Title: Publizit
1Publizität weiterführende Aspekte
www.uni-graz.at/iuc/EU www.wiwi.uni-frankfurt.de/P
rofessoren/Ewert/EU ? Wagenhofer/Ewert 2007.
Alle Rechte vorbehalten.
2Ziele
- Möglichkeiten, Prognosen und andere nicht
verifizierte Informationen glaubwürdig bekannt zu
geben - Effekte rechtlicher Publizitätsvorschriften
- Auswirkung rechtlicher Vorschriften auf die
Publizitätspolitik - Empirische Ergebnisse
3Offenlegung nicht verifizierter Informationen (1)
- Verifizierung aller Informationen durch Prüfung?
- Verursacht Kosten
- Manche Informationen nur auf Plausibilität
prüfbar - In Rechnungslegungsvorschriften zT Schätzungen
und Annahmen vorgeschrieben - Insbesondere bei Anlagenvermögen und
Rückstellungen - Angaben im Anhang oder Lagebericht unmöglich
überprüfbar - Erfordernis von Prognosen über die
voraussichtliche Entwicklung im Lagebericht (
289 dHGB, 243 öHGB) - Prognosen nicht einmal ex post auf
Wahrheitsgehalt prüfbar
4Offenlegung nicht verifizierter Informationen (2)
- Arten von Prognoseinformationen
- Mehrheitlich keine exakten Informationen
- Punktangaben
- Intervallangaben
- Komparative Angaben
- Mindest- oder Höchstbeträge
- Qualitative Informationen
- Empirische Ergebnisse
5Empirische Ergebnisse (1)
6Empirische Ergebnisse (2)
- Präzision von positiver und negativer Information
und Jahres- und Zwischenergebnissen abhängig
- (Geringerer) Einfluss auf Marktpreise durch
unpräzise Prognosen - Strategische Wahl des Präzisionsgrades
- Präzisere Prognosen von kleinen Unternehmen und
Unternehmen, denen viele Analysten folgen
7Glaubwürdigkeit nicht verifizierter Information
(1)
- Publizitätsanreize für nicht verifizierte
Information - Nicht verifiziert kein zwingend
wahrheitsgetreuer Ausweis von Information durch
das Unternehmen - Kenntnis der Bilanzadressaten über diesen Zustand
- Bei nicht verifizierbaren Informationen Prüfung
des Wahrheitsgehaltes unmöglich oder mit sehr
hohen Kosten verbunden - Intuitive Reaktion
- Ignorieren sämtlicher nicht verifizierter
Informationen, um Täuschung zu verhindern - Ignorieren als Gleichgewicht
- Babbling-Gleichgewicht
Not all true statements convey information they
must be known to be true. (Stiglitz 1984)
8Glaubwürdigkeit nicht verifizierter Information
(3)
- Aber Kursreaktionen durch Prognosen beobachtbar
- Information offenbar relevant, obwohl nicht
verifizierbar - Mögliche Erklärungen
- Reputation des Unternehmens für die Qualität
seiner Prognosen - Eingeschränkte Informationsverzerrung auf Grund
von Plausibilitätsüberlegungen und sonstigen
Daten - Signaling, glaubwürdige Übermittlung über den
Umweg eines anderen Signals - Unter Umständen Gefahr einer Klage
- Zielkonflikt hinsichtlich der Effekte des
Ausweises
9Informativer Ausweis nicht verifizierter
Informationen (1)
- Zielkonflikte als wesentliche Einflussgröße
- Cheap talk-Modelle
- Cheap talk beliebig machbare Aussagen
- Nicht verifizierbar, keine direkten Kosten
- Kein unmittelbarer Vor- oder Nachteil für den
Sender - Beeinflussung der Empfänger, nur Auswirkungen
deren Entscheidungen relevant für den Sender - Keine Beschränkung der berichteten Information
- Unterschied zum Signaling direkte Beeinflussung
des Nutzens des Senders durch das Signal (zB
Dividende, Bewertungspolitik) beim Signaling
10Informativer Ausweis nicht verifizierter
Informationen (2)
- Modellannahmen
- Unternehmen auf Duopolmarkt mit
Cournot-Konkurrenz - Aufnahmen von Mitteln in Höhe von EK am
