Title: Entwicklungspolitik
1Entwicklungspolitik
2Überblick
- 1) Entwicklung der Entwicklungspolitik, Theorien
und Konzepte - Dekaden der Entwicklungstheorie (60er,
70er,80er..) - 2) Internationale Entwicklungspolitik
- Internationale Akteure (UNO, Weltbank, IWF)
- 3) Deutsche Entwicklungspolitik
- Geschichte, Strukturen, Akteure, Instrumente,
Trends
3Was ist Entwicklungspolitik?
- Entwicklungspolitik alles, was politisch
Handelnde in Staaten, internationalen oder
zivilgesellschaftlichen Organisationen tun, um - globale Ziele der Entwicklung (z.B. Bekämpfung
der Armut) festzulegen - entsprechende Strategien zu entwickeln (z.B.
Veränderungen der Welthandelsbedingungen) - und diese in Aktionsprogrammen umzusetzen
4- Vor 1960 keine wirkliche Entwicklungspolitik
- USA und Europa waren mit dem Aufbau des nach dem
Zweiten Weltkrieg zerstörten Europas ausgelastet.
-
- 60er Jahre Dekolonisierung ? Wende
- neue Weltkarte
- neue Zusammensetzung der UN
- Kampf um Bündnispartner zwischen Ost und West
- ..........
5Modernisierung (1. Dekade 50er/60er Jahre)
- Die erste Entwicklungsdekade wurde Ende 1961 von
John F. Kennedy ausgerufen. - Diagnose Unterentwicklung - (endogene
Ursache), wegen Kapitalmangel - Strategie Modernisierung nachholende
Industrialisierung - Entwicklung zielgerichteter Prozess, Endziel
moderne Industriegesellschaften westlichen Stils
6(No Transcript)
7Modernisierung
- Grundlegende Annahmen
- Unterentwicklung beruht auf Kapitalmangel ?
genügend Kapital führt zu Wachstum Entwicklung
- genügend Wachstum erzeugt Trickle-Down-Effekt
- stärkere Einbindung der EL in den Weltmarkt wirkt
als Wachstumsmotor ? größere Nachfrage der IL - Industrialisierung Modernisierung müssen sein
8Modernisierung
- Wirtschaftliche und technische Überlegenheit
politische, soziale, kulturelle Überlegenheit - Unterentwicklung Folge von hausgemachten
Defiziten (Tradition Hemmschuh) - Entwicklung nachholende Entwicklung
- ? Befreiung von Traditionen
- ? kapitalintensive Industrialisierung, Förderung
von Großindustrie - ? Vernachlässigung der Landwirtschaft, Import
von Lebensmitteln vom Weltmarkt - ? Gießkannenprinzip, rundum werden Gelder
verschickt -
9Kritik an der Modernisierung?
- Kritik an Wachstumsmodell und trickle-down
Konzept - kulturelle, historische, gesellschaftliche
Unterschiede unwichtig, gleiches Rezept für alle
Länder - uneingeschränkte Nutzung natürlicher Ressourcen
- Wirtschaftswachstum lässt sich von außen
beeinflussen - weiteres wirtschaftliches Wachstum der
Industrieländer
10Grundbedürfnisstrategie (2. Dekade 70er Jahre)
- Problem Anwachsen der Armut
- Mc Namara (Weltbankpräsident 1968 - 1981)
- 1969 Pearson-Bericht ? Scheitern des Konzeptes
Entwicklung durch Wachstum - Vor allem die Reichen hätten von
Wachstumsförderung profitiert, die Armen seien
noch ärmer geworden - Krieg gegen die Armut hat Vorrang
11Grundbedürfnisstrategie
- Für die Armen Zugang zu lebenswichtigen Gütern
und Dienstleistungen sichern - Basic needs (materielle Grundbedürfnisse)
- Nahrung, Kleidung, Wohnung, Gesundheitsversorgung,
Trinkwasserversorgung, Abwasserentsorgung ?
