Title: Folie 1
1Evangelische Aktionsgemeinschaft für Familienfragen Sachsen-Anhalt e.V.
Was ich zum Wachsen braucheKinder heute
erziehen und begleitenEinführung
2Evangelische Aktionsgemeinschaft für Familienfragen Sachsen-Anhalt e.V.
Ablauf - Einführung - Bedürfnisse - Rückblick
auf Familie und Kindheit vorindustrielle
Agrargesellschaft Wanderungsbewegungen Proletari
at Bürgertum Nationalsozialismus BRD DDR -
Erziehung im Wandel - Erziehungsziele -
Erziehungsstile
3Einführung
Wachsen wie ein Baumein Baum braucht zum
Wachsen- guten Boden- Nahrung- Wasser-
Luft- Licht- genügend Platz
4Einführung
Unterschiedliche Bäume haben unterschiedliche
BedürfnisseIch muss die Bedürfnisse kennen, um
dem Baum das zu geben, was er braucht.dann
5Einführung
"Der ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen,
der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine
Blätter verwelken nicht und alles, was er macht,
gerät wohl. Psalm 1,3
6Einführung
Was brauchen Menschen zum Wachsen?
7Einführung
8Einführung
- Ein Unterschied zwischen Menschen und Bäumen
- Kleine Menschen sind auf große Menschen
angewiesen, damit ihre Bedürfnisse erfüllt
werden. - Erwachsene kennen die Bedürfnisse der Kinder und
handeln entsprechend??? - Welchen sind die wirklichen Bedürfnisse?
- Was braucht das Kind jetzt eigentlich von mir?
- Zuwendung, Zeit, Trost, Gespräch oder die
Erlaubnis, den Fernseher einzuschalten - Gemüse, Obst, Vollkornbrot oder Schokolade und
Gummibärchen - Welche Wünsche der Kinder erfülle ich und welche
nicht? - Und wenn ich dann sicher bin und auch konsequent
sein will..
9Einführung
Alle wissen, was für mein Kind gut ist.
?
10Einführung
- Nachbarn, Eltern und andere hilfsbereite Menschen
haben oft eine verklärte Vorstellung davon, wie
es in den Familien früher zuging. - - Früher gab es das nicht (Gewalt, etc.)-
Früher hatten die Kinder in der Schule mehr
Respekt vor dem Lehrer- Früher war
Erziehung einfacher.- Früher haben die Kinder
mehr draußen gespielt... - Ein kurzer Blick zurück auf die Situation von
Familien in früheren Zeiten
11Definition Familie
- Das Wort " Familie" leitet sich vom Lateinischen
"familia" (die Familie) ab und es verweist auf
"famulus (Diener) und "famuli" (das im Haus
lebende Gesinde). - Das Wort "Familie" wird erst Ende des 17.
Anfang des 18. Jahrhunderts in die deutsche
Sprache eingeführt. - Bis Mitte des 18. Jahrhunderts wurde der Begriff
jedoch noch synonym für "das ganze Haus
verwendet und entsprach dem damaligen Verständnis
von Familie. - Familienfähigkeit wurde nur jenem zuerkannt, der
auch ein eigenes Haus besaß. - Erst im Zeitalter der Industrialisierung
(Trennung von Erwerb und Zusammenleben wird
wichtig) wird die Familie als Ort der privaten
Beziehungen betrachtet. - Im 19. Jahrhundert kam es schließlich zur
Entwicklung von Familienidealen, die die
Vorläufer der bürgerlichen Kernfamilie darstellen.
