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Vorlesung:

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Title: EK Politische Systeme Author: Werner J. Patzelt Last modified by: patzelt Created Date: 1/9/2002 10:12:19 AM Document presentation format – PowerPoint PPT presentation

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Title: Vorlesung:


1
Vorlesung
  • Bachelor - Studiengang
  • Profilmodul Politische Systeme
  • Kleines Modul Politische Systeme
  • Großes Modul PolitischeSysteme
  • Systemvergleich I
  • Grundlagen und freiheitliche Systeme
  • Teil D Leistungsfähigkeit und Voraussetzungen
    von Demokratien

2
Gedankengang
  • Leitgedanken und Grundformen von Demokratie sind
    aus dem Basismodul Systeme bekannt.
  • Wie steht es aber mit der Leistungsfähigkeit von
    Demokratien bzw. einzelner ihrer
    Ausprägungsformen im Vergleich womit?
  • Was sind die Voraussetzungen für den Aufbau und
    die Stabilität von Demokratie?
  • Wann ist Demokratie konsolidiert und was kann
    man für ihre Konsolidierung tun?

3
Demokratie Indikatoren
  • regelmäßige, freie und faire Wahlen mit
    konkurrierenden Parteien und der Möglichkeit,
    eine Regierung abzuwählen
  • Glaubens-, Meinungs-, Organisations-,
    Demonstrationsfreiheit samt Habeas-corpus-Rechten
  • Rechtsstaatlichkeit mit Rechtsgleichheit,
    ordnungsgemäßen Prozessen und unabhängiger
    Gerichtsbarkeit
  • effektive horizontale Gewaltenteilung, die
    Machtmißbrauch verhindert
  • offene, pluralistische Gesellschaft mit vielen,
    effektiven Mitteln der Bürger, dem politischen
    System gegenüber ihre Interessen und Werte zum
    Ausdruck zu bringen und zu vertreten sowohl in
    unabhängigen Vereinigungen als auch in
    Massenmedien
  • Freiheit kultureller, religiöser, ethnischer und
    anderer Minderheiten, ihre Sprachen zu sprechen,
    Kulturen zu praktizieren und Identitäten
    auszudrücken
  • zivile Kontrolle über das Militär

4
Demokratisierungswellen
in nicht wenigen Fällen gefolgt von
Autoritarisierungswellen
Info
  • erste Welle nach Samuel Huntington 1828
    1926v.a. Großbritannien, Frankreich, USA
  • zweite Welle nach Samuel Huntington
  • 1945 1962 v.a. Indien, Israel, Japan,
    Westdeutschland
  • ehemalige Kolonien (v.a. Englands und
    Frankreichs) nach dem Zweiten Weltkrieg
  • dritte Welle nach Samuel Huntington
  • mittlere 1970er Jahre Südeuropa
  • 1980er Jahre Lateinamerika, Asien (Korea,
    Thailand, Philippinen)
  • frühe 1990er Jahre Mittel- und Osteuropa, Teile
    Schwarzafrikas
  • 1993 108 von 190 Ländern weltweit hatten
    kompetitive Wahlen und Garantien persönlicher und
    politischer Individualrechte, d.h. mehr als
    doppelt so viele als 1970
  • Schwächezonen von Demokratie islamische
    Staaten, Afrika

Zahlen 1974-2000
5
Ausbreitung von Demokratie1974 - 2000
Quelle Larry Diamond, Consolidating Democracies,
in Comparing Democracies 2, ed. By Lawrence
LeDuc et al., Lpndon u.a. 2002, S. 211
1970er Portugal, Spanien, Griechenland 1980er
Asien Philippinen, Korea, Taiwan, Thailand,
Pakistan 1990ff ganz Mittel- und Osteuropa
Südafrika
6
Autoritarisierungswellen
  • Nur 4 der 17 Staaten, die sich zwischen 1915 und
    1931 demokratische Institutionen zulegten,
    behielten sie auch während der 1920er und 1930er
    Jahre
  • Ein Drittel der 32 funktionierenden Demokratien
    des Jahres 1958 waren in den 1970er Jahren wieder
    diktatorisch
  • Keine Autoritarisierungswelle nach der
    Demokratisierungswelle von 1990ff!
  • Allerdings Rückentwicklung von Weißrußland und
    Rußland zu autoritären Regimen, desgleichen
    etlicher zentralasiatischer ehemaliger
    Sowjetrepubliken
  • Stets wiederkehrendes Problem
  • In einer Demokratisierungswelle zunächst
    siegreiche politische Gruppen akzeptieren
    nicht, durch Wahlen wieder von der Macht entfernt
    zu werden.
  • Statt dessen Versuch, die Gegner auf Dauer
    niederzuhalten.
  • Folge Widerstand und oft genug (latenter)
    Bürgerkrieg Putsche

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Streit um Demokratie Überblick I
Vergleichsergebnisse
  • nur Minderheit der Menschheit kennt Demokratie
    aus eigener Anschauung
  • laut Freedom House, 1999
  • in Demokratien 39,8 der Weltbevölkerung ( 2,4
    Milliarden, davon1 Milliarde in Indien!)
  • in undemokratischen Ländern 33,6 der
    Weltbevölkerung
  • unter halbfreien Bedingungen 26,6
  • Folge aus der Sicht der meisten Kulturen gibt es
    keine und darum auch keine positiven
    Erfahrungen mit praktizierter Demokratie
  • wichtigste Grundsatzpositionen der Kritik an
    der Demokratie
  • islamische / islamisch-fundamentalistische
    Staaten
  • Demokratie asiatischer Art
  • Autoritarismus der Regierbarkeit willen
  • Monismus

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Streit um Demokratie Überblick II
Resultat unterschiedlich akzentuierte normative
und praktische Herangehensweisen an Demokratie
  • europäischer Erfahrungshorizont
  • Tradition eines starken Staates, mit dessen
    Aufkommen der Druck von Bürgerkrieg und
    Willkürherrschaft gemildert wurde
  • Grundansatz des politischen Denkens
  • starken Staat als Voraussetzung nehmen (und
    schaffen!)
  • sodann dafür sorgen, daß seine Machtkonzentration
    sich mit demokratischen Strukturen verbinden läßt
  • nordamerikanischer Erfahrungshorizont
  • Grunderfahrung der schwachen Staatlichkeit (
    Kolonialverwaltung) oder fehlenden Staatlichkeit
    ( Landnahme in Richtung Westen)
  • damit einhergehend Tradition bürgerschaftlicher
    Selbsthilfe und der Wahrnehmung des Staates als
    eines bestenfalls notwendigen Übels
  • Grundansatz des politischen Denkens
  • ein wirklich demokratischer Staat muß ein
    dezentralisierter und (außerhalb des
    Kerngeschäfts) schwacher sein
  • sodann dafür sorgen, daß Bürger und Gesellschaft
    sich sehr aktiv, doch staatsfrei um das
    Gemeinwesen kümmern

