Title: Antike Utopien und Staatsentw
1Antike Utopien und Staatsentwürfe
- Semesterplan
- 1. Einführung
- 2. Homer, Hesiod und die soziologischen
Hintergründe der archaischen Welt - 3. Hippodamos, Phaleas und die griechische
Poliswirklichkeit - 4. Spartanischer Kosmos und Große Rhetra
- 5. Die Fundamentaldemokratie Athens
- 6. Die politischen Ideen der Sophisten
- 7. Politisches und Utopisches bei Herodot
- 8. Die utopischen Elemente der Alten Komödie
- 9. Platons utopische Konzeption (Staat
Atlantis-Mythos Gesetze) - 10. Aristoteles politische Vorstellungen
- 11. Die Staatskonzeptionen des Xenophon und des
Isokrates
2Antike Utopien und Staatsentwürfe
- Semesterplan (II)
- 12. Die gesellschaftlichen Vorstellungen der
Kyniker - 13. Die politischen Anschauungen der Stoiker und
Epikureer - 14. Staatliche und utopische Vorstellungen in
hellenistischer Zeit (Euhemeros und Iambulos) - 15. Verfassung und Verfassungswirklichkeit der
römischen Republik - (16. Ciceros Staatskonzeption)
- 17. Die Grundlagen des römischen Principats
- 18. Die so genannte stoische Opposition
- 19. Staat und Kirche unter Konstantin
- (20. Der Gottesstaat des Augustinus)
- 21. Die Strukturen der spätantiken Gesellschaft
und die Gründe für den Untergang des Römischen
Reiches
3Antike Utopien und Staatsentwürfe
- Semesterplan (III)
- 22. Zusammenfassung und Ausblick
- (Die in Klammern stehenden Themen sind optional
oder entfallen möglicherweise aus Zeitmangel.
Beachten Sie hierzu die aktuellen Ankündigungen)
4Einführung
- Definitionen
- Utopie
- Eine Utopie ist eine literarische Denkform, in
der Aufbau und Funktionieren idealer
Gesellschaften und Staatsverfassungen eines
räumlich und/oder zeitlich entrückten Ortes, oft
in Form fiktiver Reiseberichte, konstruiert
werden. -
- Staatsentwurf
- Ein Staatsentwurf ist die systematische
Beschreibung des Aufbaus und des Interagierens
einer staatlichen Gesellschaft in deskriptiver
Form.
5- Drei Unterschiede zwischen Utopien und
StaatsentwürfenUtopien sind meist in
belletristischer (Roman), Staatsentwürfe in
wissenschaftlicher Form (Traktat) verfasst - kontrafaktischer Ansatz der Utopien
- Grad der Realisierbarkeit
6Literaturhinweise
- Allgemein
- Peter Weber-Schäfer Einführung in die antike
politische Theorie. 2 Bde. Darmstadt
Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1976. - Alexander Demandt Der Idealstaat Die
politischen Theorien der Antike. 3. durchges.
Aufl. Köln Böhlau, 2000. - Alexander Demandt Antike Staatsformen Eine
vergleichende Verfassungsgeschichte der Alten
Welt. Berlin Akademie-Verlag, 1995. - Reinhold Bichler Von der Insel der Seligen zu
Platons Staat Geschichte der antiken Utopie.
Teil 1. Wien Köln Weimar Böhlau, 1995. - Wilfried Nippel Mischverfassungstheorie und
Verfassungsrealität in Antike und früher Neuzeit.
Stuttgart Klett-Cotta, 1980. - John Ferguson Utopias of the Classical World.
London Thames and Hudson, 1975. - Frank Kolb Die Stadt im Altertum. Düsseldorf
Patmos, 2005. - (Auctores varii) Cambridge History of Greek and
Roman Political Thought. Cambridge Cambridge
University Press, 2000.
7Literaturhinweise (II)
- Griechenland
- Max Pohlenz Staatsgedanke und Staatslehre der
Griechen. Leipzig Quelle und Meyer, 1923. - Fritz Gschnitzer (Hrsg.) Zur griechischen
Staatskunde. Darmstadt Wissenschaftliche
Buchgesellschaft 1969 (Wege der Forschung 96). - Victor Ehrenberg Der Staat der Griechen. 2.,
erw. Aufl. Zürich Stuttgart Artemis, 1965
(reiche Literaturangaben). - Hans-Joachim Gehrke Der siegreiche König
Überlegungen zur Hellenistischen Monarchie. In
Archiv für Kulturgeschichte 64 (1982). S. 24777
(zum soziologischen und charismatischen
Charakter der Monarchie). - Ulrich Kahrstedt Griechisches Staatsrecht. Bd.
1 Sparta und seine Symmachie. Göttingen 1922
(juristisch). - Karl-Wilhelm Welwei Die griechische Polis
Verfassung und Gesellschaft in archaischer und
klassischer Zeit. 2. Aufl. Stuttgart Franz
Steiner, 1998.
8Literaturhinweise (III)
- Rom
- Géza Alföldy Römische Sozialgeschichte. 3. Aufl.
Wiesbaden Franz Steiner, 1984. - Jochen Bleicken Die Verfassung der römischen
Republik Grundlagen und Entwicklung. 7. Aufl.
Paderborn München Schöningh, 1995 (moderner
Klassiker). - Joachim Marquardt Römische Staatsverwaltung, 3
Bde., 2. Aufl. Leipzig Hirzel, 18815 (mehrere
Nachdrucke als Ganzes immer noch nicht ersetzt). - Ernst Meyer Römischer Staat und Staatsgedanke.
4. Aufl. Zürich Artemis, 1975. - Theodor Mommsen Römisches Staatsrecht, I u. II.
3. Aufl. Leipzig Hirzel 1887 III, 1888 (mehrere
Nachdrucke klassisches Standardwerk).
91. Einführung
- Thomas Morus (More) Utopia lt U-topos
- Libellus vere aureus nec minus salutaris quam
festivus de optimo reipublicae statu deque nova
insula Utopia (Wahrhaft goldenes und nicht
weniger nutzbringendes als heiteres Büchlein über
die beste Staatsverfassung und über die neue
Insel Utopia) - udemia Eu-topos
- Utopia priscis dicta, ob infrequentiam,Nunc
civitatis aemula Platonicae,Fortasse victrix,
(nam quod illa literisDeliniavit, hoc ego una
praestiti,Viris et opibus optimisque
legibus)Eutopia merito sum vocanda nomine. - Von den Alten Utopia (Nirgendwoland) genannt
wegen meiner Isolation, bin ich jetzt eine
Rivalin der Politeia Platons, vielleicht sogar
ihre Bezwingerin. (Denn was sie nur in Worten
skizzierte, das habe ich als einzige realisiert
mit Männern, Mitteln und hervorragenden
Gesetzen.) Verdientermaßen sollte ich mit dem
Namen Eutopia (Glücksland) bezeichnet werden. - Scheria Phäaken
- Hesiod
102. Homer, Hesiod und die soziologischen
Hintergründe der archaischen Welt
- 0. Literaturhinweise
- Joachim Latacz Homer Der erste Dichter des
Abendlandes. 4. Aufl. Düsseldorf Zürich Artemis
und Winkler, 2003. - Eduard Meyer Geschichte des Altertums. Bd. 5
Der Ausgang der altorientalischen Geschichte und
der Aufstieg des Abendlandes bis zu den
Perserkriegen. 9. Aufl. hrsg. v. Hans Erich
Stier. Berlin Cotta, 19528 (auch Darmstadt
Wissenschaftliche Buchgesellschaft). - Hermann Strasburger Der soziologische Aspekt der
homerischen Epen. In Gymnasium 60 (1953). S.
97114.