12Die Familie im Wandelvorindustrielle
Agrargesellschaft
- Die dominante Sozialform war die des ganzen
Hauses - (Brunner 1978)
- Kennzeichen
- Einheit von Produktion und Haushalt
- Lohnlos mitarbeitende Familienangehörige
- In den Hausverbund einbezogenes Gesinde
- Herrschaft des Hausvaters über alle Angehörigen
des Hauses - (Rosenbaum 1982, S. 116)
- Familienfähig ist, wer über ein eigenes Haus
verfügt. - Dies Haus ist mein, und doch nicht mein, wer
nach mir kommt, wirds auch so sein. - (Hausinschrift aus Imhof 1984, S. 141)
13Die Familie im Wandelvorindustrielle
Agrargesellschaft
- Die Ordnung ist natürlich, und so, wie es auch
Gott nicht gefällt, sondern auch nichts nützt,
sich gegen das Wetter aufzulehnen, so frevlerisch
und nutzlos wäre es, gegen das soziale System zu
opponieren. - (Jeggle 1981, S. 2)
14Familienstrukturen
- Große Zahl von Fortsetzungsehen durch hohe
Sterblichkeit - Großer Anteil unehelicher Geburten (z.T. mehr als
heute) - u.a. durch begrenzte Ehefähigkeit (Folge
Konkubinat) - An den Höfen (Adel) Ehen zur linken Hand,
Maitressen, etc.
15Kindheitvorindustrielle Agrargesellschaft
- Notdürftige Versorgung der Säuglinge geschah
nicht zwangsläufig durch die Mutter, deren
Arbeitskraft dafür zu wertvoll gewesen wäre. - Erziehung war weder Aufgabe von Vater noch
Mutter Kinder wuchsen einfach in die bäuerliche
Lebenswelt hinein. - Sie wurden nebenbei mitversorgt und ansonsten
sich selbst überlasen. - Aus Einträgen in Kirchenbüchern geht hervor
- Zwar wurden 10-12 Kinder geboren, die
Haushaltsgröße lag trotzdem nur bei 5-6 Personen
16Wanderungsbewegungen im 19. Jahrhundert
- Wanderungsbewegung der Landbevölkerung
- ausgelöst durch
- Starkes Bevölkerungswachstum
- Verarmung weiter Kreise der Landbevölkerung
- Missernten und Hungersnöte (1844 1847)
- (vergl. Rerrich 1988, S. 34 f)
17Wanderungsbewegungen im 19. Jahrhundert
- In welchem Maße die Wanderungsverluste zum
Beispiel von 1840 bis zur Volkszählung 1905
eingetreten sind, dafür spricht, daß die
preußischen Provinzen Ost- und Westpreußen,
Pommern, Posen, Schlesien, Sachsen und Hannover
4.049.200 Personen verloren, und in demselben
Zeitraum Bayern, Württemberg, Baden und
Elsaß-Lothringen einen Verlust von
2.026.500 Personen hatten, wogegen zum Beispiel
Berlin für denselben Zeitraum einen
Wanderungszuschuß von rund 1.000.000 Personen
erhielt, Hamburg 402.000, Königreich Sachsen
326.200, Rheinland 343.000, Westfalen 246.000. - Aus
- Vierteljahreshefte zur Statistik des Deutschen
Reichs 1908, 1, S. 423.
18Wanderungsbewegungen im 19. Jahrhundert
- Formen der Wanderungsbewegung
- Auswanderung (Amerika)
- Binnenwanderung (Landflucht)
- alltägliche Wanderung zwischen Wohnung und
Arbeitsstätte
19Wanderungsbewegungen im 19. Jahrhundert
- (Nr. 92.) Gesetz über die Aufhebung der
polizeilichen Beschränkungen der Eheschließung.
Vom 4. Mai 1868. - Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen
etc. - verordnen im Namen des Norddeutschen Bundes, nach
erfolgter Zustimmung des Bundesrathes und des
Reichstages, was folgt - . 1.
- Bundesangehörige bedürfen zur Eingehung einer Ehe
oder zu der damit verbundenen Gründung eines
eigenen Haushaltes weder des Besitzes, noch des
Erwerbes einer Gemeindeangehörigkeit
(Gemeindemitgliedschaft) oder des
Einwohnerrechtes, noch der Genehmigung der
Gemeinde (Gutsherrschaft) oder des
Armenverbandes, noch einer obrigkeitlichen
Erlaubniß. - Insbesondere darf die Befugniß zur Verehelichung
nicht beschränkt werden wegen Mangels eines
bestimmten, die Großjährigkeit übersteigenden
Alters oder des Nachweises einer Wohnung, eines
hinreichenden Vermögens oder Erwerbes, wegen
erlittener Bestrafung, bösen Rufes, vorhandener
oder zu befürchtender Verarmung, bezogener
Unterstützung oder aus anderen polizeilichen
Gründen. Auch darf von der ortsfremden Braut ein
Zuzugsgeld oder eine sonstige Abgabe nicht
erhoben werden.
