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Ringvorlesung:

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Ringvorlesung: Einf hrung in die Methoden der Empirischen Sozialforschung Teil: Forschungslogik IV TU Dresden Institut f r Politikwissenschaft Prof. Dr ... – PowerPoint PPT presentation

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Title: Ringvorlesung:


1
Ringvorlesung
Einführung in die Methoden der Empirischen
Sozialforschung
Teil Forschungslogik IV
2
Gliederung des Teils Forschungslogik
  • Einführendes Organisatorisches, Grundgedanken
    und Geschichte von Sozialforschung
  • Forschung Aufgaben von Wissenschaft, hierzu
    geeignete Methoden und der Forschungsprozess
  • Grundlagen Wissenschaft und Wahrheit,
    wissenschaftliche Aussagen und die ihnen zugrunde
    liegenden Erkenntnisprozesse
  • Denkwerkzeug Begriffe, Aussagen, Theorien und
    Modelle
  • Theorie und Wirklichkeit Theoriebildung und
    Theorieprüfung Ratschläge zu typischen
    Forschungsstilen und Interpretationsfehlern
  • Ergebnissicherung Merkmalsräume, Typologien und
    Klassifikationen
  • In der Regel aus Zeitgründen nicht in der
    Vorlesung behandelt

TU Dresden Institut für Politikwissenschaft
Prof. Dr. Werner J. Patzelt
3
Konsequenzen aus dem Kategorienmodell der
Erkenntnis
auch Begriffe / Theorien doch vor allem
Voraussetzung jeglicher Wahrnehmung!
Kategorien
erkennendesSubjekt S
zu erkennendes Objekt O
Operationswirklichkeit
Perzeptionswirklichkeit
S erkennt O nur anhand von Kategorien, die aller
seiner Wirklichkeitserfahrung vorgegeben sind.
Also erkennt S niemals O an sich, sondern nur
so, wie seine Wahrnehmungs- und
Deutungskategorien ihm O erscheinen lassen.
  • Information über einen Forschungsgegenstand ist
    immer durch Begriffe (vor-) strukturiert
  • Also ist es sinnvoll, sich die Eigenarten von
    Begriffen vor Augen zu führen und obendrein die
    Fähigkeit zu erwerben, Begriffe so zu schaffen /
    zu wählen, dass eine für die zu beantwortende
    Fragestellung bestmögliche Erfassung des
    Forschungsgegenstandes gelingt.
  • Genau dafür zu befähigen, ist die Aufgabe der
    Begriffslehre (? Info).
  • Auf den von der Begriffslehre vermittelten
    Einsichten baut die Aussagenlehre auf (? Info).
  • Auf den von der Aussagenlehre vermittelten
    Einsichten baut die Theorielehre auf (? Info).

jetzt zu behandelnder Stoff
4
Wirklichkeit und Begriff
Dieser Vorstellungsinhalt wird ausgelöst durch
ein vereinbartes (definiertes) Wort
(Begriffswort). Dieses Wort ist nicht mit dem
Begriff selbst identisch!
Begriff ein Vorstellungsinhalt, der einen
bestimmten Wirklichkeits-ausschnitt von anderen
Wirklichkeits-ausschnitten abhebt, und zwar
das, was ein Begriff bezeichnet (d.h. sein
Designat)
Designans
- hinsichtlich jener inhaltlichen Merkmale, die
ein Wirklichkeits- ausschnitt aufweisen muss,
wenn er unter einen bestimmten Begriff fallen
soll ? Intension des Begriffs
Was muss ich mir genau vorstellen, um das zu
sehen?
ein Ausschnitt aus der Wirklichkeit
- hinsichtlich der Menge oder des Umfangs jener
Wirklichkeitselemente, die aufgrund ihrer
inhaltlichen Beschaffenheit unter einen
bestimmten Begriff fallen ? Extension des
Begriffs
Name empirischer Referent , d.h. dasjenige
in der Wirklichkeit, worauf sich ein bestimmter
Vorstellungsinhalt richtet
Was alles dergleichen fällt überhaupt unter
meinen Begriff?
5
Intension und Extension I
  • Die Intension legt fest, in welcher Perspektive
    man auf diesen Wirklichkeitsausschnitt blicken
    soll, wenn der Begriff benutzt wird.
  • Die Intension fixiert die Theorieperspektive.
  • Die Extension ihrerseits geprägt durch die
    Intension legt fest, an welchen Ausschnitt der
    Operationswirklichkeit man denken soll, wenn ein
    Begriff benutzt wird.
  • Die Extension fixiert den empirischen Referenten
  • Beides ist unmittelbar folgenreich für
  • die Aussagen, welche man durch Verknüpfung von
    Begriffen formuliert.
  • die Theorien, welche man aus Aussagen schafft.

Achtung Begriffe sind ebenso wie Wertmaßstäbe
NICHT wahrheitsfähig, sehr wohl aber je nach
Frage- oder Problemstellung unterschiedlich
nützlich!
6
verschiedene Begriffsintensionen bei gleicher
Begriffsextension
Achtung Ein Begriff kann ebenso wenig wie ein
Wertmaßstab wahr oder falsch sein er rastet
einfach eine bestimmte Betrachtungs- bzw.
Bewertungsperspektive ein!
  • Welche ganz unterschiedlichen Dinge fallen einem
    auf, wenn man ...
  • den Gegenstandsbereich des 218 StGB auffasst
    als ...
  • Schwangerschaftsunterbrechung
  • Tötung ungeborener Menschen?
  • unsere Gesellschaft auffasst als ...
  • (post-) industrielle Gesellschaft
  • Spätkapitalismus?
  • die Reformen im Gesundheits-, Renten- und
    sozialen Sicherungssystem auffasst als ...
  • Abbau des Sozialstaates
  • Anpassung des Sozialstaates an veränderte
    demographische und wettbewerbliche
    Rahmenbedingungen?
  • die sozialwissenschaftliche Fachsprache auffasst
    als ...
  • akademischen Jargon
  • Vielzahl von Begriffen, die neue Perspektiven auf
    bislang aus ganz anderem Blickwinkel betrachtete
    Sachverhalte erlauben?

Perspektive / Scheinwerfer A
  • verantwortlich für die Wahl der Perspektive
    man selbst!
  • Entscheidungsverfahren dimensionale
    Analyse!

