Title: Autoimmunthyreoiditis Iodid ein Risikofaktor?
1AutoimmunthyreoiditisIodid ein Risikofaktor?
- Priv. - Doz. Dr. med. M. Zimny
- Praxis für Nuklearmedizin, Hanau
288 µg/l (gesamt) - 128 µg/l Schulkindern
84
3(No Transcript)
4(No Transcript)
5Hashimoto / atrophische Thyreoiditis
Erstbeschreibung 1912 durch Dr. Hakura Hashimoto,
Assistent der chirurgischen Universitätsklinik in
Kiushiu, Japan Zur Kenntnis der lymphomatösen
Veränderungen der Schilddrüse (Struma
lymphomatosa) Archiv für klinische Chirurgie
191297 219ff
6Pathogenese
- genetische Prädisposition
- gehäuftes familiäres Auftreten
- erhöhte Anfälligkeit bei Polymorphismen der Gene
für MHC-HLA D(R3) und CTLA-4 - externe Faktoren
- Stress, Rauchen, Medikamente (Interferon,
Amiodarone, Lithium), Iodexzess - SD-Bestandteile als Antigen
- thyreoidale Peroxidase, Thyreoglobulin,
TSH-Rezeptor, Natrium Iodid-Symporter
7Epidemiologie
- Prävalenz TPO-AK / Tg-AK 10 - 30 bei
erwachsenen Frauen in England und Wales,
höhere Prävalenz mit zunehmenden Alter
(Prentice 1990) - Prävalenz TPO-AK bei Schulkindern /
Jugendlichen in Berlin 3,4 m/f 12,7
(Kabelitz 2003)
8(No Transcript)
9Hashimoto - Struma (Struma lymphomatosa)
atrophische Thyreoiditis
10Antikörper-Status
11Sonographie
12Autoimmunthyreoiditis und Iod ?
- häufigeres Antreffen einer AIT in SD-Resektaten
nach Verbesserung der Iodversorgung in den USA - In vielen Tiermodellen ist eine
Autoimmunthyreoiditis durch Iodgaben
auslösbar - Tg ist ein Antigen für die Entwicklung einer
AIT bei Mäusen (Hutchings 1992) - Iod erhöht die Antigenität des Tg (Barin 2005)
-
- Problem tierexperimenteller Studien
- es werden Tiere mit genetischer Disposition
untersucht
13epidemiologische Daten
- Effekte einer verbesserten /besseren
Jodversorgung in epidemiologischen Studien
uneinheitlich - Zunahme AK-Prävalenz in Griechenland (Zois
2003) - passagere Zunahme in Marokko (Zimmermann 2003)
- Abnahme der AK-Prävalenz in Sri Lanka
(Mazziotti 2003) -
- keine signifikant höhere Rate AK in Gebieten
mit schlechter/mittlerer/guter Iodversorgung
(China, Gao 2004) - sign. höhere Rate AK in Gebieten mit besserer
Iodversorgung nur bei Pers. gt 60Jahre
(Dänemark, Pedersen 2003)
14pospektive Daten
- unter 500µg/die Iodid Rate erhöhter SD-AK
6/31 Pat. (unter T4 0/31) - subklinische Hypothyeose bei 4/6
- Normalisierung der Stoffwechsellage nach
Iodkarenz
15prospektive Daten
- bei 7/40 Pat. unter 250µg Iodid
subklinische Hypothyrese - SD-AK nicht ansteigend!
- bei 3/7 Normalisierung nach Iodkarenz
16prospektive Daten
17retrospektive Daten
- unter Strumaprophylaxe mit 200µg/die Iodid
kein Anstieg von SD-AK, keine Änderung der
Funktionslage - unter 1,5mg/Woche geringer Anstieg TPO-AK,
keine Änderung der Funktionslage - unter 200µg/die Iodid bei AIT keine Änderung
der Funktionslage (n15)
18Patienten
Kollektiv B 750-1500µg Iodid/Woche für im Median
37 Monate (4-120, n82, wm1,61)
Kollektiv A 100-200 µg Iodid/die für im Median
33 Monate (2-122, n168, wm1,81)
Kollektiv C unbehandelte Kindern / Jugendliche
(n3067, Kontroll-kollektiv, wm2,11)
Zimny M. V173
19Ergebnisse
- positive TPO-/Tg-AK unter Iodid-Medikation vs.
unbehandelte Pat., Unterschiede nicht
signifikant
Fishers exakter Vierfelder-Test
Zimny M. V173
20Ergebnisse
100-200 750-1500 Kontrolle µg/die µg/Woche
weiblich 6/8 (75) 8/9 (89) 84 Dauer bis
AK 20 Mo 34 Mo (Median) TPO-AK gt500 mU/l 2/8
(25) 2/9 (22) 42 lat. hypothyreot 7/8
(88) 4/9 (44) 16 morphologische 5/8 6/9 Ver
änderungen
Zimny M. V173
21Schlußfolgerung
- ausreichende Iodzufuhr essentiell für SD und
SD-Funktion - Iodmangel in Deutschland fast beseitigt
- Prävalenz iodmangelbedingter SD- Veränderunge
n in Deutschland noch hoch
22Schlußfolgerung
- höhere Iodgaben haben einen Effekt auf den
Antikörperstatus, Effekte bis 200µg/die wohl
nur gering - AK werden Pat. mit genetischer
Disposition, die Prävalenz bleibt
wahrscheinlich unverändert - bei vorbestehender Autoimmunthyreoiditis
kann Iodid zu einer Verschlechterung der
Schilddrüsenfunktion führen ?
