Title: Das Ohr und sein Modell
1Das Ohr und sein Modell
2Überblick
- Natur vs. Technik
- Schall - Grundlagen
- Das Ohr im Überblick
- Das innere Ohr
- Organ von Corti
- Neuronen
- Auditorischer Pfad
- Auditorischer Cortex
- Fazit
3Natur versus Technik
- Natur
- Optimierungsprozess über lange Zeiträume
- Emergenz trägt wesentlich bei
- Technik
- Konstruktionsprozess in relativ kurzer Zeit
- Beschränkung durch menschlichen Verstand
- Emergenz unerwünscht
4Entstehung des Ohres
- Durch Evolution
- Seit 300 Mio. Jahren aus Seitenlinienorgan der
Fische - An Mrd. Exemplaren parallel
- Feinabstimmung
- Hebbsches Lernen
- Vorteil Niemand musste das System verstehen
5Technik der Geräuschklassifikation
- Signalbeschreibung Schalldruck über Zeit
- Aufgabe Unterscheidung Musik - Sprache
- Analytischer Ansatz
- Weit über 300 Merkmale aus 0,5 1 s Geräusch
- Klassifikationsrate ca. 97
- Mensch
- 20 ms Geräusch genügen für fast 100 Erkennung
- Was macht die Biologie besser?
6Grenzen des bewussten Denkens
- Etwa sieben Begriffe gleichzeitig behandelbar
- Maximale Komplexität von 100 Wechselwirkungen
- Seriell
- Beschränkt auf Mesokosmos
- Bezogen auf Parameterräume
- Lokalität
- Intervalle (achsparallele Einteilung)
7Überwindung von Komplexitätsgrenzen
- Zahl der Elemente überschaubar halten
- Hierarchie (Teile und Herrsche)
- Unabhängige Module
- Abstraktion in Schichten
- Zahl der Zustände gering halten
- Diskretisierung (z.B. Logische Werte, Takt)
- Orthogonalitätsprinzip
- Zahl der Wechselwirkungen gering halten
- Formalisierung von Abläufen
- Z.B. Mathematik
8Konsequenzen
- Das Verhalten des Systems soll vollständig
vorhersagbar sein - Emergenz ist nicht gewollt
- Fulguration ausschließlich beim Menschen
- Keine Emergenz bei geringer kombinatorischer
Fähigkeit bedeutet eine erhebliche Einschränkung
der Komplexität der entworfenen Systeme!
9Schall physikalisch gesehen
- Schall ist eine Schwingung in einem elastischen
Medium - Kompression und Expansion des Mediums
- Ausbreitung in Gas und Flüssigkeiten durch
Longitudinalwellen
10Die Lautstärke
Schalldruck-pegel dB Schalldruck mPa Anschauung
0 20 Hörschwelle
20 200 Ganz leiser Lüfter
40 2000 Flüstern
60 20000 Sprache
80 200000 Hausmusik
100 2000000 Güterzug
120 20000000 Schmerzgrenze
11Der gute Ton
12Der harmonische Klang
13 und das Geräusch
14Das menschliche Gehörfeld
- Frequenzbereich von 20 bis 20.000 Hz
(altersabhängig) - Schallpegel von 0 dB bis 120 dB (spl)
- Min. Frequenzabstand
- 3
- Im direkten Vergleich 0.2
- vgl. Halbton 6
- Nur 6-10 Mikrosekunden Zeitunterschied zwischen
Signalen an beiden Ohren - gt ermöglicht räumliches Hören
- Bei geübten Personen (Dirigenten) sogar nur 3
Mikrosekunden
15Das menschliche Gehörfeld
- Der Schall wird gemessen
- Intensität in dB
- Frequenz in Hz
- Audiogramm
- Schallpegel in Abhängigkeit von der Frequenz
- Hörschwelle
- Wahrnehmung-, Schmerzgrenze
- Hörbereich, Sprachbereich
16Das Ohr im Überblick
- Ohrmuschel mit Gehörgang
