstruieren ist, kann man
    den anderen Inhalt und die andere Sprache der
    Predigt des joh Jesus nicht auf einen Augenzeugen
    der Geschichte Jesu zurückführen.

110
25
Einleitung in das Neue Testament II Evangelien
und Apostelgeschichte
Das Johannesevangelium IV Adressaten
  • Die Sonderstellung der joh Literatur lässt sich
    am besten mit der Annahme erklären, dass das
    JohEv und die drei Joh-Briefe aus einem relativ
    selbstständigen Gemeindeverband stammen.
  • Ursprünglich kommen diese Gemeinden aus dem
    Judenchristentum. Die früher bestehende
    Verbindung zur Synagoge wurde durch den
    Ausschluss gekappt (Joh 9,22 12,42 16,2). Zu
    Täufergruppen scheint eine Rivalität bestanden zu
    haben.
  • Hinter 6,60-66 8,31ff könnte ein kritisches
    Ereignis aus der joh Gemeindegeschichte stehen
    das Abwandern von Gemeindemitgliedern, vielleicht
    nach dem Synagogenbann.
  • Aus den Joh-Briefen lässt sich das Wirken von
    Gegnern erschließen. Deren genauere
    Rekonstruktion ist strittig es wird auch
    grundsätzlich Kritik an solchen Versuchen geübt.
    Überwiegend aber rechnet man wohl mit einem
    konkreten Konflikt und sieht diesen in einer
    gnostisierenden Interpretation der joh
    Christologie begründet (zur Gnosis s.u.).

111
26
Einleitung in das Neue Testament II Evangelien
und Apostelgeschichte
Das Johannesevangelium V Einheitlichkeit
  • Hinweise auf nachträgliche Bearbeitung
  • Kap. 21 erweist sich recht deutlich als Nachtrag
    Die Formulierung in 20,30f kann nicht anders denn
    als Schluss des Evangeliums gedacht gewesen sein
    das erneute Einsetzen mit Erscheinungstradition
    wirkt deplatziert. Die Aussage in 21,24 stammt
    nicht vom Autor des Werkes.
  • Als späterer Zusatz können auch die Kapp. 15-17
    gewertet werden. 18,1 schließt nämlich
    unmittelbar an 14,31 an, dagegen befremdet die
    Fortsetzung der Abschiedsrede nach 14,31 (steht
    auf, lasst uns von hier fortgehen) in 15,1 (Ich
    bin der wahre Weinstock).
  • ? Einwand der Redaktor hätte durch die Einfügung
    vor 14,30 alle Schwierigkeiten umgehen können
    (U. Schnelle).
  • ? Aber Der Redaktor wollte die Abschiedsreden
    mit dem Gebet Jesu beschließen und vom
    vorgegebenen Textbestand nichts wegnehmen.
    Wäre der Text von Anfang an auf das Gebet Jesu
    ausgerichtet gewesen, dann hätte 14,30f anders
    gelautet.
  • Als weitere Einschübe werden diskutiert 3,31-36
    5,28f 6,51b-58 10,1-18 u.a.
  • Die Redaktion dürfte im Rahmen der joh Gemeinde
    erfolgt und nicht als Korrektur des Evangeliums
    verstanden worden sein.

112
27
Einleitung in das Neue Testament II Evangelien
und Apostelgeschichte
  • Die Reihenfolge von Kap. 5-7
  • Mehrere Beobachtungen legen den Schluss nahe,
    dass die überlieferte Reihenfolge der Kapp. 5-7
    nicht ursprünglich ist gt
  • Die Aussage von Joh 6,1 passt schlecht als
    Fortsetzung von 5,47.
  • Kap. 7 folgt besser auf Kap. 5 als auf Kap. 6.
  • Innerhalb von Kap. 7 sind VV.15-24 besser vor
    7,1-14 zu lesen. Kap. 4 folgt Kap. 6, dann Kap. 5
    und 7,15-24.1-14.25ff.
  • Die Blattvertauschungshypothese rechnet mit einem
    Versehen beim Originalkodex (daher in allen
    Handschriften die schlecht passende Reihenfolge)
    und hat dies durch die durchschnittliche
    Buchstabenmenge auf einem Papyrusblatt zu
    begründen versucht. Eine bessere Erklärung des
    Befundes ist nicht in Sicht.
  • 7,53-8,11 (Jesus und die Ehebrecherin) ist in den
    besten Handschriften nicht bezeugt, also aus
    textkritischen Gründen unsicher. Meist gilt die
    Geschichte als sekundär, doch wird auch ihre
    Ursprünglichkeit vertreten die nachgiebige
    Haltung zum Ehebruch sei später anstößig gewesen
    und habe zur Tilgung geführt.