Perspektive / Scheinwerfer B
7
verschiedene Begriffsextensionen bei stufenweise
präzisierter Begriffsintension
  • politisches System
  • Staat
  • Staat mit parlamentarischer Demokratie
  • Staat mit demokratischem parlamentarischem
    Regierungssystem
  • alle halbwegs stabilen Formen politischer Ordnung
  • politische Ordnung mit stabiler Einheit von
    Staatsgebiet, Staatsvolk und Staatsgewalt
  • ein Staat, der ein demokratisch zustande
    gekommenes Parlament hat
  • ein Staat, dessen demokratisch zustande
    gekommenes Parlament die Staatsregierung
    absetzen, ggf. sogar ins Amt bringen kann

8
Intension und Extension II
Faustregeln für eine gründliche Behandlung
des Themas zu simpel!
z.B. parlamentarisches Regierungssystem statt
parlamentarische Demokratie
  • Je spezifischer ein Begriff gefasst wird (d.h.
    je detaillierter seine Intension bestimmt wird),
    .
  • um so mehr sagt er über einen ganz bestimmten
    empirischen Referenten (Grenzfall
    idiographischer Begriff wie NS-Diktatur,
    Name wie Adolf Hitler)
  • um so schlechter passt er auf zusätzliche
    empirische Referenten (d.h. um so geringer ist
    meist seine Extension).
  • Je allgemeiner (abstrakter) ein Begriff gefasst
    wird,
  • auf um so mehr empirische Referenten passt er
    (d.h. um so größer ist meist seine
    Extension)
  • um so weniger erfasst er von jedem einzelnen
    seiner empirischen Referenten
  • Wann immer man (etwa bei Vergleichsunter-suchungen
    ) mehrere Fälle anhand gleicher Begriffe
    untersuchen muss, steht man darum vor einem
    Optimierungsproblem ohne eindeutige Lösung.

z.B. parlamentarisches Regierungssystem auf
Frankreich oder gar die USA
z.B. politisches System
z.B. auf das fränkische Reich des
Frühmittelalters oder auf das politische System
Dschingis Khans
? Modell der Abstraktionsleiter
9
Die Abstraktionsleiter
Forschungsfrage
abstrakter, recht unspezifischer Begriff, unter
den viele Fälle fallen
Begriff A
Begriff mittlerer Reichweite mit mittlerem
Extensionsumfang
Begriff B
vom theoretischen Begriff zum Beobachtungsbegriff

sehr spezifischer, anschaulicher Begriff, unter
den vielleicht nur sehr wenige Fälle fallen
Begriff C
Untersuchungsfälle
10
Alltagsbegriffe und (sozial-) wissenschaftliche
Begriffe
  • Alltagsbegriffe rasten die Perspektive des
    Alltagsdenkens ein.
  • Anhand ihrer verstehen normale Menschen
    (kompetente Mitglieder einer Ethnie) ihre
    Lebenswelt und verständigen sich über sie.
  • Alltagsbegriffe muss verstehen, wer in der
    Perspektive der Beforschten auf deren
    Alltagswirklichkeit blicken will.
  • Die von Alltagsbegriffen eingerastete Perspektive
    muss nicht für jede Frage- oder Problemstellung
    die allein oder überwiegend nützliche sein.
  • (Sozial-) wissenschaftliche Begriffe rasten eine
    andere Betrachtungsperspektive ein als die des
    Alltagsdenkens.
  • Diese Perspektive einzunehmen, kann mühevolle
    Denkarbeit oder Hermeneutik verlangen.
  • Diese Perspektive kommt den kompetenten
    Mitgliedern der betrachteten Ethnie oft sehr
    abstrakt, lebensweltfern und sonderbar vor.
  • Die von (sozial-) wissenschaftlichen Begriffen
    eingerastete Perspektive kann (aber muss nicht!)
    für viele Frage- oder Problemstellungen sehr
    nützlich sein.
  • Folglich
  • konkurrieren Alltagsbegriffe und (sozial-)
    wissenschaftliche Begriffe
  • können (sozial-) wissenschaftliche Begriffe ins
    Alltagsdenken absinken und dort eines Tages
    selbstverständlich werden.

primäre Typifikationen
sekundäre Typifikationen
Konkurrenz / Diffusion
11
Definieren
  • heißt die Intension und Extension eines
    Begriffes werden für alle praktischen
    Verständigungszwecke ausreichend klar bestimmt.
  • Wenn wir von X sprechen, wollen wir uns
    Folgendes vorstellen
  • verlangt die Festlegung eines Wortes oder einer
    Wortgruppe, mit welchem/r der zu definierende
    Begriff ( Vorstellungsinhalt) ausgelöst
    werden soll (Begriffswort)
  • Diesen Vorstellungsinhalt wollen wir immer dann
    benutzen, wenn wir von X sprechen. Statt X kann
    man auch Y sagen in der Sprache A würde man in
    diesem Zusammenhang das Wort Z verwenden.
  • ist etwas ganz anderes als das Formulieren einer
    Aussage anhand des definierten Begriffs
  • Definition Unter einer Demokratie wollen wir
    uns vorstellen
  • Aussage Max Weber versteht unter einer
    Demokratie folgendes , bzw. Das Land X
    besitzt eine Demokratie!

Achtung Definitionen legen das Denkwerkzeug zur
geistigen Erfassung eines empirischen Referenten
bereit, treffen aber noch keinerlei inhaltliche
oder Wahrheitsgehalt beanspruchende Aussagen über
diesen empirischen Referenten!
12
Arten von Definitionen
von Aussagegefügen, die oft Definition
genannt werden
  • Bedeutungsanalyse
  • Es wird geklärt, welche Bedeutung in einer
    Diskursgemeinschaft mit einem Wort verbunden
    wird.
  • Tatsächlich liegt hier keine Definition, sondern
    eine (Anzahl von) empirische(n) Aussage(n) vor!
  • explizite Definition
  • vollständige und ausdrückliche Erläuterung von
    Intension und Extension Festlegung eines
    Begriffswortes
  • implizite Definition
  • Von einem Begriffswort ausgehend werden Hinweise
    darauf gegeben, was ungefähr man sich nach
    Intension und Extension unter dem Begriff
    vorstellen soll
  • partielle Definition
  • unvollständige Erläuterung von Intension und
    Extension eines Begriffs
  • operationale Definition
  • Es wird gezeigt, wie und in welchen Schritten ein
    theoretischer Begriffmit Beobachtungsbegriffen
    zu verknüpfen ist (? Info)
  • Realdefinition
  • vergleichsweise unproblematisch In der äußeren
    Form einer Definition wird eine empirische
    Aussage formuliert (z.B. Ein Parlament ist )
  • sehr problematisch Das Ideenmodell der
    Erkenntnis oder eine substantialistische
    Wahrheitstheorie für zutreffend haltend, wird
    versucht, durch eine Definition das wahre Wesen
    eines Dinges offenzulegen (z.B. Gerechtigkeit
    ist letztlich )