- Mittelohr
- Innenohr
- Hörnerv
- Auditorischer Pfad
- Cortex
17Das Ohr im Überblick - Außenohr
- Ohrmuschel
- Knorpelig, faltig
- fängt Schall ein
- Schallmodulation je nach Richtung
- Gehörgang
- leichte S-Form
- Orgelpfeifen-resonanz verstärkt um Faktor 2
- Talgdrüsen
- Häärchen
18Das Ohr im Überblick Das Mittelohr
- Hammer
- Amboss
- Steigbügel
- Trommelfell
- Paukenfenster
- Ohrtrompete
19Die Mechanik des Mittelohrs
- Einfangen der Schallwellen am Trommelfell
- Wirkungsvolle Übertragung auf die Flüssigkeiten
im Innenohr - Verstärkung besonders zwischen 1 und 3 kHz
- Schutzfunktion
- Druckausgleich über Ohrtrompete
- Stapedius Reflex zur Unterdrückung der eigenen
Stimme
20Das Ohr im Überblick Das Innere Ohr
Gleichgewichtsorgan und Cochlea haben gemeinsamen
embrionalen Ursprung und Bestandteile, jedoch
unterschiedliche Ausprägungen
- Gleichgewichtsorgan (Vestibularapparat)
- Nerv zum Gehirn
- Anfang der Cochleagänge
- Spitze der Schnecke
21Das Innere Ohr Der Vestibularapparat
- Aufgaben Erfassung von
- Drehbewegung
- In Erweiterungen der Bogengänge
- Keine orthogonale Ausrichtung für besten
Arbeitsbereich - Und Linearbeschleunigung
- In kleinem und großem Vorhofsäckchen
- Trägheit von Flüssigkeiten
- Abbiegen von Haarzellen
- Genauigkeit
- Beschleunigung innerhalb von 0,1 Grad/sec
- Auslenkung von 10 Nanometer
22Das Innere Ohr die Ohrschnecke
- Schneckengang
- Vorhoftreppe
- Paukentreppe
- Gewundenes Ganglion
- Gehörnervfasern
23Die Ohrschnecke
- Steigbügel überträgt Vibrationen auf
Vorhoffenster - Druckwelle bewegt sich auf Vorhoftreppe (rot)
- Ab der Spitze zurück über Paukentreppe zum
Paukenfenster (blau) - Schneckengang wird
- nach oben durch Reissners-
- nach unten durch Basilar-membran
- begrenzt.
24Die Ohrschnecke - Basilarmembran
- Eigenschaften der Basilarmembran
- Abnehmende Spannung
- Zunehmende Breite gt größere Querschnitt / mehr
Flüssigkeit - Damit zur Spitze hin sinkende Resonanzfrequenz
entlang der Cochlea (Passive Tonotopy) - An der Basis gt hohe Frequenzen (obere Abb.)
- An der Spitze gt tiefe Frequenzen (untere Abb.)
25Die Ohrschnecke - Basilarmembran
- Resonanzfrequenzkarte
- An der Basis 20 kHz
- An der Spitze 20 Hz
- Verbreiterung der Basilarmembran
4000
2000
1000
7000
26Die Ohrschnecke - Basilarmembran
- Durch Steigbügel übertragene
- Vibrationen erzeugen
- Druckwelle bis hin zum Paukenfenster
(Schallgeschwindigkeit des Wassers) - Durch Ausgleich am Paukenfenster
- Wanderwelle durch Druckunterschied zwischen
Vorhof- und Paukentreppe (sehr viel langsamer)
27Die Ohrschnecke - Basilarmembran
- Schnecke unter Sinustonreizung
- Wanderwelle pflanzt sich von der Basis zum
Helicotrema auf Basilarmembran fort. - Im Resonanzbereich verlangsamt sich die Welle
- Amplitude erreicht durch Überlagerung ihr Maximum
- Knapp danach starke Dämpfung (Auslöschung)
28Wanderwelle schematisch
Die Hörschnecke abgerollt
29Die Ohrschnecke - Basilarmembran
- Die hohe Frequenzauflösung ist nicht erklärbar!
