Title: PowerPoint-Pr
1Thema Digital bearbeitete Bilder als Vorlage
für Linolschnitte Von Christian
Odato Vorbemerkungen Bei der Suche
nach neuen Themen und Bildmotiven für
Linolschnitte stand ich immer wieder vor der
Frage, inwieweit der Linolschnitt sich überhaupt
als Träger inhaltlich-narrativer Bildthemen
anbietet. Sind es nicht eher technische, formale
Gesichtspunkte wie z.B. Komposition,
Blattaufteilung, Weiß- und Schwarzanteile oder
Liniencharakter etc, mit denen ein guter
Linolschnitt steht oder fällt? Sollten nicht
insbesondere für ältere Schülerinnen und Schüler
inhaltliche Belange erst einmal ausgeblendet
werden, so dass der Inhalt nichts anderes
darstellt als Schnitttechniken und formale
Belange? Ich versuchte der Fragestellung noch
weiter auf den Grund zu gehen, indem ich digital
bearbeitete Bilder als Vorlage für Linolschnitte
verwendete. Diesen Versuch führte ich in einer
10. Jahrgangsstufe durch unter Berücksichtigung
des ersten Kapitels des Lehrplanes. (vgl. Ku
10.1/Bay. Lehrplan) Die formale Reduktion und
Abstraktion von Bilder mit Gegenwartsbezug lässt
sich sehr gut am Computer mit Grafikprogrammen
wie Adobe Photoshop durchführen. Die Kombination
also von zwei auf den ersten Blick konträren
Techniken, der digitalen Bildbearbeitung und der
traditionellen Linolschnitttechnik, begann mich
zu interessieren.
2Bildfindung und digitale Bildveränderung Bei
der Suche nach Bildern für den Linolschnitt stand
nicht der Inhalt des Bildes selbst, sondern die
gestalterische Veränderung eines beliebigen
Bildes, also das Wie anstatt des Wer oder
Was, im Vordergrund. Zunächst suchten sich die
Schülerinnen und Schüler wahlweise ein Bild mit
Gegenstandsbezug dieses reduzierten sie auf
formale Weise im Programm Adobe Photoshop oder
Microsoft Photodraw derart, so dass Bilder ohne
Gegenstandsbezug entstanden. Dazu eignet sich im
Programm Fotoshop vor allem der Befehl Kontrast
erhöhen/verringern im Menü Bild/Einstellungen.
Je höher man den Wert des Kontrastes prozentual
angibt, auf desto weniger Graustufen reduziert
sich das Bild. Gibt man den höchsten Wert ein, so
bleiben im Extremfall nur die zwei Farben Weiß
und Schwarz übrig. Da ich mit den Schülern einen
dreifarbigen Linolschnitt plante (weiß,
mittelgrau, schwarz), reduzierten die Schüler den
Kontrast dementsprechend. (Abb.4/5)Allein dieses
vorläufige Ergebnis überraschte viele
Schülerinnen und Schüler sehr. Auch einige Filter
wie z. B. Pixel, Mosaik, Verzerrung,
Schärfen und vor allem Klonen bringen für die
Schülerinnen und Schüler überraschende Ergebnisse
hervor, besonders dann, wenn sich Filter und
Effekte überlagen oder gar multiplizieren. Auf
diese Weise gelangten die Schüler auf
experimentelle Weise zu ungewöhnlichen,
gegenstandslosen Bildern. (Abb. 1/2/6/11/14)
Abb. 3 bearbeitete Linolplatte
Abb. 4 erster Druckdurchgang
Abb. 2
Abb. 5 zweiter Druckdurchgang
Abb. 1/2 digital bearbeitete Vorlagen für den
Linolschnitt
3Analoge Bildveränderungen und Gestaltung der
Linolplatte Zunächst druckten die Schüler ihr
digital bearbeitetes Bild in Graustufen aus.
Dabei ist nicht gemeint, dass jeder digitale
Ausdruck 11 auf die Linolplatte übertragen
werden muss. Mit Pinsel und schwarzer, weißer und
mittelgrauer Farbe wurden die Ausdrucke von den
Schülern wiederum verändert. Einige Schüler
bearbeiteten ihren digital bearbeiteten Ausdruck
so nach, dass er sich für einen Linolschnitt
leichter bearbeiten ließ. Das analog veränderte
Bild wurde nun als Vorlage für den Linolschnitt
verwendet. Dabei wurde in den meisten Fällen ein
linearer Durchschlag erzeugt, um den Linolschnitt
seitenrichtig zu drucken. Beim ersten
Druckdurchgang wurde die Farbe grau gedruckt, im
folgenden wurde die Platte weiter beschnitten, um
anschließend die Farbe schwarz zu drucken.(siehe
Abb.6 - 10 )
Abb.6 digital bearbeitete Vorlage
Abb10 zweiter Druckdurchgang
Abb. 9 erster Druckdurchgang
Abb. 8 Linolschnitt
Abb. 7 nachbearbeitete
Vorlage
Abb.6 10 zeigt fünf Schnittstellen digitaler
sowie analoger Bearbeitung
4Resümee Mit den Mitteln der digitalen
Bildbearbeitung gelangten die Schüler in dieser
Unterrichtssequenz zu ungewohnten und
experimentellen Bildern. Die digitale Bearbeitung
des Bildes mit Kontrast und Filter eignet sich
sehr gut als Bildmotiv für einen Linolschnitt.
Vor allem der Befehl klonen scheinen für den
Linolschnitt sehr geeignet zu sein, da man mit
klonen die Verteilung von schwarzen und weißen
Flächen komplexer gestalten kann. Lohnenswert ist
es in jedem Fall, bestimmte Linien, Flächen und
Komponenten mit Farbe und Pinsel in welcher Form
auch immer nach zu bearbeiten. In diesem Stadium
können die Schülerinnen und Schüler bestimmte
Bildkomponenten weglassen bzw. hinzufügen,
Graustufenbilder soweit noch nicht am Computer
geschehen auf Schwarz, Weiß und Grau
reduzieren, auf alle Fälle nach ihrem
persönlichen Geschmack verändern. Computergrafik
und Linolschnitt lassen sich deshalb so gut mit
einander kombinieren, da der Linolschnitt sowie
der digitale Druck plakative Techniken sind, die
weniger von der Materialität und Struktur der
Farbe als vielmehr von der Komposition leben.
Dieser Zusammenhang gilt natürlich gleichermaßen
für den Holzschnitt und andere Hochdrucktechniken,
vermutliche auch für alle handwerklichen
Drucktechniken. Im nachhinein ergab sich für mich
die grundsätzliche Frage Könnte digitale
Bildbearbeitung am Computer nicht generell am
Anfang eines Bildfindungsprozesses stehen und
deren Ergebnisse für alle handwerklichen
Techniken als Motiv zur Verfügung
stehen? Zeigt die Bildbearbeitung am
Computer nicht gerade ihre Stärke darin, dass sie
die handwerklichen Techniken beeinflusst und
verändert als Lieferant neuer, origineller und
ungewohnter Bildmotive dient? Öffnet nicht etwa
die Veränderung der Bilder am Computer völlig
neue Sichtweisen auf handwerkliche Techniken
generell, also auch beispielsweise auf die
Keramik, die Assemblage, die Collage oder das
Environment? Diesen Fragen müsste in weiteren
Unterrichtsreihen nachgegangen werden.
Abb. 11
Abb. 14
Abb. 12
Abb. 13
Abb. 15
Abb.11 15 zeigen, wie sich die verwendeten
Filter und Effekte auf die Art und Weise des
Linolschnitts einwirken.