Title: Aggressionsdefinitionen im Sport
1Aggressionsdefinitionen im Sport
- Jede Art von Sport in unseren jetzigen
Gesellschaften ist auch eine Form von Aggression
(Denker, 1973). - Unter Sport versteht man ein ritualisiertes
Kampfverhalten. Sport ist Aggression in
sozialentschärfter Form und Aggression im Sport
ist per Definition mehr als nur schädigendes
Verhalten (Peper, 1981). - Eine Handlung im Sport ist dann als aggressiv zu
bezeichnen, wenn eine Person in Abweichung von
sportlichen Normen mit dieser Handlung
intendiert, einer anderen Person Schaden im Sinne
einer personalen Schädigung zuzufügen, wobei
diese Schädigung in Form körperlicher ( oder
psychischer) Verletzung und Schmerz erfolgen
kann (Gabler, 1976/1987).
2Aggressionsforschung im SportTraditionelle
Erklärungsansätze mit Bezug auf den Sport
- Trieb- oder Instinkttheoretischer Ansatz
- Der Sport ist eine im menschlichen Kulturleben
entwickelte Sonderform des Kampfes und Mittel,
den Aggressionstrieb auf sozial gebilligte,
ungefährliche Weise abzuleiten (Gerisch, 2002) - Begründung von Aggression
- Erfolg (Steinbach, 1971)
- Rangregulierung und Effizienzmaximierung (Wieman,
1974) - Angriff (Neumann, 1957)
- Ãœberforderung (Volkamer, 1972)
- Anerkennung und Macht (Platzbecker, 1966)
- Die Katharsistheorie in Bezug auf Sport
- Die Ableitung aggressiver Impulse auf den Bereich
des Sports dämmt die Wirkung von Aggressionen in
anderen Gesellschafts-bereichen ein
3- Im Sport können gefährliche Emotionen abreagiert
werden - Härtere Sportarten helfen z.B Gewaltverbrechen
und Kriege zu verhindern (Mönnich/Jung, 1984) - Übersicht über die gängigen Behauptungen zur
Katharsis im Sport (zit. nach Gerisch, 2002) - Sport verhindert durch Ritualisierung (Regeln,
Wettkampfbestimmungen) der Kampfformen negative
Auswirkungen der Aggression - Sport bietet die Möglichkeit, Agressionshemmungen
zu lernen - Sport ist ein Ventil für angestaute Aggression
und Energieüberschüsse - Sport kann Kriegsersatz werden
- Sport dient der Völkerverständigung
- Der kathartische Effekt wird somit darin
gesehen, dass mit dem Erreichen des
Aggressionsziels eine Desaktivierung des
Motivs eintritt.
4Frustrations-Aggressions-Theorie
- Aufgestaute Aggressionen entstehen nicht
vorwiegend spontan, sondern sie werden vor allem
reaktiv durch Umweltbedingungen ausgelöst
(Gabler, 1976/1987) - Im Sport wird diese Theorie oft mit einer
Abreaktion in Verbindung gebracht und mit
Begriffen wie Kompensation, Regression und
Triebsublimierung interpretiert (Gabler,
1976/1987) - Die Theorie besizt den Vorteil, dass sie
empierisch überprüfbar ist und die Möglichkeit
der Aggressionsvermeidung einräumt - Gabler unterscheidet grundsätzlich zwei
Erklärungsebenen der Frustrations-Aggressionstheor
ie - Aggressionen als Reaktion auf frustrierende
sportspezifische Bedingungen - Aggression als Reaktion auf frustrierende
gesellschaftliche Bedingungen - Dort wo der Begriff Frustration mit
sportspezifischen Situationen in Verbindung
gebracht wirr, ist eine Möglichkeit zur genaueren
Bestimmung des aggressiven Verhaltens vorhanden
es wir im Besonderen auf die Unterscheidung
zwischen regelkonformen und regelunkonformen
Verhalten verwiesen (es lässt sich jedoch
nichtfestlegen , welche Handlungen als
aggressiv und welche als nicht-aggressiv zu
bezeichnen sind)
5Lerntheoretischer Ansatz
- Die Aggression im Sport ist v.a. das Ergebnis der
