Title: Moderner Staat und organisierte Gewalt
1Moderner Staat und organisierte Gewalt
- Philipps-Universität Marburg
- Fachbereich 03 Institut für Politikwissenschaft
- SE Moderne und Gewalt
- Leitung Prof. Dr. Wilfried von Bredow
- Referenten Michael Stenschke, Hagen Schaller
- SoSe 2008
- Datum 02.06. 2008
2Gliederung
- 1. Vorbemerkungen I./ II.
- 2. Gewaltmonopol im Feudalismus
- 3. Zäsur des Dreißigjährigen Krieges
- Westfälischer Frieden 1648
- 4. Wandel vom Herrschersystem zum modernen
Staat - 5. Definition von Staatsversagen
- 6. Staatsversagen in Afrika
- 7. Die Privatisierung der Gewalt
- 8. Fazit Diskussionsthese
- 9. Bibliographie
31.Vorbemerkung I.
- Europa als Beispiel für die Etablierung vom
modernen Staat - Afrika als Beispiel für Privatisierung von Gewalt
- Epochenwandel des Gewaltmonopols im Staat
anstelle einer rein chronologischen Behandlung
von Staat und Gewalt
41.Vorbemerkung II.
- Horizontale Ebene Internationale Ebene, oder
Staat zu Staat - Vertikale Ebene Soziale Ebene, oder Staat zu
Individuum - Ziel Wechselbeziehungen von Gewalt und Staat
zeigen
Staat 1
Staat 2
Individuum
52. Gewaltmonopol im Feudalismus
- Ständische Gesellschafts-ordnung
- ? siehe Lehnwesen im Mittelalter
- Vorkapitalistische Wirtschafts-ordnung
- Gewaltmonopol beim König/ Kaiser
- ? Ritter u. Söldnerheere als ausübende
Exekutive
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62. Gewaltmonopol im Feudalismus
- Folgen der ständischen Gesellschaftsordnung
- Land und Privilegien vom König/ Kaiser an
Vasallen (Adlige/ Ritterklasse) - Basis der Gesellschaft bildeten unfreie Bauern
- Gesellschaftspyramide mit klaren Trennlinien von
Herrschenden u. Unterworfenen - Vasallen mit Treueid an König/ Kaiser gebunden ?
Kriegsfall
72. Gewaltmonopol im Feudalismus
- Gewaltmonopol beim König/ Kaiser
- Ritterklasse hatte das Gewaltmonopol auf
physische Gewaltanwendung in selektiver Anwendung - Ritter bildeten die Elite, die durch
Kriegsknechte ergänzt wurden - Ambivalenz der Söldnerheere
- kostengünstige Alternative zu einem
- Stehenden Heer
- schwer zu kontrollieren
- Der Krieg ernährt sich selbst.
82. Gewaltmonopol im Feudalismus
- Ein gerechter Krieg nach Thomas v. Aquin
(1224-1274) - 1. Die Vollmacht der Regierenden, auf dessen
Befehl hin der Krieg geführt werden muss - 2. Ein gerechter Grund
- 3. , daß die Kriegsführenden die rechte
Absicht haben. - Aus militärischer Überlegenheit erwuchs die
Notwendigkeit politischer Herrschaft. - Horward zit. n. Krippendorff, 1985, S. 219
92. Gewaltmonopol im Feudalismus
- Begünstigende Bedingungen für Gewalt
- Waffenbesitz verschaffte ein Gewaltmonopol
- ? Minderheit in Waffenbesitz (Ritter,
Söldner) - Kriege legitimierten Gewaltmonopol der Ritter
- ? sichern von Land und Privilegien
- Söldnerheere die Kriege ausweiteten, oder
verlängerten ? Frieden bedeutete kein Sold - Erbstreitigkeiten zwischen den Herrscherfamilien
- geringe politische Kompetenz unter den Herrschern
- ? Waffenhandwerk vor Diplomatie
103. Zäsur des Dreißigjährigen Krieges-Westfälische
r Frieden 1648
- Beginn als Konfessions-
- krieg 1618
- europaweiter Streit um
- die Hegemonie zwischen
- den Häusern
- Habsburg, Frankreich u. Schweden
- dynastische Rivalitäten deutscher Fürsten
- Konflikte zwischen Ständen und Monarchen
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113. Zäsur des Dreißigjährigen Krieges-Westfälische
r Frieden 1648
- Westfälischer Frieden 1648
- Münster u. Osnabrück
- Folgen
- Ende von Religionskriegen
- souveräne Territorialstaaten
- moderner Staat
- Etablierung der Staatsraison
- Legitimierung der Herrschaft durch Stabilität
nach innen und außen - ? Politik des Machterwerbs, Machterhalts
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124. Wandel vom Herrschersystem zum modernen Staat
- Staaten sind souverän, sofern sie in der Lage
sind, sich gegeneinander und innergesellschaftlich
militärisch zu behaupten. Krippendorff, 1986,
S. 165 - Welche Institutionen braucht somit ein moderner
Staat?