20Die Familie im Wandel
Ehefähigkeit nicht mehr an Besitz gebunden Es
löste sich die Kernfamilie aus der Gesamtheit des
Hauses heraus. Das Wort Familie dringt erst
jetzt in die Umgangssprache ein. Familie
konstituiert sich als Ort der privaten Beziehung
zwischen Blutsverwandten (Rerrich 1988, S.
36)
21Schichtspezifische LebensformenProletariat
- Privatsphäre kaum möglich durch
- Untermieter u. Schlafgänger
- Gemeinsame sanitäre Einrichtungen
- Enge im Mietshaus
- Wohnungsnot
- Alle Kräfte werden gebraucht
- Starke Arbeitsbelastung
- Geldsorgen
- Viele Geburten
- (Rosenbaum 1982, S. 421 u. 471)
-
22Wohnungsnot und Kindersterblichkeit
Kindersterblichkeit in Erfurt 2. Hälfte 19. Jhd.
Seutemann Kindersterblichkeit sozialer
Bevölkerungsgruppen, insbesondere im preußischen
Staat (Tübing. 1894)
23KindheitProletariat
- Kinder wachsen nebenher auf
- Sie müssen ihren Beitrag zum Unterhalt leisten
24KindheitProletariat
Hulton Getty Picture Collection Kinderarbeit
25KindheitProletariat
Library of Congress/Corbis Kinderarbeit
26Schichtspezifische FamilienformenBürgertum
- Die bürgerliche Familie
- Gesellschaftliche Position nicht durch
- Stand sondern durch eigene Leistung
- Diese Überwindung der gottgewollten und
- unveränderlichen Ungleichheit ist für viele
- Gesellschaftsgruppen attraktiv.
- (Rerrich 1988, S. 36)
- Tatsächlich konnte dieses Ideal aber nur von
10-15 der Menschen gelebt werden.
27KindheitBürgertum
- Erziehung der Kinder wird aufgewertet
- Kindzentriertheit beginnt (Vgl. E.Key Das
Jahrhundert des Kindes) - Kinder werden aus der Welt der Erwachsenen
abgeschottet, vom eigentlichen Leben getrennt. - Familien- und Schulkindheit im Zeichen der
bürgerlichen Tugenden Triebverzicht,
Selbstbeherrschung, Leistung, Disziplin, Ordnung. - (Bürgerliche Tugenden nach O.F. Bollnow)
28KindheitBürgertum
- Auch Kinderliteratur im Zeichen der Begrenzung
-
- Es wurden sittliche, räumliche, zeitliche und
geschlechtsspezifische Grenzen abgesteckt. - Märchen
- Struwwelpeter
29KindheitBürgertum
Struwwelpeter Sieh einmal, hier steht er,Pfui!
der StruwwelpeterAn den Händen beidenLieß er
sich nicht schneidenSeine Nägel fast ein
JahrKämmen ließ er sich nicht sein Haar.Pfui!
ruft da ein JederGarst'ger Struwwelpeter!
Ein Kinderbilderbuch, 1844 von Heinrich Hoffmann
gezeichnet und geschrieben, prägte Kinder und die
deutsche Kulturgeschichte der vergangenen 150
Jahre wesentlich "Der Struwwelpeter".
30Familie im Nationalsozialismus
- Die offizielle Propaganda wollte die Frau
gänzlich aus dem öffentlichen Leben und der
Berufstätigkeit ausschließen und sie wieder ganz
auf ihre sogenannten natürlichen Aufgaben als
Ehefrau und Mutter verpflichten, Neue Formen des
partnerschaftlichen Zusammenlebens, wie sie noch
in der Weimarer Republik diskutiert worden waren,
wurden als "widernatürlich" angesehen. - Dementsprechend wurde um die deutsche Mutter
ein regelrechter Kult veranstaltet Mütter mit
vier und mehr Kindern erhielten das
Mutterkreuz, und die NS-Frauenschaft ließ es
sich nicht nehmen, junge Mütter mit ihren
neugeborenen Kindern zu beglückwünschen, wie auf
dem Photo zu sehen ist.