9
Konsensbereiche in der (empirischen) Beurteilung
von Demokratie
Vergleichsergebnisse
  • Demokratie erzeugt besonders verläßlich
    Legitimitätsglauben
  • Demokratie erlaubt vorzüglich eine effiziente und
    relativ effektive, dabei obendrein friedliche
    Weise der Rekrutierung, Wahl und Abwahl
    politischen Führungspersonals
  • Demokratie ermöglicht besonders effektiv die
    Veränderung von Politik ohne die vorausliegende
    Notwendigkeit, gleich auch noch das ganze System
    zu verändern (Regierungswechsel ohne Risiko von
    Regimewechsel)
  • Mit zunehmender Bestandsdauer macht Demokratie
    die politischen, wirtschaftlichen und sozialen
    Verhältnisse für die große Mehrheit der Bürger
    berechenbarer. Das erlaubt die Verstetigung
    vieler gesellschaftlicher Aktivitäten und schafft
    günstige Voraussetzungen für gesellschaftliche
    Effektivität und Effizienz.
  • Problem Zeittakt der Demokratie, wo der gewollt
    kurze Handlungshorizont von Amtsinhabern mit der
    Notwendigkeit konfligiert, längerfristige und
    vorausschauende Planungen möglich zu machen

Literaturhinweis Manfred G. Schmidt,
Demokratietheorien, 3. Aufl., Opladen 2000, Teil
IV
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Demokratie als Problemlöserin
Vergleichsergebnisse
  • sichert wirkungsvoll Legitimität, sowohl durch
    ihre übverzeugenden Leitgedanken als auch durch
    ihre typischen Pufferinstitutionen (v.a.
    Parteien) zwischen Staat und Gesellschaft
  • legt dem Großen Leviathan Ketten an
  • sichert Freiheit, wirkt hin auf Gleichheit
  • macht politisches Handeln dank ihrer
    institutionellen Mechanismen ziemlich gut
    berechenbar
  • bündelt wirkungsvoll individuelle Präferenzen und
    Interessen
  • macht ein politisches System gerade auch dank
    der Rolle von Opposition lernfähiger
  • erlaubt Trennung zwischen System und
    Regierung, womit eine friedliche Ablösung der
    letzteren möglich wird
  • nutzt gesellschaftliches Sozialkapital und zwar
    auch das oppositionelle! ziemlich gut aus
  • stellt wirkungsvolles politisches
    Führungspersonal bereit

Literaturhinweis Manfred G. Schmidt,
Demokratietheorien, 3. Aufl., Opladen 2000, Teil
IV
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Demokratie als Problemverursacherin
Vergleichsergebnisse
  • oszilliert zwischen Tyrannei der Mehrheit und
    Systemblockade durch zu viele Veto-Punkte
    Optimierungskonflikt zwischen Herrschaftsbändigung
    und Steuerungseffizienz
  • Chance, mißliebige Regierungen friedlich
    loszuwerden, läuft ins Leere, wenn die
    Installierung effektiver Regierungen nicht
    gelingt
  • Vorteil für organisations- und konfliktfähige
    Interessen
  • Zielkonflikt zwischen Freiheit und Gleichheit
  • System verlangt kompetentere und gutwilligere
    Bürge, als es selbst verläßlich hervorbringen
    kann
  • Volkswille ist fiktiv, fehlbar und verführbar
  • Anreiz für kostspielige (sozialstaatliche)
    Interventionen, um sich durch Gefälligkeitsdemokr
    atie Mehrheiten zu sichern
  • Wiederwahlmechanismus und Dauerwahlkampf zwingen
    dem politischen Handeln kurze Zeithorizonte und
    die Grenzen dessen auf, was man politisch
    plausibel machen kann
  • Unbeständigkeit der Mehrheit, bei großen Folgen
    selbst kleiner Regeländerungen

Literaturhinweis Manfred G. Schmidt,
Demokratietheorien, 3. Aufl., Opladen 2000, Teil
IV
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Beurteilungskontexte von Demokratie
? Was soll optimiert werden?
  • Reichweite des Urteils Urteil Staatlichkeit
    allgemein oder nur über Demokratie?
  • Welcher Typ von Demokratie ist Gegenstand des
    Urteils? (z.B. Referendums- vs.
    Repräsentativdemokratie)
  • Wertmaßstab I von radikal-diskursiven über
    elitistisch-wettbewerblichen Demokratiekonzepten
    bis hin zur Vorstellung, die Akklamation des
    Volkes zu einem cäsaristischen Führer begründe
    ebensogut eine Demokratie
  • Wertmaßstab II relativer Stellenwert von Input-
    und Outputseite des politischen Prozesses
  • Meßlatten des Urteils, z.B.
  • Rousseau Gut ist ein Gemeinwesen, das mit
    wenigen Gesetzen auskommt und dessen Bevölkerung
    sich ohne Einwanderung oder Kolonisierung
    vermehrt
  • oder auch Wahrung von Menschenrechten,
    Beteiligungschancen, Ausmaß der Kontrolle der
    Herrschenden, Lernfähigkeit ...
  • in den urteilsbegründenden Vergleich
    einbeschlossene Fälle
  • extrem langlebige US-Demokratie vs. Demokratien
    der europäischen Zwischenkriegszeit

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Kosten vs. Nutzen der Demokratie Streitpositionen
Abwägungsproblem
  • typischer Konservatismus
  • Nivellierung (Gleichmacherei) durch Demokratie
  • expansiver Trend über vernünftige Grenzen
    hinaus (schrankenlose Demokratisierung)
  • typischer Liberalismus
  • grundsätzlich gut offener Meinungsstreit,
    Konkurrenz bei Auswahl der Bewerber um politische
    Ämter
  • doch problematisch Nivellierung
    (Gleichmacherei) durch Demokratie, v.a. soziale
    und wirtschaftliche Nivellierung
  • typische Linke
  • grundsätzlich gut offener Meinungsstreit,
    Konkurrenz bei Auswahl der Bewerber um politische
    Ämter
  • aber Mit Demokratie wurde gerade erst einmal
    begonnen sie muß erst noch auf alle Bereiche der
    Gesellschaft und Wirtschaft ausgeweitet werden!
  • typische Grüne
  • grundsätzlich gut offener Meinungsstreit,
    Konkurrenz bei Auswahl der Bewerber um politische
    Ämter
  • aber problematisch ist ihre Ausprägung als vor
    allem Repräsentativdemokratie, die auch noch vom
    Mehrheitsprinzip dominiert wird (Was zählen
    tausend matte Ja gegen hundert glühende Nein?)
    ferner Wie wird Nachhaltigkeit institutionell
    abgesichert?

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Vorzüge und Nachteile verschiedener Formen von
Demokratie
? differenzierterer Blick
  • Leistungsprofil von Demokratien variiert mit der
    Form etablierter Demokratie, wobei die
    Zusammenhänge überaus komplex und in der
    Forschung im einzelnen immer wieder noch
    umstritten sind.
  • Der am besten gesicherte Befund Einfache
    Aussagen sind meistens falsch, da sie zwar
    Richtiges treffen, doch nicht über dessen
    Rahmenbedingungen informieren!
  • Wichtigste in diesem Zusammenhang zu
    unterscheidende Formen von Demokratie
  • Mehrheitsdemokratien vs. nicht-majoritäre
    Demokratien
  • Repräsentativ- vs. Direktdemokratie
  • etablierte vs. fragile Demokratien

Literaturhinweis Manfred G. Schmidt,
Demokratietheorien, 3. Aufl., Opladen 2000, Teil
IV
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Gutes und weniger Gutes an Mehrheitsdemokratien
wenige Vetospieler
v.a. Westminster-Modell, d.h. parlamentarisches
Regierungssystem ohne Verhältniswahlrecht und
ohne Föderalismus
  • gut bei ...
  • Bildung und Sicherung stabiler Regierungen
  • relativer Häufigkeit von Machtwechseln und damit
    verbundener Innovation
  • Transparenz und Feststellbarkeit von politischer
    Verantwortlichkeit
  • mediengerechter (und unterhaltsamer)
    Präsentierbarkeit von Politik
  • weniger gut bei ...
  • schockartigen politischen Richtungswechseln bei
    Machtwechseln
  • Risiko einer Mediendemokratie (politics
    without policy)
  • Risiko des Überziehens der Konfrontation,
    Konflikten mit Nullsummencharakter sowie
    Ausbeutung von Minderheiten
  • Einbindung von Minderheiten
  • Vollzugskosten von Gesetzen, die ohne
    sonderliche Einbindung ihrer Opponenten erlassen
    wurden Revanche-Blockaden in der
    Implementationsphase von Gesetzen

