Title: Folie 1
113. November 2008, WU Wien
- Theorie und Praxis
- der Globalisierungskritik
- Mag. Christian Felber, Wien
- www.christian-felber.at
2Linz, 20. November 2007
- Wer bietet weniger?
- Globale Standortkonkurrenz
- und Alternativen
- Mag. Christian Felber
- www.christian-felber.at
3Ja zum Standortwettbewerb
Europa muss immer einen Schritt schneller
und auf vielen Gebieten absolute Weltspitze sein.
Nur so können wir im globalen Wettbewerb
bestehen. Ex-Arbeitsminister Wolfgang Clement,
SPD Nur wenn wir die besseren Produkte als
die Asiaten herstellen, können wir auf Dauer
überleben. Wolfgang Hirn, Autor von Angriff
aus Asien
4Ja zum Standortwettbewerb
Wir müssen wettbewerbsfähig sein, wenn
wir gut leben wollen.
Ich meine nicht den
Mercedes oder Golfschläger, sondern ein ganz
normales Leben normales Gehalt, ins Kino gehen,
ab und zu essen gehen. TA-Chef Boris Nemsic
5Mehr Wettbewerb
Wir können den Bürgern nicht versprechen, dass
wir sie vor Wandel beschützen können. Im
Gegenteil, der Strukturwandel wird weiter- gehen.
Vieles, was wir jetzt erleben, ist erst der
Anfang. Europas Wirtschaft darf und kann nicht
vor Wettbewerb geschützt werden . Günter
Verheugen
6Ja zum Standortwettbewerb
Standort- Wettbewerb ist
unvermeidbar. Hannes Swoboda, Vizepräsident
SPE
7EU und Globalisierung
- Wirtschaftliche Integration ist Selbstzweck
- Freier Kapitalverkehr
- Freier Warenverkehr
- Freies Investieren
- Eigentliche Ziele in Gefahr
- Soziale Sicherheit
- Wohlstand für alle
- Ökologische Nachhaltigkeit
- Menschenrechte
- Kulturelle Vielfalt
8Standortwettbewerb
- Freie Kapitalmobilität
- Unternehmen können sich Standort aussuchen
- Staaten geraten in Konkurrenz
- Staaten schaffen attraktive Investitionsbedingunge
n gt - passen sich den Wünschen des globalen Kapitals an
9Im Namen des Standorts!
- niedrigere Löhne
- Sozialabbau
- Länger arbeiten mehr Wohlstand?
- weniger Umweltschutz
- weniger Klimaschutz
10Gewinnt der Standort
- Durch niedrigere Löhne?
- Nachfrage weg
- Durch niedrigere Lohnnebenkosten?
- Pensionskürzung
- Durch längeres arbeiten?
- Durch niedrigere Steuern?
11Im Namen des Standorts
- Die Löhne sind zu hoch.
- Hans-Werner Sinn, Chef des ifo-Institus
- Die Lohnnebenkosten müssen runter.
Die Menschen in der Slowakei haben weniger
Urlaub, die Karenzzeiten sind kürzer, und auch
alle anderen sozialen Errungenschaften, die es
bei uns gibt, gibt es dort in der Form halt
nicht. - Peter Mitterbauer, Ex-IV-Präsident
12Im Namen des Standorts
- In Westeuropa sind die Löhne verdammt hoch. Da
gibt es sicherlich kein Potenzial für weitere
Steigerungen. - Wolfgang Reithofer, CEO Wienerberger
- Eine Verkürzung der Arbeitszeit gefährdet den
Wirtschaftsstandort. - Harald Kaszanits, WKO Österreich
13Im Namen des Standorts
- Klimaschutz funktioniert global oder gar nicht.
- BM Martin Bartenstein
- Wir sind nicht mit Linz verheiratet.
- Wolfgang Eder, CEO Voestalpine
14Im Namen des Standorts
Martin Bartenstein Klimaschutz
funktioniert global oder gar nicht. Angela
Merkel Klimaschutz funktioniert global
oder gar nicht. Chacques Chirac
Klimaschutz funktioniert global oder gar
nicht. Tony Blair Klimaschutz
funktioniert global oder gar nicht.
15Im Namen des Standorts
-
- Der deutsche Arbeitgeberpräsident
- Die Deutschen arbeiten im internationalen
Vergleich zu wenig. Wir müssen wieder mehr
leisten.
16Im Namen des Standorts
-
- Der brasilianische Arbeitgeberpräsident
- Die Brasilianer arbeiten im internationalen
Vergleich zu wenig. Wir müssen wieder mehr
leisten.
17Im Namen des Standorts
-
- Der chinesische Arbeitgeberpräsident
- Die Chinesen arbeiten im internationalen
Vergleich zu wenig. Wir müssen wieder mehr
leisten.