11- Homeros Ehemann? Geißel? Vgl. auch ho me
horon - Rhapsode Chios
- Homeriden Ilias
- Odyssee Batrachomyomachie
- Margites F. A. Wolf, Prolegomena
ad Homerum, 1795 - Oral Poetry Ionisch, Äolisch
- Achill(eus) Agamemnon
- Briseis Patroklos
- Hektor Hephaistos
- Ithaka Penelope
- Telemach(os) Athene
- Askra Boiotien
- Werke und Tage (erga kai hemerai)
- Pandora Theogonie
- Aioiden Eumaios
- Astoi (astos) Polis
- Geronten Mykene
- Phönizier (Phoiniker) Menelaos
12- Nestor Priamos
- Ida Paris
- Kalypso
- Und hier war beim Mahl der Sitz der phäakischen
Fürsten, - Wenn sie schmausten und zechten stets hatten sie
alles zur Genüge. - Goldene Knaben standen auf schön gefertigten
Sockeln - Ringsherum und hielten in Händen brennende
Fackeln, - Um beim Mahl die Nächte hindurch das Haus zu
erleuchten. - Fünfzig dienende Frauen sind im Palaste
beschäftigt - Ein Teil mahlt auf Mühlen die goldgelben Körner
des Feldes, - Ein anderer Teil sitzt da, in einer Reihe wie die
Blätter der schlanken - Pappel, und webt am Stuhl und dreht den Faden der
Spindel - Feuchtes Öl fließt nieder von eng gewirkten
Leinen. - Denn wie die Phäaken vor allen Männern erfahren
sind, - Schnelle Schiffe übers Meer zu steuern, so sind
ihre Frauen - In der Kunst des Webens geübt, weil ihnen Athene
- Talent verlieh für köstliche Werke und edle
Gesinnung. - Außerhalb des Hofes liegt nahe am Tor ein
geräumiger Garten, - Etwa vier Morgen groß, umhegt in der Länge und in
der Breite.
13- Birne reift auf Birne, es folgt der Apfel dem
Apfel, - Auch die Traube der Traube, es folgt die Feige
der Feige. - ...
- Darin sind auch zwei Quellen, die eine berieselt
den ganzen - Garten, die andere indes fließt hinüber unter der
Schwelle - Des Hofes zum hohen Palast. Dort pflegen die
Bürger zu schöpfen. - Solche herrlichen Gaben verliehen die Götter dem
König. - Alkinoos
-
- Zusammenfassung
- 1. Die Gesellschaft dieser Zeit zerfällt im
Wesentlichen in zwei Schichten, eine Oberschicht,
den Adel, hauptsächlich Großgrundbesitzern, und
eine von ihm abhängigen Unterschicht, die für
diesen Adel arbeitet. Zur letzteren gehören außer
dem Sklaven auch der kleine Bauer, der
Lohnarbeiter und der Handwerker. - 2. Die soziale Stellung eines Sklaven in der
archaischen Zeit schwankte zwischen
gewaltigen Extremen und hing in erster Linie
von der Gesinnung und der wirtschaftlichen
Potenz seines Herrn ab.
14- Zusammenfassung (Forts.)
- 3. Die natürliche Beschäftigung für jeden freien
Menschen dies gilt auch für den Adeligen war
die Landwirtschaft. Der Bauer versuchte nach
Möglichkeit, in seinem Gutsbetrieb alle Güter
selbst herzustellen. - 4. Eine Stadt und damit eine städtische
Gesellschaft und städtische Institutionen gibt es
nur in Ansätzen. Eine Polis in homerischer Zeit
ist kaum mehr als der Siedlungsmittelpunkt einer
Sippengemeinschaft. - 5. In der archaischen Zeit beginnen sich einzelne
Berufe zu entwickeln, die dazu beitragen, dass
später eine Art von Mittelschicht entsteht. Dazu
gehören vor allem die sich spezialisierenden
Handwerker und die Kauffahrer, die eine gewisse
soziale Mobilität in die Gesellschaft bringen. - 6. Die Epen Homer geben vor, die heroischen
Verhältnisse der mykenischen Zeit (sagen wir
des 13. vorchristlichen Jahrhunderts) zu
beschreiben, bilden aber in Wesentlichen nur die
bäuerlichen Verhältnisse ihrer eigenen Zeit, also
der zweiten Hälfte des 8. Jh., ab.
15- Zusammenfassung (Forts.)
- 7. Bei genauerer Analyse der Gedichte zeigt es
sich, dass die Oberschicht keine
Feudalaristokratie ist, wie wir sie
beispielsweise aus dem Mittelalter kennen,
sondern eine mehr oder weniger idealisierte und
ausdifferenzierte Schicht aus Gutsbesitzern. - 8. Eine ritterliche Gesinnung lässt sich nur in
Ansätzen bei den Haupthelden bei Achill, Hektor
und Odysseus feststellen. Sie erklärt sich als
eine Übersteigerung der eigenen bäuerlichen
Lebensumstände hin in eine heroische Sphäre. In
der homerischen Beschreibung dieser heroischen
Sphäre kommt jedoch keine echte Erinnerung an die
Verhältnisse der mykenischen Zeit auf. Sie ist
rein dichterische Fiktion und kann damit von den
Althistorikern nicht für Schlüsse über die
Gesellschaft der früheren Zeiten verwendet
werden. - 9. Die utopischen Vorstellungen, die wir in den
Epen Homers vorfinden, entstammen aus der
Vorstellungswelt des Adels und sind für den Adel
geschrieben. Sie zielen nicht auf eine Umwertung
von Idealen oder auf eine Veränderung der
gesellschaftlichen Verhältnisse, sondern nur auf
die Idealisierung der eigenen in der Regel
bäuerlichen Lebenswirklichkeit. Es sind im
Grunde erzkonservative Vorstellungen.
163. Hippodamos, Phaleas und die griechische
Poliswirklichkeit
- 0. Literaturhinweise
- Hans-Joachim Gehrke Bemerkungen zu Hippodamos
von Milet. In Demokratie und Architektur
Wolfgang Schuler u.a. (Hrsg.) Der hippodamische
Städtebau und die Entstehung der Demokratie.
München 1989. S. 5863. - Joachim Szidat Hippodamos von Milet Seine Rolle
in Theorie und Praxis der griechischen
Stadtplanung. In Bonner Jahrbücher 180 (1980).
S. 3144. - Schütrumpf, Eckart Aristoteles Politik, Buch
II/III. Übersetzt und erläutert. Berlin
Akademie-Verlag, 1991. (S. 238 ff. zu Phaleas
259 ff. zu Hippodamos.)
17- Volksversammlung (ekklesia comitia, contio)
- Adels- oder Ältestenrat (gerusia senatus)
- Beamte (Archonten magistratus)
- Demokratie Aristokratie Monarchie
- Solon Aristoteles
- Hippodamisches System Ionien
- Milet Thurioi (Thurii)
- Pythagoras Chalkedon
18- Hippodamos, der Sohn des Euryphon aus Milet (der
die Aufteilung der Städte erfand und den Piräus
einteilte und aus Ehrgeiz auch sonst im Leben
sehr auffällig war, so dass einige fanden, er
lebe zu extravagant mit der Masse der Haare und
kostbarem Schmuck, außerdem mit einem einfachen,
aber warmen Kleid, das er nicht nur im Winter,
sondern auch im Sommer trug und der außerdem
als kundig in der Naturphilosophie gelten
wollte), war der erste, der, ohne Politiker zu
sein, etwas über den besten Staat zu sagen
versuchte. Er nahm einen Staat an, der 10.000
Männer umfasste, und teilte ihn in drei Teile
einen der Handwerker, einen der Bauern und einen
dritten Teil, der kämpfte und Waffen besaß. Auch
das Land teilte er in drei Teile, heiliges,
öffentliches und privates. Heilig sei das Land,
aus welchem die Kosten für den Kultus bestritten
würden, öffentlich dasjenige, von welchem die
Krieger leben sollen, privat das Land der Bauern.
Ebenso meinte er, es gebe auch nur drei Arten von
Gesetzen denn Prozesse gebe es nur über drei
Gegenstände Beleidigung, Schädigung, Totschlag.
Er setzte auch ein oberstes Gericht ein, vor das
alle Prozesse gebracht werden sollten, die nicht
richtig entschieden zu sein schienen. Dieses
setzte er aus einzelnen ausgewählten Greisen
zusammen ... (Forts.)
19- Er entwarf auch ein Gesetz über jene, die
etwas für den Staat Förderliches ausgedacht
hätten, damit sie zu ihrer Ehre kämen ebenso
sollten die Kinder der im Krieg Gefallenen auf
Staatskosten aufgezogen werden, was damals noch
nirgendwo sonst festgesetzt worden war.