Übernahme von Verhaltensweisen durch Verstärkung
(Lernen am eigenen Erfolg) und Nachahmung (Lernen
am Erfolg der Anderen), aber auch durch
sozial-relevante Rolenerwartung und
Rollenvorschriften. - Im lerntheoretischen Ansatz wird die Aggression
als das Verhalten verstanden, welches von
formellen und informellen Regeln abweicht (Gabler
1976/1987) - Thesen nach Peper (1981)
- sportliche Situationen können aggressionsstimmuli
erend wirken - Erfolgreiches Problemlöseverhalten, das sich
aggressiver Mittel bedient erfährt unerwünschte
Bekräftigung - Es gehen unkontrollierte Modellwirkungen von
Sportkämpfen aus, die insbesondere unter
emotionalen Spannungen stehende Zuschauer zu
aggressiven Handeln veranlassen könnten - Regelwidriges Verhalten erfolgt, weil Spieler z.B
die Erfahrung machen, dass ein Regelverstoß, der
in einer drohenden Situation begangen wurde,
trotz der zu erwartenden Sanktionen im Sinne
einer instrumentellen Aggression von Vorteil
sein kann (Sprenger, 1974)
6- Bedingt durch das Lernen am Erfolg und/oder
Lernen am Modell die Aggressionsbereitschaft
eher erhöht wird. Der Kathartische Effekt wird
hier ausgeschlossen (Pilz/Trebels 1976) - Die im Wettkampf praktizierten, erfolgreichen
Verhaltensweisen aggressiver Art werden somit
gelernt und in das feste Verhaltens-repertoire
übernommen (Volkamer, 1972)
7Multikausaler Erklärungsansatz
- Es handelt sich um eine pluralistischen bzw.
multikausalen ERlärungsansatz ( gefordert von
Pilz/Schilling/Voigt) - Diesem Aggressionsmodell wird der Begriff der
Aggression durch den Begriff
Dominanzverhalten ersetzt und unterschieden in - Intrasportives Dominanzverhalten (regelkonform)
- Extrasportives Dominanzverhalten
(regelnonkonform) - Agressives Verhalten lässt sich durch diese
Einteilung angemessener bestimmen - Der Begriff Dominanzverhalten kann nicht den
BegriffAggression ersetzen und präzisiertdiesen
auch nicht - Vier zentrale Dimensionen multikausaler
Bedingtheit aggressiven Verhaltens, die in
Wechselwirkung zueinander stehen werden von
Pilz/Trebels aufgestellt. Sie berücksichtigen im
einzelnen - Die kulturelle Dimension - die soziale
Dimension - Die Verhaltensdimension - die psychische
Dimension
8Einflussgrößen von aggressiven Verhalten im
Bereich des Sports
- Es wird unterschieden in
- Sportübergreifende (externe) Einflussgrößen
- Sportspezifische (interne) Einflussgrößen
- Pilz/Trebles (1976)
9Interaktionistische Erklärungsansätze zur
Aggression im Fußball
- Person
- Umwelt
- interne Bedingungen
- externe Bedingungen
101. Person
- biologische Grundlagen und psychische Disposition
- erworbene Fähigkeiten und Fertigkeiten
- Einstellungen und Intentionen im Sport
112. Umwelt
- politisch - ökonomische Bedingungen
- sozio - kulturelle Bedingungen
- sportartspezifische Bedingungen
123. Interne Bedingungen
- kognitive Ziele
- emotionale Tendenzen
- Rollen - Selbstansprüche
134. Externe Bedingungen
- Erfolgsansprüche
- Leistungserwartungen
- Aggressionsanregende - hemmende Bedingungen
- Rollenerwartung
14Klassifizierung aggressiver Handlungen im Fußball
- unabsichtliche Fouls
- instrumentale Fouls ohne Verletzungsgefahr des
Gegners - instrumentale Fouls mit Inkaufnahme einer
Verletzung des Gegners - Fouls mit expliziter Verletzungsabsicht
15Als Aggression bezeichnen wir Handlungen im
Fußball, die ein Spieler in Abweichung von den
Regeln und den formellen sportlichen Normen mit
dem Vorsatz ausführt, einen anderen Spieler bzw.