18Im Namen des Standorts
-
- Der US-Arbeitgeberpräsident
- Die Amerikaner arbeiten im internationalen
Vergleich zu wenig. Wir müssen wieder mehr
leisten.
19Im Namen des Standorts
-
- Der Weltarbeitgeberpräsidentenbund
- Die Menschen auf der ganzen Welt arbeiten zu
wenig. Wir müssen wieder mehr leisten.
20Gretchenfrage
- Österreich wird um 10 wettbewerbsfähiger
- Mexiko wird um 10 wettbewerbsfähiger
- China wird um 10 wettbewerbsfähiger
21Standortwettbewerb neu?
Wir müssen nicht billiger, sondern
besser sein. Franz Voves
22Besser über Qualität?
Österreich muss mittelfristig vom
soliden Mittelmaß bei Qualifikation und
Technologie ins Spitzenfeld vorstoßen. Wifo-Che
f Karl Aiginger gtgt Und wer soll ins
Schlussfeld?
23Folgen des Standortwettbewerbs
- Der Wohlstand steigt nicht für alle
- In 90 der Betriebe steigt der Arbeitsdruck
- Nettorealeinkommen heute so hoch wie 1992
- OÖ Sozialhilfe-Fälle 75 seit 2001
- 82 der Hilfsorganisationen wachsende Klientel
- Caritas Wien warme Mahlzeiten 47 seit 2000
24Moderne Märchen ...
- Gehts der Wirtschaft gut,
- gehts uns allen gut!
25ATX-Unternehmen 2005
- Gewinne 53
- Dividenden 58
- Managergehälter 30
- Löhne Gehälter 1
- trend 7-8/2006
26Allen gehts gut!
Wir haben als Gesamt-Standort wie kaum ein
anderes Land von der Internationalisierung profiti
ert. IV-Generalsekretär Markus Beyrer
27Wirtschaftspolitik Standortpolitik
Alles, was wir umsetzen, tun wir
für die Standortsicherung. Günter Stummvoll
28 Ich liebe den Wettbewerb.
Karl-Heinz Grasser
29Steuern für Unternehmen senken
- KÖSt-Senkung 2005
- Etappe im Rennen von 50 auf 0
- 1,1 Mrd. für Großunternehmen
- nächstes Ziel 15
- Wo fehlt das Geld?
- Studiengebühren 140 Mio.
- Grundsicherung nach Tàlos 900 Mio.
- Österreichs EU-Beitrag netto 300 Mio.
30Steueroasen entstehen
- Virgin Islands / Karibik
- EinwohnerInnen 19.000
- Unternehmen 302.000
- Angelegtes Kapital 47 Milliarden US-
- Steueroasen insgesamt 7 Billionen US- (IWF)
31Geldvermögen in BIP
32Beitrag der Vermögenssteuern
33Österreich ist nicht Opfer ...
34Aus Defizit wird Überschuss
35Der Vergleich macht Sie sicher
- Österreich
Schweden - Wachstum 2000 - 2007 1,8
2,6 - Inflation 1,7
1,3 - Budgetdefizit - 1,0
2,8 - Verschuldung 62,1
46,7
36Österreich glaubt sich arm
- Budgetdefizite trotz Wirtschaftswachstum
- Wir müssen sparen!
- Sozialabbau und Privatisierung
37 ALTERNATIVEN zum Standortwettkampf
38Nein zur globalen Angstmache
- Ich will nicht konkurrenzfähig sein als Ziel!
- Ich will nicht besser sein müssen als andere,
um bestehen / überleben zu dürfen! - Lissabon Wettbewerbsfähigkeit gt Nachhaltigkeit
39Neue Ziele der Globalisierung / EU
- Ziele
- Menschenrechte
- Soziale Sicherheit
- Wohlstand für alle
- Ökologische Nachhaltigkeit
- Kulturelle Vielfalt
- Instrumente
- Kapitalverkehr
- Handel
- Investitionen
40Cecchini-Bericht 1988
Der Binnenmarkt hätte keinen Sinn, wenn er
zu einem sozialen Fortschritt mit umgekehrten
Vorzeichen führen und einem Wettbewerb zwischen
Europäern auslösen würde, der die fundamentalen
Rechte der ArbeitnehmerInnen in Frage stellt.
41Europäische GEMEINschaft
- Ende des Standortwettbewerbs
- Nach innen Koordinierung
- Löhne (Mindestlöhne, Korridore)
- Sozialstandards (Korridore)
- Arbeitsstandards (Harmonisierung)
- Steuern (Mindestsätze, Korridore, Zinsrichtlinie)
- Handel nur mit Partnern mit gleichen Standards
- Für Personen inländische Gesetze
- Für Waren ausländische Gesetze
42Kooperation statt Konkurrenz
- Globaler Pflichtenkatalog für Global Players
- gt Konzerne erhalten nur Eintritt, wenn sie
einhalten - Menschenrechte
- Umweltstandards
- Sozialstandards
- Existenzsichernde/äquivalente Löhne
- Steuern wie KMU
- Verflechtung mit lokaler Wirtschaft
43Alternativen
- Nur ein Standort Erde.