31Familie im Nationalsozialismus
32Kindheit im Nationalsozialismus
- Vor wenigen Jahren pflegte man bitter zu sagen
"Nur noch Idioten kriegen Kinder!", was
doppelsinnig gemeint war. Heute wird ein neuer
Adel geboren, aus Paaren, die körperlich und
seelisch sozusagen strotzend erbgesund sind.
Nur noch das beste Menschenmaterial , durch
ärztliche und psychische und sportliche Prüfung
gesiebt, kommt etwa in das Offizierskorps der
Wehrmacht oder in die Leibstandarte Adolf Hitler.
-
- Alle Fundstellen aus "Wir benehmen uns! Ein
fröhlich Buch für Fähnrich, Gent und kleines
Fräulein" Von Rumpelstilzchen, erschienen 1936
im Verlag August Scherl
33Kindheit im Nationalsozialismus
98 der Kinder und Jugendlichen waren zeitweise
Mitglied in der Hitlerjugend
34BRD - Das goldene Zeitalter der bürgerlichen
Familie
- Die traditionelle Rollenverteilung der
Geschlechter war in den fünfziger und sechziger
Jahren des 20. Jahrhunderts unbestrittene Norm. - Die Verteilung bestand in der klaren Festlegung
der Frau auf ihre Rolle als Hausfrau und Mutter
und in der Festschreibung der Rolle des Mannes
als Ernährer der Familie. - Vor allem den Frauen wurden eindeutige Leitlinien
für ihre Lebensweise vorgegeben. - Ein Zitat des 1959 amtierenden Familienministers
Franz-Josef Wuermeling aus der Broschüre "Familie
- Gabe und Aufgabe" verdeutlicht dies - "Mutterglück ist stets vom Anfang an nicht nur
mit großer Verantwortung, sondern auch mit stetem
Verzicht verbunden. Diese Gabe und Aufgabe der
Selbsthingabe und Selbstverleugnung um höherer
Ziele willen ist es auch, die die Mutter zur
verständnisvollen Lebensbegleiterin des Mannes
und Vaters und zum Herzen der Familie werden
läßt."
35BRD - Kindheit
- Claudia, kurz nach 1960 geboren, erzählt im
Interview ... von ihren Spielsachen "An
Spielzeug besaßen wir ziemlich viel z.B. Puppen,
Babypuppen, Puppenhaus, Puppenwiege und -wagen,
alle erdenklichen Stofftiere, Kaspertheater und
dazugehörige Puppen, Arztkoffer, Kaufladen,
Zauberkasten, Spielesammlung, viele Bücher,
Legosteine, Klötze, Knete, Fimo, Emaillierkasten,
Granulat, Silberdraht, Farbkästen, Plakafarben,
Malstifte, Malbücher, Berge von Glanzpapier,
Tierpostkarten, Rollschuhe, Schlittschuhe,
Fahrrad und vieles, vieles andere mehr." - (in Rolff, H.-G./Zimmermann, P. Kindheit im
Wandel. Weinheim. /Basel 1985, S. 136)
36BRD - Kindheit
"Räum' endlich Dein Zimmer auf!"
37DDR - Familie
MODELL EINES WOHNBLOCKS DER "WOHNUNGSBAUSERIE
(WBS) 70" 1970/75 j
- Eine wichtige Motivation für die frühe
Eheschließung war die größere Chance des jungen
Ehepaares, eine Wohnung zu erhalten. Der
chronisch bestehenden Wohnraumnot wollte das auf
dem VIII. Parteitag der SED beschlossene
Bauprogramm begegnen, das vorsah, in den Jahren
1976-1990 2,8 bis drei Millionen neue Wohnungen
zu bauen. Dieses Ziel sollte mit dem rationellen
Plattenbausystem, überwiegend in Form der
"Wohnungsbauserie (WBS) 70", erreicht werden.