notwendig fürs Überleben - Basic human needs (immaterielle Grundbedürfnisse)
- Bildung, Unabhängigkeit, Rechtssicherheit,
Selbstbestimmung der eigenen Lebensverhältnisse,
Mitbeteiligung an gesellschaftlichen
Entscheidungsprozessen - ? notwendig für menschenwürdiges Leben
- Grundbedürfnisorientierte Aktionsprogramme
- Förderung der Landwirtschaft (Grüne Revolution)
12Dependenztheorie (2. Dekade 70er Jahre)
- Führungsgruppen in der Dritten Welt forderten
dagegen Neue Weltwirtschaftsordnung - exogene Ursache? Erbe der Kolonialzeit
- Zentrum Peripherie
- Unterentwicklung ? außenwirtschaftliche
Abhängigkeit der EL (Satellitenwirtschaften)
Vorteile von Industriestaaten und Multinationalen
Konzernen
Abhängigkeitsbeziehung
EL
IL
13Gruppe der 77 (1967 gegründet)
(mittlerweile 133 Mitgliedsstaaten).
14Dependenztheorie
- Strukturelle Abhängigkeit vom Weltmarkt ?
Widerspiegelung in Wirtschafts-, und
Sozialstruktur - Unfaire terms of trade (Export/Import)
- Typische Folgen
- Konzentration auf Primärgüter, nur wenige
Exportgüter - Vorherrschaft von Auslandskapital in Plantagen,
Bergbau, Außenhandel - Desintegration der inneren Volkswirtschaft
geringe Beschäftigungseffekte - -gt Marginalisierung breiter Bevölkerungsgruppen
15Dependenztheorie
- Nord-Süd-Kommission/Brandt Bericht (1980)
- ? Verteilungsfrage
- Eigeninitiative notwendig, um unabhängig zu
werden - Hilfe von außen nur dann, wenn sie die
Rahmenbedingungen für Entwicklung verbessert und
Hilfe zur Selbsthilfe ist - Priorität Linderung von akuter Not, Hunger und
Elend - Aber auch, Beseitigung von Strukturen, die Armut
verursachen und aufrechterhalten - Zustimmung im Süden, herbe Kritik im Norden
16Kritikpunkte
- EINDIMENSIONAL, monokausal
- Fehler, allein exogene Faktoren, die im
kapitalistischen Weltsystem und in der
internationalen Arbeitsteilung zu suchen waren,
als einzig gültigen Verursacher für
Unterentwicklung und Dependenz zu erklären - Auch andere Abhängigkeitsbeziehungen endogen
lokale Eliten und benachteiligte Gruppen, exogen
multinationale Unternehmen, internationale
Institutionen - Die Probleme der EL werden zunehmend als Komplex
von Symptomen gesehen, zu dessen Erklärung
geographische, demographische, soziale,
politische und religiöse, also gleichermaßen
endogene und exogene Faktoren herangezogen werden
müssen. Für eine zureichende Erklärung müsse auch
historisch weiter als nur wenige Jahrhunderte
zurückgegangen werden.
17Die 80er Jahre das verlorene Jahrzehnt
(3.Dekade)
- Entwicklungsländer in der Schuldnerfalle
- Fallende Rohstoffpreise auf dem Weltmarkt ?
Exporterlöse verringerten sich - Entwicklungsländer geringe Diversifizierung,
Rohstoffe Haupteinnahmequelle - Höhere Exporte führen zu weiterem Preisverfall
- Zinsschock 1982
- Mehr Schuldendienst der EL an Norden als
Entwicklungshilfe / Investitionen aus Norden in
Süden - Verlorenes Jahrzehnt vor allem für die ärmsten
Staaten - Aber Gutes Jahrzehnt für die Tigerstaaten
(Südkorea, Taiwan, Hongkong, Singapur) und die
Volksrepublik China.
1880er JahreNeo-liberale Schocktherapie
- Diagnose falsche Verwendung der
Entwicklungsgelder (Diktatoren, aufgeblähte
Staatsapparate) - Rezept des IWF
- Geld Kredite gibts nur unter Bedingungen...