andere Person physisch oder / und psychisch zu
schädigen, oder die er aus reinen
Nützlichkeitserwägungen ohne explizite personale
Schädigungsabsicht, jedoch unter Inkaufnahme
einer personalen Gefährdung begeht (Gerisch 200,
Bd. 1, 213)
16(No Transcript)
17Aggressionsforschung im Sport
18Aggressionsforschung im Sport
Im Sport werden oft Handlungen als aggressiv
bezeichnet, die ein zielstrebiges Angreifen des
Gegners oder der gegnerischen Mannschaft
beinhalten. Aggressiv in diesem Sinne muss nicht
unfair sein, oder dem Gegner schaden.
Eine Handlung im Sport ist dann als aggressiv
zu bezeichnen, wenn eine Person in Abweichung von
sportlichen Normen mit dieser Handlung intendiert
einer anderen Person Schaden im Sinne einer
personalen Schädigung zuzufügen. Wobei diese
Schädigung in Form von körperlicher (oder
psychischer) Verletzung und Schmerz erfolgen
kann. (GABLER, Sportwissenschaftliches Lexikon)
19Aggressionsforschung im Sport
instrumentelle Aggression
Die aggressive Handlung wird hier zum Zweck der
Leistungsverbesserung eingesetzt. Die hierbei
mögliche Schädigung des Gegners zugunsten des
übergeordneten Leistungsziels wird in Kauf
genommen.
ich behaupte wir müssen den Jugendlichen lehren
Foul zu spielen! Bevor ich dem Gegner erlaube
ein Tor zu schießen, muss ich ihn mit allen
Mitteln daran hindern- und wenn ich das nicht mit
fairen Mitteln tun kann, dann muss ich es eben
mit einem Foul tun. Lieber ein Freistoß als ein
Tor. Wer das nicht offen zugibt, der lügt sich
was vor- oder er ist kein Fußballer. (Paul
Breitner, Fußballweltmeister)
20Aggressionsforschung im Sport
Weitere Unterscheidungen aggressiver Handlungen
im Sport
21Aggressionsforschung im Sport
Nach GABLER kann von aggressiver Handlung
gesprochen werden, wenn
- Sie im Rahmen einer sozialen Interaktion
stattfindet
- Sich die Normabweichung auf eine personale
Schädigung - (psychischer oder physischer Natur) bezieht
22Aggressionsforschung im Sport
In einer Untersuchung (unter die alle Sportarten
fallen) stellte er folgende Häufigkeitsverteilung
von Fouls fest
- nicht- Aggressive Fouls 85
- explizit aggressive Fouls 2
Aggression ist Ausdruck der Dynamik innerhalb
eines an Konkurrenz orientierten sozialen
Systems.
23Aggressionsforschung im Sport
- Aggressionen im Fußball -
Einige Variablen, die die Aggressivität bei
Fußballspielen beeinflussen sind
- Leistungsunterschiede (Tordifferenz)
24Aggressionsforschung im Sport
- Aggressionen im Fußball -
Treten, grätschen, rempeln Fußball ist besser
oder schlechter gemanagte Aggression. Nur wer
sich foulen lässt wird ein richtiger
Fußballspieler.
25Aggressionsforschung im Sport
- Aggressionen im Fußball -
Untersuchung
Unterscheiden sich die Foulhäufigkeiten der
Siegermannschaft von denen der Verlierermannschaft
?
Aggressions- Frustrationstheorie als
Stellungnahme -gt Höhere Foulhäufigkeit
in Erwartung einer Niederlage
26Aggressionsforschung im Sport
- Aggressionen im Fußball -
Untersuchung
Besteht nun ein signifikanter Unterschied bzgl.
der Foulhäufigkeiten zwischen Siegern und
Verlierern?
