Title: Mathematik lernen
1Mathematik lernen Möglichkeiten der
Unterstützung
- Dr. Rose Vogel
- Pädagogische Hochschule Ludwigsburg 20.11.2004
2Übersicht
- Einführung ins Thema Überblick
- Schwach im Rechnen?
- Veranschaulichen
- Diagnoseverfahren - Fehleranalyse
- Sachaufgaben
- Gruppeneinteilung
3EinführungKinder denken anders
- Der Zweitklässler Sven wollte wissen, was
herauskommt, wenn man die Zahlen 9, 12, 10, 11,
8, 10, 9, 8, 12, 11, 10 und 12 zusammenrechnet.
Er schrieb 119, 121, 121, 122, 120, 120, 119,
117, 119, 120, 120, 122, zeigt dieses seiner
Lehrerin und fragte Ist das richtig so?
(vgl. Selter Spiegel 1997, Wie Kinder rechnen.)
4EinführungKinder denken anders
L Wie viel ist 701 698? Malte von 1 bis 8
gleich 7, von 0 bis 9 gleich 9, von 6 bis 7
gleich 1. 197! L Kannst du das auch anders
rechnen? Malte Ja. L Wie denn? Malte Von 698
bis 700 sind es 2 und von 701 bis 700 ist es 1,
also sinds 3. L Mhm. Dieselbe Aufgabe, aber
zwei verschiedene Ergebnisse? Malte Mhm, weiß
auch nicht. L Kann denn beide richtig
sein? Malte Ne. L Was denkst du denn, was
stimmt? Malte Das da! (Er zeigt auf das
schriftlich Gerechnete.) L Warum glaubst du,
dass das stimmt und das andere nicht? Malte Ja,
weil das hier (zeigt auf das schriftlich
Gerechnete) habe ich richtig ausgerechnet und das
andere habe ich mir nur so hopp-di-hopp im Kopf
überlegt.
Spiegel Selter 2004, Kinder Mathematik S. 24
5Begriffsklärung Lernschwierigkeiten im
Mathematikunterricht
- keine Einheitlichkeit in der Begriffswahlmögliche
Begriffe für Lernschwierigkeiten im
Mathematikunterricht - Dyskalkulie
- Rechenstörung
- Rechenschwäche
- Arithmasthenie
- (vgl. Lorenz, J.H. Radatz, H. (1993). Handbuch
des Förderns im Mathematikunterricht. Hannover
Schroedel.)
6DefinitionsmöglichkeitenLernschwierigkeiten im
Mathematikunterricht
- Diskrepanzdefinitionen
- Setzen die Rechenstörung in Bezug zur Intelligenz
und / oder zu Leistungen in anderen
Leistungsbereichen ? Teilleistungsschwäche - Definition der WeltgesundheitsorganisationUnter
Rechenstörung (ICD-10) versteht man die
Beeinträchtigung von Rechenfertigkeiten, die
nicht allein durch eine allgemeine
Intelligenzminderung oder eine eindeutig
unangemessene Beschulung erklärbar sind. Das
Defizit betrifft die Beherrschung grundlegender
Rechenfertigkeiten wie Addition, Subtraktion,
Multiplikation und Division, weniger die höheren
mathematischen Fertigkeiten, die für Algebra,
Trigonometrie, Geometrie und Differential- sowie
Integralrechnung benötigt werden. - Phänomenologische Definitionen
- Häufigkeit und Dauerhaftigkeit von Fehlleistungen
im MU bilden die Kriterien für Rechenstörung
http//www.fruehbrodt.de/wissen/was_ist_dyskalkuli
e.htm
7Schwierigkeiten beim Rechnen mögliche Ursachen
- Ursachen
- organisch-neurologisch
- psychische, emotionale, soziale
- didaktische
- Die beiden ersten Ursachenfelder erfordern
Interventionsmaßnahmen. - Das letztere Ursachenfeld eher Präventionsmaßnahme
n, d.h. Veränderung des Unterrichts.