134. Wandel vom Herrschersystem zum modernen Staat
- Bedingungen für den modernen Staat
- modernes Verwaltungs- u. Beamtenwesen
- Beförderung des Bürgertums
- Handelsorientierte Wirtschaft
- Innovationsfähige Manufakturwesen
- Errichtung eines Stehenden Heeres
- ? Schaffung des Gewaltmonopols bei Staat
144. Wandel vom Herrschersystem zum modernen Staat
- Wandel von ungerichteter Wirtschaft zu einem
effektiven Wirtschaftsystem - Merkantilismus
- Förderung von Manufakturen z. B. Waffen
- Hemmung von Importen z.B. Zölle
- Verstärkter Export
- Fertigprodukten
- hemmen des Exports von Rohstoffen
- Zunehmendes Interesse an Kolonien
- Ziel Ein Handelsüberschuss
154. Wandel vom Herrschersystem zum modernen Staat
- Vom Söldnerherr zum stehenden Herr
- Heere im Mittelalter kostspieliges Übel
- Dauerzustand des Krieges machte Stehende Heere
erforderlich - 17. Jh. Stehendes Heer als Notwendigkeit zum
bestehen im Europa der Nationalstaaten - ? Stehende Heer verschaffte die
völkerrechtliche Anerkennung als souveräner Staat - ? Stärkung der Zentralgewalt des Herrschers
- Disziplinierung der eignen Bevölkerung
- Vermeidung von Bauernaufständen
- Kontrolle wirtschaftlich starker Städte
164. Wandel vom Herrschersystem zum modernen Staat
- Heeresgröße und Kriegstote für 9 europäische
Staaten
Periode Heeresgröße Kriegstote
1401-1500 6.910.000 364.220
1501-1600 16.707.300 896.185
1601-1700 25.796.000 3.711.090
1701-1800 31.055.500 4.505.990
1801-1900 24.233.800 3.625.627
Quelle Krippendorff, 1986, S. 160
174. Wandel vom Herrschersystem zum modernen Staat
- Eine Krankheit hat sich in Europa ausgebreitet.
Sie hat unsere Fürsten befallen und veranlasst
sie, unangemessene Truppenzahlen zu unterhalten
. - Sobald der eine Staat die Zahl der zu den
Fahnen Gerufenen erhöht, tuen die anderen sofort
dasselbe, mit dem Ergebnis, daß nichts dabei
gewonnen wird als der gemeinsame Ruin.
Montesquieu (1689-1755)
184. Wandel vom Herrschersystem zum modernen Staat
- Begünstigende Bedingungen für Gewalt
- Gewaltmonopol des Staates wurde in Kriegen
legitimiert - Monopol auf physische Gewalt
- legitimierter Anspruch auf politische
Repräsentanz - Allianzen wurden durch Kriege gefestigt, oder neu
geschlossen - Erbfolgestreitigkeiten zwischen den Staaten
- Wirtschaftspolitik ging in Staatswesen über
194. Wandel vom Herrschersystem zum modernen Staat
- Hobbes (1588-1679) Verständnis vom Staat
- Machtvertikale Die Menschen sollen sich zu ihrem
Wohl der Macht des Staates unterwerfen - Ich autorisiere diesen Menschen oder diese
Versammlung von Menschen und übertrage ihnen mein
Recht mich zu regieren . Hobbes zit. n.