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Gutes und weniger Gutes an nicht-majoritäre
Demokratien
i.d.R. Konkordanz-/ Konsensdemokratien
  • gut bei ...
  • Einbindung von Opponenten
  • Zusammenhalt gespaltener Gesellschaftssysteme
  • nicht-parochialen Lösungen von Kollektivgüterprobl
    emen
  • weniger gut bei ...
  • raschem Handlungsbedarf
  • größeren Politikänderungen
  • Transparenz der Willensbildung und
    Entscheidungsfindung
  • Feststellung und Einforderung von politischer
    Verantwortung
  • geringere Anpassungsfähigkeit
  • geringe Elastizität
  • geringes Modernisierungspotential

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Konkordanzdemokratie
  • normative Vorstellung bzw. Verfassungspraxis,
    daß Konflikte
  • nicht entschieden werden sollen durch
  • Parteienwettbewerb und Mehrheitsentscheid
  • sondern durch
  • Verhandlung, Kompromiß und Proporz

viele Vetospieler
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Erscheinungsformen von Konkordanzdemokratie
  • entstehen in der Regel bei
  • Vielparteiensystemen mit einander überlagernden
    Konfliktlinien
  • Koalitionsregierungen
  • ziemlich symmetrischen Zweikammersystemen
  • Föderalismus bzw. starker Dezentralismus
  • starker faktischer Politikverflechtung
  • Konsenskultur in stark zerklüfteten
    Gesellschaften
  • Erscheinungsformen
  • Bildung und Nutzung informeller Netzwerke
  • Politik wechselseitigen Gebens und Nehmens in
    Elitenkartellen
  • Kosten/Nutzen-Relation
  • Pro wirksamer Minderheitenschutz, wirkungsvolle
    Gesellschaftsintegration, nachhaltige
    Elitenakkommodation
  • Contra gewaltige Transaktionskosten, reduzierte
    Reaktionsleistung des politischen Systems,
    verringerter Einfluß von öffentlicher Meinung und
    von Wahlen auf den politischen Prozeß

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Gutes und weniger Gutes an Mischformen
in jeder Hinsicht ambivalente Bilanz!
  • Beispiel Deutschland, wo das Majorzprinzip des
    Parteienwettbewerbs im parlamentarischen
    Regierungssystem mit dem Konkordanzsystem im
    Bundesstaat zusammenwirkt
  • Bilanz im Systemvergleich
  • Mischsysteme schneiden mitunter besser ab als
    reine Majorz- oder Konkordanzsysteme hinsichtlich
    von ...
  • Integrationsfähigkeit
  • Kooperationsfähigkeit
  • Problemlösungsfähigkeit
  • aber Das Nebeneinander von unterschiedlichen
    Modi der Konfliktregelung und Entscheidungsfindung
    kann verursachen ...
  • Entscheidungsblockaden
  • Intransparenz oder gar Versickern von
    Verantwortung

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Repräsentativ- vs. Direktdemokratie
zur Begriffsbildung
  • in beiden Typen
  • Leben über den Verhältnissen (Indikator
    Staatsverschuldung)
  • Vernachlässigung der Interessen der nachrückenden
    Generationen
  • Direktdemokratie ( Demokratie mit starken
    plebiszitären Instrumenten) im Vergleich zu
    Repräsentativdemokratie
  • vergleichsweise stärkere Berücksichtigung der
    Interessen der nachrückenden Generationen (v.a.
    bei öffentlicher Infrastruktur und Bildungswesen)
  • anders akzentuierte Struktur der Staatsausgaben
    zögerlicherer und gedämpfterer Aufbau
    sozialstaatlicher Strukturen Erschwerung von
    Trittbrettfahrereffekten
  • größere Zügelung des Staates samt größerem
    Spielraum privater Interessen
  • größere politische Einflußchancen finanz- und
    organisationsstärkerer Gruppen
  • höhere politische Entscheidungskosten
  • größere Befriedungs- und Integrationskapazität

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Direkte Demokratie
  • besser wohl
  • personalunmittelbare Demokratie
  • sachunmittelbare Demokratie
  • Vermengt wird mit diesem Begriff sehr
    Unterschiedliches, nämlich ...
  • Direktwahl möglichst vieler Amtsträger
  • bei Direktwahl des Staatsoberhaupts Festlegung
    des Typs des Regierungssystems! (parlamentarisch
    semipräsidentiell präsidentiell)
  • Einfügung plebiszitärer Elemente in ein System
    repräsentativer Demokratie
  • Ersetzung repräsentativer Demokratie durch eine
    plebiszitäre oder Referendumsdemokratie
  • Ziel Simulation einer Identitätsdemokratie

Das alles sind sehr unterschiedliche Dinge, die
man deshalb gerade nicht unter einen einzigen
Begriff ziehen sollte! Darum
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Begriffsklärungen
  • Demokratie kann sich entfalten als ...
  • repräsentative Demokratie
  • nach dem zentralen Repräsentationsorgan auch
    genannt parlamentarische Demokratie
  • als plebiszitäre und / oder Referendumsdemokratie
  • als identitäre Demokratie real in Kleingruppen,
    rein formal als Referendumsdemokratie
  • repräsentative Demokratie kann sich u.a.
    entfalten als ...
  • präsidentielles Regierungssystem(NICHT
    präsidentielle oder präsidiale Demokratie)
  • parlamentarisches Regierungssystem(NICHT
    parlamentarische Demokratie)

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Etablierte vs. fragile Demokratien
faktisch die wichtigste Unter-scheidungslinie
zwischen Demokratien
  • Definition
  • etablierte Demokratie Gemeinwesen mit fest
    verankerter, seit mehreren Jahrzehnten verläßlich
    funktionierender Demokratie
  • fragile Demokratie Gemeinwesen ohne fest
    verankerte und / oder (noch) defizitär
    funktionierender Demokratie
  • Unterformen fragiler Demokratien
  • ausschließende Demokratien größere
    Bevölkerungssegmente sind vom Wahlrecht
    ausgesperrt
  • Domänendemokratien Vetomächte wie Militär,
    Guerillagruppen, große Wirtschaftsunternehmen
    o.ä. beherrschen große Teile von Wirtschaft und
    Gesellschaft und entziehen sie dem Zugriff der
    demokratisch gewählten Führung
  • illiberale Demokratien die wechselseitige
    Kontrolle der öffentlichen Gewalten wird
    umgangen, Rechtsstaatlichkeit wird systematisch
    und aus politischen Gründenverletzt
  • Kennzeichen fragiler im Unterschied zu
    etablierter Demokratie
  • politisches Leistungsprofil ist in fast allen
    Bereichen geringer
  • Legitimitätslage ist angespannt