GERISCH und SOMMER erreichten mit ihrer
Untersuchung zu Welt- und Europameisterschaften
im Zeitraum zwischen 1974 und 1988 kein
Signifikanzniveau.
- In 110 Spielen begingen
- die gewinnenden Spieler im Durchschnitt x
20,51 Fouls. - die verlierende Mannschaft im Durchschnitt x
21,46 Fouls.
KLENE (1994), BITTNER (1995), DITGENS (1999) und
MÃœLLER (2000) erreichten vergleichbare Resultate.
27Aggressionsforschung im Sport
- Aggressionen im Fußball -
Untersuchung
Unentschiedener Spielausgang
Unterscheiden sich Spiele aus denen kein Sieger
hervorgeht bzgl. der relativen Foulverhältnisse
von jenen in denen ein Sieger, bzw. ein Verlierer
hervorgeht?
Ein unentschiedener Spielstand führt zu einer
besonderen Anspannung und lässt den Spieler
durch die Anwesenheit des potentiellen
Misserfolgverursachers zu der nahe liegenden
Möglichkeit des Foulspiels greifen. (BERGERAU
1981)
28Aggressionsforschung im Sport
- Aggressionen im Fußball -
Untersuchung
Unentschiedener Spielausgang
Unterscheiden sich Spiele aus denen kein Sieger
hervorgeht bzgl. der relativen Foulverhältnisse
von jenen in denen ein Sieger, bzw. ein Verlierer
hervorgeht?
Ergebnis von GERISCH und SOMMER unentschiedene
Spiele besetzen eine unwesentlich höhere
Foulquote als Spiele, aus denen ein Sieger
hervorgeht
- Fouls in unentschiedenen Spielen 43,74
- Fouls in entschiedenen Spielen 41,97
29Aggressionsforschung im Sport
- Aggressionen im Fußball -
Untersuchung
Zeitpunkt der Foulhandlungen im Spiel
Lässt sich im Spiel ein Zeitpunkt fixieren, an
dem eine erhöhte Zahl an Fouls zu beobachten ist?
Dazu Untergliederung des Spiels in 6 mal 15 min.
Die Foulhandlungen werden den einzelnen
Abschnitten zugeordnet.
30Aggressionsforschung im Sport
- Aggressionen im Fußball -
Untersuchung
Zeitpunkt der Foulhandlungen im Spiel
- Aggressions- Frustrationstheorie
Der Post- Hoc Test nach BONFERRONI ergab, dass im
letzten Zeitabschnitt einer Halbzeit die
durchschnittliche Foulhäufigkeit den höchsten
Wert erreichte. Die geringste Foulhäufigkeit
wurde im Mittelabschnitt der zweiten Halbzeit
beobachtet.
31Aggressionsforschung im Sport
- Aggressionen im Fußball -
Untersuchung
Zeitpunkt der Foulhandlungen im Spiel
32Aggressionsforschung im Sport
- Aggressionen im Fußball -
FAZIT
Im Fußballsport ist durchaus eine grundlegende
Aggressivität zu beobachten, jedoch muss sie
mehrfach unterschieden werden in
- unbeabsichtigte Aggression
- Sportübergreifende (externe) Einflussgrößen
- Sportspezifische (interne) Einflussgrößen (Pilz/
Trebles 1976)
33Aggressionsforschung im Sport
- Aggressionen im Fußball -
FAZIT
Des Weiteren sind verschiedene Bedingungen zu
betrachten
- Politisch- ökonomische Bedingen
- Sozio- kulturelle Bedingeungen
- Sportartspezifische Bedingungen
34Aggressionsforschung im Sport
Sport bietet nicht nur die Möglichkeit sich
auszutoben, sondern er hilft auch dabei,
aufkommende Aggressionen zu kontrollieren und in
gegebener Situation auszuleben, sowie angestaute
Aggression und überschüssige Energie abzubauen.