Kapitalmarkt - Im Intervall y ? 1, 2 a priori gleichverteilte
Information - Steigender Marktwert bei günstiger Information
- Konkurrenzreaktion aber nachteilig
- Mitteilung von ungünstiger Information bei
ausschließlicher Berücksichtigung der
Konkurrenzgefahr
11Struktur der Gleichgewichte (1)
- Im Gleichgewicht kein Bereich an vollständig
ausgewiesenen und geglaubten Informationen - Ausweisbereich D (y1, y2) mit y1 lt y2
- Unterschiedliche Reaktion auf verschiedene y ? D
- Maximierung der Zielerreichung bei y ? D
- Immer Anreiz zu Bericht m(y) y, unabhängig vom
tatsächlichen y - Nichtglauben von m durch Adressaten und gleiche
Reaktion auf alle y ? D, um nicht getäuscht zu
werden - Stufenfunktion als Struktur einer
Ausweisstrategie im Gleichgewicht - Wertebereich in n Partitionen zerlegt
12Struktur der Gleichgewichte (2)
- Immer Existenz eines Nichtausweisgleichgewichtes
(babbling) - Nur eine Partition Y1 1, 2 Y
- Existenz von Gleichgewichten mit
wahrheitsgetreuer Berichterstattung der Partition
m(y) Yi für y ? Yi möglich - Hinreichend gegensätzliche Ziele
- Zwei oder mehr Partitionen
- Mögliche Interpretation
- Komparative Aussage (kleiner/größer)
- Ausweis von oberer bzw unterer Schranke
- Aber auch Ausweis eines m innerhalb der Partition
Yi möglich, in der y liegt
13Beispiel (1)
- Informatives Gleichgewicht bei EK 0,08 mit
Partitionen Y1 1 1,485 und Y2 (1,485 2
- Zwei Partitionen-Gleichgewicht nur für 0,0632 lt
EK lt 0,1096
Interpretation m Y2 als Die Marktsituation
wird nächsten Jahr tendenziell günstiger. oder
ähnlich
14Beispiel (2)
- Beweis für Gleichgewicht Kein Anreiz abzuweichen
15Gründe für rechtliche Publizitätsvorschriften
- Beurteilungsbasis Situation ohne Vorschriften
- Wirkungslosigkeit rechtlicher Vorschriften bei
unraveling - Wirkung bei Anreizen zu Nichtbekanntgabe
- Individuell Nachteile durch rechtliche
Vorschriften für das Unternehmen - Einschränkung des Entscheidungsspielraums
- Kosten-Nutzen-Überlegungen bei Ausweisentscheidung
- Aber Vernachlässigung der Kosten und Nutzen der
Adressaten - Gründe für rechtliche Regelungen
- Schutz von Adressaten
- Externe Effekte von Informationen
- Standardisierung der Publizität
16Schutz von Adressaten (1)
- Ausgleich des Informationsstandes
- Chancengleichheit von schwachenAdressaten
- Vermutete Ineffizienz des Kapitalmarktes
- Naive Adressaten
- Keine skeptischen Erwartungen bei Nichtausweis
- Marktpreis PN Ey bei Nichtausweis
- Nur Ausweis von überdurchschnittlich günstigen
Informationen y gt Ey und Überbewertung bei
Nichtausweis - Falsche Erwartungen bei Publizitätspflicht
irrelevant und damit Schutz der naiven
Adressaten
17Schutz von Adressaten (2)
- Bewusste Nichtbeschaffung von Informationen durch
schwache Adressaten - Fixkosten der Beschaffung bei proportional mit
Engagement steigendem Vorteil aus der
verbesserten Informationslage - Desto größer das Budget, desto günstiger die
Beschaffung - Ökonomisch begründeter Nachteil, aber dennoch
existent - Kosten der Erstellung und Offenlegung für das
Unternehmen durch die Publizitätspflicht - Günstigere Informationserstellung durch das
Unternehmen - Gesamtwirtschaftlicher Vorteil
- Differenzierungen der Publizitätsvorschriften
nach Unternehmensgröße und Börsennotierung
18Externe Effekte von Information
- Rechtliche Regelungen betreffen alle Unternehmen
- Keine isolierte Betrachtung von Änderungen,