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Demokratie und Diktatur im Leistungsvergleich
  • zusammenfassende Befunde von Systemvergleichen
  • (Details anschließend)
  • etablierte Demokratien haben größere politische
    Produktivität als andere Regimeformen (Info)
  • Überlegenheit von Demokratie ist allerdings
    begrenzt und wird durch methodologische Fehler im
    traditionellen Demokratie/Diktatur-Vergleich
    meist überschätzt (Info)
  • Demokratien erzielen bei manchen Aufgaben nur
    mäßige Ergebnisse (Info)
  • einige Herausforderungen bleiben auch für
    leistungsfähige Demokratien bestandsgefährdend
    (Info)

Literaturhinweis Manfred G. Schmidt,
Demokratietheorien, 3. Aufl., Opladen 2000, Teil
IV
25
höhere Produktivität etablierter Demokratien I
  • verglichen mit...
  • an erster Stelle fragilen Demokratien
  • an zweiter Stelle autokratischen Regimen
  • systemvergleichende Literatur und
    Datensammlungen zum jeweiligen Leistungsprofil
    zeigen Überlegenheit bei ...
  • politischer Gleichheit
  • Beteiligungschancen
  • Rechenschaftspflicht der politischen Führung
  • relativer Transparenz politischer Vorgänge
  • relativer Berechenbarkeit von Politik
  • Grad der Legitimität der politischen Ordnung
  • Eindämmung von Selbstprivilegierung der
    politischen Klasse
  • Sicherung der Freiheit der Bürger

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höhere Produktivität etablierter Demokratien II
verglichen mit speziell autokratischen Regimen
  • Chance, politische Führer ohne Gewalt abzulösen
    ( Wahlmechanismus)
  • Folgeerscheinung I berechenbare
    Nachfolgemechanismen an Stelle schwer
    kalkulierbarer Übergangszeiten
  • Folgeerscheinung II Wiederwahlmechanismus
  • zwingt politische Führer zur Rechenschaftslegung
    vor den Bürgern
  • zwingt politische Führer zur Responsivität
    hinsichtlich von Präferenzen und
    Präferenzänderungen der Bürger
  • zieht die Pflege von halbwegs leistungsfähigen
    Vernetzungsstrukturen zwischen politischer
    Klassen und Bürgerschaft nach sich
  • das alles sorgt für eine ziemlich gute
    Legitimitätslage des Systems

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höhere Produktivität etablierter Demokratien III
verglichen mit speziell autokratischen Regimen
  • falls Systemblockaden vermieden werden bessere
    Kalkulierbarkeit politischer Prozesse
  • Erweiterung des Zeithorizonts, in dem die Bürger
    ihre wirtschaftlichen und gesellschaftlichen
    Aktivitäten planen können, was seinerseits ...
  • eine bessere Ausschöpfung der wirtschaftlichen
    und sozialen Ressourcen der Gesellschaft
    ermöglicht
  • die Rahmenbedingungen eines freiheitlichen
    Systems stabilisiert
  • größere Anpassungs- und Problemlösungsfähigkeit
  • wirkungsvollere Gewaltenteilung mit gesicherter
    Rechtsstaatlichkeit und ziemlich großem wie
    verläßlichem Schutz individueller Menschen- und
    Bürgerrechte

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höhere Produktivität etablierter Demokratien IV
  • verglichen mit...
  • an erster Stelle fragilen Demokratien
  • an zweiter Stelle autokratischen Regimen
  • mehr persönliche Freiheitsgrade auf den Feldern
    der Steuerung der Arbeitsbeziehungen sowie
    Bildungs- und Wissenschaftspolitik
  • bessere Leistungen auf folgenden Politikfeldern
  • Arbeitsschutz
  • Umweltschutz
  • Sozialpolitik
  • Ausnahme Hier waren die sozialistischen Staaten
    aus der Warte der Regierten besser allerdings
    um den Preis der Überlastung ihrer Wirtschaften
    sowie der nachhaltigen Einschränkung persönlicher
    Freiheit

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höhere Produktivität etablierter Demokratien V
verglichen mit speziell autokratischen Regimen
  • Neigung zur Kriegführung
  • im allgemeinen ziemlich gering
  • keinerlei Neigung zur Kriegführung untereinander
  • Folge I Je mehr demokratische Staaten es gibt,
    um so geringer ist auf internationaler Ebene das
    Sicherheitsdilemma
  • Folge II Um so mehr Ressourcen ökonomischer und
    gesellschaftlicher Art werden frei für produktive
    und humanitäre Zwecke
  • Tatsächlich geben Diktaturen im Durchschnitt
    größere Prozentanteile ihres Wirtschaftsprodukts
    für Militärbelange aus als Demokratien.
  • Ebenso verhält es sich mit den Ausgaben für
    innere Sicherheit

30
Überschätzung der Überlegenheit von Demokratien I
... aufgrund methodologischer Fehler
  • Manche überlegene Leistung, welche der
    Demokratie zugeschrieben wird, ergibt sich aus
    den Vorbedingungen für Demokratie, nicht aus
    dieser selbst
  • tiefer verwurzelte Rechtsstaatlichkeit
  • säkularisierte politische Kultur
  • höherer wirtschaftlicher Entwicklungsstand
  • gesellschaftliche Stabilität

31
Überschätzung der Überlegenheit von Demokratien II
... aufgrund methodologischer Fehler
  • Genau das zeigen auch Studien, welche solche
    Kontextfaktoren als Kovariaten kontrollieren
  • Demokratiezufriedenheit ist sehr stark
    Zufriedenheit mit der Leistungsfähigkeit des
    wirtschaftlichen Systems, die ihrerseits stärker
    vom Entwicklungsstand der Produktivkräfte als von
    demokratischen Spielregeln abhängt, v.a. von ...
  • Rechtssicherheit
  • schlankem Staat
  • Investitionen in das Bildungswesen
  • Bürger- und Menschenrechte werden viel eher vom
    Rechtsstaat geschützt als von Demokratie (?
    Tendenz zur Tyrannei der Mehrheit oder der
    politischen Korrektheit), wobei Rechtsstaat und
    Demokratie ganz verschiedene Dimensionen von
    Staatlichkeit sind
  • Friedfertigkeit von Demokratien wurzelt stärker
    in der Gewaltenteilung als im friedlichen
    Charakter ihrer Eliten und Bürger

32
Demokratien nur mäßige Leistungen bei manchen
Aufgaben
  • außenpolitisch
  • Kampf gegen Faschismus und Nationalsozialismus
    erst nach langem Zögern, unter Hinnahme
    schwerster Verluste auf Seiten von Verfolgten
    sowie der Zivilbevölkerung des Gegners sowie um
    den Preis einer fahrlässigen Aufwertung des
    Stalinismus/Kommunismus
  • innenpolitisch kenntliche Defizite bei ...
  • Abschaffung der Sklaverei
  • rechtliche und soziale Gleichberechtigung von
    Männern und Frauen
  • Lösung von Problemen im Arbeitsmarkt
  • Höhe des erreichbaren Wirtschaftswachstums
  • politisch-kulturell
  • keine Garantie für rationale politische
    Problemlösungen oder rationale politische
    Ergebnisse
  • Attentismus und Wankelmütigkeit des Wahlvolks
  • Kurzatmigkeit der politischen Anstrengungen