113
28
Einleitung in das Neue Testament II Evangelien
und Apostelgeschichte
Das Johannesevangelium VI Religionsgeschichtlic
her Hintergrund
Die Eigenart des JohEv in Sprache und Theologie
provoziert die Frage nach besonderen
religionsgeschichtlichen Einflüssen.
  • Judentum
  • Vertrautheit mit jüdischen Verhältnissen zeigt
    Joh in der Kenntnis der jüdischen Feste, der
    Ortskenntnis in Jerusalem, der Bezugnahme auf
    pharisäisch-rabbinische Tradition (Sabbat
    Messiaserwartung Synagogenbann) und
    weisheitliche Überlieferung (1,1-18).
  • Strittig ist die Frage, ob der joh Dualismus auf
    die jüdische Apokalyptik im Allgemeinen oder
    Qumran im Besonderen zurückzuführen ist. Zu
    beiden Größen gibt es neben Übereinstimmungen
    auch Unterschiede.
  • Das JohEv betont, anders als die Apokalyptik,
    dass das Heil im Glauben an Jesus Christus
    bereits in der Gegenwart zugänglich ist.
  • In Qumran steht der Dualismus nicht in
    Zusammenhang mit der Messiaserwartung, sondern
    dem rechten Verständnis der Tora.
  • Das JohEv ist judenchristlich geprägt, doch
    bleibt fraglich, ob seine Besonderheit allein aus
    dieser Prägung erklärt werden kann.

114
29
Einleitung in das Neue Testament II Evangelien
und Apostelgeschichte
  • Gnosis
  • Mit Gnosis ( Erkenntnis) wird eine religiöse
    Strömung bezeichnet, deren charakteristisches
    Merkmal Erlösung durch Erkenntnis ist. Der Mensch
    muss (durch Offenbarung) erkennen, dass er ein
    aus der oberen Lichtwelt gefallener Lichtfunke
    ist, gefangen in der materiellen Welt, bestimmt
    zur Rückkehr in die Lichtwelt.
  • Das JohEv ist in einigen Punkten mit dem Denken
    der Gnosis vergleichbar (v.a. der individuellen
    Ausrichtung der Erlösung), dennoch bleiben
    Unterschiede
  • Der Dualismus der Gnosis ist ohne Einschränkung
    durchgeführt das JohEv sieht die Schöpfung nicht
    negativ.
  • Die Menschheit Jesu und die Bedeutung seines
    geschichtlichen Wirkens, auch der Wundertaten,
    wird von Joh nicht in Zweifel gezogen.
  • Für den inneren Zusammenhang mit der Gnosis
    spricht die Rezeption des JohEv bei Gnostikern.
    Dagegen lässt sich nicht die Tatsache anführen,
    dass literarische Zeugnisse der Gnosis erst aus
    dem 2. Jh. stammen.
  • Das JohEv ist im Milieu einer beginnenden Gnosis
    entstanden. Es übernimmt manche Denkstrukturen,
    aber nicht das ganze System.

115
30
Einleitung in das Neue Testament II Evangelien
und Apostelgeschichte
Das Johannesevangelium VII Theologie Der
Gesandte
  • Der Motivkreis von senden, kommen, zurückkehren
  • Jesus wird im JohEv wesentlich dadurch bestimmt,
    dass er der vom Vater gesandte Sohn ist (z.B.
    13,3 16,5.28). Er ist also nicht als Gestalt
    dieser Welt zu sehen. Die Bedeutung dieses
    Motivkreises zeigt sich
  • in der Häufigkeit der entsprechenden Aussagen,
  • in der Tatsache, dass die Sendung Gegenstand des
    Glaubens sein kann (z.B. 11,42 17,8 s.a. das
    negative Gegenstück 8,14),
  • darin, dass Gott durch die Sendung Jesu bestimmt
    wird (5,24.30 u.ö.).
  • Die Sendung des Sohnes ist Ausdruck der Liebe
    Gottes zur Welt die Welt soll gerettet, nicht
    gerichtet werden (3,16f).
  • In der Sendung des Sohnes ereignet sich das
    endzeitliche Gericht, in der Stellung zu Jesus
    entscheidet sich Heil und Unheil (3,18). gt