sondern Berücksichtigung der Breitenwirkung - zB Konkurrenzgefahr Nachteil durch Ausweis der
eigenen Information vs. wertvolle Informationen
über andere - Externe Effekte auf Seiten der Nachfrager
- Kosten der Publikation tragen letztlich die
Eigentümer - Öffentliches Gut Information (kein
Ausschlussprinzip) kostenloser Zugriff für
potenzielle Investoren - Keine Unterproduktion durch rechtliche
Vorschriften - Verhinderung möglicher Überproduktion
- Signaling-Gleichgewichte
- Investor Relations-Aktivitäten
19Standardisierung der Publizität
- Ökonomische Vorteile bei Netzwerkeffekten
- Reduktion der Kosten der Anwendung eines
Standards bei zunehmendem Gebrauch - zB Software, Datenübertragung, Telefon,
Tastaturen - Bei Finanzinformationen Reduktion der Kosten der
Adressaten durch Standardisierung - Vertrauen auf bestimmten Umfang, bessere
Vergleiche, standardisierte Analysen möglich usw - Vorteile für das Unternehmen
- Mehr Analysten, bessere Unternehmensvergleiche
usw - Negative Wirkungen
- Einzementierung eines bestimmten Standes der
Technik - Nicht immer bester Standard gewinnt das Rennen
20Beurteilung rechtlicher Publizitätsvorschriften
- Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht
- Gesamter Nutzen gt gesamte Kosten inklusive der
direkten Kosten der Erlassung und Durchsetzung - Meist Umverteilung und keine Pareto-Verbesserung
- Interpersonelle Nutzenvergleiche notwendig
- Quantifizierung praktisch unmöglich
- Empirische Analysen als Alternative
- Kapitalmarktwirkungen von neuen
Ausweisvorschriften - Durch Ergebnisse kaum fundierte Aussagen über
Vorteilhaftigkeit möglich
21Weiterentwicklung der Finanzberichterstattung
- Regelungen gegenüber Anforderungen der Adressaten
oft unzureichend - Experimente mit der Veröffentlichung zusätzlicher
Informationen durch Unternehmen - Freiwillige Finanzberichterstattung in Zukunft
möglicherweise rechtlicher Regelung unterworfen - Bei freiwilligen Informationen keine
Anforderungen wie bei rechtlich verpflichtenden - Mängel allenfalls Auswirkungen auf
Unternehmensreputation - Weiterentwicklungen
- Value Reporting, Business Reporting
- Auswirkungen neuer Informationstechnologien
22Value Reporting (1)
- Freiwillige Berichterstattung, die Investoren
zusätzliche Informationen geben will - Viele Vorschläge, wie eine erweiterte
Finanzberichterstattung allgemein und ein Value
Reporting speziell gestaltet werden können - Arbeitskreises Externe Unternehmensrechnung der
Schmalenbach-Gesellschaft (2002) - Drei Kategorien an empfohlenen Informationen aus
den Grundsätzen für das Value Reporting
entwickelt - Kapitalmarktorientierte Daten
- Informationen über nicht bilanzierte Werte des
Unternehmens - Informationen über Strategie und Performance
23Value Reporting (2)
- Qualität der Information von Prüfung abhängig
- Angaben nach IFRS und US-GAAP sowie jene im
Lagebericht Gegenstand der Wirtschaftsprüfung - Keine Prüfung des freien Teil des
Geschäftsberichts - Viele Angaben nicht prüfbar (Wissensvorsprung des
Managements)
24Konzepte einer erweiterten Finanzberichterstattung
- Von Standardsettern, zB
- Business Reporting Project des AICPA
- Aus der Beratungspraxis, zB
- Balanced Scorecard (Kaplan/Norton)
- Value Chain Scoreboard (Lev)
- ValueReporting (Keegan et al)
- Kaum Eignung für detaillierte Regulierung
- Unternehmensspezifische Informationen
- Experimentierphase
- Vertrauen auf freiwillige Angaben und
Innovationen - Lasse den Markt entscheiden ...