Inzwischen gibt es dieses Gesetz in Athen wie
auch in anderen Staaten. Die Beamten sollen alle
vom Volk gewählt werden. Als Volk bezeichnete er
die drei genannten Abteilungen die Gewählten
sollten sich um die öffentlichen Dinge kümmern,
um die Fremden und die Waisen.Damit ist das
Wichtigste und am meisten Erwähnenswerte aus der
Ordnung des Hippodamos gesagt. (Arist. Pol. II
18) - Einige Verfassungstheoretiker meinen, es sei
das Wichtigste, wenn die Vermögensverhältnisse
gut geordnet sind. Denn nach ihrer Meinung drehen
sich alle Revolutionen darum.Als erster hat
Phaleas von Chalkedon solche Erwägungen
angestellt. Er fordert, dass der Besitz der
Bürger gleich sein solle. Dies hielt er nicht für
schwer, wenn es gleich bei der Gründung von
Staaten angeordnet würde bei schon bestehenden
Staaten sei es mühsamer da würde der Ausgleich
am raschesten geschehen, wenn die Reichen
Mitgiften gäben, aber nicht nähmen, die Armen
dagegen sie nähmen, aber nicht gäben ... (Forts.)
20- Phaleas meint nämlich, dass in den Staaten in
zwei Dingen Gleichheit bestehen solle, in Besitz
und Erziehung ...Es zeigt sich ferner an seiner
Gesetzgebung, dass er nur einen kleinen Staat
einrichtet, wenn nämlich alle Handwerker
Staatssklaven sein sollen und nicht im Staate mit
umfasst werden. Denn wenn es schon Staatssklaven
geben soll, so sollen es jene sein, die für die
Öffentlichkeit arbeiten, so wie es in Epidamnos
ist ... (Aristoteles, Politik, II 7) - Dorisch Epidamnos/Dyrrhachion
- Zusammenfassung
- 1. Die Polis, der Stadtstaat, ist die Form der
politischen Organisation, die für von Griechen
bewohnten Gegenden seit der archaischen Zeit
typisch wurde. Zu den Merkmalen gehört, dass die
Bürgerschaft der Politen nur aus dem männlichen,
dem erwachsenen und dem über ein Mindestvermögen
verfügende Bevölkerungsteil besteht. Die Mehrheit
der Siedler innerhalb einer Polis gehörte also
nicht zu den Bürgern. Frauen, Sklaven,
ortsansässige Ausländer besaßen keine oder keine
vollständigen Bürgerrechte.
21- 2. Nur der Bürger hatte an den politischen
Rechten (und den Pflichten) Anteil und konnte
damit über sein Leben frei verfügen. Der Polite
konnte in drei Institutionen tätig werden der
Ekklesia (Volksver-sammlung), der Bule (Adels-
bzw. Ältestenrat) und als Beamter (Archont). - 3. Nach einem Bericht des Aristoteles im 2. Buch
seiner Politik war Hippodamos aus Milet (um 480
v. Chr.) der erste Theoretiker, der sich mit der
Frage des besten Gemeinwesens beschäftigt hat. - 4. Die Dreizahl spielte im System des Hippodamos
eine entscheidende Rolle ein Drittel des Bodens
sollte Privateigentum sein, ein weiteres Drittel
Tempelland und das letzte Drittel Staatsland.
Auch wird die freie Bürgerschaft in drei Stände
Soldaten, Bauern und Handwerker eingeteilt. - 5. Phaleas von Chalkedon (um 400 v. Chr.?) sah
die Ursache für alle Bürgerkriege und sozialen
Unruhen in der ungerechten Verteilung des
Besitzes, die wiederum ungleiche Erziehungs- und
Bildungschancen nach sich ziehe. - 6. In bereits bestehenden Städten könne man nach
seiner Meinung die Gleichheit dadurch
herbeiführen, dass man die Kinder von armen
Leuten mit den Kindern von reichen Leuten
verheiratet. Die reichen Kinder hätten die volle
Mitgift in die Ehe mitzubringen und dürften
selbst keine Mitgift annehmen.
224. Spartanischer Kosmos und Große Rhetra
- 0. Literaturhinweise
- E. N. Tigerstedt The Legend of Sparta in
Classical Antiquity. 2 Bde. Stockholm Göteborg
Uppsala 1965. - Klaus Bringmann Die soziale und politische
Verfassung Spartas ein Sonderfall der
griechischen Verfassungsgeschichte? In Gymnasium
87 (1980). S. 46584. - Stephan Schmal Sparta als politische Utopie. In
Bernd Funk (Hrsg.) Hellenismus Beiträge zur
Erforschung von Akkulturation und politischer
Ordnung in den Staaten des hellenistischen
Zeitalters Akten des Internationalen
Hellenismus-Kolloquiums 9.14. März 1994 in
Berlin Tübingen 1996. S. 65470. - Elisabeth Herrmann-Otto Verfassung und
Gesellschaft Spartas in der Kritik des
Aristoteles. In Historia 47 (1998). S. 1840.
23- Tyrtaios Alkman
- Herodot Xenophon
- Polybios Cicero (De re publica)
- Plutarch Pausanias
- Xenelasie Große Rhetra
- Denn solches ließ der weithin treffende Gott mit
dem silbernen Bogen,Der goldgelockte Apollon,
aus dem reichen Vorraum verlauten - Regieren sollen durch ihren Rat die
gottgeliebten Könige, - Denen Sparta am Herzen liegen, die liebliche
Polis. - Regieren sollen die Ältesten, die Geronten, dann
auch die Männer des Volkes, - Jeweils gehorchend geraden Gesetzen.
- Reden sollen sie Gutes und vollbringen alles
Gerechte, - Und nicht Krummes raten dieser Polis
- Der Menge des Volkes sollen daraus Sieg und
Stärke erwachen. - Phoibos Apollon hat so der Polis darüber
solchermaßen Aufschluss gegeben.
24- Gerusia (Geronten) Phylen
- Obai/Oben Ephoren
- Nachdem man ein Heiligtum des Zeus Syllanios und
der Athena Syllania errichtet hat, Phylen und
Oben eingeteilt hat und dreißig Männer
einschließlich der Anführer als Rat der Alten
eingesetzt hat, soll man von Zeit zu Zeit
Versammlungen zwischen Babyka und Knakion
abhalten und so Anträge stellen und (die
Versammlung) wieder auflösen. - Wenn aber das Volk krumme Willensäußerungen tut,
sollen die Alten und die Anführer es abtreten
lassen. - Agiaden Eurypontiden
- Basileis Areopag
- probuleutisch Apella
- Demos / Damos Ephorenliste
- Heloten Periöken
- Plataiai Pausanias
- Agoge Eiren
- Syssitien lakonisch
25- Zusammenfassung
- 1. Trotz des großen Interesses der antiken und
modernen Schriftsteller an Sparta ist gerade die
Frühzeit dieser Polis schwer rekonstruierbar und
mit zahlreichen Legenden überwuchert. - 2. Spartas Verfassung auch Große Rhetra oder
Lykurgische Ordnung genannt weist eine Reihe
von Besonderheiten auf, die sich so in keiner
anderen griechischen Polis finden. Dazu gehören
u. a. das Doppelkönigtum, das Fehlen einer
Adelsschicht und das Amt der Ephoren. - 3. Die Macht der Könige war in klassischer Zeit
vielfach begrenzt und ermöglichte nur in
Ausnahmefällen charismatischen Persönlichkeiten
die spartanische Politik zu dominieren. Im
Wesentlichen legten Ephoren und Geronten die
politischen Leitlinien fest. - 4. Die geringe Bevölkerungszahl Sparta führte zu
einer Ausrichtung des Lebens auf das Militärische
und zu ständigem Misstrauen gegenüber den
Staatssklaven, Umwohnern und Ausländern. - 5. Die Rolle der Frau in Sparta ist gegenüber der
Rolle der Frauen in anderen Poleis aufgewertet,
aber von einer völligen Gleichberechtigung noch
weit entfernt. - 6. Eine Faszination für Sparta ist gerade in
konservativen Kreisen zu beobachten, die die
totalitären und imperialistischen Züge Spartas
gerne verbrämen.
265. Die Fundamentaldemokratie Athens
- 0. Literaturhinweise
- Jochen Bleicken Die attische Demokratie. 2.
Aufl. Paderborn 1994 (auch als Taschenbuch). - Hans-Joachim Gehrke Zwischen Freundschaft und
Programm Politische Parteiungen im Athen des 5.
Jh. In Historische Zeitschrift 239 (1984). S.
52965. - Russell Meiggs The Athenian Empire. Oxford 1972.
- Meier, Christian Die Entstehung des Politischen
bei den Griechen. 2. Aufl. Frankfurt am Main
1989. - Kurt Raaflaub Beute, Vergeltung, Freiheit? Zur
Zielsetzung des delisch-attischen Seebundes. In
Chiron 9 (1979). S. 122.