116
31
Einleitung in das Neue Testament II Evangelien
und Apostelgeschichte
  • Die Ich-bin-Worte
  • Nur im JohEv wird die Bedeutung Jesu ausgedrückt
    durch Ich-bin-Worte, die um ein Bild erweitert
    sind Brot des Lebens (6,35) Licht der Welt
    (8,12) Tür (10,9) guter Hirt (10,11)
    Auferstehung und Leben (11,25f) Weg, Wahrheit
    und Leben (14,6) (wahrer) Weinstock (15,1.5).
  • Die Bilder und Begriffe sind durchweg als
    Heilsbegriffe geprägt.
  • Die Ich-bin-Worte bringen zum Ausdruck, dass
    Jesus in seiner Person das Heil ist. Geber und
    Gabe des Heils sind identisch (deshalb hat Jesus
    im JohEv nichts anderes zu verkünden als sich
    selbst).
  • Christologische Titel
  • Der wichtigste Titel ist das absolut gebrauchte
    der Sohn. Er steht in Korrespondenz zur Rede vom
    Vater oder meinem Vater.
  • Die Sohn-Christologie wird zum einen im Blick auf
    die Sendung zur Welt entfaltet (s.o.), zum andern
    im Blick auf das Verhältnis Jesu zu Gott. Dabei
    steht der Gedanke der Einheit von Vater und Sohn
    im Vordergrund. Die Einheit zeigt sich als
  • Einheit des Wirkens (z.B. 5,19.30 s.a.
    8,29.38.40 12,50)
  • Einheit des Seins (z.B. 10,30), nicht gedacht
    als innertrinitarische Spekulation. Es geht um
    die Eröffnung des Wegs zu Gott (14,9). So sind
    die Glaubenden in die Einheit einbezogen (14,20)
    doch bleibt dies geöffnet auf die Welt und ihre
    Rettung hin (17,21.23).

117
32
Einleitung in das Neue Testament II Evangelien
und Apostelgeschichte
Das Johannesevangelium VIII Theologie Weg und
Wirken des Gesandten
  • Die Zeichen
  • Im JohEv begegnet die Rede von Zeichen nicht nur
    im negativen Horizont der Zeichenforderung (vgl.
    Mk 8,11-13). Der Begriff ist positiv besetzt und
    bezeichnet die Wundertaten Jesu, die in einzelnen
    Geschichten erzählt oder summarisch erwähnt
    werden (z.B. 2,23 6,2).
  • Joh bevorzugt den Begriff Zeichen, weil er so
    den Verweis-Charakter des Geschehens deutlich
    machen kann Die Wundertaten verweisen auf Jesus
    selbst. Deshalb ist die angemessene Reaktion der
    Glaube an Jesus.
  • Der symbolische Sinn der Wunder kann durch
    Jesusworte eigens geklärt werden (Brotrede 9,5
    11,25f).
  • Als Teil der Geschichte Jesu sind die Zeichen
    Vergangenheit, gebunden an die Fleischwerdung
    des Logos. Insofern aber in den Zeichen die
    Bedeutung Jesu grundsätzlich aufscheint, ist die
    Dimension des Vergangenen auch überstiegen und
    eine Botschaft entfaltet, die in die Gegenwart
    der Glaubenden reicht.