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Herausforderungen für Demokratien I
  • Rückzug eines Großteils des Staatsvolks aus der
    politischen Beteiligung
  • Herausbildung einer Machtverteilung, welche
    Antisystemkräften die Vorherrschaft oder
    wenigstens eine Blockademacht in Parteiensystem
    und Parlament verschafft
  • Verblassen gesellschaftlicher Toleranz für ...
  • Unbeständigkeit von Parlamentsmehrheiten oder
    Disproportionalitäten zwischen Stimmen- und
    Sitzanteilen (v.a. bei Mehrheitswahlrecht)
  • Pfadabhängigkeit politischer Prozesse Wer
    gestern die Wahl verlor, verliert heute selbst
    dann parlamentarische Abstimmung, wenn wieder
    eine demoskopisch gemessene Bevölkerungsmehrheit
    hinter ihm steht

34
Herausforderungen für Demokratien II
  • Spannung zwischen internationaler Interdependenz
    demokratischer Staaten, vor allem im Zeitalter
    der Globalisierung, und der rein
    nationalstaatlichen Verankerung von Demokratie
    Einengung schon des Spielraums demokratisch
    legitimierten Regierens!
  • Neigung von Demokratien, aufgrund des
    (Wieder-)Wahlmechanismus vor allem die
    Bedürfnisse des Augenblicks zu befriedigen und
    die Interessen späterer Generationen zu
    vernachlässigen
  • Beispiele Staatsverschuldung, Übernutzung
    natürlicher Ressourcen, problematische
    Veränderung des Gesellschaftsaufbaus durch
    Laufenlassen demographischer Veränderungen oder
    von Immigration/Emigration
  • Steuerungsmöglichkeit Elternstimmrecht
  • Schwierigkeit, einst mehrheitlich akzeptierte
    Lastenverlagerungen auf die Schultern anderer
    rückgängig zu machen
  • Beispiele Korrektur einer auf Verschuldung
    setzenden Finanzpolitik, Rückbau des
    Sozialstaates, Besserstellung von Familien (d.h.
    von Formen eines Zusammenlebens mit Kindern)

35
Fazit zur Leistungsfähigkeit von Demokratien
  • Nicht die Demokratie schlechthin ist besser als
    andere Staatsformen,
  • sondern die Kombination aus ...
  • Rechtsstaatlichkeit
  • wirtschaftlichem Wohlstand
  • etablierter pluralistischer Demokratie
  • Auch diese Staatsform hat durchaus unüberwindbare
    Mängel und Probleme.
  • Alles in allem scheint es so zu sein, als gäbe es
    für freiheitsbewußte und gebildete Menschen keine
    attraktivere Staatsform als eine derartige
    Kombination.

36
Vorbedingungen für Demokratie
Siehe Seymour Martin Lipset, The Social
Requisites of Democracy Revisited, in Alex
Inkeles / Masamichi Sasaki, Hrsg. Comparing
Nations and Cultures. Readings in a
Cross-Disciplinary Perspective, Englewood Cliffs,
N.J. 1996, S. 430-449
  • Marktwirtschaft
  • spezifische politische (und religiöse!) Kultur
  • Rechtssicherheit
  • selbsttragende Legitimität
  • Bürgergesellschaft
  • unterstützungssichere Parteien
  • faires Wahlsystem
  • hilfreich Föderalismus
  • nötig viel Glück!

37
Marktwirtschaft und Demokratie
  • Grundsätzlich Nicht das Privateigentum an
    Produktionsmitteln ist der zentrale Faktor,
    sondern die Existenz von zwar politisch
    ermöglichten, doch nicht politisch verzerrten
    Märkten
  • eine Ursache von politisch verzerrten Märkten
    Streben nach Autarkie oder nach politischem
    Schutz bestimmter Produzentengruppen
  • Markt Form der Gewaltenteilung politische
    Macht ist ohnehin reduziert und findet
    wirtschaftliche Gegenmächte
  • geringerer Anreiz, überhaupt staatliche
    Ressourcen (exklusiv) zu kontrollieren, da
    wichtige Interessen auch ganz ohne Mitwirkung
    staatlicher Stellen zu realisieren sind
  • Reduktion des Anreizes für politische Korruption,
    die ihrerseits Autoritätskartelle
    zusammenschmiedet, weil der Weg zu knappen
    Ressourcen nicht (nur) über politische Amtsträger
    und persönliche Beziehungen führen muß
  • Chance auf Entstehung und Stellungssicherung
    einer Mittelklasse, welche die Ressourcen für
    Selbstregierung und praktizierten Pluralismus
    besitzt
  • in der Regel, allerdings nicht immer und
    zwingend Aufbau von weit verbreitetem
    gesellschaftlichem Wohlstand, was seinerseits die
    friedliche Bewältigung von Verteilungskonflikten
    erleichtert ( die Steuerungsbelastungen des
    politischen Systems reduziert)

Achtung Marktwirtschaft scheint zwar eine
notwendige Bedingung für Demokratie zu sein, ist
aber offensichtlich keine hinreichende Bedingung
für Demokratie!
38
Demokratie und Wohlstand
Zentralelement des Aufbaus von Demokratie Die
Wirtschaft in Schwung bringen und dabei den
Zielwert sozialer Gerechtigkeit nicht
vernachlässigen!
  • Demokratie geht regelmäßig einher mit
  • vergleichsweise größerem Wohlstand (insgesamt und
    individuell)
  • vergleichsweise größerer sozialer Gleichheit,
    letztere verstanden als Grad an
  • Statusgleichheit
  • wechselseitig entgegengebrachtem Respekt,
  • die beide von persönlichen wirtschaftlichen
    Umständen unabhängig sind!

Siehe Lipset, Seymour Martin / Seong,
Kyoung-Ryung / Torres, John Charles A
Comparative Analysis of the Social Requisites of
Democracy, in International Social Science
Journal 45, 1993, 155-1751
  • Frage Was ist die unabhängige, was die
    abhängige Variable?
  • Antwort Es besteht wohl eine rekursive, positiv
    rückgekoppelte Beziehung!

39
Kuznets-Kurve
Wichtig Es muß gelingen, die Phase der
Ungleichheit ohne politischen Stabilitätsverlust
hinter sich zu bringen!
  • Wenn ein wenig entwickeltes Land mit Wachstum und
    Urbanisierung beginnt, dann wird die
    Einkommensverteilung sehr ungleich.
  • Wenn es anschließend zur Industrialisierung
    kommt, verringert sich die Ungleichheit in der
    Einkommensverteilung wieder.

Simon Kuznets, Modern Economic Growth Rate,
Structure, and Spread, New Haven, CT Yale
University Press
40
Politische Kultur und Demokratie
  • zentral daß sowohl Eliten als auch Bürgerschaft
    allgemein die Prinzipien von Religions- und
    Kommunikationsfreiheit, Rechtsstaatlichkeit,
    Gewaltenteilung und praktiziertem Pluralismus
    akzeptieren.
  • entsteht nicht von allein und über Nacht!
  • ausschlaggebende Rolle Eliten als Avantgarde,
    von denen aus die (politische) Massenkultur
    verändert wurde
  • praktisch besonders wichtiger Zusammenhang
  • Praktizierte Dezentralisierung von Macht, Status
    und Reichtum zieht die Einsicht nach sich, daß
    sich Kooperation meist auszahlt.
  • Praktizierte Kooperation führt zur Einsicht, daß
    freiwillige Integration bei akzeptierter
    Subsystemautonomie effizientere und lernfähigere
    Systemstrukturen ermöglicht als jede Form von
    Informations- und Machtzentralisierung
  • Verbindung mit Marktwirtschaft-Nexus!
  • Insgesamt scheinen kulturelle Faktoren für die
    Entstehung und den Bestand von Demokratie noch
    wichtiger zu sein als wirtschaftliche Faktoren.