27- Dorische Wanderung Phylen
- Phratrien Heros
- Demen Archonten
- Areopag Solon
- Aisymnetes Seisachtheia
- Horoi Timokratie
- Pentekosiamedimnoi Zeugiten
- Theten Medimnos (Scheffel)
- Peisistratos Periander
- Was nun die Jüngeren den Athener nachsagen, dass
sie die negativen Seiten der Dinge mit positiven
und angenehmen Worten verkleiden und auf
großstädtische Weise beschönigen, indem sie die
Huren Hetären, die Tribute Beiträge, die
Besatzungstruppen der Städte Wachen und das
Gefängnis Wohnung nennen, dies war, wie es
scheint, ein Kunstgriff, den zuerst Solon
angewendet hat, als er die Aufhebung der
Schulden Lastenabschüttelung nannte. (Forts.)
28- ... Denn dies tat er als erste politische
Amtsmaßnahme, dass er verfügte, dass einerseits
die bestehenden Schulden aufgehoben werden, dass
andererseits keiner in Zukunft mehr Darlehen auf
seinen Leib aufnehmen dürfe. Manche freilich,
unter ihnen Androtion, haben geschrieben, dass
die Armen nicht durch die Aufhebung ihrer
Schulden, sondern durch die Ermäßigung der Zinsen
Erleichterung erhielten und damit zufrieden
waren, und sie hätten diese menschenfreundliche
Maßnahme und die gleichzeitig mit ihr erfolgte
Heraufsetzung der Maße und des Geldwertes als
Lastenabschüttelung bezeichnet. Denn er Solon
setzte die Mine 436g Silber, die vorher 73
Drachmen wert war, zu 100 Drachmen fest, so dass
die einen, da sie zahlenmäßig das Gleiche
erstatteten, in Wirklichkeit aber weniger
zurückzahlten, bei der Abzahlung einen großen
Vorteil hatten, die Gläubiger (Empfänger) aber
keinen Schaden erlitten. Die meisten aber sagen,
dass die Lastenabschüttelung eine Aufhebung der
gesamten Schuldenforderungen gewesen ist, und
damit stimmen seine Gedichte besser überein.
(Plutarch, Solon, 15) - Polykrates Hieron
- Kleisthenes Isonomia
- Isegoria Perikles
- Kleruchien Drachme (4,36g)
29- Trierarchie Choregie
- Leiturgie Eisphora
- Delisch-attischer Seebund Metöken
- Laureion Gymnasien
- Symposien Hetären
- Rat der 500 Isonomia
- Themistokles Salamis
- Aristeides Kimon
- Ephialtes Demagogen
- Ekklesia Pnyx
- Buleuterion (Bule) Prytanie
- Prytanen Probuleuma
- Tamiai Strategen
- Heliasten Heliaia
- Dikasterien Polypragmones
- Pseudo-Xenophon Vom Staat der Athener
- Hetairien Kaloikagathoi
- Timé Areté
30- Miltiades Homonoia
- Phoroi Oligoi
- Ostrakismos
- ... nur dem Namen nach eine Demokratie, in
Wirklichkeit aber die Herrschaft des ersten
Mannes (Thukydides, II 65) - Zusammenfassung
- 1. Die heute gut bekannte athenische
Fundamentaldemokratie wurde nicht an einem Tag
erschaffen. Die wichtigsten verfassungsmäßigen
Reformen fanden in der Zeit des Solon,
Kleisthenes und des Perikles statt. - 2. Zu Beginn des 6. Jh. v. Chr. vermittelte Solon
zwischen verschuldeten Kleinbauern und adeligen
Großgrundbesitzern. Durch die so genannte
Lastenabschüttelung (Seisachtheia), die Reform
der Münze, Maße und Gewichte, die Kodifizierung
des athenischen Rechts sowie die Einführung eines
timokratischen Prinzips stellte er den
athenischen Staat auf eine neue Grundlage. - 3. Kurz nach 510 führten erneute Streitigkeiten
zwischen Adel und Kleinbauern zur Errichtung der
Demokratie. Kleisthenes beseitigte die Vorrechte
des Adels und machte die Volksversammlung zur
entscheidenden Institution der athenischen
Verfassung.
31- 4. Die freien Athener waren je nach ihrem
Vermögen in Theten, Zeugiten, Ritter und
Pentekosiamedimnoi eingeteilt. In der Gruppe der
letzteren konzentrierte sich der alte Adel.
Demokratischen Führern, insbesondere Perikles,
gelang es, dessen Prestigedenken von
individuellen Zielen auf staatliche Ziele
umzudirigieren und für das Gemeinwohl nutzbar
einzusetzen. - 5. Die zum Teil sehr kostspieligen Aufwendungen
für öffentliche Aufgaben wurden in Athen von
privater Hand getragen. Die Leiturgien waren eine
der wenigen verbliebenen Möglichkeiten für den
Adel, individuelles Ansehen (Time) zu erlangen. - 6. Parallel zu den gesellschaftlichen
Veränderungen erlebten Athen und der Piräus einen
rasanten wirtschaftlichen Aufschwung, der viele
Handwerker und Künstler nach Athen lockte. Es
entstand ein einmaliges kulturelles Klima, das
als die klassische Zeit in die Geschichte
einging. - 7. Athen wurde im 5. Jh. v. Chr. zu einer
Großstadt mit ca. 250.000 Einwohnern, darunter
etwa 50.000 Bürgern und 100.000 Sklavinnen und
Sklaven. Der Rest waren Nichtbürger, insbesondere
ortsansässige Metöken. Die Frauen spielten im
Stadtbild Athens eine untergeordnete Rolle.
Allerdings ist die lange tradierte Vorstellung
von einer Beschränkung der Frau auf das Haus eine
Übertreibung.
32- 7. Athen wurde im 5. Jh. v. Chr. zu einer
Großstadt mit ca. 250.000 Einwohnern, darunter
etwa 50.000 Bürgern und 100.000 Sklavinnen und
Sklaven. Der Rest waren Nichtbürger, insbesondere
ortsansässige Metöken. Die Frauen spielten im
Stadtbild Athens eine untergeordnete Rolle.
Allerdings ist die lange tradierte Vorstellung
von einer Beschränkung der Frau auf das Haus eine
Übertreibung. - 8. Die wichtigste demokratische Institution in
Athen war die Ekklesia, die Volksversammlung, an
der alle athenischen Vollbürger teilnehmen
durften. Sie fällte nach probuleutischen
Entschlüssen der Bule, des Rates alle wichtigen
innen- und außenpolitischen Entscheidungen. - 9. Mit Ausnahme der Strategen und Tamiai wurden
alle Ämter in Athen verlost. Dadurch verbreitete
sich ein Leistungsoptimismus vor allem in den
unteren Bevölkerungsschichten. Durch Zahlung von
Diäten wurden im 5. Jh. jedem Bürger die
Übernahme politischer Aufgaben und damit die
aktive Teilnahme am politischen
Willensbildungsprozess ermöglicht. - 10. Zwischen den adeligen und den unteren
Schichten herrschte ein Spannungspotenzial, das
aber nie zu größeren sozialen Unruhen führte. Die
außenpolitischen Ziele beider Gruppen waren
weitgehend identisch, weshalb Athen im 5. Jh.
seine größten außenpolitischen Erfolge feierte.
336. Die politischen Ideen der Sophisten
- 0. Literaturhinweise
- Klaus Döring Platons Darstellung der politischen
Theorien des Thrasymachos und des Protagoras. In
Der altsprachliche Unterricht 36 (1993). S.
1326. - George B. Kerferd The Sophistic Movement.
Cambridge Cambridge University Press, 1981. - George B. Kerferd Hellmut Flashar Die
Sophistik. In Hellmut Flashar (Hrsg.) Die
Philosophie der Antike. Bd. 2/1 Sophistik,
Sokrates, Sokratik, Mathematik, Medizin. Basel
Schwabe, 1998. S. 1137.