Nominaldefinitionen typische Weise
wissenschaftlichen Definierens
Kerngeschäft theoriegeleiteter empirischer
Forschung
KEINE tauglichen Definitionen!
13
theoretischer Begriff und Beobachtungsbegriffe
es gibt KEINE theoriefreien oder
unperspektivischen Beobachtungsbegriffe!
theoretischer Begriff
teilweise empirisch interpretierbare Begriffe
empirischer Referent
Beobachtungsbegriffe
Eingehen auf herangetragene politische Positionen
Politikresponsivität
Responsivität(eines Abgeordneten)
Verhalten von Abgeordneten bei der
Wahlkreisarbeit
Erbringen von Dienstleistungen für Bürger
Serviceresponsivität
Bemühen um Zuweisung öffentlicher Finanzmittel an
Kommunen usw.
Allokationsresponsivität
Achtung Jeder Begriff dieser Kette einer
operationalen Definition muss auch seinerseits
nach Intension, Extension und Begriffswort
definiert werden !
von links nach rechts Festlegung, über welche
Begriffsketten ein theoretischer Begriff auf
einen empirischen Referenten bezogen werden soll
OPERATIONALISIERUNG (eines Begriffs)
von rechts nach links Feststellung, auf welche
Aspekte eines empirischen Referenten der Blick
ausdrücklich gerichtet werden sollte
DIMENSIONALE ANALYSE (eines empirischen
Referenten)
Validität einer Beobachtung oder Messung Es
wird genau der empirische Referent eines
(theoretischen) Begriffs beobachtet oder gemessen
14
Arten von Begriffen
Statistik ist IMMER möglich auch bei
Verwendung von qualitativen Begriffen und
qualitativen Daten!
  • Beobachtungsbegriffe vs. theoretische Begriffe
  • Beispiele Schlag vs. Gewalt
  • Herausforderung valide Operationalisierung!
  • Dispositionsbegriffe
  • Beispiele Zerbrechlichkeit, Gefährlichkeit
  • Achtung Dispositionsbegriffe sind besonders
    komplex und theoriehaltig. Sie brauchen sehr gut
    überlegte und valide operationale Definitionen!
  • qualitative vs. quantitative Begriffe
  • Beispiele Musikalität vs. Vortragsnote
  • Schnittstelle zur Statistik! (? Info)

Achtung Messen beginnt bereits auf der Ebene
von Begriffen!
15
Qualitative und quantitative Begriffe
ALLEN Begriffen kann man statt Begriffswortenauch
Ziffern zuordnen! ( messen)
  • klassifikatorische Begriffe
  • ordnen einen Gegenstandsbereich so, dass
    Wirklichkeitselemente nach ihren inhaltlichen
    Merkmalen in verschiedene Klassen gruppiert
    werden.
  • Beispiele Vater-Mutter-Kind Eiche-Buche-Linde
    Violine-Oboe-Cembalo
  • komparative Begriffe
  • leisten alles, was klassifikatorische Begriffe
    leisten
  • obendrein ordnen Wirklichkeitsmerkmale
    hinsichtlich einer vom Betrachter festgelegten
    Dimension nach mehr oder weniger
  • Beispiele schön-schöner-am schönsten
    Gefreiter-Unteroffizier-Leutnant-General
    Hiwi-Assistent-Professor
  • metrische Begriffe
  • leisten alles, was komparative Begriffe leisten
  • obendrein erlauben es, das Mehr oder Weniger
    geordneter Wirklichkeitsmerkmale anhand von für
    das jeweilige Wirklichkeitsmerkmal einschlägigen
    Maßzahlen zu quantifizieren
  • Beispiele a Meter, ß Kilogramm, ? Grad Celsius,
    d Volt, Nichtwähleranteil e , Zuwachsrate ?

Begriffe der Alltagssprache
qualitative Begriffe
quantitative Begriffe
Achtung Welche Begriffe man verwenden sollte,
hängt ausschließlich ab von der Fragestellung,
vom Gegenstand und vom Forschungsstand!
16
Messen und Messniveaus
messen heißt Wirklichkeitsmerkmalen Zahlen
zuordnen (statt nur Begriffsworte)
Diese Zahlen unterscheiden sich nach der Menge
der Information, die sie ausdrücken und darum
nach den Rechenoperationen, die man mit ihnen
sinnvollerweise durchführen kann!
  • Nominalskala (vereinbarte) Ziffern als
    Variablenwerte drücken nur die Verschiedenheit
    von Fällen aus.
  • Variable Geschlecht 1 männlich, 2 weiblich
  • Ordinalskala (Rangskala) (vereinbarte) Ziffern
    als Variablenwerte drücken auch eine Rangordnung
    unter den Fällen aus.
  • Variable politischer Aktivitätsgrad 1
    keinerlei Aktivität, 2 nur Interesse an
    Aktivität, 3 sporadische Aktivität, 4
    dauerhafte Aktivität
  • Intervallskala (vereinbarte) Ziffern als
    Variablenwerte drücken auch die Abstände in der
    Rangordnung der Fälle aus.
  • Variable politische Grundorientierung
    ausgedrückt durch Ziffern zwischen1 ganz
    links, 11 ganz rechts
  • Abstand zwischen 1 und 3 ist derselbe wie
    zwischen 9 und 11 10 ist nicht doppelt so
    viel wie 5
  • Verhältnisskala (Ratioskala) Ziffern als
    Variablenwerte drücken auch Proportionen zwischen
    den Fällen aus.
  • Variable Dienstzeit in einem politischen Amt
    ausgedrückt durch Ziffern zwischen 1 Jahr und 50
    Jahre (? 20 Jahre ist doppelt so lang wie 10
    Jahre)