8Schwierigkeiten beim Rechnen mögliche Ursachen
Gaidoschik, M. (2003), Rechenschwäche
Diskalkulie, S. 15
9Schwierigkeiten beim Rechnen Störbereiche
- Störungen der auditiven Wahrnehmung, Speicherung
und das Sprachverständnis - Störungen im visuellen Bereich
- visuelles Gedächtnis
- visuelles Operieren
- Störungen durch das Material
10Störungen im mathematischenLehr-Lern-Prozess
Lorenz, J.H. (19xx). Ursachen für gestörte
mathematische Lernprozesse. In G. Eberle R.
Kornmann (Hrsg.), Lernschwierigkeiten und
Vermittlungsprobleme im Mathematikunterricht an
Grund- und Sonderschulen.
11Störungen im mathematischenLehr-Lern-Prozess
Geforderte bzw. als ausgebildet unterstellte kognitive Fähigkeiten Methodisches Vorgehen Mögliche Störbereiche
Konkreter Operationsaufbau Handlungsvollzug
unter Beachtung der quantitativen Struktur
- Visuelle Antizipation von Teilschritten
Rückblick als vorstellungsmäßiges Erinnern
(grob-) motorische Ausführung
Visuelle Gliederung, visuelles Denken,
Raum-Lage-Beziehung, Figur-Hintergrund-Differenzie
rung Grobmotorik
12Störungen im mathematischenLehr-Lern-Prozess
Geforderte bzw. als ausgebildet unterstellte kognitive Fähigkeiten Methodisches Vorgehen Mögliche Störbereiche
Bildhafte (und ziffernmäßige) Darstellung der
Operationen
- Visuelle Vorstellung des Operationsablaufs bei
statischer Darstellung (fein-) motorische
Ausführung der Schreibbewegung motorisches
Gedächtnis
Visuelles Gedächtnis, Visuelles Operieren
13Störungen im mathematischenLehr-Lern-Prozess
Geforderte bzw. als ausgebildet unterstellte kognitive Fähigkeiten Methodisches Vorgehen Mögliche Störbereiche
Ziffernmäßige Darstellung allmählicher Versicht
auf Visualisierung Übergang zu
logisch-unanschaulicher Handlung
- Visuelle Vorstellung der Operationen an
anschaulichen Handlungskorrelaten auditives
Gedächtnis
Operative Abstraktion auditives
Langzeit-gedächtnis
14Störungen im mathematischenLehr-Lern-Prozess
Geforderte bzw. als ausgebildet unterstellte kognitive Fähigkeiten Methodisches Vorgehen Mögliche Störbereiche
Automatisierung im Zeichenbereich Kopfrechnung
Auditives Kurzzeit-gedächtnis
15Störungen im mathematischenLehr-Lern-Prozess
Geforderte bzw. als ausgebildet unterstellte kognitive Fähigkeiten Methodisches Vorgehen Mögliche Störbereiche
Sachaufgaben
- Leseleistung Umsetzung Sprache-Bild visuelle
Handlungsvorstellung bei Texten i.S. von
Textverständnis Alltagserfahrung Weltwissen
Sprachver-ständnis visuelles Operieren
16Einige Symptome für Lernschwierigkeiten
- ausschließliches zählendes Rechnen
- massive Links-Rechts-Problematik
- Intermodalitätsprobleme
- eingeschränktes operatives Verständnis
17Präsentationsebenen - Veranschaulichen
Intermodaler Transfer
intra- modaler Transfer
Enaktive Ebene
Ikonische Ebene
Sprachebene
Konkretisierung
Abstraktion
Symbolische Ebene
Modell nach Bönig 1993, S. 27
18Präsentationsebenen
Handlungsebene mit Dingen des Alltags
Viererbündelung
Zehnerbündelung
Padberg 1992, Didaktik der Arithmetik, S. 59 61
19Präsentationsebenen
Handlungsebene mit Arbeitsmitteln des
Mathematikunterrichts, z.B. Mehrsystem-Blöcke
20Präsentationsebenen
3H4Z5E
21Diagnostische Verfahren zurLernstandsbestimmung
22Diagnostische Verfahren zurLernstandsbestimmung
- Schülerbeobachtung im Unterricht
- Gespräche über Vorgehensweisen (Methode des
lauten Denkens) - Fehleranalyse schriftlicher Schülerarbeiten
- Fehler sind Ausdruck einer individuellen Logik
- Diagnostische Aufgabensätze
- Aufgabenbereiche Relationen, Ordnungen,
Stellenwertbegriff, Schreiben und Lesen von
Zahlen
Vgl. Radatz, Schipper, Dröge Ebeling (1999).