34- Protagoras Abdera
- Gorgias Leontinoi
- Hippias Elis
- homo-mensura-Satz
- ... dass man im Stande ist, mit Worten zu
überreden, vor Gericht die Richter, im Rat die
Ratsherren, in der Volksversammlung die
versammelten Bürger und ebenso bei jeder anderen
Zusammenkunft, wo immer es eine politische
Versammlung geben mag. - Wenn ich ihn im Ringkampf zu Boden werfe,
bestreitet er Perikles es so geschickt,
überhaupt gefallen zu sein, dass ihm schließlich
sogar jene glauben, die ihn gerade erst mit
eigenen Augen haben fallen sehen (Thukydides) - Nomos Theaitetos
- Was einer jeden Polis gerecht und gut erscheine,
das ist es auch für sie, solange sie es dafür
hält (Protagoras)
35- Zusammenfassung
- 1. Die Sophisten, unter ihnen besonders
Protagoras und Gorgias, stellten das Individuum
in den Mittelpunkt ihres Interesses und machten
sich anheischig, es in allen Wissensbereichen
durch individuelle Techniken gegen Bezahlung zu
fördern. Dadurch veränderten sie insbesondere das
geistige Klima in Athen. - 2. Protagoras stellte die erste demokratische
Theorie auf. Er übertrug seinen homo-mensura-Satz
(Der Mensch ist das Maß aller Dinge) vom
Individuum auf das Kollektiv und forderte einen
für alle gültigen und von allen getragenen
Willensbildungsprozess.
367. Politisches und Utopisches bei Herodot
- 0. Literaturhinweise
- Felix Jacoby Griechische Historiker. Stuttgart
Druckenmüller, 1954 Zusammenstellung von
RE-Artikeln. - Heinz-Günther Nesselrath Herodot und die Grenzen
der Erde. In Museum Helveticum 52 (1995). S.
2044.
37- Herodot Historien
- Europa Phönizier
- Thurioi Hekataios von Milet
- Hybris Kroisos (Krösus)
- Polykrates Pindar
- Kambyses Dareios
- Fehling
- Herodot, Historien, III 106116 (gekürzt)
- Die äußersten Länder der Erde besitzen die
kostbarsten Dinge dafür hat Griechenland das bei
weitem gleichmäßigste Klima ...Noch wunderlicher
ist die Art, wie Kinamomon geerntet wird. Sie
die Araber wissen selber nicht, wo es wächst
und welches Land es hervorbringt. Einige meinen,
es käme aus dem Land, in dem Dionysos aufgezogen
wurde Indien, was auch wahrscheinlich richtig
ist. Große Vögel, heißt es, tragen die
getrockneten Rindenstücke herbei, die bei uns mit
phönizischem Namen Kinamomon heißen. Sie tragen
sie in ihre Nester, die aus Lehm gebaut und an
schroffen Felsen kleben, an denen kein Mensch
emporklettern kann. Da haben die Araber sich nun
das Folgende ausgedacht. (Forts.)
38- Tote Ochsen, Esel und andere Zugtiere hacken sie
in möglichst große Stücke und schleppen sie
herbei. In der Nähe der Nester lassen sie sie
liegen und gehen dann ziemlich weit fort. Die
Vögel tragen die Fleischstücke ins Nest das
aber die Last nicht tragen kann und auf die Erde
herabstürzt. Dann kommen die Leute zurück und
sammeln das Kinamomon ein ...Das sind die
äußersten Länder in Asien und in Libyen. Über die
äußersten Länder in Europa, also nach Westen in,
kann ich nichts Bestimmtes mitteilen. Ich glaube
nicht an den Eridanos, wie die Barbaren einen
Fluss bezeichnen sollen, der ins Nordmeer, aus
dem der Bernstein kommen soll, fließe. Ich weiß
auch nichts von den Zinninseln, von denen das
Zinn her kommt. Schon der Name Eridanos erweist
sich als griechisch, nicht barbarisch, und also
als Erfindung eines Dichters ...Im Norden von
Europa gibt es augenscheinlich sehr große Mengen
Gold. Wie man es gewinnt, kann ich ebenfalls
nicht mit Sicherheit sagen. Der Sage nach rauben
es die einäugigen Arimaspen den Greifen. Ich
glaube aber nicht, dass es überhaupt einäugige
Menschen gibt, die im übrigen genau so aussehen
wie andere Menschen.Jedenfalls sieht man, dass
die äußersten Länder, die die übrigen rings
umschließen, Dinge besitzen, die bei uns den
höchsten Wert haben und sehr selten sind.
39- Zusammenfassung
- 1. Herodots Verfassungsdebatte im 3. Buch seiner
Historien stellt die Monarchie und nicht die
Demokratie an die Spitze der Verfassungen. Doch
ist seine übertriebene Darstellung der negativen
Seiten der Demokratie wohl in erster Linie aus
der Einbindung der Diskussion in die historische
Situation am Hofe der Perser zu erklären. - 2. Die Kritik an der Glaubwürdigkeit von Herodot
(vor allem an den utopisch-phantastischen
Erzählungen im 3. und 4. Buch seiner Historien)
sind übertrieben. Vieles lässt sich rational
erklären oder durch Rationalisierungen auf
glaubliche Mirabilia zurückführen. - 3. Da Herodot für die Ränder der Oikumene keine
Autopsie durchführte bzw. durchführen konnte, war
er auf zweifelhafte Berichte auf zweiter und
dritter Hand angewiesen. Wie ein moderner
Historiker bewertete er Quantität und Qualität
der Quellen, doch war der von ihm angelegte
Maßstab gezwungenermaßen sehr subjektiv.
408. Die utopischen Elementeder Alten Komödie
- 0. Literaturhinweise
- Carlo Fernando Russo Aristophanes An Author for
Stage. London Routledge, 1994 (urspr. ital.
1962). - Bernhard Zimmermann Die griechische Komödie. 2.,
vollständig überarb. Aufl. Frankfurt am Main
Verlag Antike, 2006.
41- Dionysos Komos-Lied
- Dionysien Nea (Neue Komödie)
- Kronien (Kronos) Saturnalien
- Lukian von Samosata Aristophanes
- Kydathenaion Anytos
- Meletos Acharner
- Dikaiopolis Lysistrate
- Ekklesiazusen Praxagora
- Blepyros
-
- Alles wird künftig Gemeingut sein und allen wird
alles gehören sich ernähren wird sich künftig
jeder wie alle anderen weder wird es Reiche noch
Arme geben. Nicht wird einer viel Tagwerk Land
besitzen und der andere nicht einmal einen Platz
für sein Grab haben nicht wird der eine
massenweise Sklaven halten, der andere aber nicht
einen einzigen Diener ... (Forts.)
42- Zuerst erkläre ich die Äcker für Gemeingut
aller- auch Gold, Silber und alles, was der
Einzelne sein Eigentum nennt. Wenn dann die Güter
vereinigt sind, sind wir, die Frauen, es, die
euch ernähren und pflegen. Wir verwalten, sparen
und rechnen, darauf bedacht, nur das Beste von
allen zu fördern. Nie mehr wird ein Mensch aus
Mangel umkommen denn alles ist das Eigentum
aller ... Auch die Frauen werden Gemeingut sein
und jede wird sich zu jedem legen und sich von
jedem, der will, schwängern lassen! - Peithetairos Euelpides
- Plutos
43-
- Zusammenfassung
- 1. Das aus dem Dionysos-Kult entstandene Drama
artikulierte Interessen und Wünsche der unteren
Bevölkerungsschichten. Insofern enthalten die
Komödien nicht nur Märchenmotive, sondern auch
echte utopische Elemente. - 2. Insbesondere in den Alten Komödien des
Aristophanes finden sich Äußerungen, die die
Verwerfungen innerhalb der athenischen
Gesellschaft bloßlegen. Die Rezepte des
Aristophanes berühren sich allerdings nur
teilweise mit den Vorstellungen von
zeitgenössischen Sozialreformern und sind eher
als Karikatur einer Utopie denn als echte Utopie
zu verstehen.
449. Platons utopische Konzeption(Staat
Atlantis-Mythos Gesetze)
- 0. Literaturhinweise
- Paul Friedländer Platon. Bd. III Die
Platonischen Schriften zweite und dritte
Periode. 2. Aufl. Berlin de Gruyter, 1960. - Reinhart Klemens Maurer Platons Staat und die
Demokratie Historisch-systematische Überlegungen
zur politischen Ethik. Berlin de Gruyter, 1970. - Karl Popper Die offene Gesellschaft und ihre
Feinde. Bd. 1 Der Zauber Platons. Tübingen Mohr
Siebeck, 1973 (orig. The Spell of Plato, 1947)
(u. ö.). - Christopher Bobonich Platos Utopia Recast His
Later Ethics and Politics. Oxford Clarendon
Press, 2002.