41
Religion und Demokratie I
  • Zusammenhang von Religion mit Demokratie
  • positiv in Kulturen mit Prägung durch
    Protestantismus
  • besonders starke Betonung des Individualismus
    (vs. Institutionengläubigkeit)
  • sich selbst organisierende / regierende
    Gemeinde
  • negativ in Kulturen mit Prägung durch
    Katholizismus, orthodoxes Christentum, Islam,
    Konfuzianismus, denn dort aus jeweils sehr
    verschiedenen Gründen besonders starke
    Verbindungen zwischen Staat und organisierter
    Religion!
  • im katholischen Bereich Demokratieneigung vor
    allem dort, wo sich intransigente
    politisch-religiöse Positionen selbst
    diskreditierten (etwa als Klerikalfaschismus)
  • im Bereich von Orthodoxie, Islam und
    Konfuzianismus bislang wenig Demokratieneigung

42
Religion und Demokratie II
entsprechende Perspektiven für weitere
Demokratisierung mit wichtiger
intervenierender Variable Säkularisierung!
Info
  • Fall Katholizismus doppelte Repräsentation
    (Eric Voegelin)
  • Zwei-Schwerter-Lehre (Papst Gelasius I., spätes
    5. Jhd.) mit großer Spannweite der
    Interaktionsmuster
  • Fall Orthodoxie von jeher machtpolitisch
    schwache Ausprägung der religiösen Institutionen
    im Vergleich zu den staatlichen
  • Fall Islam Ist nicht nur ein System religiöser
    Überzeugungen, sondern auch ein System von
    exklusiven Regeln zur Ausgestaltung der
    öffentlichen Ordnung
  • gewollt einfache Repräsentation anstelle
    abgelehnter doppelter Repräsentation
  • Fall Hinduismus gänzliche Dissoziation zwischen
    religiösen und politischen Institutionen
  • Fall Konfuzianismus ohnehin kaum religiöse
    Institutionen in Absonderung von politischen
    Institutionen und somit kein gesellschaftliches
    Gegengewicht zur autoritär strukturierten
    Staatsmacht

43
Säkularisierung
  • Politische Institutionen gewinnen Unabhängigkeit
    von religiösen Institutionen.
  • Religiöse Institutionen gewinnen Unabhängigkeit
    von politischen Institutionen.
  • Aus dem wechselseitig erwarteten politischen
    Minimalkonsens werden religiöse
    Konsenserwartungen ausgeschieden.
  • Achtung
  • Säkularisierung beinhaltet nicht notwendigerweise
    eine Entreligionisierung einer Gesellschaft!
  • Säkularisierung ist etwas anderes als Laizismus
    ( Verdrängung von Religion aus dem öffentlichen
    Raum)!
  • siehe im Vergleich die Fälle von USA und
    Frankreich!

44
Rechtssicherheit und Demokratie
rule of law
  • Ordnung und Vorhersehbarkeit wirtschaftlicher,
    gesellschaftlicher und politischer Entscheidungen
    für alle praktischen Zwecke
  • senkt Transaktionskosten allenthalben
  • erlaubt Verzicht auf Doppelspiel zwischen
    formaler Fassade und informellem Verhalten
  • erlaubt die Entstehung von generalisierbarem
    Vertrauen als (nicht nur, aber auch) politischer
    Ressource
  • zentrale Mittel
  • verläßliche Durchsetzung allgemein verbindlicher
    Rechtsnormen mit gleichem Recht für alle
  • erwartbare Rechtsförmlichkeit gerade auch
    staatlichen Handelns
  • unabhängige und durchsetzungsfähige Justiz, die
    über dies alles wacht
  • obendrein ein Verfassungssystem, das der Macht
    der jeweiligen Mehrheit wirkungsvoll Grenzen
    setzt

45
Legitimität und Demokratie
  • Die Stabilität einer Demokratie kann nicht auf
    Zwang beruhen, sondern allein auf
  • Legitimitätsglauben (Geltung von Herrschaft als
    rechtens)
  • seitens der Mehrheit unterlassener
    Destabilisierung des Systems
  • seitens wenigstens einer Minderheit aktiver
    Unterstützung des Systems
  • ? inputbasierte Legitimität
  • verläßlichste Quellen von Legitimitätsglauben
  • längerfristig anhaltende Effektivität des
    Regierens, d.h. Befriedigung der grundlegenden
    Bedürfnisse des Großteils der Bürger sowie der
    zentralen Machtgruppen (darunter Wirtschafts-
    und Militärführer) durch ausreichende Performanz
    des Regierungssystems und der politischen
    Klasse? outputbasierte Legitimität, die sich
    traditionalisiert
  • schon mittel- und kurzfristig eine
    vertrauenswürdige Personifikation der
    Leitgedanken und Regeln des (neuen) politischen
    Systems, welche die Enttäuschung über die
    aktuelle Politiker- und Systemperformanz
    abpuffert? charismatische Legitimität
  • hilfreich möglichst frühzeitige Schaffung einer
    liberaldemokratischen Verfassung, die zum
    Kristallisationspunkt rationaler Legitimität
    werden kann.
  • mitunter ebenfalls hilfreich Erinnerung an die
    ungute Alternative vorgängiger diktatorischer
    Herrschaft

46
Bürgergesellschaft und Demokratie
civil society Zivilgesellschaft,
bürgerliche Gesellschaft, Bürgergesellschaft
  • heißt Es bestehen Vermittlungsinstitutionen
    zwischen Bürgern und Staat in großer Zahl
  • vorpolitischer Raum Vereine, Verbände,
    Stiftungen
  • machtpolitische Bedeutung staatliche
    Institutionen stehen nicht atomisierten
    Individuen gegenüber (die leicht einzuschüchtern
    sind!), sondern handlungsfähigen Gruppen, d.h.
    einer (potentiellen) Gegenmacht
  • Demokratie kann sich stabilisieren, wenn es einen
    gut entwickelten vorpolitischen Raum gibt als
  • Sozialisations- und Rekrutierungsstätte politisch
    partizipationswilliger Bürger
  • Ankergrund politischer Parteien
  • Ort der Austragung und Lösung lebensweltnaher
    Interessenkonflikte
  • Stätte des Lernens, wie man eine große Zahl
    Gleichberechtigter zum gemeinsamen Handeln
    befähigt
  • Fonds von Humankapital, den das politische
    System immer wieder nutzen kann
  • Probleme
  • vorpolitischer Raum entsteht nicht kurzfristig
    oder nach Design, sondern nur im Lauf einer
    eher langen Zeit? Problem bei Transitionsprozesse
    n und großen sozialen Umbrüchen
  • Voraussetzung auch Vorstellung, daß der Staat
    nur ein subsidiäres Dienstleistungs-unternehmen
    ist? Akzeptanz eines liberalen Menschen-,
    Gesellschafts- und Staatsbildes

47
Parteien und Demokratie
  • Parteien wichtigste Vermittlungsinstitutionen
    zwischen Gesellschaft und politischem System
  • nötig größere Parteien, die in der Gesellschaft
    verläßlich Unterstützung finden und zwar auch
    dann, wenn ihre Politik einige Zeit lang ohne
    Erfolg bleibt
  • vorteilhaft
  • mindestens zwei Parteien dieser Art, damit
    Regierungswechsel ohne Verlust an
    Regierungseffektivität möglich sind
  • Querliegen solcher Parteien zu den meisten
    Spannungslinien (cleavages) der Gesellschaft
  • Vorbedingung für politische Integration statt
    Spaltung
  • nachteilige Folgen für Stabilität von Demokratie
    bei
  • Verfall der Organisations- oder Personalstärke
    von Parteien
  • große Volatilität des Wahlverhaltens