25Auswirkungen neuer Informationstechnologien
- Internet als Kommunikationsmedium
- Kosten und Nutzen von Information drastisch
verändert - Demokratisierung der Finanzinformationen
praktisch jederzeit und überall auf der Welt
verfügbar - Reduktion der Kosten der Weiterverarbeitung und
Analyse - Auch Vorteile für Unternehmen
- Zusätzliche Präsentationsmöglichkeiten
- Sinken der gesamten Offenlegungskosten von
Substitution sonstiger Finanzberichte abhängig - Inhalte zunächst unabhängig von der Verwendung
des Internet - Tendenz zu mehr freiwilligem Ausweis durch
Kostenreduktion oder Nutzenerhöhung - Viele aktuelle Informationserfordernisse
benötigen Internet als Medium
26eXtensible Business Reporting Language (XBRL)
- XBRL für die Finanzberichterstattung
- Teilmenge von eXtensible Markup Language (XML)
- Entwicklung durch Konsortium (AICPA und viele
Unternehmen aus Softwarebranche,
Wirtschaftsprüfung ua) - Definition des Inhalts der Daten mit tags
- Download kontextabhängiger Einzeldaten
automatisch mit Suchmaschinen möglich - Voraussetzung Standardisierung der tags mit
Taxonomien - Taxonomien für US-GAAP verfügbar, für IFRS und
deutsches HGB in Entwicklung - Mögliche Folgewirkungen für die Rechnungslegung
- Automatische Suche und Verarbeitung von
Informationen - Mehr Standardisierung?
27Rechtliche und freiwillige Publizität
- Veränderung des Anreizes zu freiwilligem Ausweis
durch rechtliche Vorschriften - Rechtlich erzwungener und freiwilliger Ausweis
sowohl komplementär als substitutiv möglich - Tendenziell eher Erwartung von Substitutivität
- Sonst Änderung des Anreizes, eine bestimmte
Information freiwillig auszuweisen, durch
verpflichtenden Ausweis einer anderen - Zulässigkeit freiwilliger Publizität
- Freiwillige Zusatzangaben grundsätzlich erlaubt
- Schutz der Unternehmen vor zu starkem unraveling
für Gesetzgeber relevant
28Interdependenzen zwischen Finanzinformationen
- Auswirkungen bei Zusammenhang zwischen zwei
Informationen - Beide Informationen stochastisch voneinander
abhängig - Beobachtung einer Information lässt
Schlussfolgerungen auf den Wert der anderen zu - Bewertungszusammenhang
- Unterschiedlicher Einfluss einer Information auf
die Zielfunktion, je nach dem Wert der anderen
Information - Interdependenz der mit den Informationen
verbundenen Kosten - Economies of scale der Informationsbeschaffung
29Auswirkungen der Publizität auf operative
Entscheidungen
- Publizität kann Auswirkungen auf die operative
Geschäftstätigkeit haben - Beispiel Segmentberichterstattung
- Unternehmen in zwei Produktmärkten
- Bei umfangreicherer Segmentberichterstattung
Reaktion des Unternehmens durch Verzerrung
(Reduktion) der ProduktionsmengeSignalisiert
ungünstige Märkte und versucht Eindringen zu
verhindern - Trade-off von geringerem Gewinn in Periode 1 mit
höherem Gewinn in Periode 2, wenn Eindringen
verhindert werden kann - Verzerrung des Gewinns bei Segmentberichterstattun
g größer und somit geringerer sozialer Wohlstand
30Ausweisstetigkeit
- Stetigkeitsprinzip für die Form der Darstellung
- ( 265 Abs 1 dHGB, 223 Abs 1 öUGB)
- Bilanz- und GuV-Gliederung, Angabe der
Vorjahreszahlen - Ausweisstetigkeit bereits gegebener Information
- Erschwertes Reduzieren, Ausweitung der Publizität
aber möglich - Finanzberichterstattung
- Kein gesetzliches Stetigkeitsprinzip für
Zusatzinformation - Faktisches Erfordernis durch Wünsche der
Adressaten - Singuläre Entscheidungen
- Nur bei einmaligen Informationen
- Andernfalls Zusatzinformation über die
Informationsqualität
31Analyse der Ausweisstetigkeit (1)
- Annahmen
- Informationssystem mit einmaligen
Installationskosten - Informationslieferung in jeder Periode möglich