?klassifikatorische Begriffe
?komparative Begriffe
?metrische Begriffe
Welche Rechenoperationen sind also zulässig?
Jene, für die der Informationsgehalt der zugrunde
liegenden Begriffe ausreicht!
? Statistische Modelle sind verfügbar und
anzuwenden je nach dem Messniveau
(Skalenniveau) der erhobenen Daten !
17
Variablen
also gibt es sowohl qualitative als auch
quantitative Variablen und ALLE kann man
messen, zumindest auf dem Niveau der Nominalskala!
  • Variablen sind Oberbegriffe Ihre Intension ist
    so ausgestaltet, dass sie
  • in einer einheitlichen Theorieperspektive
  • Gruppen von Wirklichkeitselementen
  • sowohl unterscheiden
  • als auch als zusammengehörig und wechselseitig
    aufeinander bezogen
  • kennzeichnen können.
  • Beispiele
  • Variable Sportler Leichtathlet Skiläufer
    Gewichtheber usw.
  • Variable Dienstgrad Gefreiter Unteroffizier
    Leutnant usw.
  • Variable Einkommen 1000 2000 3000
    usw.
  • Weil Variablen (Ober-) Begriffe sind, sind sie
    genau wie Begriffe zu definierenund gliedern
    sich in die gleichen Gruppenwie Begriffe im
    allgemeinen!

metrische Variable
komparative Variable
klassifikatorische Variable
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diskrete vs. stetige Variablen
  • diskret die Variable kann nur ganz bestimmte,
    vorher festgelegte Werte annehmen
  • Beispiele
  • Geschlecht Mann-Frau (dichotom)
  • Familienrolle Vater-Mutter-Kind (trichotom)
  • Partei CDU-SPD-FDP-Grüne-PDS (polytom)
  • stetig die Variable kann innerhalb ihres
    definierten Wertebereichs (Werteintervalls)
    jeden beliebigen, vom Maßsystem abbildbaren Wert
    annehmen
  • Beispiele
  • Dienstalter von bis Jahre
  • Einkommen von bis Euro
  • Wähleranteil von bis Prozent

? folgenreich für die Aufbereitung von Daten zur
statistischen Analyse und die Auswahl geeigneter
Analysemodelle!
19
manifeste vs. latente Variablen
? höchst folgenreich für die Konzeptualisierung
empirischer Studien, die auf theoretische
Einsichten ausgehen!
  • manifest die Variablenwerte sind
    Beobachtungsbegriffe, beziehen sich also auf
    einen unmittelbar wahrnehmbaren empirischen
    Referenten
  • Beispiele Wohnungsausstattung, Getränkekonsum,
    Gehalt
  • latent die Variable ist ein theoretischer
    (Ober-) Begriff, dessen Unterbegriffe (
    Variablenausprägungen) erst durch
    Operationalisierung auf Beobachtungsbegriffe
    bezogen werden müssen.
  • Beispiele Gewaltbereitschaft, Religiosität,
    Vaterlandsliebe
  • wichtige Anschlussbegriffe
  • Indikator (einer latenten Variable) eine solche
    manifeste Variable, auf die hin man die latente
    Variable operationalisiert und über die man an
    deren Statt Daten erhebt
  • Beispiele von Indikatoren für die latente
    Variable Religiosität Häufigkeit der Ausübung
    religiöser Praxen wie Gebet oder Kirchgang
  • Index eine aus mehreren quantitativen
    Indikatoren (in der Regel durch Addition)
    zusammengesetzte Variable, die als
    Stellvertreter (Proxy) einer latenten
    Variable dient
  • Beispiele Index der Lebenshaltungskosten
    Bertelsmann-Transformationsindex (Wie weit wurde
    ein autoritäres Regime zu einer Demokratie?)
  • Validität ein Indikator oder Index erfasst
    tatsächlich den empirischen Referenten der
    eigentlich interessierenden latenten Variablen
  • ?verschiedene Verfahren, um die Validität einer
    Indikatorvariablen oder eines Index zu
    überprüfen!

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Aussagen
Verknüpfung von Begriffen ? Aussagen
Verknüpfung von Aussagen ? Theorien
  • entstehen dadurch, dass Begriffe miteinander
    verknüpft und dabei Behauptungen über die
    Beschaffenheit von Sachverhalten aller Art
    aufgestellt werden.
  • werden sehr stark durch die Eigenart jener
    Begriffe geprägt, die in ihnen verknüpft werden
    und jene Perspektive einrasten, in der eine
    Aussage ihren Referenten erfasst
  • können irgend etwas zwischen wahr und falsch
    sein, und zwar ...
  • zwischen empirisch wahr falsch
  • zwischen logisch wahr falsch
  • lassen sich nach verschiedenen Gesichtspunktengli
    edern,
  • von denen einige besonders wichtig sind für
    dieFrage, wie man den empirischen
    Wahrheitsgehalt einer Aussage feststellen kann !

Aussagenlogik, Prädikatenlogik
Theoriehaltigkeit schon von Begriffen!
entscheidendes Merkmal von Aussagen
? Falsifizierbarkeit, Verifizierbarkeit
21
Arten von Aussagen
diesmal nicht gegliedert nach ihrer Eigenart als
Produkt von Wissenschaft (Beschreibungen,
Wenn/Dann-Aussagen ... , sondern nach ihren
forschungslogischen Eigentümlichkeiten
  • analytische vs. synthetische (empirische)
    Aussagen
  • Existenzaussagen vs. Allaussagen
  • empirische vs. normative Aussagen
  • korrelative vs. kausale Aussagen
  • Hypothesen vs. Gesetze

Diese Unterscheidungen sind höchst folgenreich
für die Möglichkeiten einer Über-prüfung des
Wahrheitsgehalts!
Empirie ? Empirie Theorie
? Phasen im Arbeitsprozess Man beginnt mit
reinen Hypothesen und endet mit bekräftigten
Hypothesen
22
analytische vs. synthetische (empirische)
Aussagen
verwendet in sozialwissenschaftlich-mathematischer
Modellbildung Ziel solche Modelle bilden, die
mit den Daten übereinstimmen!
  • Beispiele
  • analytische Aussagen
  • z.B. (ab)² a² 2ab b²
  • Syllogismus(Hier sind alle Bären weiß)
    (Das da ist ein Bär) (Dieser Bär ist weiß!)
  • synthetische Aussage Die Bundesrepublik
    Deutschland besitzt ein parlamentarisches
    Regierungssystem
  • offenkundiger Unterschied
  • analytische Aussagen formulieren logische
    Ableitungen innerhalb von Denksystemen.
  • Folge Den Wahrheitsgehalt analytischer Aussagen
    kann man allein schon durch logische Analyse
    feststellen
  • synthetische Aussagen formulieren Behauptungen
    über einen empirischen Referenten
  • Folge Den Wahrheitsgehalt synthetischer Aussagen
    kann man nur durch Erhebung von Informationen
    über ihren empirischen Referenten feststellen.
  • Alles Wissen der empirischen Wissenschaften wird
    in Gestalt möglichst wahrer synthetischer
    Aussagen geschaffen.