- Nicht nur passive Eigenschaften
- Aktive Mechanismen zur Steigerung der
Empfindlichkeit und Trennschärfe
30Das Organ von Corti
- Schneckengang
- Vorhoftreppe
- Paukentreppe
- Reissners Membran
- Basilarmembran
- Tektorische Membran
- Stria Vascularis
- Nervenfasern
- Knöchernes gewundenes Lamina
31Das Organ von Corti
- Ort der Perzeption
- Auf Basilarmembran
- Endolymphe gefüllt
- Lockere Struktur,
- steif genug zum Schwingen
32Organ von Corti Im Detail
- Innere Haarzellen
- Äußere Haarzellen
- Tunnel von Corti
- Basilarmembran
- Retikuläres Lamina
- Tektorische Membran
- Zellen Deiters
- Kutikuläre Platte
- Hensens Zellen
- Retikuläres Lamina
33Das Organ von Corti in Schwingung
- Schwingende Basilarmembran
- Bewegt darauf liegendes Cortisches Organ
- Höhere Festigkeit der Tektorischen Membran biegt
die äußeren Haarzellen ab
34Sensorische Haarzellen
- Mechanorezeptoren
- Besitzen fingerartige Ausstülpungen (Stereovilli)
- Bei Bewegung
- Änderung des Potentials an der Membran
- Weiterleitung an die Nerven
35Sensorische Haarzellen
- Innere Haarzellen
- Stereovilli in Linie
- Äußere Haarzellen
- Stereovilli in W-Form
- Zellkern
- Stereovilli
- Kutikuläre Platte
- Zuführendes Radialende
- Seitlich ausführendes Ende
- Ausführendes Mittende
- Gewundenes zuführendes Ende
36Sensorischen Haarzellen
- Stereovilli besitzen feine Verbindungen
- Seitlich in der gleichen Reihe
- Von Reihe zu Reihe
- Sog. Tip Links an deren Spitze zur nächst
größeren Reihe
37Sensorische Haarzellen
- Es gibt ca.
- 3.500 innere Haarzellen
- 12.000 äußere Haarzellen
- Ca. 100 Stereovilli pro Haarzelle
- Zahlen nehmen im Laufe des Lebens ab
38Haarzellen und mechanisch-transduktiver Prozess
- Transduktion Umsetzung einer Energieform in eine
andere - Haarzellen setzen mechanische Vibrationen in
elektrische Membranpotentiale um - An deren Basis chemische Weiterleitung an
Synapsen
39Haarzellen und mechanisch-transduktiver Prozess
- Stereovilli werden abgebogen
- K dringt ein
- Zelle wird depolarisiert
- Verschließen der Kanäle
- Ca2 aktiviert Bewegungsprotein
- Rückstellung der Stereovilli
40Haarzellen und mechanisch-transduktiver Prozess
- Vermutung Tip Links sind für Kanalöffnung,
bzw. Schließung verantwortlich - Schneller Depolarisationszyklus ( bis 100 kHz)
- Potenziale sinken unter Dauerton und müssen
wieder hergestellt werden - Hörermüdungstest
41Unterschiede zwischen inneren und äußeren
Haarzellen
- Drei mal mehr äußere, als innere Haarzellen
- Anschluss der Nervenzellen
- 95 der zum Gehirn führenden Nerven ist mit
inneren Haarzellen verbunden - vom Gehirn kommende Nerven sind hauptsächlich mit
den äußeren Haarzellen verbunden
42Besondere Eigenschaften der äußeren Haarzellen
- Elektromotalität Änderung der Länge durch
elektrische Anregung - Global Cochlea Verstärker
- Verfeinerung der Frequenzselektivität und
Empfindlichkeit - Effekt Otoakustische Emission
43Veränderte Wanderwelle
44Anschluss der Nervenfasern
