Title: Thermische Modellierung von Geb
1Thermische Modellierung von Gebäuden III
- Dies ist die dritte von drei Vorlesungen, welche
sich mit dem Thema der thermischen Modellierung
von Gebäuden befassen. - Dieses dritte Beispiel behandelt die
thermodynamische Bilanzierung von Biosphere II,
einem Forschungsprojekt, welches 50 km nördlich
von Tucson angelegt wurde. - Nachdem Biosphere II auch pflanzliches Leben
enthält, ist es wichtig, nicht nur die Temperatur
innerhalb des Biosphere II Gebäudes zu
betrachten, sondern auch die Luftfeuchtigkeit. - Der gesamte Komplex wird als ein einzelner Raum
mit einer gleichmässigen Lufttemperatur
betrachtet. Die Auswirkun-gen der Klimaanlage
wurden vernachlässigt. - Das Modell berücksichtigt das Wetter bei
Biosphere II.
2Übersicht
- Biosphere II Ursprüngliche Zielsetzung
- Biosphere II Gegenwärtige Zielsetzung
- Biosphere II Konstruktion
- Biosphere II Die Biome
- Das konzeptuelle Modell
- Das Bondgraphmodell
- Wärmeleitung, Konvektion, Strahlung
- Verdunstung, Kondensation
- Das Dymola Modell
- Das Dymola Biosphere Paket
- Simulationsresultate
3Biosphere II Ursprüngliche Zielsetzung
- Biosphere II wurde als geschlossenes ökologisches
System konzipiert. - Der ursprüngliche Zweck war, zu untersuchen, ob
es möglich ist, eine System zu bauen, dass sich
materiell selbst unterhält, das heisst, das nur
Energie von aussen zugeführt bekommt. - Solche Systeme wären z.B. bei langen Raumflügen
nützlich. - Biosphere II hat eine Anzahl unterschiedlicher
Biome, die miteinander kommunizieren. - Das Modell enthält nur ein einziges Biome,
welches aber die Grösse der gesamten Struktur
hat. - Es lebten während zwei Jahren acht Argonauten
in Biosphere II. Diese mussten sich selbst
versorgen.
4Biosphere II Gegenwärtige Zielsetzung
- Momentan wird Biosphere II in einem offenen
Durchflussmodus betrieben. Somit ist die Struktur
nicht mehr materiell abgeschlossen. - Aktuelle Experimente beinhalten z.B. die Analyse
der Auswirkungen verschiedener Konzentrationen
von CO2 auf das Pflanzenwachstum. Damit soll
untersucht werden, wie sich die sich ändernde
Zusammensetzung der Erdatmosphäre auf das Leben
auswirken wird.
5Biosphere II Konstruktion I
- Biosphere II wurde in einer Gitterbauweise
erstellt. - Die Gitterelemente sind durch Glasfenster
ausgefüllt, die gut mit Silikon verkittet sind. - Biosphere II verliert ca. 10 so viel Luft pro
Volumeneinheit wie das Spaceshuttle.
6Biosphere II Konstruktion II
- Die Pyramidenstruktur ent-hält das Urwaldbiom.
- Die langgestreckte Nach-bareinheit beherbergt den
See, die Sumpflandschaft, die Savanne und
zuunterst die Wüste. - Daneben gibt es noch ein Landwirtschaftsbiom.
7Biosphere II Konstruktion III
- Die beiden Lungen sorgen für den Druckausgleich
von Biosphere II. - In jeder Lunge ist eine schwere Betondecke
flexibel aufge-hängt und mit Gummi abgedichtet. - Wenn die Temperatur in Biosphere II steigt,
steigt auch der Innendruck.
Somit hebt sich die Betondecke, bis der
Innendruck und der Aussendruck wieder
ausgeglichen sind. Dadurch verhindert man, dass
die Scheiben rausfliegen.