Problem des Syllogismus Er wirkt wie eine
empirische Aussage, ohne wirklich eine zu sein!
(? Falle für unser Argumentieren)
synthetisch gemäß dem Kategorienmodell der
Erkenntnis zusammengesetzt aus Informationen
über einen empirischen Referenten und jenen aller
Erfahrung vorgängigen Kategorien, mittels welcher
dieser Informationen erworben und geistig
geordnet werden.
23
Existenzaussagen vs. Allaussagen
? unterscheiden sich im Extensionsumfang
? unterscheiden sich im Informationsgehalt.
Dieser ist um so größer, je mehr Dinge eine
Aussage ausschließt (? je weniger
schwammig eine Aussage ist).
  • reine Existenzaussagen
  • Es gibt Gesellschaften ohne Machtausübung!
  • raum-zeitlich abgegrenzte Existenzaussagen
  • Im Kuba Fidel Castros bestand eine Gesellschaft
    ohne Machtausübung!
  • raum-zeitlich abgegrenzte Allaussagen
  • In Europas freiheitlichen Staaten führt
    dieVerbindung von parlamentarischem
    Regierungssystemund Verhältniswahlrecht zu
    starken Parteien!
  • reine Allaussagen (streng allgemeine Aussagen)
  • In allen freiheitlichen Staaten führt die
    Verbindung von parlamentarischem Regierungssystem
    und Verhältniswahlrecht zu starken Parteien!

... sagen nicht, wo und wann genau etwas der Fall
ist
sind die sozialwissenschaftlich nützlichsten
Aussagenklassen, denn ...
... erfassen höchst selten auch nicht-triviale
Merkmale sozialer Wirklichkeit
Achtung Es ist die Behauptung falsch,
Wissenschaft kennzeichne sich vor allem dadurch,
dass grundsätzlich nach streng allgemeinen
Aussagen gesucht werde!
24
Wie prüft man den empirischen Wahrheitsgehalt von
Aussagen?
Weg 1 beweisen verifizieren
sind wissenschaftlich unergiebig und darum zu
vermeiden
?weniger informationshaltige Aussagen sind in
den informationshaltigeren Aussagen
eingeschlossen!
  • reine Existenzaussagen
  • Es gibt Gesellschaften ohne Machtausübung!
  • raum-zeitlich abgegrenzte Existenzaussagen
  • Im Kuba Fidel Castros bestand eine Gesellschaft
    ohne Machtausübung!
  • raum-zeitlich abgegrenzte Allaussagen
  • In Europas freiheitlichen Staaten führt
    dieVerbindung von parlamentarischem
    Regierungssystemund Verhältniswahlrecht zu
    starken Parteien!
  • reine Allaussagen (streng allgemeine Aussagen)
  • In allen Staaten führt die Verbindung von
    parlamentarischem Regierungssystem und
    Verhältniswahlrecht zu starken Parteien!
  • können nicht widerlegt werden
  • können nicht zielgerichtet bewiesen werden
    Wo soll man nach dem emp.Ref. suchen?
  • können dadurch bewiesen werden, dass man
    zeigt, im genannten Fall verhalte es sich so
  • können dadurch widerlegt werden, dass man
    nachweist, im genannten Fall verhalte es sich
    anders

jene Aussagen, um die es in den
Sozialwis-senschaften sinnvollerweise meistens
geht
Regel 1 Überprüfung möglichst erleichtern!
  • können dadurch bewiesen werden, dass man
    zeigt, in allen genannten Fällen verhalte es
    sich so (vollständige Induktion)
  • können dadurch widerlegt werden, dass man
    nachweist, in einem einzigen genannten Fall
    verhalte es sich anders

Regel 2 möglichst informationshaltige Aussagen
fornulieren!
  • können nicht bewiesen werden
  • können schon dadurch widerlegt werden, dass
    man nachweist, wenigstens in einem einzigen
    Fall verhalte es sich anders

? abnehmender Informationsgehalt ? abnehmende
Chancen, den Wahrheitsgehalt zielgerichtet zu
überprüfen
passen sehr oft nicht auf die Gegen-stände der
Sozialwissenschaften
Weg 2 widerlegen falsifizieren
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Kerngeschäft allen ForschensVerifikation und
Falsifikation
Begründer des Falsifikationismus Karl Popper
  • durch Verifikation kann der Wahrheitsgehalt
    folgender Klassen von Aussagen überprüft werden
  • raum-zeitlich abgegrenzte Existenzaussagen
  • raum-zeitlich abgegrenzte Allaussagen
  • durch Falsifikation kann der Wahrheitsgehalt
    folgender Klassen von Aussagen überprüft werden
  • raum-zeitlich abgegrenzte Existenzaussagen
  • raum-zeitlich abgegrenzte Allaussagen
  • reine Allaussagen
  • Leitgedanke der Wahrheitsüberprüfung durch
    Falsifikation
  • man formuliert Aussagen möglichst so, dass sich
    ihr mangelnder Wahrheitsgehalt sehr leicht zeigen
    ließe, wenn sie falsch wären
  • man unterzieht diese Aussagen möglichst strengen
    Überprüfungen
  • eine Aussage, die sich selbst bei sehr strengen
    Überprüfungen nicht als falsch nachweisen ließ,
    gilt als bekräftigt (Popper corroborated)
  • eine bekräftigte Aussage behandelt man solange
    als eine wahre Aussage, wie nicht gezeigt wurde,
    dass sie doch falsch ist.
  • Achtung Ob man den Wahrheitsgehalt von Aussagen
    durch Verifikation oder Falsifikation überprüft,
    hängt ausschließlich ab von
  • der Art der zu prüfenden Aussage
  • von der Forschungsfrage
  • von forschungspraktischen Erwägungen