eingeschränkte thyreoidale Reserve
23Konsequenzen
- zusätzliche Iodzufuhr bei Unterkollektiven
(prädisponierte Pers., SW) bis 200µg/die
weiterhin empfehlenswert - keine zusätzliche Iodzufuhr, evtl. Iodkarenz
bei manifester Autoimmunthyreoiditis - positive SD-AK ohne AIT keine
Kontraindikation für Iodmedikation (in
Kombination mit T4) bei Knoten/Struma
24Hashimoto-Thyreoiditis - familiäre Häufung
Labor TSH 6,53 mU/l fT3 8,2 pmol/l fT4 16,9
pmol/l TPO-AK 4420 U/ml Tg-AK 355 U/ml
Labor TSH 5,58 mU/l fT3 6,6 pmol/l fT4 21,3
pmol/l TPO-AK 4229 U/ml Tg-AK 601 U/ml
25Autoimmunthyreoiditis und Iod ?
- höhere Prävelenz von SD-AK bei besserer
Iodversorgung nur bei älteren Pat. (Pedersen
2003) - Verdreifachung der AK-Prävalenz nach
Beseitigung eines endem. Iodmangels in Gr.
(Zois 2003) - nur transiente Zunahme der SD-AK nach
Beseitigung eines endem. Iodmangels in
Marokko (Zimmermann 2003)
26Diagnostik
- Anamnese
- familiäre Disposition
- andere Autoimmunerkrankungen
- klinische Symptome
- Hyper-/Hypothyreose, Globusgefühl, Haarausfall,
Zyklusstörungen.... - Schwangerschaft / Z.n. Partus
- bei Kindern Entwicklungsverzögerung
27- Hintergrund
-
- Auslösen einer AIT durch Jod-Exzeß im
Tierexperiment - Anstieg der AK-Konzentrationen / lymph.
Infiltrat bei hohen Iodgaben (Papanastasiou
2000, Kahaly 1998) - Effekte einer verbesserten Jodversorgung in
epidemiologischen Studien uneinheitlich - Zunahme AK-Prävalenz in Griechenland (Zois
2003) - passagere Zunahme in Marokko (Zimmermann 2003)
- Abnahme der AK-Prävalenz in Sri Lanka
(Mazziotti 2003)
Zimny M. V173
28SD-Hormonsubstitution bei Euthyreose
- Rationale Bei der TPO-vermittelten
Jodisation der Tg-Moleküle entsteht H2O2 ?
zytotoxisch - Reduktion der TPO-AK nach 12-15 Monaten
L-T4-Therapie (Padberg, Thyroid 2001, Aksoy,
Endocr J 2005) - suppressive L-T4-Therapie effektiver als
nicht-suppressive L-T4-Therapie (Zimny,
Nuklearmedizin 2004)
29Beispiel
Zimny M. V173
30Patienten Indikation der Iodmedikation
Zimny M. V173
31Therapie
- Hormonsubstitution ? Ausgleich der
Fehlfunktion bei (lat.) Hypothyreose - Hormonsubstitution bei Euthyreose ?
- Selen ?
- Iodkarenz ?
32Meng 1999
33Kahaly 1998
34Autoimmunthyreoiditis und Iod ?
- Anstieg der Tg-AK und lymphozytären
Infiltration nach i.m. Injektion von iodiertem
Öl (Papanastasiou 2000) - häufigere Entwicklung einer AIT unter Iodgabe
(500µg) als unter T4, Rückgang der AK-Konz.
nach Iodkarenz (Kahaly 1998)
35Wie beginnt derAutoimmunprozess?
stimulieren transiente Expression von HLA Antigen
(DR, MHC Klasse II ) durch Thyreozyten oder
Antigen-präsentierende Zellen
intrathyreoidale T-Lymphozyten, z.B. bei unspez.
Zellnekrose, virale Infekte
keine T-Zell Proliferation wegen fehlender
Co-Stimulans (B7, CD80) bei Thyreozyten oder
Hemmung von B7 durch Bindung an CTLA-4 bei APC
periphere Toleranz
spätere Proliferation aktivierter T-Zellen nach
Antigen-Präsentation ohne Co-Stimulans (B7, CD80)
Weetman 2003
36atrophische Thyreoiditis - Verlauf
07/95 Labor TSH 36,76 mU/l fT3 5,3
pmol/l fT4 11,3 pmol/l TPO-AK 2291
U/ml Tg-AK 93 U/ml
02/06 (unter 75µg LT4) Labor TSH 1,00
mU/l fT3 4,9 pmol/l fT4 16,8
pmol/l TPO-AK 195 U/ml Tg-AK - U/ml
37Ergebnisse
Zimny M. V173
38Zusammenfassung
- Prävalenz eines positiven AK-Status 7,1 im
Kollektiv unbehandelter Patienten. - Zunehmende Häufigkeit nach der Pubertät
- Kein signifikanter Effekt einer
Iodid-Medikation mit 100-200µg/Tag bzw.
750-1500µg/Woche bei Kindern / Jugendlichen - meist nur moderate AK-Erhöhung im
behandelten Kollektiv ? aber häufiger TSH?
Zimny M. V173