- Kein Wissen des Marktes über den Besitz des
Systems - Wahrscheinlichkeit für das Nichtvorhandensein f
- Informationen durch Nichtausweis
- Ausweiswahrscheinlichkeit F(D) und Revision von f
auf
- Keine Revision von f nur dann, wenn F(N) 1
- Sonst steigende a posteriori Wahrscheinlichkeit
für Nichtbesitz - Bei Nichtausweis relativ weniger Ausweis in der
Folgeperiode
32Analyse der Ausweisstetigkeit (2)
- Freiwilliger Ausweis
- Für Adressaten Kenntnis des Inhalts und Wissen
um den Erhalt der Informationen in künftigen
Perioden - Wahrscheinlichkeitsrevision auf f1 0
- Skeptische Erwartungen und vollständiger Ausweis
in den Folgeperioden - Nichtausweis in Folgeperioden unvorteilhafter
- Folge für das Unternehmen Ausweis nur von sehr
günstigen Information - Relatives Absinken freiwilliger Publizität durch
Konsequenz einer Ausweisstetigkeit - Bei einmal genommener Hürde aber mehr Ausweis
33Durchsetzung rechtlicher Regelungen
- Gerichtsverfahren über Publizität selten
- Gesetzliche Sanktionen für Vorstand und
Aufsichtsrat bei falschen Angaben oder
Verschleierung erheblicher Umstände - Gründe für seltene Verfahren Schwere
Nachweisbarkeit und Interpretationsspielräume - Ad-hoc-Berichterstattung in den USA
- Effektivität durch Sammelklagen (class action
suits) - 95 der Klagen außergerichtlich beendet
- Versicherungsprämien in Risikobranchen hoch
34Safe Harbor Rules
- Schutz vor Klagen bei explizitem Hinweis auf
unsichere Erwartung
35Ausweis negativer Informationen (1)
- Anreiz zum Ausweis sehr ungünstiger Information
- Durch Schadensgefahr in Form von Klagen und
Reputationsverlust - Analyse der Effekte des Ausweisverhaltens
- Vertretung der durch einen angeblich überhöhten
Preis bei Aktienkauf geschädigten Investoren
durch Rechtsanwalt - Schadensbemessung nach dem Aktienkurs ohne
Publikation Pn bei Kauf und dem tatsächlich
später eingetretenen, ungünstigeren Kurs P y - Klageempfehlung bei Deckung der Verfahrenskosten
VK durch den erwarteten Nutzen mit w als konstant
angenommener Erfolgswahrscheinlichkeit der Klage
36Ausweis negativer Informationen (2)
- Anreiz zur Verhinderung einer Klage durch das
Unternehmen bei hinreichend hohen Kosten - Ausweis aller zu einer Klage führenden
Informationen y lt y1 - Je höher Klagekosten aus Sicht des Aktionärs oder
Rechtsanwalts, desto unwahrscheinlichere Klage - Desto höher w, desto wahrscheinlichere
Klageeinbringung - Keine Effekte einer Klagedrohung bei PN lt VK/w
- Auswirkungen auf ein Ausweisgleichgewicht
37Empirische Studien
- Unterschiedliche Anreize in Gleichgewichten
- Empirische Tests schwierig
- Viele, zum Teil voneinander abhängige
Einflussfaktoren - von Außenstehenden oft nicht beobachtbar
- Großteil der Studien mit Kapitalmarktdaten,
wenige explizite Tests von Prognosen - Experimentelle Forschung als Abhilfe
- Kontrollierte Umweltbedingungen
- Prüfung der Modellergebnisse
- Experimenteller Test des unraveling-Prinzips
- Tendenz zum vorhergesagten Vollausweisgleichgewich
t - Nachteil experimenteller Forschung meist
Studierende und nicht in der Praxis entscheidende
Personen als Subjekte
38Hypothesen zum Publizitätsverhalten
- Verwendung von Surrogatgrößen für nicht
beobachtbare Einflussgrößen - Voraussetzung Starker Zusammenhang zwischen
Erklärungs- und Surrogatgröße - Hypothesen erforderlich
- Beispiele für Surrogatgrößen
- Strukturabbildungen wie Unternehmensgröße und
Volatilität des Geschäfts - Performancegrößen wie der Gewinn
- Vom Management direkt entscheidbare Größen wie
der Gang an die Börse oder die Ausgabe junger
Aktien, und nicht direkt entscheidbare Größen - Auswahl der Surrogatgrößen je nach Fragestellung