8Biosphere II Biome I
- Der Salzsee ernährt eine komplexe Öko-logie von
Meertieren. - Hinter dem See sind die Mangrovensümp-fe. Es
werden künst-lich Wellen erzeugt, um die
Mangroven bei guter Gesundheit zu erhalten. - Rechts oberhalb des Kliffs befindet sich die hohe
Savanne.
9Biosphere II Biome II
- Hier sieht man die Savannenlandschaft.
- Für jedes der Biome wurde speziell aus-gesuchtes
Erdreich bereitgestellt. - Biosphere II unter-hält 1800 Sensoren, deren
Messwerte im Durchschnitt jede 15 Minuten
aufgezeich-net werden.
10Biosphere II Biome III
- Das Landwirtschafts-biom kann in drei Unterbiome
unterteilt werden. - Links im Hintergrund ist die zweite Lunge.
11Wohnen in Biosphere II
- Die Bibliothek befindet sich in einem hohen Turm
mit Wendel-treppe.
Der Blick aus der Bibliothek auf die Sonora Wüste
ist atemberaubend.
12Der Regenmacher
- Von der Kommando-zentrale aus kann das Klima in
jedem Biom einzeln kontrolliert wer-den. - So kann z.B. in der oberen Savanne für drei Uhr
nachmittags zehn Minuten Regen ange-sagt werden.
13Die Klimaregelung I
- Die Klimaregelung (im Untergeschoss) ist
beeindruckend. Biosphere II ist bei weitem das
komplexeste System, das auf diesem Planeten je
von Menschen gebaut wurde.
14Die Klimaregelung II
- Es muss ausser der Temperatur auch die
Luftfeuchtigkeit geregelt werden. - Dazu muss die Luft dauernd getrocknet werden.
- Das ausfallende Wasser wird am tiefsten Punkt, in
einer der Lungen gesammelt, von wo es wieder
hochge-pumpt wird, um den Regenwald zu
befeuchten.
15Das konzeptuelle Modell
16Das Bondgraphenmodell
Zur Verdunstung wird Ener-gie benötigt. Diese
wird vom thermischen Bereich abge-zogen. Dabei
ergibt sich so-genannte latente Wärme. Bei der
Kondensation wird die latente Wärme wieder
abge-geben. Die Effekte der Verdunstung und
Kondensation dürfen bei der thermischen
Modellierung von Biosphere II nicht
ver-nachlässigt werden.
17Wärmeleitung, Konvektion, Strahlung
- Diese Elemente sind in der bekannten Weise
modelliert worden. Da die Klimaanlage nicht
simuliert wurde, ist die Konvektion keine
erzwungene Konvektion und kann daher im
Wesentlichen wie Wärmeleitung behandelt werden.
18Verdunstung und Kondensation
- Bei der Verdunstung und Kondensation handelt es
sich um nichtlineare (modulierte) Widerstände. - Diese wurden nicht graphisch, sondern mittels
Gleichungen erfasst.
19Das Dymola Modell I
- Das Dymola Gesamt-modell ist links abge-bildet.
- Das Bild zeigt die Ikone des Gesamtmodells.
20Das Dymola Modell II
21Das Dymola Modell III
22Konvektion
Rth R T
23Strahlung
Rth R / T 2
24Verdunstung des Salzwasserteichs
25Kondensation in der Atmosphäre
26Umgebungstemperatur
- Die Umgebungstemperatur wurde in diesem Modell
mittels Interpolation in einer grossen
Temperaturdatenbank ermittelt.
27Nachthimmeltemperatur
28Sonneneinstrahlung / Windgeschwindigkeit
29Absorption, Reflektion, Transmission
Nachdem die Glasscheiben in alle Richtungen
zeigen,
wäre es zu schwierig gewesen, die Physik der
Absorption, Reflektion und Transmission voll zu
berücksichtigen, wie wir dies beim letzten
Beispiel taten. Stattdessen wurde die
einfallende Strahlung proportional aufgeteilt.
30Aufteilung der absorbierten Strahlung
Die absorbierte Strahlung wurde proportional
unter den verschiedenen Empfän-gern innerhalb
Biosphere II aufgeteilt.