- Strukturanpassungsmaßnahmen (SAP)
- Sanierung des Staatshaushaltes durch
- Verschlankung der öffentlichen Dienste
- Weniger Sozialausgaben, Personalabbau
- Deregulierung, Entbürokratisierung
- Privatisierung
- Abwertung der Währungen
- Handelsliberalisierung (Abbau von Zöllen)
-
19Kritik an den SAPs
- Resultat
- Sehr viel Widerstand, schwer durchzusetzen
- Erhoffte Erfolge selten erzielt
- dramatischer Anstieg der Armut, Analphabetenrate
steigt, Schulen, Krankenhäuser nur noch für
Zahlende - Der schwache Staat wird noch schwächer
2090er Jahre bis heute (4. Dekade)
- Keine großen Theorien
- Verbindet Elemente aus den vergangenen Dekaden
- Erkenntnis Entwicklung ist mehrdimensional
- Trends, pragmatische konzeptionelle Ansätze
- Frauenförderung, Genderansatz (gender
mainstreaming) - Partizipation
- Kein Gießkannenprinzip mehr, sondern
Länderprioritäten - Mehr Geld für Osteuropa
- Schuldenabbau (HIPC)
21Entwicklung von innen...
Menschenrechte
Partizipation
Rechtssicherheit
Wirtschafts- und Sozialordnung
Entw.orientiertes staatl. Handeln
Quelle BMZ
22...und außen
Kohärenz der staatlichen Gesamtpolitik
Fördern ökologischer Produktions- weisen
Mitverantwortung für das internationale
Wirtschafts- und Handelssystem
Verantwortliche Exportpolitik
Verantwortliches Konsumverhalten
Quelle BMZ
2390er bis heute
- Bedingungen der Geberländer
- Armutsbekämpfungsstrategien (PRSP)
- Demokratisierung
- Good Governance Rechenschaftspflicht
24 90er bis heute Leitbild der Nachhaltigkeit
- Wirtschaftliches Wachstum hat Grenzen
- Ressourcen sind begrenzt und Ökosysteme nicht
unendlich belastbar - 1987 Brundtland-Bericht
- 1992 Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio
de Janeiro ? Agenda 21 - Entwicklungspolitik Umweltpolitik sind jetzt
Querschnittsaufgaben für alle Politikbereiche
25- Wirtschaftliche
- Leistungsfähigkeit
- Handel und
- Finanzsysteme
- Armutsminderndes
- Wachstum
- Wirtschaftliche
- Zusammenarbeit
- Soziale Gerechtigkeit
- sozialer Ausgleich
- soziale Grunddienste
- Armutsmindernde
- Rahmenbedingungen
Nachhaltige Entwicklung
- Politische Stabilität
- Menschenrechte
- Demokratie
- Frieden
- Gleichstellung
- beider Geschlechter
- Ökologische Nachhaltigkeit
- Umwelt- und
- Ressourcenschutz
- Schutz der biologischen
- Vielfalt
- Förderung
- regenerativer Energien
Quelle BMZ
26Millenniums-Entwicklungs-Ziele
- Millenniums-Gipfel September 2000 Prioritäten
sind nachhaltige Entwicklung und
Armutsbekämpfung. - Ziele bis 2015
- Beseitigung der extremen Armut und des Hungers
- Verwirklichung der allgemeinen Primarschulbildung
- Förderung der Gleichstellung der Geschlechter und
Ermächtigung der Frau - Senkung der Kindersterblichkeit
- Verbesserung der Gesundheit von Müttern
- Bekämpfung von HIV/AIDS, Malaria und anderen
Krankheiten - Sicherung der ökologischen Nachhaltigkeit
- Aufbau einer weltweiten Entwicklungspartnerschaft
27Wichtige Akteure internationaler
Entwicklungspolitik
- UNDP United Nations Development Programm
- WB Weltbank
- International Finance Corporation IFC
- Multilateral Investment Guarantee Agency MIGA.