48
Wahlsystem und Demokratie
  • Ein von der Bevölkerung als fair empfundenes
    Wahlsystem führt den Bürgern vor Augen, daß auch
    die gerade nicht Regierenden in den politischen
    Prozeß einbezogen sind.
  • macht die Unterscheidung von Verfassungsordnung
    und (aktueller) Regierung plausibel
  • Wiederwahlmechanismus gibt die letzte Macht
    tatsächlich in die Hand der Bürger.
  • Unabdingbar, doch mitunter schwer zu verbinden
  • Minderheitenschutz vor allem dann, wenn in
    ethnisch heterogenen oder multikulturellen
    Gesellschaften Demokratie stabilisiert werden
    soll.
  • ansonsten vom Entzug von Legitimitätsglauben
    zum Sezessionsversuch
  • und genau darum Risiko, daß multiethnische
    Systeme beim Übergang von der Diktatur zur
    Demokratie zerfallen
  • Sicherung nicht nur der faktischen Möglichkeit
    von Mehrheitsentscheidungen, sondern auch des
    Glaubens, sie seien legitim
  • weswegen Konsoziationalismus (consociationalism
    , Lijphart) von einer Problemlösung wiederum zu
    einem Problem werden kann ? blockadeträchtige
    Vermehrung von Vetopunkten in
    Konkordanzsystemen
  • darum (nicht nur deutsches) Sonderproblem
    Maximierung des Nutzens von Demokratie bei
    Verringerung ihrer Kosten durch eine Verbindung
    von Föderalismus und Demokratie

49
Föderalismus und Demokratie
  • Vorteile von Föderalismus gerade für
    demokratische Systeme
  • Föderalismus verhindert, daß sich die Wucht
    politischen Streits üblicherweise an einer
    einzigen Stelle konzentriert
  • Macht- und Postenverteilung sind (auch) entlang
    von ethnischen oder kulturellen Scheidelinien
    (cleavages) möglich
  • Anreiz für inter-ethnische oder inter-kulturelle
    Koalitionsbildungen über die Cleavages zum Zweck
    der erforderlichen Mehrheitsbildung hinweg
  • Anreiz für die Entstehung intra-ethnischer oder
    intra-kultureller Konflikte innerhalb der
    jeweiligen substaatlichen Einheiten, womit
    Möglichkeiten für die Entstehung querliegender
    Cleavages geschaffen werden
  • Nicht Gruppe A gegen Gruppe B, sondern Gruppe
    A/Land 1 mit Gruppe B/Land1 gegen Gruppe A/Land
    2!
  • Förderung von Anstrengungen dahingehend, daß
    Ungleichgewichte zwischen den ethnischen oder
    kulturellen (Teil-)Gruppen überwunden werden.

Achtung Es sind stets die Transaktionskosten und
die Blockademöglichkeiten von Föderalismus
gegenzurechnen!
50
Voraussetzungen von Demokratie zusammenfassende
Hinweise
  • Voraussetzungen entstehen in kontingent-pfadabhäng
    iger Evolution
  • nur selten kann ein demokratisierender Eroberer
    der Demokratie erfolgreich den Weg bahnen
    (Deutschland und Japan vs. Irak)
  • historische Großereignisse bahnen
    Entwicklungswege, die schwer zu verlassen sind
  • Spanischer Bürgerkrieg ? Franco-Diktatur
  • sowjetische Machtübernahme in Osteuropa ?
    realsozialistische Diktaturen
  • Bei vielen Demokratisierungsversuchen sind die
    Voraussetzungen für einen Demokratisierungspfad
    gerade nicht gegeben, weshalb die meisten
    voluntaristisch neu geschaffenen Demokratien
    zunächst einmal zusammenbrechen.
  • Bislang entstanden Demokratien fast nur im
    europäischen Siedlungsgebiet
  • Bis heute ist es eine offene und im asiatischen
    wie im arabischen Raum sogar vielfach verneinte
    Frage, ob sich Demokratie wohl überhaupt für
    Gesellschaften eignet, die kulturell ganz anders
    als der Westen geprägt sind.
  • Statistische Analysen zeigten Am engsten hängt
    in nicht-europäischen Staaten mit bestehender
    demokratischer Ordnung zusammen, ob dieser Staat
    einst eine englische Kolonie war!
    (Diffusionismus)
  • Im übrigen hängt das Schicksal von (neuen)
    Demokratien davon ab,
  • ob sie effektives Regieren ermöglichen
  • in welchem Umfang wirtschaftliche (Konjunktur-)
    Lagen, die ein effektives Regieren erleichtern,
    in die kritischen Phasen des Aufbaus von
    Demokratie fallen

51
Wann ist Demokratie konsolidiert?
  • Wenn
  • alle wichtigen politischen Elitegruppen
  • die allermeisten Parteien und Organisationen
  • eine überwältigende Mehrheit unter der
    Bevölkerung
  • sich fest und fraglos mit einer demokratischen
    Verfassungsordnung identifizieren,
  • routinemäßig im Übereinklang mit den Regeln und
    Verhaltensauflagen dieser Verfassungsordnung
    handeln,
  • und in aller Selbstverständlichkeit darauf
    vertrauen, daß dies alles auch vom politischen
    Gegner so gehandhabt wird.

52
Messung von Identifikationmit der Demokratie
Bevölkerungsumfragen
  • Erhoben wird die Einstellung zu fünf
    Bezugspunkten politischer Unterstützung
  • politische Gemeinschaft ( eigener Staat)
  • Systemprinzipien
  • typische Indikatoren Demokratie beste
    Staatsform?, Unterstützung von Alternativen zur
    Demokratie
  • Systemperformanz
  • Zufriedenheit mit den konkreten Leistungen des
    Systems
  • Vertrauen zu den einzelnen Institutionen des
    politischen Systems
  • Unterstützung für konkrete politische Akteure,
    etwa Spitzenpolitiker
  • wenig aussagekräftig für allgemeine
    Systemidentifikation

einige Befunde
53
Demokratiekonsolidierung in Mittel- und Osteuropa
Quelle Larry Diamond, Consolidating Democracies,
in Comparing Democracies 2, ed. By Lawrence
LeDuc et al., Lpndon u.a. 2002, S. 216, 217
54
Demokratiekonsolidierung in Südamerika
Quelle Larry Diamond, Consolidating Democracies,
in Comparing Democracies 2, ed. By Lawrence
LeDuc et al., Lpndon u.a. 2002, S. 219, 220
55
Demokratiekonsolidierung in Deutschland I
56
Demokratiekonsolidierung in Deutschland II (Daten
aus 1998)
57
Kennzeichen von erfolgreichen Übergangsstaaten
nach Chalmers Johnson 1987 und Larry Diamond 2002
  • ein Regierungssystem, das die Regierenden
    verläßlich und in den Augen der Regierten am
    Mißbrauch ihrer Macht hindert (Keine
    Korruption!)
  • ein Regierungssystem, das Marktmechanismen wirken
    läßt
  • stabiles Regieren durch eine politische und
    bürokratische Elite, welche in der Lage ist,
    Druck auf solche Entscheidungen hin abzuwehren,
    welche das wirtschaftliche Wachstum verringerten
  • faire Verteilung der Erträge aus dem
    Wirtschaftswachstum
  • Kooperation zwischen staatlichen Stellen und dem
    privaten Sektor in einflußreichen
    Planungsagenturen
  • große Investitionen in die Breitenerziehung
  • das heißt die Struktur des Regierungssystems ist
    weniger wichtig als dessen
  • grundsätzliche Stabilität
  • Freiheit von Korruption
  • marktwirtschaftliche Orientierung
  • Ausrichtung an sozialer Gerechtigkeit
  • Hinwirken auf ein hohes Bildungsniveau