? Sinn der Forderung nach klaren Begriffen und
klaren Aussagen in der Wissenschaft
keine Dogmatik!
26
Prüfung des Wahrheitsgehalts von Aussagen
Begriffsklärungen
Überprüfung des Wahrheitsgehalts durch
Verifikation
Falsifikation
Die Aussage erwies sich dabei als
  • wahre empirische Aussagen als Ziel von
    Wissenschaft sind somit
  • verifikationistisch bestätigte Aussagen
  • falsifikationistisch bekräftigte Aussagen

wahr
bestätigt
bekräftigt
falsch
widerlegt
widerlegt
... und im übrigen weiß man eben, was falsch ist
nämlich widerlegte Aussagen
27
korrelative Aussagen vs. kausale Aussagen
  • Korrelative Aussagen behaupten einen empirisch
    fassbaren Zusammenhang zwischen zwei oder mehr
    Sacherhalten
  • Arten korrelativer Aussagen
  • deterministisch vs. probabilistisch
  • Wenn A, dann gewiss auch B vs. Wenn A, dann
    mit ? Wahrscheinlichkeit auch B!
  • synchron vs. diachron
  • Wenn A, dann gleichzeitig auch B vs. Wenn A,
    dann mit später auch B!
  • hinreichend vs. notwendig
  • Es reicht, dass A vorliegt, damit es auch zu B
    kommt! vs. Wenn es zu B kommen soll, muss
    unbedingt auch A vorliegen, was freilich nicht
    dafür ausreicht, dass es wirklich zu B kommt!(?
    Beispiele)
  • Kausale Aussagen fügen einer korrelativen Aussage
    auch noch eine Theorie (-skizze) hinzu, die
    erklärt, warum der behauptete Zusammenhang
    besteht.
  • typische Form Der Zusammenhang zwischen A und B
    besteht, weil

28
hinreichende und notwendige Faktoren
? sie nicht auseinanderzuhalten oder
durcheinander zu bringen, führt sehr leicht
sowohl zu Denkfehlern als auch zu empirisch
falschen Aussagen
  • Eine hinreichender Faktor ist ein Faktor B, der
    in jedem Fall dazu führt, dass das Ergebnis Z
    zustande kommt.
  • Aber Es ist nicht notwendig, dass B vorliegt, um
    Z zustande kommen zu lassen. Ebenso können die
    Faktoren K und L das Ergebnis Z zustande kommen
    lassen.
  • Beispiel Wenn man jemanden töten will (Z),
    reicht es aus, ihn zu erwürgen (B). Man kann ihn
    aber ebensogut erschießen (K) oder erdolchen (L).
  • Z B K L
  • Eine notwendiger Faktor ist ein Faktor A, der
    für das Zustandekommen des Ergebnisses Z
    unbedingt vorliegen muss.
  • Aber Es reicht nicht aus, dass A vorliegt, um Z
    zustande kommen zu lassen vielmehr muss auch
    noch der Faktor X hinzutreten.
  • Beispiel Wer eine Villa mit Blick auf den Genfer
    See kaufen will (Z), muss Geld dafür haben (A).
    Doch alles Geld nutzt solange nichts, wie niemand
    eine Villa mit Blick auf den Genfer See zum Kauf
    anbietet (X).
  • Z AX

29
Hypothesen vs. Gesetze
  • Hypothesen
  • sind Vermutungen / Aussagen, die man auf ihren
    Wahrheitsgehalt hin überprüfen will
  • haben mehr oder minder großen Wahrheitsgehalt
  • gliedern sich ganz wie alle Aussagen
  • Gesetz
  • meint in den empirischen Wissenschaften nichts
    anderes als eine sehr gut bekräftigte (reine)
    Allaussage
  • z.B Gesetz von der Erhaltung der Energie,
    Fallgesetz, emc² Gesetz von den
    wirklichkeitskonstruktiven Folgen der
    Situationsdefinition ...
  • meint in rechtswissenschaftlichen oder religiösen
    Zusammenhängen ganz andere Dinge als im Diskurs
    der empirischen Wissenschaften
  • z.B. Grundgesetz, Abwasserwirtschaftsgesetz,
    Jagdgesetz ...
  • z.B. Gottes Gesetze, offenbart im Alten
    Testament oder im Koran
  • ist darum ein oft sehr irreführender Begriff, den
    man in den Sozialwissenschaften besser vermeidet.

Im Übrigen ist die Vorstellung falsch,
Wissenschaft kennzeichne sich (allein) dadurch,
dass sienach Gesetzen sucht. Das tut sie zwar
auch doch nicht nur und nicht in allen
Disziplinen!
30
empirische vs. normative Aussagen
Alle diese Aussagen können entlang
wissenschaftlicher Verfahrensregeln weniger
fehlerträchtig formuliert werden, als dies allein
mittels des gesunden Menschenverstandes möglich
wäre!
Ziel von Wissenschaft
  • empirische Aussagen sind
  • Beschreibungen
  • Wahrheitsgehalt ist leicht verifikationistisch zu
    überprüfen
  • Wenn/Dann-Aussagen
  • Wahrheitsgehalt ist mehr oder minder leicht
    verifikationistisch oder falsifikationistisch zu
    überprüfen
  • Erklärungen
  • Wahrheitsgehalt ist mitunter schwierig zu
    überprüfen, doch wenn verif. / falsif.
  • Prognosen
  • Wahrheitsgehalt ihrer Teilaussagen ist mitunter
    schwierig zu überprüfen (verif./falsif.)
  • Wahrheitsgehalt insgesamt ist leicht zu
    überprüfen, aber natürlich nur im Nachhinein und
    nicht zu einem Zeitpunkt, da es wichtig wäre, den
    Wahrheitsgehalt zu kennen
  • normative Aussagen sind
  • Werturteile
  • Nur der Wahrheitsgehalt der meisten Teilaussagen
    ist mehr oder minder schwierig zu überprüfen als
    ganze sind Werturteile nicht wahrheitsfähig
  • Handlungsanweisungen
  • Nur der Wahrheitsgehalt der meisten Teilaussagen
    (NICHT der ihnen zugrunde liegenden
    Werturteile!) ist mehr oder minder schwierig zu
    überprüfen als ganze sind Handlungsanweisungen
    nicht wahrheitsfähig

31
Theorien
? hermeneutischer Spiralprozess
Theorien sind sowohl das Ziel als auch
eineVoraussetzung empirischer Forschung!
  • Theorien bestehen aus miteinander verknüpften
    Aussagen,
  • die ihrerseits einen mehr oder minder großen
    empirischen Wahrheitsgehalt haben
  • deren Verknüpfung mehr oder minder große logische
    Fehler enthalten kann.
  • Die Verknüpfung dieser Aussagen sollte nur
    logisch korrekt vorgenommen werden
  • zwingendes Erfordernis logischer Konsistenz, da
    ansonsten kein Wahrheitstransfer von einzelnen
    Aussagen dieser Theorie auf andere Aussagen
    dieser Theorie möglich ist und darum die Theorie
    insgesamt wenig nützen würde.
  • Werden
  • empirische Aussagen miteinander verknüpft, so
    entstehen empirische Theorien
  • normative Aussagen miteinander verknüpft, so
    entstehen normative Theorien.
  • Aufgabe theoretischer Forschung
  • möglichst logisch fehlerfreie Theorien mit einem
    möglichst wichtigen und/oder möglichst großen
    (empirischen) Referenten zu formulieren
  • verfügbare Theorien auf ihren logischen
    Wahrheitsgehalt zu überprüfen und entsprechend zu
    verbessern.
  • Aufgabe empirischer Forschung
  • die in Theorien eingebetteten empirischen
    Aussagen auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen
    und entsprechend zu verbessern
  • den empirischen Wahrheitsgehalt ganzer Theorien
    zu überprüfen und zu verbessern.