38DDR - Familie
- Seit 1972 gab es eine spezielle Förderung für
junge Ehen. Dazu gehörte u.a. die Unterstützung
bei der Beschaffung von Wohnraum und
Haushaltseinrichtung sowie ein zinsloser Kredit
in Höhe von 5000,-, der seit 1981 auch auf die
Zweitehen ausgedehnt wurde und damit der
steigenden Zahl von Scheidungen Rechnung trug. - In den achtziger Jahren wurde jede zweite Ehe
geschieden (1960 15 Prozent, 1975 30 Prozent).
Die hohe Zahl der Scheidungen wurde sicher durch
das unkomplizierte Scheidungsverfahren
erleichtert.
39DDR - Familie
- In der DDR lag in dem starken Akzent auf den
gesellschaftlichen Pflichten und
Verantwortlichkeiten der Familie bei der
Erziehung der Kinder ein charakteristisches
Merkmal. - Die Familie sollte die Vermittlung der
sozialistischen Werte und Normen leisten, wie sie
in der Gesetzgebung (z.B. im Familiengesetzbuch
1965, Jugendgesetz 1974) unter dem Leitbild der
"sozialistischen Persönlichkeit" fixiert waren. - Die Erziehung zur bzw. Vorbereitung auf die
Arbeit und die Entwicklung einer "sozialistischen
Arbeitsmoral" spielten dabei die zentrale Rolle.
Arbeitstugenden wie z.B. Disziplin, Fleiß,
Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit sollten bereits
frühzeitig im häuslichen Zusammenleben in der
Familie eingeübt werden. - Die dauerhafte Berufstätigkeit der Eltern sollte
ebenfalls vorbildhaften Einfluss haben. Zugleich
erfolgte frühzeitig eine Verlagerung zentraler
erzieherischer Funktionen in die staatlichen
Institutionen, beginnend mit der Kinderkrippe.
40DDR - Kindheit
DORFKINDERKRIPPE der LPG IN PRIBORN/ Kreis Röbel
1960
- Die Krippenkinder spielen mit zwei Erzieherinnen
an einem Tisch.Betriebe und Genossenschaften
waren gesetzlich verpflichtet, bei der Schaffung
und Unterhaltung von Kindereinrichtungen
mitzuwirken und ihre Beschäftigten bei der
Unterbringung der Kinder zu unterstützen. 1960
war etwa jede 16. Krippe eine Betriebskrippe,
1985 jede zwölfte.
41DDR - Kindheit
- Kinderkrippen waren Ganztagseinrichtungen. In
ihnen hielten sich die zumeist Ein- bis
Dreijährigen vom frühen Morgen bis zum Abend auf,
während die Mütter ihrer Erwerbstätigkeit
nachgingen. Da Teilzeitarbeitsplätze kaum
angeboten wurden, waren fast alle Frauen
vollzeitbeschäftigt. Die wöchentliche Arbeitszeit
reduzierte sich für Mütter, lag aber bei zwei
Kindern immer noch bei 40 Stunden (seit 1976). - Hatte 1955 nicht einmal jedes zehnte Kind eine
Krippe besucht, war es 1970 fast jedes dritte,
und Mitte der achtziger Jahre waren es acht von
zehn Kindern. Fast alle Krippen waren staatlich
freie und konfessionelle Träger gab es nur in
geringer Zahl. Jeden Krippenplatz finanzierte der
Staat mit mehr als 4000 Mark jährlich die Eltern
zahlten lediglich einen täglichen
Verpflegungszuschuss.
42DDR - Kindheit
- Schon frühzeitig wurden Schülerinnen und Schüler
in die Produktion eingebunden - Ab der 7. Klasse Einführung in die
sozialistische Produktion und Produktive
Arbeit - Abiturklassen wurden im Sommer als Erntehelfer
beschäftigt
43Erziehungsziele
Nicht nur die Familienformen haben sich
verändert, auch die Erziehungsziele und die
Strategien, diese zu erreichen.Eltern
von Kindern unter 14 Jahren 3000
BefragteQuelle Institut für Demoskopie
Allensbach 2009
44Erziehungsstile
- Der Erziehungsstil bestimmt den Spielraum und den
Freiheitsgrad des Kindes bei Entscheidungen. - Die Unterschiedlichkeit der Erziehungsstile ist
bedingt durch die verschiedenen Ziele der
Erziehung, wie etwa die bedingungslose
Unterordnung des Kindes (autoritäre Erziehung),
ungezügelte Selbstentfaltung (permissive
Erziehung bzw. Laissez-Faire) oder
verantwortungsbewusste Einordnung (demokratischer
Erziehungsstil). - Anmerkung Nicht nur die verschiedenen Ziele
spielen bei den Erziehungsstilen eine Rolle. Zu
berücksichtigen ist auch die individuelle
Wesensart des/der Erziehenden.
