Title: PRAKTISCHE ASPEKTE BEI ARZNEIMITTELUN-VERTR
1PRAKTISCHE ASPEKTE BEI ARZNEIMITTELUN-VERTRÄGLICHK
EIT
- Thomas Hawranek
- Allergieambulanz
- Univ.-Klinik für Dermatologie und Venerologie der
Paracelsus PMU Salzburg
2WAS SOLLTE MAN ÜBER MEDIKAMENTENALLERGIE WISSEN ?
- Begriffe
- Allergie - Pseudoallergie
- Soforttyp- - Spättyp-Allergie
- Gefahrensignale erkennen
- Blasen, Pusteln, Vaskulitis
- Gefährliche Syndrome kennen
- DRESS, SJS/TEN, AGEP
- Gefährliche Medikamente kennen
- Antiepileptika, Allopurinol, Sulfonamide
- Kreuzreaktionen
3EPIDEMIOLOGIE
- USA
- ? jährl. 106 000 an UAW
- 2,2 Mio jährl. stat. wegen UAW
- meist Haut mitbetroffen
- leicht wahrgenommen
- innere Organe underreported
- ausgeprägtes maculopap. AME ? LFP? in 20
4Häufigste Auslöser allergischer UAW
- innerhalb der kutanen allergischen/pseudo-allergis
chen UAW - Antibiotika ca. 50
- v.a. ß-Laktame, Sulfonamide
- NSAR ca. 20
- ZNS-wirsame Med. ca. 10
- v.a. Antikonvulsiva
- Kardiovaskuläre Med. ca. 6
- bezogen auf die Exposition mit dem Arzneimittel
- Gold
- TMP/Sulfonamid
- Cephalosporine
- ACE-Hemmer
5RISIKOFAKTOREN
- Patientenabhängig
- Pharmakogenetik (Metabolisierungstyp)
- Immunogenetische Faktoren (HLA-Typ)
- Weibliches Geschlecht
- Hohes Alter (Polymedikation)
- Arzneimittelbezogen
- Chemische Ähnlichkeit zu bereits bestehenden
Sensibilisierungen - Reaktivität des Arzneimittels
- Entstehung reaktiver Metabolite
- Applikationsart
- kutan gt p.o. gt i.v.
- Begleitmedikation (pharmakologische
Interferenzen) - Dosis (niedrig gt hoch)
- Therapiedauer (kurz gt lang)
- Therapiefrequenz (intermittierend)
- Zugrunde liegende Faktoren
- Virusinfektionen
- Lymphoproliferative Erkrankungen
- Autoimmunerkrankungen
6DD ALLERGIE - PSEUDOALLERGIE
- Immunreaktion gegen Medikament od. Metabolit od.
(sehr selten) Zusatzstoff - IgE, T-Zellen
- sehr spezifisch
- abhängig von der Struktur
- gelegentlich gefährlich (fulminant)
- Kreuzreaktionen strukturell (z.B. Penicilline)
7DD ALLERGIE - PSEUDOALLERGIE
- oft synonym Intoleranz/Unverträglichkeit
- Keine Sensibilisierung notwendig, Symptome bei
Erstkontakt möglich - Ähnliche Sy wie Allergie
- Urticaria, Ödeme, Anaphylaxie (Mastzelldegranulati
on) - Asthma Polyposis nasi (erhöhte
Leukotriensynthese) - Keine Immunreaktion gegen das Medikament, aber
Aktivierung immunologischer Effektorzellen
(Mastzellen, Basophile ) - Kreuzreaktionen nicht strukturell, sondern über
Wirkprinzip (z.B. NSAR)
8Pseudoallergie oder Allergie?
- IgE eher bei
- Penicillinen, Cephalosporinen
- Pyrazolonen
- Quinolonen
- (rekombinanten) Proteinen
9Pseudoallergie oder Allergie?
- Prostaglandinsynthesehemmer (ASS, Diclofenac,
Ibuprofen ) - Röntgenkontrastmittel
- ..
- gelegentlich auch immunologisch
- Hauttests, Serologie, LTT negativ!