Es gibt nichts Praktischeres als eine gute
Theorie!
32
schulmäßiger Aufbau einer empirischen Theorie
wünschenswerte Emanzipation des
wissenschaftlichen theoretischen Denkens vom
zeitspezifischen Alltagsdenken
Theorie C
zeitspezifische Alltagstheorien
Theorie B
Paradigma
Theorie A
Theorem III
Theorem I
Theorem II
(empirische) Aussage I
(e.) Aussage II
Aussage III
Aussage IV
empirischer Referent
theoriespezifischer, selektiver Blickwinkel auf
den empirischen Referenten NICHT
wahrheitsfähig, sondern rein perspektivisch!
33
Arten von (empirischen) Theorien
  • gegenstandsspezifische Theorien (z.B. des
    Aufstiegs der NPD)
  • decken mit großer Präzision und mit meistens sehr
    gut operationalisierbaren Begriffen einen eng
    umgrenzten Gegenstandsbereich ab (z.B. Theorien
    des Wahlverhaltens)
  • brauchen meist andere Theorien als
    Anschlusstheorien oder Rahmentheorien, um
    auch die zu berücksichtigenden größeren
    Zusammenhänge zu erfassen
  • Theorien mittlerer Reichweite (z.B. der
    Funktionsweise von Wahlsystemen)
  • haben einen größeren Gegenstandsbereich als die
    gegenstandsspezifischen Theorien (z.B. Theorien
    der Funktionslogik demokratischer
    Verfassungsstaaten)
  • eignen sich gut als Ergebnis- oder
    Verständnisrahmen gegenstandsspezifischer
    Theorien
  • allgemeine Theorien (z.B. Evolutorischer
    Institutionalismus)
  • decken sehr große Wirklichkeitsbereiche mit oft
    sehr abstrakten und mitunter nur in vielen
    Schritten operationalisierbaren Begriffen ab
    (z.B. Theorien des Gesellschaftswandels)
  • stellen allgemeine Rahmentheorien auch für
    Theorien mittlerer Reichweite dar, erkaufen dies
    aber mitunter dadurch, dass sie eher eine
    geordnete Sammlung nützlicher analytischer
    Oberbegriffe anbieten als empirisch gehaltvolle
    Wenn/Dann-Aussagen (z.B. soziologische
    Systemtheorie)

? taxonomische Theorien
34
Modelle
Einzelheiten hier!
  • Modelle sind sehr übersichtliche gehaltene
    Darstellungsweisen von Theorien.
  • Üblicherweise verwendet man sie
  • zur sehr präzisen Ausarbeitung und Darlegung von
    gegenstandsspezifischen Theorien
  • zur eher grobkörnigen, doch klaren Darstellung
    der zentralen Gedanken von Theorien mittlerer
    Reichweite
  • zur Strukturierung persönlicher theoretischer
    Überlegungen, sei es im Vorfeld oder als Ergebnis
    empirischer Forschung.
  • Regelmäßig bestehen Modelle aus klar
    spezifizierten Variablen und mehr oder weniger
    klar spezifizierten Aussagen über die Beziehungen
    zwischen den Variablen.

35
forschungsanleitende Variablen
  • abhängige Variable(n)
  • unabhängige Variable(n)
  • intervenierende Variable(n)
  • Gruppierungsvariable(n), definiert /definieren
    Vergleichsgruppen
  • Hintergrundvariable(n)

endogene Variablen
exogeneVariable(n)
übersichtlich zusammenstellen in einem
Pfeilmodell !
36
abhängige Variable(n)
  • Sie beziehen sich auf das, was verstanden bzw.
    erklärt werden soll, also worauf sich die durch
    die zu beantwortende Forschungsfrage richtet.
  • Beispiele
  • Auftreten von Revolutionen
  • Stabilisierung demokratischer Verfassungsstaaten
  • Höhe der innerstaatlichen Bildungsausgaben
  • Anteil der Nichtwähler unter den Wahlberechtigten

37
Gruppierungsvariable
Klar Eine Gruppierungsvariable hat mindestens
zwei und ansonsten beliebig viele Ausprägungen !
  • Sie legt bezogen auf die Forschungsfrage
    Vergleichsfälle und gegebenenfalls deren
    Einteilung in Gruppen von Vergleichsfällen fest.
  • d.h. Sie definiert die Vergleichsfälle und
    Vergleichsgruppen bzw. Vergleichsschichten.
  • Beispiele
  • Systemtyp totalitäre Diktatur vs. demokratischer
    Verfassungsstaat
  • Typ des Regierungssystems parlamentarische
    Regierungssysteme vs. präsidentielle
    Regierungssysteme
  • Bildungsausgaben Staaten mit niedrigen
    Bildungsausgaben pro Kopf der Bevölkerung vs.
    Staaten mit hohen Bildungsausgaben pro Kopf der
    Bevölkerung

38
unabhängige Variable(n)
  • Sie erfassen jene Sachverhalte, von denen
    angenommen wird, sie übten Einfluss auf das
    Auftreten oder die Ausprägung der abhängigen
    Variablen aus.
  • d.h. Sie legen Vergleichskategorien fest.
  • Beispiel Warum haben Abgeordnete
    Parteiführungspositionen inne?
  • abhängige Variable Innehaben von
    Parteiführungspositionen
  • unabhängige Variablen u.a.
  • Wahlrecht bei Parlamentswahlen
  • innerparteilichen Nominierungsbestimmungen
  • Faktoren innerparteilichen Einflusses eines
    Abgeordneten