Neurotransmitter an den Synapsen Glutamat
45Anschluss der IHC an den Nerv
46Das Neuron
Dendriten
Axon
47Die Nervenzellenmembran
48Das Aktionspotential
49Technisches Neuron
Vereinfachte Nachbildung des biologischen Neurons
Eingabe
Aktivierung
Ausgabe
50Der Hörnerv
- Überträgt Signale von der Cochlea zum Nucleus
Cochlearis - Etwa 20 Nervenfasern beginnen an jeder inneren
Haarzelle - Auch ohne Stimuli Entladungen Spontane
Aktivität - Kodierung der physikalischen Eigenschaften der
Töne
51Kodierung auf dem Hörnerv
- Tiefe Töne Phasenkodierung
- Hohe Töne Ortskodierung
- Lautstärke Ratenkodierung Ortskodierung
- Richtung Zeitkodierung
52Phasenkodierung
- Maximale Entladungsrate in oberer Umkehrphase
53Kodierung von Zeitdauer und Intensität
- Zeitdauer der Aktivierung der Hörnervzelle
entspricht der Zeitdauer des Stimulus - Entladungsrate kodiert Intensität
54Maskierung nutzen MP3
55Der Ohrsimulator
56Der auditorische Pfad
57Der auditorische Pfad
- Drei Komponenten
- Das auditorische Sinnesorgan ?
- Der Hörnerv ?
- Die auditorischen Gebiete im Gehirn
58Neuronenanzahl
Kern Anzahl von Zellen im Kern
Nucleus cochlearis 88 000
Nucleus olivus superior 34 000
Leminiscus Lateralis 38 000
Colliculus inferior 392 000
Thalamus 364 000
Auditorischer Cortex 10 000 000
59Zeitlicher Ablauf
60Nucleus Cochlearis
61Nucleus Cochlearis
- Erste Verarbeitung und Umschaltung
- Aufteilung
- - ventral (Verbesserte Phasenkopplung,
Weitergabe nur wenig veränderter Information
zum Olivenkomplex) - - dorsal (Mustererkennung)
- Mindestens 22 verschiedene Neuronentypen
62Nuclei oliva superiori
Laufzeitanalyse für tiefe Töne Horizontales
Richtungshören
63Leminiscus lateralis
- Auditorischer Hauptpfad
- Ein Nebenpfad ist die Formatio Reticularis
64Colliculus inferior
Landkarte räumlicher Beziehungen der
Töne. Reagiert auf bewegte Schallquellen.
65Corpus geniculatum des Thalamus
Aufmerksamkeitssteuerung, emotionale Bewertung
66Der auditorische Cortex
67Rechts Tonhöhen, Melodien
68Links Rhythmen, zeitl. Strukturen
69Fazit (1)
- Aus dem Gleichgewichtsorgan entstanden ist es
perfekt seinen Bedürfnissen angepasst - Hören ist ein aktiver Prozess
- Anpassung an Hörumgebung
- Schutzfunktionen
- Frequenzselektivität
- Cochleaverstärker
- Mustererkennung
70Fazit (2)
- Der Vorgang des Hörens ist hochkomplex
- Erschwerte Forschung in höheren Ebenen des
auditorischen Pfades durch fehlende Kenntnis der
Kodierung - Völlig andere Funktionsweise als ein analytischer
Ansatz eines Ingenieurs
71Fazit (3)
- Zwischen dem Sinnesorgan und der bewussten
Wahrnehmung liegt ein mächtiger neuronaler Filter
72Seminarthemen (Vorschläge)
- Projekt Impulse auf Hörnerv wieder in Schall
umwandeln - Projekt Liquid State Machine hörbar machen
- Thema Ortslokalisierung von akustischen Objekten
- Thema Was alles trägt zur Identifikation von
akustischen Objekten bei? - Thema Messung der Separiertheit von akustischen
Strömen - Themen Anatomie und Physiologie der Kerne des
auditorischen Pfades
73ENDE