45Erziehungsstile
- Nach Lewin und Baumrind kann man unterscheiden in
- Indifferent
- Autoritär (Machtmittel, keine Diskussion)
- Permissiv / laissez faire (tolerant, wenig
Regeln, wenig Forderungen) - Autoritativ / demokratisch (Verständnis, klare
Erwartungen, offene Kommunikation, Förderung von
Selbständigkeit).
46Erziehungsstile - indifferent
- Uninvolviert, unsensibel, ohne klare
Anforderungen und Grenzen, keine Kontrolle über
die Kinder. - Kinder werden nicht unterstützt
- Unsichere bzw. desorganisierte Eltern-Kind
Bindung, später Probleme mit Gleichaltrigen. - Antisoziales Verhalten, Depression, sozialer
Rückzug, Delinquenz, niedriges Kompetenzniveau im
Jugendalter.
47Erziehungsstile - autoritär
- Sind kalt und nicht sensibel für die Bedürfnisse
des Kindes. - Hohe Kontrolle, hohe Anforderungen.
- Machtorientiert, keine Erklärungen und
Begründungen. - häufiges Anordnen, unterbrechendes Befehlen,
- nicht konstruktive Kritik, häufiges
Zurechtweisen, Tadeln, Bestrafen, Erwartung von
Gehorsam sowie durch seltenes Gewähren von
Entscheidungsmöglichkeiten. - Die Kinder autoritärer Eltern haben ein eher
niedriges akademisches und soziales
Kompetenzniveau, sind unfreundlich, leicht
reizbar, und haben niedriges Selbstvertrauen.
48Erziehungsstile - autoritär
- Beispiel
- Ein Junge war mit seinen Eltern auf der Kirmes.
Die Eltern erlaubten ihm, zwei Runden
Auto-Scooter zu fahren. Er fuhr aber fünf Runden
und lieh sich das Geld von seinem Freund. Von den
Eltern bekam er Schläge und wurde ausgeschimpft. - Das autoritäre bzw. autokratische
Erziehungsverhalten der Eltern wird hierbei
erkennbar in der Bestrafung mit Schlägen und das
Ausschimpfen des Jungen, weil dieser nicht
gehorsam war. - Autoritäre Erziehungsprozesse sind nicht nur
schwer zu handhaben, sondern sie sind meist auch
ziemlich ineffektiv im Blick auf die Ziele
Selbständigkeit, Leistungsfähigkeit und
Verantwortungshaltung.
49Erziehungsstile - permissiv
- Laissez - faire ist französisch und bedeutet
lasst sie machen - Die Eltern überlassen das Kind im Wesentlichen,
ohne selbst konstruktiv zu sein, sich selbst. - Es gibt keine oder kaum Kontrollen und keine oder
kaum Strafen von Seiten der Eltern. - Sind extrem nachgiebig.
- Fordern wenig Selbstkontrolle und
Verhaltensstandards. - Die Kinder permissiver Eltern sind impulsiv,
unkontrolliert, bei niedrigem schulischem
Leistungsniveau. - Risiko für Drogenkonsum und abweichendes
Verhalten im Jugendalter.
50Erziehungsstile - permissiv
- Beispiel
- Ein Junge bekam von seinen Eltern zwei Euro, um
sich für einen Euro ein Eis zu kaufen. Der Junge
brachte aber für zwei Euro Eis mit und aß es. Die
Eltern sagten nichts. - Hier wird das Laissez-faire-Verhalten der Eltern
durch ihre Passivität ausgedrückt.