39
intervenierende Variable(n)
  • Sie erfassen jene Sachverhalte, von denen man
    vermutet, von ihrem Vorliegen oder von ihrer
    Ausprägung hänge ab, wie sich der Zusammenhang
    der unabhängigen Variablen mit der abhängigen
    Variable im einzelnen gestaltet.
  • Beispiel Man kann vermuten, der Zusammenhang
    zwischen periodischen Wahlen zu einer
    Vertretungskörperschaft und deren Responsivität
    hinsichtlich der Wähler hänge davon ab, ob es
    sich um wirklich freie Wahlen handele die
    intervenierende Variable wäre somit die Freiheit
    der Wahl.
  • Die intervenierenden Variablen umsichtig
    auszuwählen, ist wichtig vor allem für die
    Überprüfung bedingter Hypothesen, also von
    Aussagen folgender Art Wenn A, dann B aber
    nur, wenn auch Z vorliegt!
  • Ist letzteres der zentrale Zweck einer
    empirischen Studie, so werden die zu
    berücksichtigenden intervenierenden Variablen
    sogar ausschlaggebend für die Festlegung der
    Gruppierungsvariablen sein, also für die Auswahl
    der in die Studie einzubeziehenden Fälle (d.h.
    für die Stichprobe).
  • In der Regel wird die zentrale intervenierende
    Variable (etwa Staaten mit freien Wahlen vs.
    Staaten mit Scheinwahlen) dann selbst zur
    Gruppierungsvariable.

? Beispiel
40
Was ist ein Erklärungsmodell?
Was soll erklärt werden? abhängige Variable
Wodurch soll erklärt werden? unabhängige
Variable(n)
A
Lohnkosten
D
B
Auftragslage
Arbeitslosigkeit
C
zu berücksichtigende Rahmenbedingungen
intervenierende Variable(n)
Wenn/Dann-Aussagen
Preis/Leistungsverhältnis der Mitbewerber
erfassen jene Bedingungen, unter denen eine
Wenn / Dann-Aussage mit den Tatsachen
übereinstimmt
41
Hintergrundvariable(n)
  • Sie beziehen sich auf Sachverhalte, die
  • einen auch bei der gerade zu beantwortenden Frage
    sinnvollerweise zu berücksichtigenden Einfluss
    auf die Ausprägungen der unabhängigen (und
    womöglich auch der abhängigen) Variablen haben
    dürften,
  • ihrerseits aber nicht im Zentrum der um die
    forschungsleitende Fragestellung gelagerten
    theoretischen Aufmerksamkeit stehen.
  • Beispiel Staatenvergleich
  • Ausdehnung der verglichenen Staaten
  • Bevölkerungsanzahl der verglichenen Staaten
  • geschichtliche Prägung der verglichenen Staaten
  • Beispiel Vergleich politischer Kulturen
  • Bildungsstand der Befragten
  • Alter der Befragten
  • Geschlecht der Befragten

42
Struktur eines Pfeilmodells
Beispiel
endogene Variablen
Gruppierungsvariable? Fallgruppen
unabhäng. Variable 1
abhängigeVariable
Hintergrundvariablen
unabhäng. Variable 2
intervenierende Variablen
43
Beispiel Pfeilmodell zur Erklärung von
Fraktionsdisziplin
Funktionslogik eines parlamentarischen
Regierungssystems mit starken Parteien, die von
Abgeordneten geführt werden
rationales bzw. zweckgeleitetes Handeln der
Abgeordneten
Fraktionsdisziplin
effektive, auf Erfahrungen beruhende Regeln und
Strukturen
mögliche Widersprüche !
gekonnte Führungspraktiken
Erwartungen der Öffentlichkeit, wie sie von
Abgeordneten und parlamentarischen Führern
wahrgenommen werden
44
Richtung und Stärke von Zusammenhängen
unspezifizierte schwache, mittlere und starke
Zusammenhänge A oder B oder C beeinflussen Z
Variable A
Variable B
Variable C
Variable D
Variable E
.15
spezifizierte, nicht quantifizierte
Zusammenhänge Je mehr D, um so mehr Z, bzw.
Je mehr E, um so weniger Z
Variable F
-.60
Variable G
spezifizierte, quantifizierte Zusammenhänge (mit
intuitiven Zahlenangaben)
45
Arten von Zusammenhängenin Pfeilmodellen
(einfache) Kausalkette
Hintergrund-variable A
unabh.Variable A
abhängige Variable
Wechselwirkung, Korrelation
Hintergrund-variable B
unabh.Variable B
rekursive Kausalkette
rekursive vermaschte Kausalkette
46
Zweck von (Pfeil-) Modellen
nun auch Modelle der positive political theory
(? Rational choice-Modelle)
  • Ordnung der eigenen Gedanken zur Bildung einer
    Vortheorie, welche dann das empirische
    Forschungsvorhaben anleitet bei der
  • Festlegung der Variablenstruktur
  • Erstellung der Erhebungsinstrumente
  • Auswahl der Modelle der Datenanalyse (vom
    Pfeilmodell zum Pfadmodell, von der
    Vier-Felder-Tafel zur Kreuztabelle)
  • Ergebnisinterpretation / Ergebnissicherung
  • Verdichtung der forschungsleitenden Hypothesen in
    einem Modell, welches
  • dann vorhersagt, was die Forschungsergebnisse
    zeigen werden
  • und aufgrund der tatsächlich erzielten Ergebnisse
    dann verifiziert, falsifiziert oder modifiziert
    wird
  • Zusammenfassung verfügbarer Ergebnisse und
    Theoreme, d.h. Theoriebildung, die den
    Forschungsstand entweder (nur) überschaubar macht
    oder gleich weiterentwickelt

47
Beispiel für ein Pfadmodell
Anteil der durch das Modell erklärten Varianz
in der abhängigen Variablen
Pennings, Paul et al., Doing Research in
Political Science, London 1999, S. 235
Ein Pfadmodell sieht aus wie ein Pfeilmodell.
Die in ihm eingetragenen Ziffern zur
Quantifizierung von Richtung und Stärke eines
Zusammenhang sind aber keine hypothetischen
Schätzungen, sondern empirische Befunde, die
durch (partielle) Regressionsanalysen gewonnen
wurden.
48
Damit sollte klar sein
  • was Begriffe sind und wie man sie definiert
  • wie man mit Begriffen umgeht und welche Rolle die
    einzelnen Begriffsarten (vor allem Variablen)
    für den Forschungsprozess spielen
  • wie das Verhältnis von qualitativen und
    quantitativen Begriffen beschaffen ist und was
    das Messen mit der Verwendung von Begriffen zu
    tun hat
  • was Aussagen sind, welche Arten von Aussagen es
    gibt und wie man sie auf ihren Wahrheitsgehalt
    überprüfen kann
  • was Theorien sind und welche Struktur sie haben
  • was Modelle sind, wie man sie baut und wozu sie
    dienen

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49
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