10PATHOGENESE
- Hapten-Hypothese
- Med. od. deren Metaboliten zu klein für
Immunantwort ? Bindung an körpereigene Proteine - Danger-Modell
- nicht fremd/nicht fremd entscheidend
- zu Beginn der Immunreaktion Gefahrensignale (z.B.
oxidativer Zellstress) - durch Medikament selbst
- durch z.B. glz. bestehende Infektion
11SOFORTTYP-REAKTION
- Minuten bis 1 h
- anaphylaktische anaphylaktoide Symptomatik
- pathophysiologische Endstrecke gleich Symptome
gleich Urtikaria, Angioödeme, Asthma, hypotone
Kreislaufdysregulation u.a. ? potentiell
gefährlich!
12VERZÖGERTE REAKTION
- frühestens nach mehreren Stunden
- verschiedene pathophysiologische Mechanismen
vielfältige klinische Symptomatik - z.B. IgE-Spätphasenreaktion (anaphylaktisch), Typ
II-Reaktionen (cytotoxisch ? Hämolyse), Typ
III-Reaktionen (Immunkomplexe ? z.B. Vaskulitis)
13SPÄTREAKTION
- ab ca. 8. Tag
- klassisches maculopapulöses AME
- pustulöses AME
- bullöses AME
- systemische Kontaktdermatitis
- fixes AME
- Antikonvulsiva-Hypersensitivitäts Syndrom
(DRESS)
14ANAMNESE
- RAST
- HAUTTESTS
- Prick
- i.c. Test
- Epikutantest
- LTT, BRT, CAST ..
optimal nach 4 12 Wochen
15PROVOKATIONSTEST
- golden standard
- hohe negative und positive Aussagekraft
- Nutzen/Risiko Abwägung
- Grenzen der Provokationstestung
- falsch
- vorbestehende Symptomatik (chron. rez. Urtikaria,
Erythrodermie, Inkubation von Infekten),
psychische Sy, andere AM-NW, unbekannte Ursachen - falsch -
- zu niedrige Dosis, zu kurze Exposition, zu kurzes
Zeitintervall, falsches Testpräparat, Fehlen von
Kofaktoren (virale Infekte, Anstrengung,
UV-Licht, Begleitmedikation), Antihistaminika/syst
. Steroide/Antidepressiva
16ALLGEMEINE ANAMNNESTISCHE ANHALTSPUNKTE AUFGRUND
KLINISCHER ERFAHRUNGSWERTE
- Antibiotika gt Analgetika gt Antiepileptika gt
Antihypertensiva - Intervalltherapie gt durchgehende Therapie
- letztverabreichtes Medikament oft
wahrscheinlicher - bei Erstanwendung Mindest-Therapiedauer von 5 7
Tagen - Hypersensitivitätssyndrom nach 1 8 Wochen
- Jahrelange Einnahme schützt nicht vor Intoleranz
- topisch gt i.v. gt p.o.
17GEFAHRENZEICHEN BEI SPÄTREAKTION
- Grosses Ausdehnung des Exanthems (bis
Erythrodermie) - Induration, Blasen (u.a. Nikolski), Pusteln
- Schmerzhaftigkeit der Haut
- Schleimhautbeteiligung
- Gesichtsödem
- Lymphknotenschwellungen, Fieber,
Allgemeinsymptome (Leber, Niere, Lunge, Pankreas
)
181. GROSSE AUSDEHNUNG
Konfluenz
192. BLASEN
20SJS, TEN
- Definitionen
- Erythema exsudativum multiforme maior (EEMM)
- Stevens-Johnson Syndrom (SJS)
- Toxisch-epidermale Nekrolyse (TEN)
- alter Name medikamentöses Lyell-Syndrom
- Übergangsform SJS/TEN
- infektgetriggert
- Arzneimittelreaktionen
21KLINIK
- Erythema exsudativum multiforme maior
- Kokarden im Hand-/Fußbereich erosive
SH-Veränderungen - Stevens-Johnson Syndrom
- stammbetonte bzw. generalisierte, atypische
Kokarden und Maculae - lt 10 SJS
- 10 30 SJS/TEN Übergangsform
- gt 30 TEN
22DIAGNOSTIK
- klinisch
- Nikolski-Zeichen
- bei TEN positiv
- golden standard
- Histologie
- subepidermale Blasenbildung mit nekrotischen
Keratinozyten
Nikolski
23SJS/TEN MEDIKAMENTE
- kurze Einnahme
- Aminopenicilline
- Cephalosporine
- Chinolone
- Cotrimoxazol
- Chlormezanon
- längere Einnahme
- Carbamazepin
- Allopurinol
- NSAR vom Oxicam-Typ
- Phenobarbital
- Phenytoin
- Sulfonamide
- Nevirapin
243. AUSGEDEHNTE PUSTELN
25AGEP(Akute generalisierte exanthematische
Pustulose)
- Dutzende, nicht follikuläre Pusteln auf einem
ausgedehnten ödematösen Erythem v.a. in
Körperfalten und Beugen - akutes Auftreten spontane Abheilung lt 15 Tagen
- Histologie subkorneale und/oder intraepidermale
Pusteln perivaskuläre Neutrophile - Fieber gt 38C
- Neutrophilie
26AGEP(Akute generalisierte exanthematische
Pustulose)
- Differentialdiagnosen
- Psoriasis pustulosa generalisata Zumbusch
- positive Psoriasisanamnese
- langsame Entwicklung
- Histologie
- Sneddon-Wilkinson Syndrom
- größere Pusteln mit Hypopyonbildung
- langsame Entwicklung
- pustulöses DRESS, Varizellen, Furunkulose,
Follikulitis, Akne, Impetigo ..