- IWF Internationaler Währungsfonds
- WTO World Trade Organisation
- Regionale Institutionen wie EU oder
Interamerikanische Bank IAB
28Deutsche Entwicklungspolitik
- Beginn nach 2. Weltkrieg
- mehr als die Hälfte der Menschheit lebt am Rande
des Existenzminimums Ihre Armut ist ein Problem
und eine Bedrohung (Harry Truman) - 1952 Beteiligung an UND Programm
- DM 50 Millionen aus AA, 3,6 Mill. aus WiMi
- zur Förderung wirtschaftlich unterentwickelter
Länder - 1961 Gründung des Bundesministerium für
wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) - 2005 Etat des BMZ 3,860 Mrd. Euro 0,28
des BSP
29Entwicklungsfinanzierung
- 1970 reiche Länder beschließen, 0,7 Prozent
ihres Bruttoinlandsprodukts für Entwicklungshilfe
- 2004 kein einziger der G7-Staaten Vorgabe
erfüllt, viele keinen Zeitplan zur Erreichung
des Ziels - Nur 40 der Finanzmittel, die als offizielle
Entwicklungshilfe gelten, für die ärmsten Länder
bestimmt - 20 der Entwicklungshilfe der Europäischen Union
mindestens ein Jahr zu spät ausgezahlt
30Instrumente, Strukturen, Akteure
- Strukturen
- Bilaterale Zusammenarbeit
- Multilaterale Zusammenarbeit
- Akteure
- Staatliche Akteure BMZ, GTZ, DED, KfW
- Kirchliche Akteure Brot für die Welt, Misereor
u.a. - Stiftungen FES, KAS, FNS, HBS, RLS
- Wirtschaft PPP
- NGOs Welthungerhilfe, Terre des Hommes, MSF,
Rote Kreuz...
31Entwicklungspolitik ist auch Interessenspolitik
- Sicherheitspolitische Interessen (bis 1989)
- Einflusszonen im kalten Krieg
- Krieg gegen den Terror
- Wirtschaftliche Interessen
- Exportförderung teilweise ist bilaterale Hilfe
mit Lieferbindung verknüpft - Sicherung von Rohstoffversorgung (u.a. durch
Förderung von Infrastrukturmaßnahmen),
Handelsverträge
32Die Kriterien der deutschen EZ
Nachhaltige Entwicklung
MDGs
Capacity Development
Wirkungs- orientierung
33Trend
- Weg von kleinen Projekten, hin zu großen
Programmen - Immer mehr Kooperation zwischen den Gebern
(Harmonisierung der EZ) - Trend zu einer Weltentwicklungsstrategie
- Immer mehr Geberrolle auch von EL, regionale
Entwicklung gewinnt an Bedeutung (AU) - Bedeutung von Krisenprävention
34- Danke
- Für Eure Aufmerksamkeit
- ?
35Unterentwicklung - Armut
- Unterentwicklung ein schwieriger Begriff
- unzureichende Fähigkeit von Gesellschaften, die
eigene Bevölkerung mit lebenswichtigen Gütern und
Dienstleistungen zu versorgen - Produktionsproblem und/oder Verteilungsproblem
und oder politisches Strukturproblem? - In Lateinamerika reichte geringe Umverteilung von
Reichtum, um Massenarmut zu beseitigen (lt.
Weltbank) - Armut
- Weltbank in BSP/BNE gemessen
- UNDP Human Development Index
36Entwicklung nach Amartya Sen
- Armut das Fehlen von
- Verfügungsrechte (entitlements)
- Chancen (opportunities)
- Fähigkeiten (capabilities)
- Entwicklung
- der Abbau von Unfreiheiten, die die individuellen
Wahl- und Handlungsmöglichkeiten (freedom of
choice) einschränken - Beteiligung auf verschiedenen gesellschaftlichen
und politischen Ebenen - empowerment von Frauen
37Human Development Index
- HDI
- Sterbewahrscheinlichkeit unter 40 Jahren
- Analphabetenrate
- Zugang zu Trinkwasser und Gesundheitsdienstleistun
gen - Untergewicht bei Kindern unter 5 Jahren