Förster, 1969, S.134
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204. Wandel vom Herrschersystem zum modernen Staat
- Hegel (1770-1831) Verständnis vom Staat
- Bezeichnet den Staat als sittliche Idee, die
die Freiheit erst ermöglicht - Das Individuum hat den Staat schon immer
vorausgesetzt - 258 Der Staat ist als die Wirklichkeit des
substantiellen Willens, die er in dem zu seiner
Allgemeinheit erhoben besonderen Selbstbewußtsein
hat, das an und für sich Vernünftige. Hegel zit.
n. Bülow, 1939, S.314
214. Wandel vom Herrschersystem zum modernen Staat
- Max Webers (1864-1920) Verständnis vom Staat
- Der Staat soll das einzige legitime Gewaltmonopol
innehaben. Es soll nicht in Frage gestellt werden
- , daß der moderne Staat ein anstaltsmäßiger
Herrschaftsverband ist, der innerhalb eines
Gebietes die legitime physische Gewaltsamkeit als
Mittel der Herrschaft zu monopolisieren mit
Erfolg getrachtet hat und zu diesem Zweck die
Sachlichen Betriebsmittel in der Hand seiner
Leiter vereinigt . Weber, 2006, S. 570
22Zwischenfazit
- Thesen
- Der Staat hat den Untertan zum Bürger
aufgewertet, spannt ihn (den Bürger) aber wieder
in sein Gewaltmonopol ein - Der Staat hat durch seine Professionalisierung
die Gewalt nicht abgeschafft, sondern nur neu
kanalisiert - auf einer höheren Ebene
23 5. Definition von Staatsversagen
- Pendant zum Marktversagen
- Mängel möglich in
- Design
- Koordination
- Implementierung politischer Maßnahmen
- Bereitstellung öffentlicher Güter nicht optimal
245. Definition von Staatsversagen
- Beispiele öffentlicher Güter (1)
- Bildung
- Sicherheit
- Rechtstaatlichkeit
- Freiheit
- Information
255. Definition von Staatsversagen
- Beispiele öffentlicher Güter (2)
- Aber auch weltliche Güter
- Trinkwasser
- Obdach
266.Staatsversagen in Afrika
- Mögliche Gründe (1)
- Kolonialzeit
- Balkanisierung Afrikas
- Ausbeutung durch Kolonialherrscher
- Wirtschaftliche Degradierung
Quelle www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id11124
276.Staatsversagen in Afrika
- Mögliche Gründe (2)
- Internationale Abhängigkeiten
- bad governance
286. Staatsversagen in Afrika
- Folgen (1)
- Mangel an fast allen öffentlichen Gütern z. B.
- Alphabetisierungsraten
- Wirtschaftswachstum
- Sterblichkeitsrate
- Aber Oft ein hohes Maß an Sicherheit
- Gefahr, so negativ auf andere öffentliche Güter
einzuwirken
296. Staatsversagen in Afrika
- Folgen (2)
- Staaten, Unternehmen oder Privatleute streben
nach verbesserter Bereitstellung - Private Anbieter übernehmen bestimmt Bereiche
- Beispiele NGO- Hilfsprojekte, Privatschulen
- Auch Gewalt ist privatisierbar!
307. Die Privatisierung der Gewalt
- little did I realize when I first proposed a
quarter century ago that the military was
shifting from an institution to an occupation
that private profit making companies would one
day actuelly do military jobs. Charles Mosko,
2003
317. Die Privatisierung der Gewalt
- A) Definition PMC
- Private Military Company
- Experten der Gewalt
- Informationsbeschaffung
- Politikberatung
- Lobbyarbeit
- Geschäftsgebaren umstritten!