45- Timaios Kritias
- Thrasymachos Nomoi
- Aigina Kodros
- Heraklit(eer) Kratylos
- Sokrates Ion
- Protagoras Politeia
- Phaidon Dialektik
- Sophistes Politikos
- Akademie Agrapha Dogmata
- Glaukon Adeimantos
- Demiurgoi Phylakes
- Archontes Paideia
- Euripides Psyche
- logistikon thymoeides
- epithymetikon genaion pseudos (edle Täuschung)
- Glaukon
46- ... die Philosophen in den Staaten Könige werden
oder die jetzt so genannten Könige und Herrscher
echte und tüchtige Philosophen werden und dies in
eines zusammenfällt, politische Macht und
Philosophie ... - ... gibt es kein Ende des Unglücks in den
Staaten, ich glaube aber auch nicht für das
menschliche Geschlecht, und auch diese
Verfassung, die wir soeben in Gedanken entworfen
haben, wird, soweit überhaupt möglich, nicht eher
erstehen und das Licht der Sonne erblicken
(473b4-e2). - Aber vielleicht ist er im Himmel aufgestellt als
ein Musterbild für den, der ihn sehen will (IX,
592a7b3) - Dion Dionysios I.
- Timaios Kritias
- Hermokrates Lokroi
- Sais Säulen des Herakles ( Gibraltar)
- Tyrrhenien (Etrurien) Diogenes Laertios
- Philipp von Opus Kleinias
47- Megillos Knossos
- Argos Messenien
- Zusammenfassung
- 1. Platon ist der wichtigste utopische
Schriftsteller der abendländischen Kultur. Seine
idealpolitischen Vorstellungen hat er in mehreren
Werken, der Politeia, dem Timaios und Kritias
sowie den Nomoi niedergelegt. - 2. Die Ideenlehre ist die Antwort Platons auf die
Aporien der Dialoge der Frühzeit. Die geistige
Schau der Ideen, insbesondere der Idee des Guten,
erfolgt durch die Dialektik. - 3. Platons Hauptwerk, die Politeia, rückt die
Frage nach der Gerechtigkeit in den Mittelpunkt.
Individuelle Gerechtigkeit und kollektive
Gerechtigkeit fallen im Idealstaat zusammen. - 4. Der in Gedanken entworfene Musterstaat ist
ein Idealstaat aus Arbeitern, Wächtern und
Regenten. Die musische Erziehung, an der Mann und
Frau gleichermaßen Anteil haben, bildet das
zentrale Moment dieses Staates.
48- 5. Den drei Ständen im Staat entsprechen die drei
Seelenteile im Individuum je nach Überwiegen des
Begehrlichen, des Muthaften oder des
Vernünftigen wird es einem der drei Ständen
zugeordnet. - 6. Zu den revolutionärsten und geschichtlich weit
reichendsten Forderungen Platons gehören die
Verstaatlichung des Besitzes sowie die Frauen-
und Kindergemeinschaft. - 7. Platons Atlantis-Mythos hat trotz zahlreicher
antiker und moderner Gegenbehauptungen keinen
historischen Kern, sondern sollte zur Erläuterung
und Erweiterung seiner Vorstellungen in der
Politeia dienen. - 8. In vielen Punkten berühren sich die
politischen Vorstellungen Platons in der Politeia
mit denen in den Nomoi. An die Stelle der
transzendenten Idee des Guten ist hier jedoch das
empirisch begründete Gesetz getreten, das in
aller Ausführlichkeit differenziert und erläutert
wird.
4910. Aristoteles politische Vorstellungen
- 0. Literaturhinweise
- Primärliteratur
- Aristoteles Politik. Eingeleitet und übersetzt
von Olof Gigon. Zürich Buchclub Ex Libris, 1971. - Aristoteles Politik. Übersetzt und erläutert von
Eckart Schütrumpf. 2 Bde. Berlin
Akademie-Verlag, 1991 - Aristoteles Nikomachische Ethik. Übersetzt,
eingeleitet und kommentiert von Franz Dirlmeier.
Frankfurt am Main Fischer Bücherei, 1957 (später
auch in der Reihe Aristoteles Werke in Deutscher
Übersetzung. Darmstadt Wissenschaftliche
Buchgesellschaft, 1991, erschienen). - Aristoteles Die Nikomachische Ethik. Übersetzt
und herausgegeben von Olof Gigon. München
Deutscher Taschenbuch Verlag, 1972 (dtv 6011)
(u. ö.). 2005.
50-
- Sekundärliteratur
- Ingemar Düring Aristoteles Darstellung und
Interpretation seines Denkens. Heidelberg
Winter, 1966 (2. unveränd. Aufl. ebd. 2005)
klassische Darstellung. - Friederike Rese Praxis und Logos bei
Aristoteles Handlung, Vernunft und Rede in
Nikomachischer Ethik, Rhetorik und Politik.
Tübingen Mohr, 2003. - Jill Frank A Democracy of Distinction Aristotle
and the Work of Politics. Chicago The University
of Chicago Press, 2005.
51- Stageira Pella
- (Gymnasium) Lykeion Peripatos
- Peripatetische Schule Athenaion
politeia (Verfassung Athens) - Nicht schwierig ist dies, derartiges
auszudenken, auszuführen aber sehr viel mehr
Reden ist Sache des Wünschens, Verwirklichung ist
Sache des Glücks. - eu zen Eudaimonia
- der Mensch ist ein von Natur aus in der Polis
lebendes Wesen (zoon politikon) - Entelechie Physis
- Nikomachische Ethik Nikomachos
- Große Ethik (Ethnika megala)
- Eudemische Ethik (Ethika Eudemeia)
- Eudaimonia ist ein Tätigsein der Seele des
Menschen im Sinne vollkommener Tüchtigkeit
(Arete).
52- Was dem einzelnen wesenseigen ist, das stellt
für den einzelnen von Natur aus das Höchste und
Lustvollste dar. Für den Menschen ist dies das
Leben des Geistes, nachdem dieser vor allem das
wahre Selbst des Menschen darstellt, und dieses
Leben ist denn also auch das Glücklichste.
(1178a). - Ist, mit dem Menschen verglichen, der Geist
etwas Göttliches, so ist auch ein Leben im
Geistigen, verglichen mit dem menschlichen Leben,
etwas Göttliches (1177b). - aretai logos
- Zusammenfassung
- 1. Aristoteles und seine peripatetische Schule
brachten die Wissenschaft dadurch auf einen bis
heute gültigen Stand, dass sie durch Anwendung
der induktiven Methode und durch intensive
Sammeltätigkeit aus verschiedenen Beobachtungen
allgemeine Schlüsse zogen.
53- 2. Die Politika des Aristoteles sind eine
Zusammenstellung seiner staatstheoretischen
Überlegungen in acht Büchern. In den letzten
beiden Büchern entwirft Aristoteles ähnlich wie
sein Lehrer Platon einen abstrakten Idealstaat. - 3. In der Vorstellung des Aristoteles ist die
Polis die für den Menschen natürliche und einzige
Form der Gemeinschaft. Ähnlich wie bei Platon ist
der beste Staat auf dem Prinzip, gut zu leben,
aufgebaut. Die Glückseligkeit (Eudaimonia) des
Einzelnen ist mit der des Staates identisch. - 4. Der Gesellschaftsentwurf des Aristoteles teilt
die Gesellschaft in zwei Gruppen, in Arbeiter und
Regenten, wobei Naturanlage, Gewöhnung und
Einsicht dem Bürger dessen jeweilige Rolle im
Staat zuweisen. - 5. Die Glückseligkeit (eudaimonia) ist das
oberste Ziel des Bürgers und wird in der
Nikomachischen Ethik als ein Tätigsein der Seele
des Menschen im Sinne vollkommener Tüchtigkeit
definiert. Die Freundschaft zwischen (Forts.)
54- (Forts.)
- den Bürgern und die geistige Betätigung des
Einzelnen spielen dabei die entscheidenden Rollen
für den Zusammenhalt der Gesellschaft und das
Glück des Individuums. - 6. Das aristotelische System der verschiedenen
Tugenden ist empirisch aus Einzelbeobachtungen
gewonnen. Es folgt dem Grundsatz, dass alle
Extreme in der Ethik zu vermeiden sind. - 7. Die in ihrer Verfasserfrage umstrittene
Athenaion politeia (Verfassung der Athener)
beschreibt die Geschichte und Mechanismen der
athenischen Demokratie um das Jahr 325 v. Chr.