27AGEP MEDIKAMENTE
- Ampicillin
- Chinolone
- Makrolide
- Diltiazem
- Chloroquin
- Pristinamycin (F)
- Sulfonamide
- Terbinafin
284. VASKULITIS
295. ALLGEMEINSYMPTOMEHYPERSENSITIVITÄTSSYNDROM
- aromatische Antikonvulsiva
- obwohl chemisch-strukturell unterschiedlich
- Carbamazepin, Phenytoin, Phenobarbital (auch
bzgl. gen. mac.-pap. AME 40 58
Kreuzreaktivität) - Häufigkeit 11000 110000 Behandlungen
- ca. 1 8 Wo nach Beginn der Einnahme
- Fieber, Lkn, Organbeteiligung (Hepatitis,
Nephritis, Pneumonitis), Eosinophilie,
Agranulocytose, Anämie - DRESS (drug related eosinophilia with systemic
symptoms) - schließt auch andere Med. ein (v.a. Sulfonamide)
30SCHWERE, VERZÖGERT AUFTRETENDE MEDIKAMENTEN
ALLERGISCHE NW
- DRESS 10
- SJS 6
- TEN 45
- AGEP (acute generalized exanthematous 5
pustulosis) - Hepatitis ?
- Interstitielle Nephritis ?
- Interstitielle Lungenerkrankung ?
- Pankreatitis .. ?
31GEFAHRENZEICHEN LABOR
- AKUTREAKTION
- Tryptase im Serum (bis zu 6-12 Stunden nach
Ereignis) - ev. später noch z.A. einer Mastocytose
- SPÄTREAKTION
- Diff.BB mit Frage Eosinophilie?
- GOT, GPT, ?GT, AP wegen ? Leberbeteiligung
(prognostisch wichtig) - (CRP??, Kreatinin)
Bei Spätreaktionen sind oft Laboruntersuchungen
notwendig um den Schweregrad zu erfassen !!
32PROBLEM PENICILLINALLERGIE
- 8-15 der Patienten berichten Penicillinallergie
- bei 1/3 lässt sich in Hauttest (früher) oder
Provokation verifizieren (Amoxicillin gt
Ampicillin gt Penicillin G) - Nachteil oft Ausweichpräparate schlechter
wirksam mit höherer NW-Rate und höheren Kosten
33PROBLEM PENICILLINALLERGIE
- Spätreaktionen gegen Aminopenicilline
(Amoxicillin, Ampicillin) - großteils seiten- ( amino-) ketten spezifische
Sensibilisierung ? können (nach Sicherung in
Exposition) Nicht-Aminopenicilline wie Penicillin
G und V erhalten
34PROBLEM PENICILLINALLERGIE
- Kreuzreaktionen zwischen frühen Cephalosporinen
und Penicillinen - alte Arbeiten (60er 70er) bis zu ca. 10
- ev. Verunreinigungen mit Penicillinen
- nicht berücksichtigt 3faches Risiko eines
Penicillinallergikers, gegen jegliches Med. zu
reagieren - ungenauer Gebrauch des Terminus allergic
reaction - Cave unkontrollierte Gabe von Cephalosporinen bei
bekannter Penicillinallergie (letale Fälle
beschrieben) - Carbapeneme Kreuzreaktionen mit Penicillinen
möglich, mit Cephalosporinen nicht bekannt