327. Die Privatisierung der Gewalt
- B) Regulierungsprobleme
- Vertragswerk PMC Klient vergleichbar mit
Staatsverträgen - Nur legitimate clients erlaubt
- Offiziell völkerrechtliche Verantwortlichkeit der
PMCs und ihrer Mitglieder - Allerdings schwer durchsetzbar
- Verflechtung PMC Politik und PMC Wirtschaft
oft unklar
337. Die Privatisierung der Gewalt
- C) Beispiel Executive Outcomes (EO)
- Großmutter aller PMCs
- Erste Einsätze in Angola (1994) und Sierra Leone
(1995) - Bedenkliche Verflechtungen mit Wirtschaftsunterneh
men (Branch Energy, Diamond Works) - Regimewechsel als Rekrutierungsmöglichkeit
- Heutige PMCs distanzieren sich
Quelle www.executive-outcome.com
348. Fazit Diskussionsthese
- Um den Krieg abzuschaffen, müßte man dann
eigentlich den Staat abschaffen, - oder aber müßte man auf den Pluralismus
verzichten und den Weltstaat einrichten. - Preis des Friedens aber wären dann Anarchie
oder Despotie. Narr zit. n. Krippendorff, 1985,
S. 513 - War made the state and the state made war.
Tilly, 1975, S.42 - Ist der Staat mit seinem alleinigen Gewaltmonopol
nur das geringere Übel?
35Europa zwischen Krieg und Frieden
Krippendorff Staat und Krieg, S. 56
36Europa zwischen Krieg und Frieden
- Die Anfänge der modernen Staaten in Europa
sind auf dem Amboß des Krieges zurechtgehämmert
worden. Harword zit. Krippendorff, 1985, S. 219 - Eine Staatengemeinschaft bildet anscheinend den
besten Schutz die Gewalt einzuhegen!
379. Bibliographie
- Burkhart, Johannis (1997) Die Friedlosigkeit der
Frühen Neuzeit, Grundlegung einer Theorie der
Bellizität Europas. In Zeitschrift für
historische Forschung, Band 24, Heft 4, Ducker
Humbolt, Berlin. - Bülow, Friedrich (1939) Hegel eine Auswahl
seiner Werke, Volk Staat, Geschichte, Körners
Taschenbuchausgabe 39, Stuttgart. - Chesterman, Simon (2007) Lehnhardt, Chia
(Hrsg.) From Mercenaries to Market The Rise
and Regulation of Private Military Companies.
Oxford University Press, Oxford. - Förster, von Winfried (1969) Thomas Hobbes und
der Puritanismus Grundlagen und Grundfragen
seiner Staatslehre, Beiträge zur politischen
Wissenschaft 8, Berlin. - Krippendorff, Ekkehart (1985) Staat und Krieg,
Die historische Logik politischer Unvernunft,
Band 305, Surkamp, Frankfurt am Main. - Krippendorff, Ekkehart (1986) Internationale
Politik, Geschichte und Theorie, Campus Studie,
Frankfurt am Main. - Tetzlaff, Rainer (1995) Engel, Ulf Mehler,
Andreas (Hrsg.) Afrika zwischen Dekolonisation,
Staatsversagen und Demokratisierung. Institut für
Afrikakunde, Verbund Stiftung deutsches
Übersee-Institut, Hamburg. - Tilly, Charles (1975) The Formation of National
States in Western Europe, Princeton University
Press, New Jersey. - Weber, Max (2006) Politik und Gesellschaft,
Zweitausendundeins, Melzer Verlag, Frankfurt am
Main. - Wieviorka, Michel (2006) Die Gewalt, Hamburger
Ed., Hamburg. - Abbildungen
- http//www.werbeka.com/ffha/ritter.jpg Letzter
Zugriff (30.05.2008) - http//www.ibl.uni-bremen.de/lehre/lui/user/ag20/k
roenung54k.jpg Letzter Zugriff (30.05.2008) - http//www.urbanhonking.com/usingglobalmedia/levia
than.jpg Letzter Zugriff (30.05.2008) - http//www.willy-horsch.de/images/Westfaelischer_f
riede.jpg Letzter Zugriff (30.05.2008) - http//www.baden-chronik.de/fenstersturz.gif
Letzter Zugriff (30.05.2008) - http//www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id11124
Letzter Zugriff (30.05.2008)