39Surrogatgrößen (1)
- Unternehmensgröße
- Meistverwendete Surrogatgröße
- idR gemessen über Umsatz oder Bilanzsumme
- Hypothesen für wahrscheinlicheren Ausweis von
größeren Unternehmen - Relativ geringere mit dem Erhalt und der
Publikation zusammenhängende Kosten für größere
Unternehmen - Marktbewertung für größere Unternehmen auf Grund
von Kapitalbedarf relevanter - Große Unternehmen im Blickpunkt der
Öffentlichkeit und der Finanzanalysten - Weniger Furcht vor Konkurrenzgefahr bei großen
Unternehmen
40Surrogatgrößen (2)
- Börsennotierung
- Börsennotierte Unternehmen stärker an hohem
Marktpreis interessiert mehr Ausweis - Relativ geringere Publizitätskosten durch Pflicht
zu Veröffentlichung von mehr Informationen mehr
Ausweis - Branchenzugehörigkeit
- Unterschiede in Konkurrenzsituation
- Imitationsverhalten innerhalb einer Branche
- Eigentümerstruktur
- Anzahl der Eigentümer, viele Eigentümer mehr
Ausweis - Großer Anteil in öffentlicher Hand mehr Ausweis
- Nationalität der Eigentümer oder Zugehörigkeit zu
einem Konzern gleichförmigere Publizität in der
Gruppe
41Surrogatgrößen (3)
- Verschuldungsgrad
- Mehr Ausweis von Unternehmen mit höherem
Verschuldungsgrad wegen des Interesses der
Kapitalgeber - Hypothese wenig plausibel, da vertragliche
Verwendung von Informationen - Erfolgssituation
- idR gemessen durch Kapitalrentabilitätskennzahlen
- Ex ante Erhöhung der Konkurrenzgefahr durch
günstige Erfolgslage weniger Ausweis - Ex post günstige Erfolgssituation als günstige
Information und Unterlegung mit
Zusatzinformationen mehr Ausweis
42Surrogatgrößen (4)
- Wirtschaftsprüfer
- Hypothese bei größerem Wirtschaftsprüfer mehr
Publizität - Große Wirtschaftsprüfer unabhängiger und
durchsetzungsfähiger - Mehr kumulierte Erfahrung und Kenntnis
internationaler Anforderungen bei großen und
international eingebundene Wirtschaftsprüfer mit
spezialisierten Mitarbeitern - Surrogatgrößen zum Teil mehr auf Vorurteilen als
auf ökonomischen Begründungen basierend - Warum soll beispielsweise Wirtschaftsprüfer zu
mehr freiwilliger Publizität raten?
43Signifikanz der unabhängigen Variable
- Mögliche Gründe für Nichtsignifikanz
- Nichtzutreffen der Hypothese für Zusammenhang der
Variablen als wahrer Grund für nicht signifikante
Ergebnisse - Korrelation der erklärenden Variablen
- Überlagerung des Ergebnisses durch nicht erfasste
oder nicht erfassbare Einflussgrößen - Kein Ausweis wegen Nichtbesitz der Information
- Kein Wissen über die Informationslage des
Unternehmens bei Nichtausweis weitere
Surrogatgrößen oder Beschränkung auf ausweisende
Unternehmen notwendig - Gegenseitige Aufhebung der getesteten Hypothesen
- Ausweisstetigkeit vs. erstmalige
Publikationsentscheidung - Signifikanz des Ergebnisses bei einer
Surrogatgröße für viele potenzielle
Einflussgrößen unklar
44Empirische ErgebnissePublizität allgemein
- Anzahl der zusätzlichen Angaben und Ausweisindex
45Empirische ErgebnisseFinanzinformationen im
Internet
- Finanzinformationen auf der Homepage
- Festlegung des Umfangs der Nutzung durch
Kosten-Nutzen-Vergleiche - Entstehende Informationskosten weitgehend
unabhängig von der Unternehmensgröße - Mit der Größe des Unternehmens ansteigender
Nutzen - Nutzen umso größer, je mehr Adressaten
- Empirische Studie über Umfang und Qualität der
Finanzinformationen - Messung mit Publizitätsindex
- Unternehmensgröße und Streubesitz bei
österreichischen Unternehmen signifikant hoch,
bei deutschen nicht
46Verschiedenen Formen der Finanzberichterstattung
- Neben Jahresabschlüssen und Geschäftsberichten
auch Investor Relations-Aktivitäten - zB öffentliche Präsentationen, Presseinformationen