31Das Dymola Biosphere Paket
Wir sind nun dazu bereit, das Biosphere Modell zu
übersetzen und zu simulieren.
(Die Übersetzung ist recht langsam, da Dymola
nicht dafür ausgelegt ist, in grossen
Messwertdatenbanken zu interpolieren.)
32Simulationsresultate I
- Das Modell verfügt über Wetter-daten, die den
Verlauf der Umge-bungstemperatur sowie
Bewöl-kungsdaten dem Programm zur Verfügung
stellen. - Ohne Klimaregelung folgt die Innentemperatur im
Wesentli-chen der Aussentemperatur. - Es gibt einen leichten Hitzestau.
33Simulationsresultate II
- Da der See eine wesentlich hö-here Wärmekapazität
aufweist, ergeben sich kleinere tägliche
Temperaturschwankungen. - Die langfristige Temperatur folgt aber immer noch
der Aussentemperatur.
34Simulationsresultate III
- Die Luftfeuchtigkeit ist im Som-mer viel höher
als im Winter, da der Sättigungsdruck bei höherer
Temperatur höher liegt. Somit fällt im Sommer
weniger Wasser aus. - Tatsächlich sieht man häufig, dass sich abends
bei Abkühlung zunächst in der hohen Savanne
Nebelschwaden bilden, die schliesslich den
Regenwald in dichten Nebel versetzen.
35Simulationsresultate IV
- Tägliche Temperaturschwan-kungen in den
Sommer-monaten. - Die Lufttemperatur innerhalb Biosphere II würde
innerhalb eines Tages um ca. 10oC schwanken,
falls es keine Klimaregelung gäbe.
36Simulationsresultate V
- Temperaturschwankungen in den Wintermona-ten.
Die täglichen Schwankungen belaufen sich wiederum
auf ca. 10oC.
37Simulationsresultate VI
- Die relative Feuchtigkeit berechnet sich aus dem
Quotient der tatsäch-lichen Feuchtigkeit und der
Feuch-tigkeit beim Sättigungsdruck. - Die Atmosphäre ist eigentlich immer gesättigt.
Nur in den Vormittagstunden, wenn die Tem-peratur
steigt, vergeht der Nebel vorübergehend, und die
Sonne sticht kurz durch. - Die relative Luftfeuchtigkeit sinkt aber nie
unter 94.
38Simulationsresultate VII
- In einem geschlossenen System wie Biosphere II
führt die Verduns-tung notgedrungen zu einem
Ansteigen der Luftfeuchtigkeit. - Die feuchte Luft hat aber keinen Mechanismus zum
Austrocknen ausser der Abkühlung. Somit operiert
das System eigentlich immer in der Nähe von 100
Luftfeuchtigkeit. - Die Klimaregelung trägt dem Rechnung. Die
abgesaugte Luft wird zunächst abgekühlt, damit
Wasser ausfällt und erst dann durch Erwärmung
wieder auf den gewünschten Temperaturwert
gebracht. - Die Klimaregelung wurde hier aber noch nicht
simuliert. - Eine Modellierung der Klimaregelung von Biosphere
II ist noch in Arbeit.
39Referenzen I
- Nebot, A., F.E. Cellier, and F. Mugica (1999),
Simulation of heat and humidity budgets of
Biosphere 2 without air conditioning, Ecological
Engineering, 13, pp. 333-356. - Brück, D., H. Elmqvist, H. Olsson, and S.E.
Mattsson (2002), Dymola for Multi-Engineering
Modeling and Simulation, Proc. 2nd International
Modelica Conference, pp. 551-8. - Cellier, F.E. and R.T. McBride (2003),
Object-oriented modeling of complex physical
systems using the Dymola bond-graph library,
Proc. ICBGM03, Intl. Conference on Bond Graph
Modeling and Simulation, Orlando, Florida.
40Referenzen II
- Cellier, F.E. (2005), Die Dymola
Bondgraphenbibliothek, Version 1.1. - Cellier, F.E. (1997), Tucson Wetter Daten für
Matlab.