- Einander konkurrenzieren macht keinen Sinn.
- Kooperation ist das bewährtes Prinzip der
Evolution.
44Ende
- Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
- www.attac.at
- www.christian-felber.at
45China will Arbeitsgesetze verbessern
- EU-Handelskammer
- Die strengen Verordnungen im neuen Gesetz werden
die Beschäftigungsflexibilität der Arbeitgeber in
hohem Maße beschränken und damit die
Produktionskosten in China erhöhen und die
ausländischen Unternehmen zwingen, weitere
Investitionen und den Ausbau ihrer Chinageschäfte
zu überdenken. - 21st Century Journal, 11. Mai 2006
46Global Player verhindern Regulierung
- Österreichische Handelsketten verletzen
Arbeitsgesetze in Osteuropa - Keine Kollektivverträge
- Betriebsräte verhindert
- Überstunden werden nicht bezahlt
- Gesetzlicher Urlaub nicht gewährt
- Ausbildung vernachlässigt
- Vorwürfe gegen Rewe, Kika, DM, Penny, Plus
47Ja zur Wettbewerbsfähigkeit
Das europäische Lebensmodell mit seiner
einzigartigen Kombination aus Wettbewerbs-fähigkei
t, Solidarität, Nachhaltigkeit, Freiheit hat
alle anderen Lebensmodelle an Attraktivität
eindeutig abgelöst. Außenministerin Ursula
Plassnik
48Europäische Werte
- Statt Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit
- bilden nunmehr der Verkehr von Waren,
- Dienstleistungen, Kapital und Arbeit
- die Grundfreiheiten der Union.
- Stephan Schulmeister, Wirtschaftsforscher
49Globalisierung heißt
Ich habe den Eindruck, Globalisierung heißt,
dass sich die Managergehälter an den USA
orientieren sollen und die Löhne an
China. IG-Metall-Boss Jürgen Peters
50Ja zum Standortwettbewerb
Aus der friedlichen Konkurrenz einer
Vielzahl unterschiedlicher Wirtschafts- und
Sozialsysteme der Mitgliedsländer speist sich die
unternehmerische und kulturelle Kraft Europas.
FAZ, Leitartikel Wirtschaft, 24. März 2007
51Ja zum Standortwettbewerb
Wer diesen Wettbewerb unterbinden und
stattdessen ein Sozialmodell für ganz Europa
definieren will, der gefährdet den Wohlstand der
Union. FAZ, Leitartikel Wirtschaft, 24. März
2007
52Wachstumsschwäche
- Nachfragekomponenten
- Privater Konsum (Lohnmäßigung)
- Private Investitionen (Nachfrage)
- Öffentliche Investitionen (Sparpolitik)
- Sozialtransfers (Sparpolitik, Hartz IV)
- gt Rezession (Deutschland)
53Direktinvestitionen
- 2002 und 2003
- USA - 200 Milliarden US-
- Japan - 50 Milliarden US-
- Deutschland 40 Milliarden US-
- Irland 45 Milliarden US-
54Basarökonomie?
- Anteil der inländischen Wertschöpfung an den
Exporten - 1995 70
- 2002 61
- Aber durch das starke Exportwachstum
- überkompensiert
55Leistungsbilanz
- 2000 2005
- EU-15 0,3
- Deutschland 2,0
- Österreich - 1,0
56Wege zur Vollbeschäftigung
- Löhne im Ausmaß der Produktivität erhöhen
- Realinvestitionen attraktiver machen
- Investitionen stärken (Zinsen runter)
- Ökologische Steuerreform gt Renaissance der
Regionen - 20-Stunden-Woche
- Vereinbarkeit Beruf Familie
- demokratisches Engagement
- echter Individualismus
57Reales Wachstum in Österreich
58Voestalpine macht auch mit
Wir sind nicht mit Linz verheiratet. Wolfgang
Eder
59Wifo-Weißbuch zur Standortpolitik
- Österreich 2000 - 2006
- Wachstum 2,0
- Inlandsnachfrage 1,3
- Die Verbesserung der Konkurrenzfähigkeit
durch Lohnzurückhaltung oder die Kürzung von
Sozialleistungen hat das Wachstum der
gesamtwirtschaftlichen Nachfrage gedämpft.
60Rekordgewinne und Jobabbau
- BA-CA Gewinnsprung von 1,3 auf 3,3 Mrd.
- Rund 5 Jobabbau
- 400 bis 700 Jobs weniger (4 7)
- Wenn das alle Unternehmen machen
- Anstieg der Arbeitslosigkeit um 5
- Nicht alle schreiben Rekordgewinne
61Höhere Gewinne Investitionen?