Handbuch für den Mathematikunterricht. 3.
Schuljahr. Hannover Schroedel.
23Diagnostische Verfahren
- Kindnahe Diagnostik
- durchgeführt von Personen, die mit einem Kind
täglich Umgang haben - Lernwegsbegleitende Diagnostik
- immer wieder wird der aktuelle pädagogische
Förderbedarf eines Kindes ermittelt - Dialogische Diagnostik
- über Gespräche und Nachfragen, damit die
Herangehensweise eines Kindes an eine Aufgabe
ermittelt werden kann
24Lösen von Sachaufgaben ein Modellierungsprozess
- Ein Bauer pflanzt Apfelbäume an, die er in einem
quadratischen Muster anordnet. Um diese Bäume vor
dem Wind zu schützen, pflanzt er Nadelbäume um
den Obstgarten herum. - Wann ist die Anzahl der Apfelbäume gleich groß
wie die Anzahl der Nadelbäume? - Was wird schneller zunehmen, wenn der Bauer den
Obstgarten vergrößert die Anzahl der Apfelbäume
oder die Anzahl der Nadelbäume
Deutsches Pisa-Konsortium (Hrsg.) (2001). PISA
2000. S. 148, Opladen Leske Budrich.
25Beispiel (Pisa-Aufgabe Äpfel)
Version 2 ÄPFEL Ein Bauer pflanzt Apfelbäume an,
die er in einem quadratischen Muster anordnet. Um
diese Bäume vor dem Wind zu schützen, pflanzt er
Nadelbäume um den Obstgarten herum. Im folgenden
Diagramm siehst du das Muster, nach dem
Apfelbäume und Nadelbäume für eine beliebige
Anzahl (n) von Apfelbaumreihen gepflanzt werden
Vervollständige die Tabelle
Deutsches Pisa-Konsortium (Hrsg.) (2001). PISA
2000. S. 148, Opladen Leske Budrich.
26Lösen von Sachaufgaben ein Modellierungsprozess
Mathematik
Welt
mathematisieren
Realmodell
Problem
Lösung
Deutsches Pisa-Konsortium (Hrsg.) (2001). PISA
2000. S. 144, Opladen Leske Budrich.Bos, W.
u.a. (2003). Erste Ergebnisse aus IGLU. S. 191.
Münster Waxmann.
27Prozess des Modellierens
- Wahrnehmen einer Situation und des
FragwürdigenEntwicklung eines Realmodells - Entwicklung mathematischer Modelle als
konstruktiver und kreativer Aktgt Phase des
Problemlöseprozesses - Datenverarbeitung - Arbeit mit einem
arithmetischen Modell - Rechnerische Ergebnisse werden für die Situation
interpretiert
28Lösen von Sachaufgaben ein Modellierungsprozess
Deutsches Pisa-Konsortium (Hrsg.) (2001). PISA
2000. S. 148, Opladen Leske Budrich.
29Lösen von Sachaufgaben ein Modellierungsprozess
- Kompetenzstufen
- Stufe 1 Rechnen auf Grundschulniveau (329-420)
- Stufe 2 Elementare Modellierung (421-511)
- Stufe 3 Modellieren und begriffliches Verknüpfen
auf dem Niveau der Sekundarstufe I (512-603) - Stufe 4 Umfangreiche Modellierungen auf der
Basis anspruchsvoller Begriffe (604-695) - Stufe 5 Komplexe Modellierung und
innermathematisches Argumentieren (über 696)
Deutsches Pisa-Konsortium (Hrsg.) (2001). PISA
2000. S. 160, Opladen Leske Budrich.
30Lösen von Sachaufgaben ein Modellierungsprozess
Bos, W. u.a. (2003). Erste Ergebnisse aus IGLU.
S. 201. Münster Waxmann.
31Lösen von Sachaufgaben ein Modellierungsprozess
Bos, W. u.a. (2003). Erste Ergebnisse aus IGLU.
S. 202. Münster Waxmann.
32Gruppeneinteilung
- Veranschaulichen
- Fehleranalyse
- Diagnoseverfahren
- Sachaufgaben
33Danke für Ihre Aufmerksamkeit!