ist nicht mit jedem Typ von Regierungssystem
vereinbar!
58
Demokratiekonsolidierung In was muß man
politisch investieren?
  • Bindung aller staatlichen Akteure an Recht,
    Verfassung und das Ziel guten Regierens, v.a.
    durch
  • gut ausgestattetes und von der Politik
    unabhängiges Justizsystem mit gut ausgebildetem
    und angemessen bezahltem Personal
  • effektive Institutionen zur Entdeckung und
    Verfolgung von Korruption auf Seiten öffentlich
    Bediensteter
  • Stärkung der Bürgergesellschaft (Vereine,
    Interessengruppen, Massenmedien, Think Tanks )
  • Deren Aufgaben
  • Erzeugung gesellschaftlicher Nachfrage nach
    Reformen
  • zusätzliches Forum der Regierungskontrolle
  • politische Aufklärung und Bildung der Bürger
    Gewinnung von Bürgern für politische Beteiligung
    Verhindern einer zynischen Haltung zum
    demokratischen System
  • Ansatzpunkte für eigene politische Beteiligung
    vor allem von Armen und Marginalisierten

59
Huntingtons Rezepte
Fall I Von der autoritären Diktatur schrittweise
zur Demokratie!
Samuel P. Huntington, The Third Wave.
Democratization in the late Twentieth Century,
Norman 1991
  • Demokratieanhänger rasch in Schlüsselpositionen
    von Regierung, Partei und Militär bringen!
  • Regimeveränderungen möglichst im Rahmen
    etablierter Prozeduren des alten Regimes dabei
    den Hardlinern des bislang herrschenden Blocks
    symbolische Konzessionen machen!
  • Bisherige Opposition soll soziale Basis rasch
    erweitern, um sich aus der Abhängigkeit von
    veränderungsfreudigen Regierungsgruppen zu
    befreien!
  • Auf der Hut sein vor Staatsstreich der alten
    Kräfte! Gegebenenfalls selbst einen Staatsstreich
    provozieren, um mit seiner Niederschlagung auch
    die Anhänger des alten Systems zu diskreditieren!
  • Im Demokratisierungsprozeß die Initiative
    bewahren, auf Tempo drücken und nie
    Demokratisierungsmaßnahmen erst auf Druck von
    radikaleren politischen Kräften ergreifen!
  • Reformerwartungen zurückstufen und eher von der
    Aufrechterhaltung eines Prozesses sprechen als
    eine demokratische Utopie zu verheißen!
  • Entwicklung einer gemäßigten Oppositionspartei
    fördern, die von den Schlüsselgruppen der
    Gesellschaft als nicht bedrohliche
    Alternativregierung akzeptiert werden kann!
  • Demokratisierung als unvermeidbar hinstellen, so
    daß sie selbst von jenen als notwendig akzeptiert
    wird, die sie eigentlich ablehnen!

60
Huntingtons Rezepte
Fall II Von der autoritären Diktatur durch eine
ruptura zur Demokratie!
Samuel P. Huntington, The Third Wave.
Democratization in the late Twentieth Century,
Norman 1991
  • Greife dauerhafte und für viele Bürger erkennbar
    die zweifelhafte Legitimität oder Illegitimität
    des bestehenden Systems an!
  • Arbeite mit Leuten zusammen, die sich von
    ehemaligen Befürwortern des Regimes zu neutralen
    oder gar gegnerischen Kräften gewandelt haben!
  • Kultiviere Beziehungen zum Militär Du wirst bei
    einer krisenhaften Zuspitzung der Lage gute
    Kontakte zu hohen Militärführern brauchen!
  • Predige und praktiziere Gewaltlosigkeit dann
    bekommst Du in der Regel das Militär nicht zum
    Feind und obendrein vielerlei mitmenschliche
    Unterstützung!
  • Laß Dir keine Chance auf die Äußerung von
    Gegnerschaft zum Regime entgehen vor allem
    Beteilige Dich sogar an Scheinwahlen!
  • Suche und halte engen Kontakt mit weltweiten
    Medien, ausländischen Menschenrechtsorganisationen
    und transnationalen Organisationen wie den
    Kirchen!
  • Suche und fördere die Einheit der
    Oppositionsgruppen unter einer Dachorganisation!
  • Fülle im Fall eines einsetzenden
    Regimezusammenbruchs rasch des Macht- und
    Autoritätsvakuum, und zwar durch ...
  • Herausbildung und Unterstützung eines populären,
    charismatischen und dabei demokratisch
    orientierten Führers
  • schnelle Herbeiführung von Wahlen, um der neuen
    Regierung Legitimitätsglauben zu beschaffen
  • Mobilisierung von Unterstützung durch
    ausländische und transnationale Akteure

61
Huntingtons Rezepte
Fall III Reformen innerhalb einer autoritären
Diktatur Ratschläge für Reformer
Samuel P. Huntington, The Third Wave.
Democratization in the late Twentieth Century,
Norman 1991
  • Isoliere und schwäche die Fraktion der
    maximalistischen Hardliner!
  • Konsolidiere die Stellung der Reformer in der
    politischen Maschinerie des Regimes!
  • Ergreife die Initiative und überrasche sowohl die
    Opposition als auch die Hardliner mit
    Konzessionen mache aber niemals Konzessionen
    unter offensichtlichem Druck seitens der
    Opposition!
  • Suche nach Unterstützung für ein Konzept einer
    verhandelten Regimereform auf Seiten von
    führenden Generälen und Spitzenfunktionären im
    Sicherheitsapparat!
  • Tue alles Erdenkliche dafür, daß die wichtigsten
    Verhandlungspartner der Opposition relativ
    moderate Positionen vertreten!
  • Richte vertrauliche Kommunikationskanäle zu den
    Oppositionsführern ein!
  • Triff Vorsorge für den Fall eines erfolgreichen
    Abschlusses von Verhandlungen mit der Opposition
    dahingehend, daß die dann (mit-) regierende
    Opposition Garantien für die Sicherheit und
    Stellung von Gruppen übernimmt, die mit dem alten
    System verbündet waren, sich in dieser Rolle aber
    nicht sonderlich diskreditiert haben!
  • Ergreife Chancen stets beim Schopf gute
    Gelegenheiten kehren selten wieder! Im übrigen
    kann die politische Zukunft des
    Verhandlungspartners von einem deutlichen
    Vorankommen abhängen.
  • Mache Dir und anderen klar, daß ein Pakt zwischen
    den Reformkräften im alten System und der
    Opposition eine der wenigen Alternativen zur
    Dialektik von Stillstand und Revolution ist!
  • Im Zweifelsfall laß Dich immer auf Kompromisse
    ein!

62
Damit sollte klar sein, ...
  • was Demokratie typischerweise ist
  • welche Arten von Demokratien man unterscheidet
  • was Demokratie bringt
  • was Demokratie kostet
  • was Demokratie im Vergleich zur Diktatur leistet
    und was nicht
  • Wovon das Entstehen / Bestehen von Demokratie
    wohl abhängt
  • was es bei der Errichtung demokratischer
    Strukturen zu beachten gilt

63
Vorlesung Systemvergleich
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