Sie ist eine von 158 im Peripatos gesammelten
Verfassungen und illustriert das demokratische
Grundprinzip, jeden Bürger umfassend am
Gemeinwesen zu beteiligen.
5511. Die Staatskonzeptionen desIsokrates und des
Xenophon
- 0. Literaturhinweise
- Christoph Eucken Isokrates Seine Position in
der Auseinandersetzung mit den zeitgenössischen
Philosophen. Berlin New York de Gruyter, 1983. - Klaus Bringmann Studien zu den politischen Ideen
des Isokrates. Göttingen Vandenhoeck
Ruprecht, 1962 (Hypomnemata 14). - Klaus Döring Sokrates, die Sokratiker und die
von ihnen begründeten Traditionen. In Flashar,
Hellmut (Hrsg.) Die Philosophie der Antike. Bd.
2/1 Sophistik, Sokrates, Sokratik, Mathematik,
Medizin. Basel Schwabe, 1998. S. 139364 (zu
Xenophon). - William E. Higgins Xenophon the Athenian. The
Problem of the Individual and the Society of the
Polis. Albany, NY State University of New York
Press, 1977.
56- Gorgias Logograph
- Panhellenisches Programm Demosthenes
- Philipp II. von Makedonien
- Das Denken ist ein Mit-sich-selbst-zu-Rate-Gehen
- So weit hat unsere Stadt die übrigen Menschen im
Denken und Reden hinter sich gelassen, dass der
Name Griechen nicht mehr nur die Bezeichnung für
ein Volk, sondern für eine Denkweise zu sein
scheint, und dass Griechen eher diejenigen
genannt werden, die an unserer Bildung teilhaben,
als diejenigen, die gemeinsamer Herkunft mit uns
sind. - studium generale Über den Vermögenstausch
- Eristik Busiris
- Hekataios v. Abdera Euhemeros von Messene
- Kyros (d. J.) Agesilaos
57- Anabasis, Hellenika, Agesilaos, Apologia,
Symposion, Memorabilien, Hipparchikos, Peri
hippikes Kynegitikos, Athenaion politeia,
Kyrupädie - Ich behaupte, dass die Perser und ihre
Bundesgenossen heutzutage den Göttern mit weniger
Achtung begegnen, ihren Verwandten weniger
Respekt bekunden, anderen gegenüber weniger
Gerechtigkeit üben und im Krieg weniger tapfer
sind als früher (VIII 27). - Scipio d. Ä. Macchiavelli
- Hugo Grotius
- Zusammenfassung
- 1. Aus der Identität von Denken und Sprechen
griechisch Logos leitete Isokrates einen
umfassenden Bildungsanspruch der Redekunst, der
Rhetorik ab. Die Fähigkeit, gut zu sprechen,
bilde das Charakteristikum von Kultur überhaupt.
58- 2. Im Busiris entwickelt Isokrates in
Auseinandersetzung mit Platon ein monarchisches
Idealbild, das er mit dem pharaonischen Ägypten
identifiziert. - 3. Xenophon von Athen war eher Pädagoge als
Philosoph. Seine Leitsätze, die er vor allem in
der Kyrupädie vorlegt, bewegen sich meist in
einem allgemeinen Rahmen, so dass sie nicht nur
für monarchische, sondern auch für
aristokratische und demokratische Gesellschaften
Gültigkeit haben und für das breite Interesse an
seinen Schriften gesorgt haben.
5912. Die gesellschaftlichen Vorstellungen der
Kyniker
- 0. Literaturhinweise
- Ragnar Höistadt Cynic hero and Cynic King. Lund
Bloms, 1948. - Klaus Döring Die Kyniker. Bamberg Buchner, 2006
(Faszination Philosophie). - Diogenes Laertios Sinope
- Er war gewohnt, alles in der Öffentlichkeit zu
tun, sowohl die Dinge, die Demeter, als auch die,
die Aphrodite betreffen (Diog. Laert. VI 69) - Könnte man doch so durch Reibung des Bauches
auch seinen (sexuellen) Hunger stillen! (Diog.
Laert. VI 46 60)
60- Weil ich die, die mir etwas geben, freundlich
anwedele, die die mir nichts geben, anbelle und
die Schurken beiße (Diog. Laert. VI 60) - Kyniker (hoi kynikoi die Hündischen)
- Antisthenes Dionysios II. von Syrakus
- Dieser begrüßte ihn und fragte, ob er eine Bitte
an ihn habe. Daraufhin entgegnete Diogenes Geh
mir nur ein wenig aus der Sonne! Alexander soll
davon so sehr beeindruckt gewesen sein, dass
er, während seine Begleiter beim Weggehen lachten
und spotteten, sagte Wahrhaftig, wenn ich nicht
Alexander wäre, dann möchte ich wohl Diogenes
sein! (Plutarch) - Politeia Pera (Ranzen)
- Kambyses Atossa
- Nomoi nomismata (Münzen bzw. Bräuche)
- Krates von Theben
- Es gib ein Land Kreta mitten im weinfarbenen
Meer, schön und fett, rings umflossen (Homer,
Odyssee, 19, 12).
61- Es gibt eine Stadt Pera mitten im weinfarbenen
Typhos, schön und fett, rings umflossen, ohne
jeden Besitz (Variation des Krates). - In ihr landet weder ein törichter Schmarotzer
noch ein geiler Lüstling, der sich etwas auf
seinen Hintern einbildet. Sie bringt vielmehr
Thymian und Knoblauch hervor und Feigen und
schlichte Brote. Deshalb bekämpft man sich dort
nicht wegen dieser Dinge, man greift nicht zu den
Waffen um eines Cents oder um des Ruhmes willen. - Auch Hipparchia, die Schwester des Metrokles,
fühlte sich durch die Lehren dieser Schule
angezogen. Sie stammten beide aus Maroneia. Sie
schwärmte für die Lehren und Lebensweise des
Krates, völlig unzugänglich für die Bewerbungen
ihrer Freier und völlig gleichgültig gegen ihren
Reichtum, ihre hohe Geburt, ihre Schönheit. Mit
Leib und Seele gehörte sie nur dem Krates. Sie
drohte sogar ihren Eltern, selbst Hand an sich zu
legen, wenn man sie ihm nicht gäbe. (Forts.)
62- Krates, von den Eltern aufgefordert, das
Mädchen von ihrem Vorhaben abzubringen, gab sich
die erdenklichste Mühe. Schließlich, als es ihm
nicht gelang sie zu überreden, erhob er sich,
legte alles, was er bei sich trug, vor ihren
Füßen nieder und sagte Hier steht dein
Bräutigam, dies ist sein Hab und Gut, fasse jetzt
deinen Entschluss, denn er würde nicht mit ihr
in Gemeinschaft treten, wenn sie nicht seine
Lebensweise völlig mit ihm teile. Das Mädchen
entschied sich sogleich, legte die gleiche
Kleidung an wie er, zog mit ihm herum, wohnte ihm
im Freien bei und ging mit ihm zu den
Mahlzeiten. - Hipparchia Maroneis
- Monimos Onesikritos
- Metrokles Menippos
- Menedemos Diatribe
63- Und dies waren also die Biographien der
einzelnen Kyniker. Dazu werden wir noch die ihnen
gemeinsamen Lehren skizzieren denn wir meinen,
dass auch diese Philosophie (diese philosophische
Richtung) eine Schule und nicht bloß nach
anderen eine Lebensform (eine
Lebenseinstellung). Von Logik und Physik wollen
sie freilich nichts wissen ... ihr Ziel ist
allein auf die Ethik gerichtet ... Sie verwerfen
auch die üblichen Wissensfächer. Wer die
Herrschaft über sich selbst gewonnen hat so
pflegte Antisthenes zu sagen , der gibt sich
nicht mit philologischen Künsten ab ... Auch
verachteten sie die Mathematik und die Musik und
alles dergleichen. So sagte Diogenes zu einem,
der ihm eine Sonnenuhr zeigte Wahrlich eine
nützliche Erfindung, um die Mahlzeiten nicht zu
versäumen. ... Als Endziel stellen sie hin ein
tugendhaftes Leben, wie Antisthenes in seinem
Herakles sagte, ähnlich wie die Stoiker, wie denn
überhaupt zwischen diesen beiden Schulen ein
gewisser Zusammenhang besteht. (Diog. Laert. VI
1035) - hairesis, secta agoge
64- adiaphora Scholarch (Schulvorsteher)
- Zusammenfassung
- 1. Der Begriff Kyniker geht auf den Hund
(griech. kyon) Diogenes von Sinope zurück. Dieser
provozierte bewusst durch schamloses Auftreten in
der Öffentlichkeit seine Zeitgenossen und
stellte gesellschaftliche Traditionen und Normen
in Frage. - 2. Das Ziel des Diogenes war es, die Münzen
umzuprägen, womit er meinte, dass er die
Menschen zu einem besseren Leben führen wollte.