51Erziehungsstile - permissiv
- Wenn, wie bei dem permissiven Erziehungsstil,
keine klaren Regeln für das Miteinander von
Eltern und Kindern existieren, also keine
Vereinbarungen über Spielregeln des
Zusammenlebens getroffen werden, kann es zu
Irritationen und Verwirrungen - bis hin zu
Aggressionen und Gewalt - auf Seiten der Kinder
führen. - Ein zurückgezogenes laissez-faire-Verhalten der
Eltern ist eine Verhaltensweise, mit der man
seine Kinder in ihrer Entwicklung nur in den
seltensten Fällen stärken und zur Selbständigkeit
führen kann.
52Erziehungsstile - autoritativ
- Hohes Anspruchsniveau, Wärme und Sensibilität
- Klare Standards
- Förderung kindlicher Autonomie
- Eingehen auf die Bedürfnisse des Kindes
- Disziplinieren maßvoll und konsistent
- Selbständigkeit und Eigenaktivität werden nicht
nur toleriert, sondern angeregt - Sympathie, Beifall und Lob werden häufig geäußert
- Hilfen bei Problemen auch bei der Formulierung
eigener Gedanken der Kinder werden häufig
angeboten - Die Kinder autoritativer Eltern sind
(tendenziell) kompetent, selbstsicher, beliebt,
mit geringem antisozialem Verhalten, wenig
Drogenkonsum im Jugendalter.
53Erziehungsstile - autoritativ
- Ein elfjähriges Mädchen blieb bei einem
Stadtbummel vor dem Schaufenster einer
Buchhandlung stehen. Es fragte seine Eltern, ob
sie ihm ein Buch kaufen, das erst für
vierzehnjährige Mädchen empfohlen werde. Die
Eltern sagten, dass das Mädchen das Buch bekomme,
wenn es glaube, dass es das Buch schon verstehe.
Wenn nicht, könne es das Mädchen ja auch noch ein
paar Jahre liegen lassen. - Dem Mädchen wird hierbei in die Entscheidung
einbezogen und somit Selbständigkeit und
Eigenaktivität gefördert.
54Erziehungsstile - autoritativ
- Der autoritative Erziehungsstil führt zu
Flexibilität von Kindern, zu geringen Spannungen
und zu wenig Unzufriedenheit und trägt zu einer
angemessenen pädagogischen Atmosphäre mit großer
gegenseitiger Anerkennung und einem geringen
Wunsch nach Dominanz bei.
55Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
56Literatur
- Beck-Gernsheim, E. Was kommt nach der Familie?
München 1998 - Brunner, O Vom ganzen Haus zur Familie in
Rosenbaum H. (Hg.) Seminar Familie und
Gesellschaftsstruktur. Materialien zu den
sozialökonomischen Bedingungen von
Familienformen. Frankfurt 1978 - Bollnow, O.F. Einfache Sittlichkeit, Göttingen
1947 - Die Grundschule, Heft 5/1989
- Gaschke, S. Die Erziehungskatastrophe,
Stuttgart, München 2001 - Imhof, A.E. Die verlorenen Welten
Alltagsbewältigung durch unsere Vorfahren und
weshalb wir uns heute so schwer damit tun.
München 1984
57Literatur
- Jeggle, U Lebensgeschichte und dörfliche Umwelt,
oder Die Gesetze des Dorfes und die
Lebesgeschichte (Manuskript eines Gastvortrags an
der Freien Universität Berlin 1981) - Meyer, T. Moderne Elterschaft neue
Erwartungen, neue Ansprüche, in Politik und
Zeitgeschichte B 22-23 / 2002) - Nave-Herz, R. Familie heute, Wandel der
Familienstrukturen und ihre Folgen für die
Erziehung, Darmstadt 2002 - Rolff, H.-G./Zimmermann, P. Kindheit im Wandel.
Weinheim. /Basel 1985 - Rerrich, M.S. Balanceakt Familie. Zwischen alten
Leitbildern und neuen Lebensformen. Freiburg i.B.
1988
58Literatur
- Rosenbaum, H. Formen der Familie. Untersuchungen
zum Zusammenhang von Familienverhältnissen,
Sozialstruktur und sozialem Wandel in der
deutschen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts.
Frankfurt 1982 - Schneewind, K. Familienpsychologie.Stuttgart
1999 - V.Trotta, T. Kind und Familie in Zeitschrift
für Soziologie der Erziehung und Sozialisation 19
(1999)