118
33
Einleitung in das Neue Testament II Evangelien
und Apostelgeschichte
  • Die Passion Jesu
  • Der Beginn der Passionsgeschichte ist nicht
    eindeutig zu bestimmen. In einem weiteren Sinn
    kann man an 13,1 denken (letztes Mahl), in einem
    engeren Sinn an 18,1 (Verhaftung Jesu).
  • Joh beschreibt die Passion als Siegeszug, als den
    von Jesus selbst bestimmten Hingang zum Vater.
    Die gegen Jesus antretenden Mächte haben keine
    wirkliche Gewalt über ihn. Dieses Verständnis von
    Jesu Leiden wird
  • vorbereitet durch entsprechende Hinweise im
    Evangelium (7,30.44 8,20 10,18)
  • ausdrücklich gesagt im Verhör vor Pilatus
    (19,11)
  • inszeniert in den einzelnen Abschnitten.
    Beispiele
  • die Gefangennahme geschieht auf die Initiative
    Jesu hin
  • im Verhör vor Pilatus bleibt Jesus souverän,
    während der Gerichtsherr ängstlich ist, schwankt
    und schließlich auf Druck der Ankläger hin das
    Urteil fällt
  • Jesus scheint den Zeitpunkt seines Todes selbst
    zu bestimmen.

119
34
Einleitung in das Neue Testament II Evangelien
und Apostelgeschichte
Das Johannesevangelium IX Theologie Glauben
und Leben
  • Die Bedeutung des Glaubens
  • Das Thema des Glaubens spielt bei Joh eine viel
    größere Rolle als in den übrigen Evangelien (98
    Belege 34 bei allen Synoptikern zusammen).
  • Inhaltlich ist der Glaube christologisch
    bestimmt. Im Glauben wird Jesu Anspruch
    anerkannt, endgültiger Offenbarer Gottes und
    Heilbringer zu sein (an Jesus glauben). Das
    Moment des Vertrauens ist nicht betont.
  • Der Glaube ist außerdem soteriologisch bestimmt.
    Im Glauben ist die Rettung des Menschen
    begründet, der Glaube führt zum Leben (z.B.
    3,14f 5,24 11,25 20,31). Dieser Grundzug des
    Glaubens ergibt sich aus der Einheit von Geber
    und Gabe des Heils, die für Joh kennzeichnend
    ist. Indem sich der Glaube auf Jesus richtet, hat
    er das Leben.

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35
Einleitung in das Neue Testament II Evangelien
und Apostelgeschichte
  • Johanneische Eschatologie
  • Eine apokalyptische Endzeitrede wie Mk 13parr
    fehlt im JohEv. Ansatzpunkte für solche
    Vorstellungen (wie 5,28f oder 14,2f) könnten
    Zusatz sein oder werden im JohEv in einen neuen
    Verständnis-Rahmen gestellt.
  • Die Eschatologie des JohEv ist individuell
    ausgerichtet. Im Zusammenhang mit dem Aufruf zum
    Glauben, der an Einzelne ergeht, ist vom
    Lebensgewinn die Rede (z.B. 11,25 mit Blick auf
    den je eigenen Tod).
  • Die Eschatologie des JohEv ist präsentisch
    ausgerichtet. Im Glauben gewinnt man das Leben
    Wer glaubt, hat das ewige Leben (5,24). Eine
    futurische Dimension des Heils folgt zwar aus der
    individuellen Lebensspanne bis zum Tod. Der
    Akzent liegt aber ganz darauf, dass man im
    Glauben jetzt das Leben gewinnt, um im Tod nicht
    zu vergehen.
  • Angesichts dieser starken Akzente sind die
    Bezüge auf die Auferweckung am letzten Tag
    rätselhaft (in Joh 6 12,48). Alle Notizen stehen
    am Ende von Sätzen, zumindest einige sind
    schlecht in den Zusammenhang eingebunden so
    kann man an sekundäre Zusätze denken. Ginge es
    darum, jetzt im Glauben das Leben haben, um am
    letzten Tag auferweckt zu werden, stellt sich die
    Frage, was der Lebensgewinn in der Gegenwart
    bedeuten soll.
  • Durch den Paraklet (der Herbeigerufene, auch der
    Beistand im Gericht, Fürsprecher, Tröster), den
    heiligen Geist, wird die Welt bleibend mit der
    Jesus-Offenbarung konfrontiert. Der Aufruf zum
    Glauben bleibt durch das Zeugnis der Jünger über
    das Wirken des irdischen Jesus hinaus erhalten.

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