, Gespräche mit Analysten und großen Investoren - Einflussgrößen auf ein Ausweisrating
- Ratings für Geschäftsbericht, andere
Publikationen und Investor Relations - Unternehmensgröße positiv mit dem Rating
verbunden, zB mit Geschäftsberichts-Rating - Variabilität der Rendite als Maß für die
Informationsasymmetrie negativ,
Geschäftsbericht - Rendite positiv, Investor Relations
- Variable zur Erfassung einer Kapitalmarktfinanzier
ung positiv, sonstige Publikationen
47Empirische Studien Publizität und Kapitalkosten
(1)
- Untersuchung der hypothesenkonformen Reaktion des
Kapitalmarktes - Hypothese Senkung der Eigenkapitalkosten bei
mehr Publizität - Wesentlichstes Praxisargument für den Umstieg auf
IFRS oder US-GAAP - Tests mit Marktgleichgewichtsmodellen
- Senkung der Eigenkapitalkosten als mögliche Folge
von mehr Information und dadurch bedingter
Reduzierung des Schätzrisikos der Investoren oder
größerer Marktliquidität - Eine Reihe von Bedingungen als Voraussetzung
- Nettoeffekt auf die gesamte Information am Markt
an sich offen
48Empirische Studien Publizität und Kapitalkosten
(2)
- Test der Hypothese schwierig
- Eigenkapitalkosten nicht beobachtbar
- Auch b -Faktoren des Capital Asset Pricing Models
nicht hilfreich, weil Publizitätsumfang nicht
erfasst - Studie von Botosan (1997)
- Errechnung eines impliziten Eigenkapitalkostensatz
es - Berechnung des Market Value Added als Barwert der
Residualgewinne (EVA) - Diskontfaktor als Eigenkapitalkostensatz
- Publizitätsindex für den Jahresabschluss
- Ergebnis prognostizierter negativer Effekt (dh
höherer Index, niedrigere Eigenkapitalkosten),
jedoch nicht signifikant - Nicht eindeutige theoretische Resultate über den
Einfluss als mögliche Erklärung
49Empirische Studien Publizität und Kapitalkosten
(3)
- Studie von Daske (2006)
- Schätzung der Eigenkapitalkosten über internen
Zinssatz des Residualgewinnmodells - Ergebnis Kapitalkosten haben sich mit Übergang
auf internationale Rechnungslegung eher erhöht
als vermindert - Alternative Vorgehensweise
- Geld-Brief-Spanne, Liquidität (erfasst über das
Handelsvolumen) und Aktienkursvolatilität
anstelle der Eigenkapitalkosten - Ergebnis einer empirischen Studie IFRS und
US-GAAP anwendende Unternehmen mit signifikant
geringerer Geld-Brief-Spanne und höherem
Handelsvolumen
50Empirische Studien Bestimmte Angaben (1)
- Gezielte Hypothesentests des Ausweisverhaltens
einer ganz bestimmten Information - Schärfere Ergebnisse möglich
- Ausweisentscheidungen von Informationen oft
gemeinsam - Günstig oder ungünstig von Situation
abhängig - Beispiel Angaben zu Pensionsrückstellungen
- Test von miteinander konkurrierenden
Einflussgrößen - Bestehen von Publizitätskosten
- Mehr Information bei niedrigeren Kosten
- Ausweis nur günstiger Informationen
- Substituieren von Informationskosten der
Marktteilnehmer - Mehr Ausweis bei mehr Selbstbeschaffung von
Information durch die Marktteilnehmer bei
Nichtausweis - Weniger Ausweis bei Eigentümern mit hohem Anteil
51Empirische Studien Bestimmte Angaben (2)
- Surrogatgrößen
- Für Publizitätskosten Anzahl von Streiks,
Lohnniveau und Rentabilität des Unternehmens
(ROA) - Für Informationsbeschaffung Anzahl der
Anteilseigner, Handelsvolumen, Ausgabe von Aktien - Für Wesentlichkeit Anteil der Pensionsrückstellun
gen an der Bilanzsumme - Unternehmensgröße und Notierung durch die SEC als
Kontrollvariablen - Ergebnisse
- Prognostizierte Vorzeichen bei unabhängigen
Variablen - Zutreffen des Einflusses von Publizitätskosten
durch stark signifikantes Lohnniveau und
Rentabilität bestätigt - Für Informationskosten nur das Vorhandensein von
Eigentümern mit hohem Anteil stark signifikant