Title: Modellierung von Mehrk
1Modellierung von Mehrkörpersystemen
- In dieser Vorlesung werden einige spezielle
Probleme behandelt, die die Modellierung
komplexer mechanischer Systeme begleiten. - Es wird erklärt, wie diese Probleme in Dymola
angegangen worden sind. - Insbesondere wird die Wahl der Zustandsvariablen
und der Konnektoren erläutert. - Es wird aufgezeigt, wie Matrizenkalkül es
ermöglicht, die Definitionen äusserst kompakt zu
halten.
2Übersicht
- Mehrkörpersysteme
- Wahl der Zustandsvariabeln
- Kinematische Schleifen
- Mechanische Konnektoren
- Mechanische Körper
- Mechanische Gelenke
- Beispiel
3Was ist ein Mehrkörpersystem?
- Ein Mehrkörpersystem besteht aus einer
Kombination mechanischer Teile, die miteinander
verbunden sind und sich im dreidimensionalen Raum
bewegen.
Hmm! Vielleicht noch nicht das allerschnittigste
Modell
aber Abstraktion ist ja schliesslich alles.
4Die Wahl der Zustandsvariablen
- Bisher wurden bei den mechanischen Systemen, die
wir betrachtet haben, die Differentialgleichungen
immer mit den Massen gekoppelt. Dies schien
sinnvoll zu sein, da das DAlembertsche Prinzip
ja für die einzelnen Massen definiert werden
muss. - Eine Masse, die fest mit der Erde (d.h. mit dem
Inertialsystem) verankert ist, führt aber nicht
zu Differentialgleichungen. Differentialgleichung
en gibt es erst, wenn sich die Masse relativ zum
Inertialsystem bewegt. - Somit mag es sinnvoller sein, die Integratoren
mit den Relativbewegungen zwischen Körpern zu
identifizieren. Dies wurde in der
Mehrkörpersystembibliothek (MKS Bibliothek) von
Dymola auch so implementiert. - In der MKS Bibliothek werden die
Relativpositionen und Relativgeschwindigkeiten
zwischen miteinander verbundenen Körpern als
Zustandsvariabeln definiert.
5Strukturelle Singularitäten I
- Bei der getroffenen Wahl der Zustandsvariablen
ergeben sich keine strukturellen Singularitäten
bei Mehrkörper-systemen in Baumstruktur. - Bei kinematisch geschlossenen Schleifen ergeben
sich strukturelle Singularitäten, da solche
Strukturen weniger Freiheitsgrade aufweisen als
Verbindungen zwischen benachbarten Körpern. Man
denke zum Beispiel ans Scherengitter, welches nur
einen Freiheitsgrad aufweist.
6Strukturelle Singularitäten II
- Um die strukturellen Singularitäten zu vermeiden,
wird eines der Gelenke bei jeder kinematisch
geschlossenen Schleife als Schneidegelenk (cut
joint) definiert. - Schneidegelenke definieren keine Integratoren und
vermeiden dadurch die Einführung struktureller
Singularitäten. Dies ist effizienter, als sich
auf den Pantelides Algorithmus zu verlassen.
y
x
Schneidegelenke
7Algebraische Schleifen
- Geschlossene kinematische Schleifen führen
unweigerlich auch zu bösen algebraischen
Schleifen in den resultierenden
Gleichungssystemen. Diese sind normalerweise
sehr gross, da sie sich über alle Variablen der
kinematischen Schleife erstrecken. - Das automatische Auffinden geeigneter
Schneide-variablen ist teuer und ineffizient. - Die Schneidegelenke von Dymola enthalten
An-weisungen, die es dem Schneidealgorithmus
er-möglichen, schnell geeignete Schneidevariablen
zu ermitteln.
constrain(q, qd, qdd)
8Wahl der Potential- und Flussgrössen
- Die MKS Bibliothek stellt sich auf den
Standpunkt, dass die Position eines Körpers (und
damit auch dessen Geschwindigkeit und
Beschleunigung) ein Potential darstellt, während
die Kräfte, die auf den Körper einwirken, als
Flussgrössen angesehen werden. - Das Inertialsystem definiert somit die
Potentialgrössen und setzt sie zu null
(entsprechend dem elektrischen Potential beim
elektrischen Erdknoten).
?
9Mechanische Konnektoren
connector Frame Position r03 "Abstand des
Frames vom Inertialsystem" Real S3,
3 "Transformationsmatrix des Frames zum
Inertialsystem" Velocity v3 "Absolute
Geschwindigkeit des Frames" AngularVelocity
w3 "Absolute Winkelgeschwindigkeit des
Frames" Acceleration a3 "Absolute
Beschleunigung des Frames"
AngularAcceleration z3 "Absolute
Winkelbeschleunigung des Frames" flow Force
f3 "Am Frame angreifende Kraft" flow
Torque t3 "Am Frame angreifendes
Drehmoment" end Frame
10Mechanische Körper I
- Mechanische Körper definieren das DAlembert
Prinzip für die angreifenden Kräfte und
Drehmomente.
model BodyBase "Inertia and mass properties of a
rigid body" extends Frame a Mass m
Position rCM3 "Distance from frame to center of
gravity" Inertia I3, 3 equation f
m(a cross(z, rCM) cross(w, cross(w,
rCM))) t Iz cross(w, Iw) cross(rCM,
f) end BodyBase
Das DAlembertsche Prinzip wird sodann für den
Schwerpunkt formuliert.
11Mechanische Körper II
12Mechanische Körper III
13Mechanische Körper IV
14Mechanische Körper V
15Mechanische Körper VI
16Mechanische Körper VII
17Mechanische Gelenke I
18Mechanische Gelenke II
19Kausalitäten I
- Die Kausalität der Gleichungen hängt ab vom
gestellten Problem. - Beim direkten Problem (dem Simulationsproblem)
sind die Kräfte und Drehmomente gegeben, während
die Bewegung gesucht wird. - Beim inversen Problem (dem Planungsproblem) sind
die gewünschten Bewegungen vorbestimmt, während
die Kräfte und Drehmomente, die eingesetzt werden
müssen, um die gewünschten Bewegungen zu
erzielen, gesucht sind.
20Kausalitäten II
- Die Effizienz des erzeugten Codes hängt sehr
stark von der Formulierung der Gleichungen ab.
Kleine Änderungen der Formulierung können die
Effizienz so verändern, dass die Anzahl
resultierender Gleichungen am Ende entweder
linear mit der Anzahl Körper steigt oder mit
deren vierter Potenz. - Aus diesem Grund verlässt sich die MKS Bibliothek
nicht auf die automatische Umwandlung der
Gleichungen unter Verwendung des Pantelides
Algorithmus und der Heuristiken zur Ermittlung
kleiner Sätze von Schnitt-variablen.
21Kausalitäten III
- Die Matrizenschreibweise, die bisher verwendet
wurde, ist zwar sehr elegant und kompakt und
darum gut geeignet für den Unterhalt der MBS
Bibliothek, sie eignet sich aber nicht für das
automatische Umformen der Gleichungen. - Aus diesem Grund werden in Modelica alle
Matrizengleichungen vor der Ermittlung der
Kausalität symbolisch expandiert.
22Ein Beispiel I
23Ein Beispiel II
24Ein Beispiel III
25Ein Beispiel IV
26Ein Beispiel V
27Referenzen
- Otter, M., H. Elmqvist, and F.E. Cellier (1996),
Modeling of Multibody Systems with the
Object-Oriented Modeling Language Dymola, J.
Nonlinear Dynamics, 9(1), pp.91-112.