Gedacht ist in erster Linie daran, dass der
Mensch sich so weit wie möglich von allen seinen
unnötigen Bedürfnissen freimachen soll. - 3. Mit gewissem Recht können die Kyniker als die
antiken Anarchisten, Grünen oder Kosmopoliten
bezeichnet werden.
65- 4. Der Schüler des Diogenes, Krates von Theben,
setzte die Lehrtätigkeit seines Lehrers vor allem
literarisch fort er parodierte allgemein
bekannte Verse, um kynische Gedanken eine
gefällige Einkleidung zu geben und Resonanz bei
seinen Zuhörern zu erzeugen. - 5. Obwohl nur wenige Nachrichten über die
kynische Philosophie überliefert sind, war sie in
der hellenistischen und kaiserzeitlichen Epoche
sehr populär. Und obwohl die Kyniker nur wenige
allgemeine verbindliche Aussagen kannten, können
sie als eine eigene philosophische Schule gelten.
6613. Die politischen Anschauungen der Stoiker und
Epikureer
- 0. Literaturhinweise
- Max Pohlenz Die Stoa Geschichte einer geistigen
Bewegung. 2 Bde. 3. Aufl. Göttingen Vandenhoeck
Ruprecht, 1971/72. - Peter Scholz Der Philosoph und die Politik Die
Ausbildung der philosophischen Lebensform und die
Entwicklung des Verhältnisses von Philosophie und
Politik im 4. und 3. Jh. v. Chr. Stuttgart Franz
Steiner, 1998 (Frankfurter Althistorische
Studien 2). - Epikureismus stoa poikile (bunte Halle)
- Zenon von Kition Logos
- Pneuma homologoumenos zen
67- Ekpyrosis (Weltbrand) Kleanthes
- Chrysipp Panaitios
- Poseidonios Seneca
- Epiktet Marc Aurel
- Eudaimonia arete/virtus
- Alle, die nicht der Tugend teilhaftig wären,
erklärte er für Leute, die zueinander in einem
Verhältnis der Gehässigkeit, der Feindschaft, der
Knechtschaft und der Entfremdung stünden ...
Dementsprechend stellte er in seinem Staat nur
die wirklich Tugendhaften als solche hin, die man
als Mitbürger, Freunde, Verwandte und Freie
bezeichnen dürfe. (Diog. Laert. VII 323) - Epikuros Nausiphanes
- Demokrit Mytilene
- Kepos (Garten) galene (Meeresstille)
- Lebe im Verborgenen Antipolitik (nicht
Apolitik)
68- Zusammenfassung
- 1. Die Stoa sieht die Aufgabe des Menschen
darin, seine Entscheidungen nach dem ihm
innewohnenden Logos und der Natur zu treffen
(homologoumenos zen). Ein naturgemäßes Leben
ist ein Leben in Vernunft und ein Leben gemäß der
Tugend. - 2. Das in allen Menschen wirkende Pneuma bedingt
die Gleichheit aller Menschen, auch die von
Sklaven und Barbaren. - 3. Die Lehre Epikurs von der Lust darf nicht als
Streben nach jeder Art von Lustgewinn
missverstanden werden. Ziel ist vielmehr die
Seelenruhe (galene) und das Freisein von
Unlustgefühlen und Ängsten. - 4. Epikurs Forderung Lebe im Verborgenen zielt
nicht auf das Abschaffen der Politik ab. Vielmehr
kommt in der antipolitischen Haltung der
Epikureer das Bedenken zum Ausdruck, dass
politisches Engagement von der Verwirklichung der
individuellen Lebensziele abhält.
6914. Staatliche und utopische Vorstellungen in
hellenistischer Zeit (Euhemeros und Iambulos)
- 0. Literaturhinweise
- Horst Braunert Theorie, Ideologie und Utopie im
griechisch-hellenistischen Staatsdenken 1963,
jetzt in Braunert, Horst Politik, Recht und
Gesellschaft in der griechisch-römischen
Antike. Gesammelte Aufsätze und Reden. Hrsg. v.
Kurt Telschow und Michael Zahrnt. Stuttgart
Klett-Cotta, 1980. S. 4965. - Widu-Wolfgang Ehlers Mit dem Südwestmonsun nach
Ceylon. Eine Interpretation der Iambul-Exzerpte
Diodors. In Würzburger Jahrbücher N. F. 11
(1985). S. 7384. - Klaus Geus Utopie und Geographie Zum Weltbild
der Griechen in frühhellenistischer Zeit. In
Orbis Terrarum. 6. Jg. (2000, ersch. 2001). S.
5590.
70- Nicht darf man sich über Homer wundern denn
auch die, die jünger sind als er, wissen vieles
nicht und erzählen Wunderdinge. So erwähnt Hesiod
Halbhunde, Riesenköpfe und Däumlinge,
Alkman Schirmfüßler, Aischylos Hundsköpfe,
Brustäugige und Einäugige und vieles andere.
Von diesen geht Apollodor zu den
Geschichtsschreibern über, die über das
Rhipäische Gebirge und den ogyischen Berg
sprechen, von der Behausung der Gorgonen und
Hesperiden, vom Meropischen Land bei Theopomp,
der Stadt Kimmeris bei Hekataios, vom Land
Panchaia bei Euhemeros. (Strab. VII 3, 6, C
299). - Strabon Apollodor
- Theopomp Hekataios
- Euhemeros Eratosthenes
- Diodor Heilige Aufzeichnung (???? ????????)
- Kassander Panchaier
- Panchaia Panara
- Zeus Triphilios Uranos
71- Artemis Apollon
- Weiterhin berichtete uns Euhemeros, Uranos sei
der erste König gewesen, ein ehrenwerter und
wohltätiger Mann, der sich auf den Sternenlauf
verstand. Er war auch der erste, welcher die
himmlischen Götter durch Opfer ehrte und daher
den Namen Uranos erhielt. Als Söhne aber gebar
ihm seine Frau Hestia den Titan und den Kronos,
als Töchter die Rhea und Demeter. Kronos wurde
nach Uranos König er vermählte sich mit Rhea und
zeugte den Zeus, die Hera und den Poseidon. Zeus
aber, der in der Königswürde folgte, heiratete
Hera, Demeter sowie Themis und hatte von ihnen
Kinder und zwar von der ersten die Kureten,
Persephone von der zweiten und von der dritten
Athene. Nach seiner Ankunft in Babylon wurde er
von Belos gastfreundlich aufgenommen darauf
begab er sich zur Insel Panchaia, die im Okeanos
liegt, und errichtete hier einen Altar des
Uranos, seines eigenen Ahnherrn. Von dort begab
er sich durch Syrien zu dessen damaligen
Herrscher Kasios, von dem der Berg seinen Namen
hat. Schließlich kam Zeus auch nach Kilikien,
bezwang in einem Krieg den Kilix, den Fürsten
dieser Gegend, und suchte noch sehr viele andere
Völker auf, von denen er allesamt geehrt und
öffentlich zum Gott erklärt wurde."
72- Lukian Tzetzes
- aram. nabal hinfällig sein Nabatäer
- Iamblichos Maurja-Dynastie (315-226 v. Chr.)
- Ernst Bloch von Pöhlmann
- Weinreich, Dihle, Schwarz, Oertel
- Samosata
- Ktesias aus Knidos, der Sohn des Ktesiochos,
beschrieb das Land der Inder und die dortigen
Verhältnisse. Er hatte sie weder selber gesehen
noch von einem anderen etwas darüber erfahren.
Auch Iambulos schrieb über viele unfassbare
Ereignisse auf dem großen Meer er log seine
Geschichte zusammen, wie allen klar war, führte
aber die Handlung unterhaltsam durch. Viele
andere haben sich das gleiche Thema gewählt und
schrieben, wie wenn sie von eigenen Irrfahrten
und Reisen berichteten, über riesige Tiere, wilde
Menschen und neuartige Lebewesen. Ahnherr und
Lehre